ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
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- From: Wolfgang Gerstenhöfer <wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>
- To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?
- Date: Fri, 4 Apr 2014 15:55:49 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Hallo zusammen,
da das Kerngeschäft oder - weniger wirtschaftlich - der Zweck eines
Krankenhauses nun einmal im medizinischen Bereich im weitesten Sinne liegt,
muß auch der "Medizinbetrieb" letztendlich kaufmännisch betrachtet werden -
natürlich nicht zu Lasten der Patienten.
Da kann meines Erachtens aber nur durch eine dritte "Partei" sichergestellt
werden, nämlich durch die Patienten und zwar in diesem Fall vertreten durch
ihre Krankenkassen und -versicherer.
Deshalb halte ich es für wichtig, daß die "Krankenversicherungsträger" ein
möglichst großes Interesse daran haben, Kosten zu sparen und Leistungen
nicht erbringen zu müssen.
Der Patient ist in der Regel nicht in der Lage, den Ärzten auf die Finger zu
sehen - oder nur sehr begrenzt. Das muß für ihn die Versichertengemeinschaft
in Form des "Krankenversicherungsträgers" übernehmen, wenn dafür gesorgt
wird, daß er ein Interesse an niedrigen Beiträgen, um neue
Kunden/Versicherte zu werben, und an geringen Ausgaben hat, um den
Zinsgewinn aus den Kapitalanlagen zu steigern.
Und damit dies aber nicht zu Lasten der Patienten geschieht, muß es
selbstverständlich wieder einen Widerpart geben. Dieser wird von den
behandelnden Ärzten, von ärztlichen Gutachtern, der Leitlinien- oder
Evidenzbasierten Medizin und einer staatlichen Fachaufsicht gebildet.
So kann es nach meiner Überzeugung funktionieren. Eine zentrale Steuerung
wird bei diesem komplexen System und den vielen sehr individuellen
Einzelfällen nicht möglich sein.
Ich empfehle deshalb erneut dazu die Lektüre meiner Konzeptvorschläge:
http://gerstenhoefer.jimdo.com/reform-der-krankenversicherung/
http://gerstenhoefer.jimdo.com/aktuelles/gesundheitswesen-markt/
Beste Grüße
Wolfgang
Liberal - sozial und trotzdem freiheitlich ...
http://gerstenhoefer.jimdo.com/
----- Original Message ----- From: "syna" <syna AT news.piratenpartei.de>
To: <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Friday, April 04, 2014 6:25 AM
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?
Hallo Reinhard,
danke für Deine Gedanken hier im Forum! Ich will kurz antworten:
Reisch schrieb:
Schönen guten Tag allerseits,
es tut mir leid, Syna, aber dein Beitrag besteht für mich aus reinen
Schubladen:
Der böse ökonomisch denkende Geschäftsführer und der gute, dem Patienten
verpflichtete Arzt.
Ich war in beiden Welten tätig und so schwarz-weiß ist es nicht!
Einerseits geht es in der Gesundheitspolitik darum, begrenzte Ressourcen
zu verteilen. Deshalb ist es weder auf der makroökonomischen Ebene noch
auf der mikroökonomischen Ebene beispielsweise der Krankenhäuser
verwerflich, wirtschaftlich zu denken. Denn bei begrenzten Ressourcen,
die es nun mal unabhängig von der Höhe der Beiträge oder der Finanzierung
zwingend gibt, dient das ökonomische Denken dem Erhalt des Systems! Und
es gibt auch nicht nur die bösen privaten Klinikketten.
Oh, da fühle ich mich mißverstanden. Kommt mein Beitrag wirklich so
"schubladenartig" 'rüber?
Natürlich ist das betriebswirtschaftliche Denken der Unternehmensführung
oder des kaufmännischen Direktors essenziell wichtig! Eine wirtschaftliche
Führung eines Krankenhauses ist im Sinne der Gesellschaft, damit Kosten im
Gesundheitssystem nicht aus dem Ruder laufen. Auch müssen - wie in allen
Bereichen der Wirtschaft sonst auch - Rationalisierungspotenziale gehoben
werden, ganz klar.
Und ja: Nicht nur die privaten Krankenhäuser sehen sich ökonomischen
Zwängen gegenüber, auch die städtischen Kliniken stehen unter großem
Druck, wenn sie ihre Schließung verhindern wollen .... und ja: Das ist im
Sinne
einer Kosteneffizienz leider auch notwendig.
