ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
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- From: Reisch <Reisch AT news.piratenpartei.de>
- To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
- Date: Thu, 10 May 2012 13:04:18 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver
Schönen guten Tag allerseits,
ich verfolge diesen Diskussionsstrang noch nicht so lange. Vielleicht habe ich dadurch einiges verpasst. Ich möchte jedoch zu der Diskussion und den letzten Beiträgen Stellung nehmen:
1. Das die Freiberuflichkeit der (niedergelassenen) Ärzte für ein funktionierende Gesundheitssystem Voraussetzung ist, halte ich inzwischen auch in Deutschland für widerlegt. Immer mehr und gerade jüngere Ärzte ziehen der freiberuflichen Praxis ein Angestelltendasein im MVZ (oder bei einem anderen Arzt) vor - und leisten dort dennoch gute und engagierte Arbeit.
2. Frage: Müssen wir als Piraten eine Vorstellung vom Gesundheitssystem haben, durch die eine Berufsausübung nur in bestimmter Form zulässig ist? Oder haben wir die Fantasie, ein bezahlbares und effektives Gesundheitssystem zu entwickeln, dass auch und gerade durch Pluralität der Versorgungsmöglichkeiten besteht?
3. Die Diskussion wird nach meiner Wahrnehmung aus Ärztesicht geführt. Dass die Arbeit (in welcher Form auch immer) fair und angemessen zu bezahlen ist, kann ich nachvollziehen. Für mich steht allerdings primär die Frage im Mittelpunkt, was für den Patienten das Beste ist. Meine Antwort wäre, dass er dort kompetente Hilfe bekommt, wo er sie sucht, egal ob das in einer niedergelassenen Praxis, in einem MVZ oder gar im Krankenhaus ist! Erst wenn der Patient auch tatsächlich die Wahl hat, zeigt sich die für ihn "beste" Lösung (die individuell durchaus unterschiedlich sein kann).
4. Daher geht es mir auch bei der Bezahlung primär um den Patienten. Wie bei anderen Dienstleistungen auch, sollte diese für ihn einigermaßen transparent sein (bei allen Problemen und Diskussionen, die das vielleicht mit sich bringt). Und: Gleiche Leistung - wie gesagt, egal ob als Praxis, MVZ oder Krankenhaus erbracht - sollte meines Erachtens auch gleich vergütet werden (natürlich auch der Leistung angemessen).
Ich wünsche noch einen schönen Tag, Reinhard
Morgan le Fay schrieb:
Jaaa, ich kann Euch ja verstehen, aber der Vergleich hinkt halt. Ich kann im Gegensatz zu Euch zwar meine Preise weitgehend selbst festlegen (obwohl der Markt knallhart ist), aber ich kann im Gegensatz zu Euch nicht meinen Kunden sagen:
"O-ooo, das sieht aber gar nicht gut aus! Bei Ihnen müssen wir aber unbedingt ein Gleitsichtglas machen. Prophylaktisch sollten Sie sich noch eine flexible Titanfassung gönnen. Bitte kommen Sie in einem Vierteljahr noch einmal her, dann müssen wir die Gläser erneut anmessen!".
Eure Leistungen, die Ihr von der Kasse bekommt, sind zwar unter aller Sau (und das habe ich als selbst Betroffener immer gewusst und auch eingeräumt), aber Ihr könnt eben im Gegensatz zum gern als Vergleich herangezogenen Klempner oder Friseur Eure Auftragslage selbst beeinflussen. Das verführt zum ungenierten Zugriff. Auch hier nehme ich mich oder besser die komplette Optikerschaft nicht aus. Aber ich persönlich habe es halt auch nicht besser gewusst, was man anrichtet, wenn man wie früher einfach auf "Berechtigungsschein" (so nannte sich das damals) die nächst modernere Brille verkauft hat.
Die Zeiten sind für uns alle einfach vorbei, das sollte endlich mal verstanden werden. Ich würde es mir wahrlich auch anders wünschen, aber so ist nun einmal die Realität.
Nichts für ungut.
Gruß
Harry
Dr. Andreas Forster schrieb: #
Dann sind wir uns ja doch fast einig :-) ! Ich und 120 00 weitere freiberuflich tätige Ärzte wollen selbständig bleiben und angemessen bezahlt werden, mehr nicht!
Gruß
Andreas
Morgan le Fay schrieb:
Da sagst Du was Wahres und das meine ich völlig ernst!
Ich wünschte, ich hätte damals gewusst, was ich heute weiß. Immerhin sind wir konsequent genug gewesen, nicht wieder einen Kassenknebelvertrag zu unterschreiben. Wir sind reine Privatoptiker.
Gruß
Harry
Dr. Andreas Forster schrieb:
Und jetzt? Bist Du selbständig? Warum? Angestellte haben's doch besser?
Gruß
Andreas
Morgan le Fay schrieb:
Den derzeitigen schon. Aber die Arbeitszeit ist eine Frage des Vertrages, den man abschließt. Und wie von Führungspersonal erwartet wird, wird halt auch mal vom Arzt erwartet, dass er (bezahlte oder abzugeltende) Mehrstunden leistet, wenn plötzlich ein ganzes Dorf erkrankt.
