ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
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- From: wdt <wolf-dietrich AT trenner.de>
- To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?
- Date: Fri, 4 Apr 2014 08:46:34 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Am 03.04.2014 um 08:40 schrieb syna <syna AT news.piratenpartei.de>:
> … auch wenn wir nicht eine übergroße Zahl von Krankenhäusern hätten, so
> würde der kaufmännischen Direktor doch trotzdem Druck ausüben. Damit seine
> Zahlen stimmen, und damit der Gewinn für das Unternehmen (Rhön, Asklepios,
> Fresenius, ...) steigt.
>
> Es sind also weniger die Bettenkapazitäten, sondern es ist einfach die
> Dominanz der betriebswirtschaftlichen Kriterien in den medizinischen
> Bereich hinein.
Eine kleinere Zahl von Betten würde zu einer Verknappung der möglichen
Behandlungen und damit auch zu einer Minderung der in nicht mehr medizinisch
nachvollziehbaren Fallzahlsteigerungen (wer es nicht glaubt: recherchiere
TAVI vs. konservativem Verfahren Herzklappen oder Kardiologie vs.
Herzchirurgie) führen. Das alleine würde nicht reichen, wäre aber ein Schritt
in eine richtige und dringend erforderliche Richtung. Ergänzend könnte die
Qualität der Behandlungen zulssungsrelevant sowie honorarrelevant werden, ein
weiter Weg noch, aber eine begründbare und logische Richtung.
Der Hinweis auf die privaten Klinikketten ist an dieser Stelle nicht
angebracht, die Fehlsteuerungen ziehen sich nämlich über alle Trägertypen.
Dass private Gewinnabschöpfungen der Kapitalgeber zusätzliche Probleme
schaffen ist klar, Investitionsverweigerungen der verpflichteten Bundesländer
sind aber eine Ursache der Entwicklung.
> Das Zweitmeinungsverfahren ... mmh - teuer, und in der Praxis kaum
> durchführbar. Der Mensch, der zur Rücken-OP praktisch überrumpelt wurde,
> hatte ja zuvor schon etliche Zweit-, Dritt- und Viertmeinungen, die alle
> unterschiedlich lauteten.
Diese Ablehnung finde ich bei den verantwortlichen Trägern des
Gesundheitssystems häufig, Belege werden nicht angeführt, es bleibt bei
Spekulationen. Die darin enthaltenen Behauptungen sind ohne jeden Beleg für
die Richtigkeit.
> Ich denke, die Wurzel des Übels ist: Der medizinische Bereich wird durch
> betriebswirtschaftliche Vorgaben zu sehr unter Druck gesetzt. Der einzelne
> Arzt hat sich - einstmals bei Beginn seines Studiums - dem Eid des
> Hippokrates - direkt oder doch unbewusst indirekt - verpflichtet gefühlt.
> Und hat daraufhin sein Studium begonnen. Um
> den Menschen zu helfen.
Ebenfalls spekulativ. Es gibt solche und solche.
> Nach Beendigung des Studiums, in der täglichen Praxis, musste er dann aber
> erfahren, dass betriebswirtschaftliche Kriterien noch über den
> medizinischen Kriterien rangieren. Als niedergelassener Arzt war er
> plötzlich mit einer Kreditlinie für seine Praxis konfrontiert, die über
> Sein oder Nichtsein entschied. Als Krankenhausarzt musste er -
> ganz subtil natürlich - erfahren, dass er "auf Teufel komm raus" bestimmte
> Mindestfallzahlen bringen musste. Denn falls er diese nicht erbringt,
> werden die nächsten Personalentscheidungen der kaufmännischen Führung nicht
> in seinem Sinne getroffen werden. Das hat dann schon existenzbedrohende
> Ausmaße. Und es lässt den einst so
> hoch gehaltenen hippokratischen Eid regelmäßig in den Hintergrund rücken.
Na, das war dann aber ein Realitätsschock. Da wird der arme heilige Arzt so
kurz nach dem kuscheligen Hyppokratesstudium damit konfrontiert, dass alles
in dieser Welt Geld kostet. Sorry, aber es fällt mir schwer da ernst zu
bleiben.
> Die Lösung wäre:
>
> Man müsste den betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen Bereich der
> Krankenhausführung ganz klar vom medizinischen, nur den Patienten
> verpflichteten Bereich, trennen.
Das wäre ein fataler Fehler. Nur in einer Zusammenarbeit ist eine Lösung
möglich. Schon im ärztlichen Bereich haben wir als Patienten mit der
Aufspaltung (und damit verbundenen Facharroganz und Kommunikationsbehinderung
der Beteiligten) sowie den Sektorentrennungen zuviele schlechte Erfahrungen
machen müssen. Das Gegenteil wäre richtiger: mehr Zusammenarbeit, mehr
Verständnis füreinander, mehr gemeinsame Verantwortung für die Patienten.
wolf /gn8
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- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 03.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolfgang Gerstenhöfer, 03.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Reinhard Schaffert, 03.04.2014
- Nachricht nicht verfügbar
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 04.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolfgang Gerstenhöfer, 05.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 04.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, wdt, 04.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 04.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolf-Dietrich Trenner, 05.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 04.04.2014
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- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Jürgen Junghänel, 05.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolf-Dietrich Trenner, 07.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, syna, 24.04.2014
- Re: [AG-Gesundheit] Zu viele OPs?, Wolf-Dietrich Trenner, 07.04.2014
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