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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Andreas Forster" <dr.forster AT aforster.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen
  • Date: Thu, 10 May 2012 00:37:30 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ich finde es auffällig dass wir andauernd vom Geld reden.

Früher ging es um Medizin und damit um die Gesundheit der Menschen. Das Geld hatte sich dem unterzuordnen.

Heute geht es permanent um Geld und die Medizin soll sich dem Unterordnen! Das ist ein Zustand an dem keine der mir bekannte Parteien etwas ändern möchte. Deshalb setze ich eine gewisse Hoffnung in die Piraten.

Wenn aber stereotyp widerholt wird, dass ja sowieso 80% der ärztlichen Tätigkeiten von ungelernten übernommen werden könnten und wenn die Freiberuflichkeit der Ärzte (das bedeutete eigentlich auch einmal Unabhängigkeit, so behandeln zu können wie es medizinisch sinnvoll ist) abgeschafft werden soll, hat der Rösler vielleicht doch Recht, dass die Piraten nur Linke mit Internetanschluss sind!

Niemals wird ein angestellter Arzt (von wenigen Ausnahemen abgesehen) dauerhaft die gleiche Leistung erbringen wie ein Freiberufler der auch ein Risoko trägt und andererseits seine Situation durch eigenen Einsatz verbessern kann! Da habe ich übrigens durch mehrere angestellte Ärzte in meiner Praxis einschlägige Erfahrungen!

Wenn die Anstellung die Lösung ist dann doch bitte auch alle KFZ Mechaniker, Einzelhändler, Architekten, Rosenverkäufer usw.. Alle Selbständigen brauchen doch dringend auch die Segnungen der Festanstellung und für die Kunden wird damit nach Deiner Logik auch alles besser!

Warum hat gleich wieder die DDR so nicht funktioniert??? Schon vergessen??
Gruß

Andreas

Am 09.05.2012 15:05, schrieb Morgan le Fay:
Ich muss vielleicht mal klarstellen, dass ich andauernd vom "niedergelassenen" Arzt rede.

Dieser arbeitet im Schnitt nicht ganz 60 Std (Erhebung durch die AOK) pro Woche, allerdings ist dieser Durchschnitt durch die vielen in Teilzeit arbeitenden Ärztinnen nicht ganz realitätsnah.
Davon entfallen aber viel zu viele Arbeitsstunden auf Administration, die beim angestellten Arzt ja von vornherein nicht anfielen. Es ist ja Teil meiner Idee, den Arzt möglichst weit gehend von Haftung und Verantwortung zu befreien, wo er keine übernehmen müsste und zudem dafür zu sorgen, dass er die meiste Zeit, für die man ihn bezahlt, auch für seine Patienten da ist und nicht Papierkram erledigen muss.
Nur ein Arzt, der nicht überfordert wird, kann eine angemessene Leistung bringen. Es kann also keine Rede davon sein, dass man den angestellten Spritzenknecht rund um die Uhr schuften lassen wollte.

Und wenn ich noch einmal eine Statistik bemühen darf, haben wir in D seit Jahren im Schnitt einen Zuwanderungsüberschuss, d.h., es wandern mehr Ärzte zu als abwandern und die Arztzahlen steigen leicht an.



Am 09.05.2012 13:47, schrieb Dr. Holger Scholz:

Nicht ganz, vom Arzt wird verlangt, dass er IM NORMALFALL dauerhaft Überstunden leistet. Wenn der normale angestellte Arzt dann wirklich gut verdienen WÜRDE, dann wäre das Ganze „nur“ noch ein Sicherheitsproblem für den Patienten. Ich habe in meiner Doktorarbeit operative Versorgungen nach komplexen Gesichtsfrakturen nachuntersucht. Da haben zum Teil Ärzte, die vorher eine normale Schicht hatten gegen Ende ihres 12 Stunden Bereitschaftsdienstes (zu dem Zeitpunkt also bereits mehr als 20 Stunden auf den Beinen) eine Operation rein bekommen, die dann nochmal 10 Stunden dauert. Um diese NORMALEN Arbeitszeiten geht es.

Wir haben in unserer Klinik auch Überstunden, die müssen die Mitarbeiter aber zeitnah abfeiern, die haben also in einem 4-6-Monatsschnitt nicht mehr als 40 Stunden. Schick mal einen normalen KH-Arzt zum Abfeiern der Überstunden nach Hause, der ist den Rest des Jahres weg. Und Ärzte aus dem Ausland abwerben? Har har, das läuft eher umgekehrt.