Reisch schrieb:
Das Problem der privaten Krankenhausträger ist nicht das wirtschaftliche
Denken, ...
Da stimme ich voll überein - siehe oben.
Reisch schrieb:
sondern dass sie für das Gesundheitssystem über Zwangsabgaben der
Versicherten aufgebrachte Finanzmittel dem System als Rendite entziehen.
Diese Renditen kommen nicht mehr den Patienten zu Gute.
Mmmh. Das habe ich jetzt nicht verstanden. Natürlich entzieht das
Gesundheitssystem insgesamt finanzielle Mittel, denn es muss irgendwie
finanziert werden. Diese finanziellen Mittel können dann nicht mehr
anderweitig renditebringend investiert werden. Dieser Zusammenhang ist
aber
eher trivial, es sei denn, Du meinst noch etwas anderes?
Reisch schrieb:
Und die Ärzte sind selbst oft genug die treibende Kraft hinter den
wirtschaftlichen Überlegungen und zwar nicht nur, wenn sie unter Druck
gesetzt werden. Ärzte lassen sich leider nicht selten sehr leicht
mindestens funktionalisieren, oft genug auch korrumpieren. Dafür gibt es
ausreichend Beispiele und zwar nicht nur in finanzieller Hinsicht,
sondern in der gesamten Geschichte auch in sehr viel tragischeren
Zusammenhängen.
Die Frage der Anreize eines Vergütungsstems ist hoch komplex und lässt
sich leider nicht einfach durch schwarze und weiße Schafe erklären, denn
auch die weißen Schafe laufen zum Trog, wenn es Futter gibt.
Also grundsätzlich:
Es geht mir *nicht *darum, irgendjemandem, weder den Ärzten noch der
kaufmännischen
Leitung, den Schwarzen Peter zuzuschieben oder womöglich als "schuldig" zu
branntmarken. Beide Gruppen verfolgen "ihre" Ziele - und das sollen sie
auch tun.
Es handelt sich bei unserem Problem - siehe das Video oben - um ein
/strukturelles/ Problem: Es werden zuviele OPs durchgeführt. OPs, die
nicht aus
medizinischer Sicht dem Patienten zuträglich sind, sondern die vor allem
die
Bilanz des Krankenhauses verbessern helfen. Nicht irgendeine Gruppe -
Ärzte
oder Betriebswirte - hat "schuld".
Stattdessen handelt es sich um ein /strukturelles /Problem: Die
kaufmännische
Leitung greift mit subtilem und nichtsubtilem Druck durch bis auf die
Ebene
medizinischer Entscheidungen. Das liegt in der Struktur der Hierarchie
begründet: Alles, was die kaufmännische Leitung darf, das tut sie auch.
Wenn
wir uns diese Hierarchiestruktur ansehen, sehen wir eigentlich, wo
korrigiert
werden muss.
Mein Vorschlag einer Lösung ist noch nicht zu Ende gedacht, aber der
Ansatz
müsste sein: Wir müssen die Einflussnahmen der kaufmännischen Leitung auf
die Ärzteschaft unterbinden. D.h. die kaufmännische Leitung soll alle ihre
Ziele
verfolgen, wenn möglich sogar ein positives Ergebnis erzielen, allerdings
ohne
Einfluss auf medizinische Entscheidungen zu nehmen.
Wir brauchen an dieser Stelle offenbar eine Trennung. Ähnlich wie im
Aktienhandel, wo ja auch Einflussnahmen von "Insidern" verboten sind.
Genauso dürfen Einflussnahmen auf die medizinische Ebene nicht erlaubt
sein.
Die Frage ist natürlich: Wie macht man das konkret? Wenn Du in "beide
Welten" Einblick hast, dann könntest Du doch am besten sagen, wie so eine
Lösung aussehen müsste?
--
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- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 03.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolfgang Gerstenhöfer, 03.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Reinhard Schaffert, 03.04.2014
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- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 04.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolfgang Gerstenhöfer, 05.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 04.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, wdt, 04.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 04.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolf-Dietrich Trenner, 05.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 04.04.2014
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- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Jürgen Junghänel, 05.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolf-Dietrich Trenner, 07.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 24.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolf-Dietrich Trenner, 07.04.2014
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