Re: [AG-Gesundheit] Die "Duale Vergütung" im Gesundheitswesen

["Dr. A. Cavicchioli" <cavicchioli AT t-online.de>]

Ciao,

der EBM gilt bundesweit. Hilft aber nicht weiter, es müssen dennoch, aus 
meiner Sicht sinnvollerweise, die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt 
werden.

Das mit der Verschreibungsmenge teile ich nicht. Es ist gewachsene 
Erfahrung. Kein Malus führt zu mehr Verordnung. Funktionäre? Das 
überprüft ein Programm mit wenig Aufwand.

Aus meiner Erfahrung gibt es leider in jedem Beruf schwarze Schafe. 
Diese müssen ausfindig gemacht werden. Das geht nur mit Kontrolle. Ich 
finde dies vor allem in Interesse des Pat. für unerlässlich. 
Fachlich-inhaltlich Überprüfen sollte nur ein Fachkundiger.

In BaWü und Bayern haben sie andere Verträge (73b und 73c) und 
zusätzliches Geld dadurch erzwungen. Ein Auswandern oder das Abgeben der 
KV-Zulassung waren dadurch nicht notwendig. Was meinst Du mit 
Populismuns dabei?

Bittere Realität ist, dass es immer weniger Ärzte gibt. Wir müssen in 
unserem Interesse für diesen schwierigen, unattraktiven Beruf unser 
Möglichstes tun, damit wir wieder genügend Ärzte bekommen.

Dieser Wechsel zwischen Detailauseinandersetzung und große Linie halte 
ich für unproduktiv. Wir setzen uns mit Details auseinander, ohne die 
große Linie zu verfolgen. Ich kann bisher nur mit der Forderung 
mitgehen, eine einzige Gebührenordnung einzurichten.

Eine Veränderung der Bedingungen für die ärztliche Arbeit führt 
unweigerlich zu den bekannten Themen: wir müssen dem Arzt einen 
gerechten Lohn ohne wenn und aber zugestehen. Gleichzeitig muss sein tun 
qualitativ hochwertig sein, was kontrolliert werden muss.

Weshalb gerechten Lohn? Weil die meisten Ärzte nicht alle Leistungen 
vergütet bekommen, die sie erbringen. Ich kenne Orthopäden, die ihre 
Praxis nicht verkaufen können, weil sie unrentabel ist, Psychiater haben 
auf dem lande in vielen Zulassungsgebieten keine Chance, ihre Praxis los 
zu werden, weil schlichtweg immer weniger Ärzte diesen Facharzt absolvieren.

Viele Grüße
Alessandro

Am 09.05.2012 11:21, schrieb Meier:
> Dr. Alessandro Cavicchioli schrieb:
> > Es wird hier auch unterschätzt, was eine KV sonst alles macht. Die 
> > Abrechnungen müssen auf Nachvollziehbarkeit überprüft werden.
> Wozu mit welchem Zweck. Wenn man nur noch ein bundesweit geltendes 
> Abrechnungssystem hat, braucht man diesen Heidenaufwand nicht mehr.
>
> Dr. Alessandro Cavicchioli schrieb:
> > Die Menge der verschriebenen Medikamenten wird überprüft und ggfs. 
> > der Arzt in Regress genommen.
> Der gleiche unnötige Kropf, der nur Funktionäre ernährt.
>
> Dr. Alessandro Cavicchioli schrieb:
> > Die Versicherte, die aus einem anderen KV-Gebiet kommen, müssen 
> > anders verrechnet werden. dann gibt es ein Disziplinarausschuss, ein 
> > Ausschuss für die Bestimmung, wo freie Sitze sind usw. das soll in 
> > Zukunft die Kasse machen?
> Dito wozu? welchen Sinn hat dieser Unsinn? Ernährt ebenfalls nur 
> Funktionäre, die dann natürlich Angst um ihren Job haben, wenn man es 
> vereinfacht.
>
> Dr. Alessandro Cavicchioli schrieb:
> > Ich denke, dass dann die ärztlichen Kollegen sich gegen Schweiz oder 
> > in Privatpraxen verabschieden. In BaWü und Bay haben die Ärzte 
> > rebelliert, als sie unter aus ihrer Sicht unmöglichen Bedingungen 
> > hätten arbeiten sollen und waren auch bereit allesamt in Privatpraxen 
> > zu arbeiten.....
> Und warum waren sie dann nicht konsequent genug es endlich zu tun, nur 
> noch in Privatpraxen zu arbeiten. Weil das alles nur purer Poppulismus 
> ist.
>
> Ansonsten denke ich, dass die Ärzte, die in die Schweiz warum auch 
> immer wollen, schon längst dort sind. Weiterhin zeigen nahezu alle EU 
> Staaten, dass es ohne den deutschen Kropf KV/KZV und über 200 
> Krankenkassen geht.
>
> Also noch einmal: Wenn ich krank bin, dann brauche ich einen guten 
> Arzt, der für mich Zeit hat und weder über 200 Kassenvorstände, noch 
> über 30 KV/KZV Vorstände, die von meinen Beiträgen bezahlt werden.