VG
HS

 

 

Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Morgan le Fay
Gesendet: Mittwoch, 9. Mai 2012 12:58
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

 

Den derzeitigen schon. Aber die Arbeitszeit ist eine Frage des Vertrages, den man abschließt. Und wie von Führungspersonal erwartet wird, wird halt auch mal vom Arzt erwartet, dass er (bezahlte oder abzugeltende) Mehrstunden leistet, wenn plötzlich ein ganzes Dorf erkrankt.
Als ich selbst Filialleiter der bundesweit viertgrößten Filiale einer großen Optikerkette war, hatte ich die 42 Std-Woche auch nur auf dem Papier stehen. Aber ich habe sehr gut damals verdient und dann war es selbstverständlich, dass man sich in einer solchen Verantwortung auch besonders bemüht. Solche Jobs liegen ja nicht auf der Straße


Am 09.05.2012 12:06, schrieb Dr. Holger Scholz:

Es geht glaube ich nicht um Arbeitsverweigerung, sondern eine Reduktion auf 40 Stunden. Das reicht schon, den Markt zu sprengen. ;-)).

 

Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Morgan le Fay
Gesendet: Mittwoch, 9. Mai 2012 11:53
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

 

Das gilt allenfalls für den Status quo. Das muss ja so nicht bleiben. Man kann sich z.B. überlegen, ob man öffentliche Gelder zur Subventionierung der Facharztausbildung nicht an gewisse Bedingungen knüpft und/oder den Durchsatz an den Unis erhöht und/oder Ärzte aus dem Ausland hereinholt.
Man kann Aufgaben, die heute vom Arzt erledigt werden (müssen), per Gesetz an nichtärztliche Curriculi vergeben. Dazu kommt es ohnehin automatisch, wenn zuwenig Ärzte, z.B. in der Augenheilkunde, vorhanden wären. Dann übernimmt eben der Optiker 80% des Tagesgeschäftes des Arztes und zwar ohne jede Qualitätseinbuße.
Würde das über alle Bereiche der Medizin konsequent durchgezogen und die Curriculi rechtlich zur Ausübung bestimmter Tätigkeiten legitimiert, könnte man sich mindestens jede 4. Arztpraxis sparen.

Ich frage mich allerdings, was einen Arzt bewegen sollte, die Arbeit zu verweigern, wenn ihm ein regelmäßig gezahltes und gutes Fixgehalt die Arbeitszeit versüßt. Im freien Markt - auch irgendwo im Ausland - wird er sich mehr anstrengen müssen.

Gruß
Harry




Am 09.05.2012 11:35, schrieb Dr. Andreas Forster:

Es  reicht schon wenn die Niedergelassenen nur noch Dienst nach Vorschrift machen, das kann niemand kompensieren (90% der Arztkontakte laufen über die Praxen). Außerdem, wo willst Du den Ersatz herbekommen wenn Du den langsam arbeitenden Arzt feuerst? Der Markt ist leergefegt! Schön aber dass es außer den Sozialromantikern auch hier auch noch Power-Kapitalisten gibt!
Gruß

Andreas

Am 08.05.2012 16:28, schrieb Morgan le Fay:

Nein, warum auch?
Wenn ein angestellter Mitarbeiter von mir seine Arbeit nicht erledigt, erhält er eine Ermahnung, dann eine Abmahnung und wird im Wiederholungsfall gekündigt. Fertig ist der Lack. Ich zahle ihn/sie doch nicht aus Jux und Dollerei!
Und der Arzt bekommt sein Gehalt auch nicht auf seine hübsche Nase hin, sondern dafür, dass er was schafft!

Am 08.05.2012 16:17, schrieb Dr. Andreas Forster:

Ärzte (und u.U. auch andere Leistungserbringer) in Festanstellung ist genau das, was mir auch vorschwebt.
Au ja, endlich geregelte Arbeitszeiten und nur noch jede Stunde ein Patient! Damit werden wir wenigstens Weltmeister der Wartezeiten auf Arztbesuche!
Hat sich immer noch nicht rumgesprochen, dass das System ohne die freiberuflichen Ärzte sofort und nachweislich zusammenbrechen würde??
Gruß

Andreas

 













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