Als ich selbst Filialleiter der bundesweit viertgrößten Filiale einer großen Optikerkette war, hatte ich die 42 Std-Woche auch nur auf dem Papier stehen. Aber ich habe sehr gut damals verdient und dann war es selbstverständlich, dass man sich in einer solchen Verantwortung auch besonders bemüht. Solche Jobs liegen ja nicht auf der Straße
Dr. Holger Scholz schrieb:
Es geht glaube ich nicht um Arbeitsverweigerung, sondern eine Reduktion auf 40 Stunden. Das reicht schon, den Markt zu sprengen. ;-)).
*Von:* ag-gesundheitswesen-bounces[at]lists.piratenpartei.de http://mailto:ag-gesundheitswesen-bounces%5Bat%5Dlists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces[at]lists.piratenpartei.de http://mailto:ag-gesundheitswesen-bounces%5Bat%5Dlists.piratenpartei.de] *Im Auftrag von *Morgan le Fay
*Gesendet:* Mittwoch, 9. Mai 2012 11:53
*An:* ag-gesundheitswesen[at]lists.piratenpartei.de http://mailto:ag-gesundheitswesen%5Bat%5Dlists.piratenpartei.de
*Betreff:* Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
Das gilt allenfalls für den Status quo. Das muss ja so nicht bleiben. Man kann sich z.B. überlegen, ob man öffentliche Gelder zur Subventionierung der Facharztausbildung nicht an gewisse Bedingungen knüpft und/oder den Durchsatz an den Unis erhöht und/oder Ärzte aus dem Ausland hereinholt.
Man kann Aufgaben, die heute vom Arzt erledigt werden (müssen), per Gesetz an nichtärztliche Curriculi vergeben. Dazu kommt es ohnehin automatisch, wenn zuwenig Ärzte, z.B. in der Augenheilkunde, vorhanden wären. Dann übernimmt eben der Optiker 80% des Tagesgeschäftes des Arztes und zwar ohne jede Qualitätseinbuße.
Würde das über alle Bereiche der Medizin konsequent durchgezogen und die Curriculi rechtlich zur Ausübung bestimmter Tätigkeiten legitimiert, könnte man sich mindestens jede 4. Arztpraxis sparen.
Ich frage mich allerdings, was einen Arzt bewegen sollte, die Arbeit zu verweigern, wenn ihm ein regelmäßig gezahltes und gutes Fixgehalt die Arbeitszeit versüßt. Im freien Markt - auch irgendwo im Ausland - wird er sich mehr anstrengen müssen.
Gruß
Harry
Am 09.05.2012 11:35, schrieb Dr. Andreas Forster:
Es reicht schon wenn die Niedergelassenen nur noch Dienst nach Vorschrift machen, das kann niemand kompensieren (90% der Arztkontakte laufen über die Praxen). Außerdem, wo willst Du den Ersatz herbekommen wenn Du den langsam arbeitenden Arzt feuerst? Der Markt ist leergefegt! Schön aber dass es außer den Sozialromantikern auch hier auch noch Power-Kapitalisten gibt!
Gruß
Andreas
Am 08.05.2012 16:28, schrieb Morgan le Fay:
Nein, warum auch?
Wenn ein angestellter Mitarbeiter von mir seine Arbeit nicht erledigt, erhält er eine Ermahnung, dann eine Abmahnung und wird im Wiederholungsfall gekündigt. Fertig ist der Lack. Ich zahle ihn/sie doch nicht aus Jux und Dollerei!
Und der Arzt bekommt sein Gehalt auch nicht auf seine hübsche Nase hin, sondern dafür, dass er was schafft!
Am 08.05.2012 16:17, schrieb Dr. Andreas Forster:
/Ärzte (und u.U. auch andere Leistungserbringer) in Festanstellung ist genau das, was mir auch vorschwebt./
Au ja, endlich geregelte Arbeitszeiten und nur noch jede Stunde ein Patient! Damit werden wir wenigstens Weltmeister der Wartezeiten auf Arztbesuche!
Hat sich immer noch nicht rumgesprochen, dass das System ohne die freiberuflichen Ärzte sofort und nachweislich zusammenbrechen würde??
Gruß
Andreas
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, (fortgesetzt)
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Morgan le Fay, 09.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Dr. Holger Scholz, 09.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Morgan le Fay, 09.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Dr. Andreas Forster, 10.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Martin Waelsch, 09.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Dr. Andreas Forster, 10.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Morgan le Fay, 10.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Dr. Andreas Forster, 10.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Martin E. Waelsch, 10.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Morgan le Fay, 10.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Reisch, 10.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Martin Waelsch, 11.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Reisch, 11.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Martin Waelsch, 11.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Helmut Rohrer, 12.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Martin E. Waelsch, 10.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Martin Waelsch, 09.05.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, Meier, 13.05.2012
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