Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen

[Meier <Meier AT news.piratenpartei.de>]

Dr. Holger Scholz schrieb:
> Hallo Meier,
> vieles von dem, was du schreibst, kann ich nachvollziehen. Ich kenne das 
> System in Schweden nicht. Nur eine Anmerkung aus eigener Erfahrung: Eine 
> Patientin, die nach Schweden gezogen ist, kam noch Jahre lang nach D zum 
> Arzt, weil sie auf Termine beim Arzt dort sehr lange warten musste und 
> die privat praktizierenden Ärzte zu teuer für sie waren.
Zu England kann ich nicht viel sagen. In Schweden kenne ich mich ganz gut 
aus. Dort läuft es folgendermassen:

- Notfallmedizin wie bei uns. Da wird ohne wenn und aber geholfen. Dito 
Akutfälle. Punkt.

- Wartezeiten gibt es in der Tat. Nur muss man dies auch im richtigen 
Kontext sehen. Jeder unabhängig ob alt, jung, Mann, Frau bekommt in 
Abhängigkeit der Relevanz der Erkrankung einen Termin. Dieser kann dann 
Tatsache eine Wartezeit von Tagen bis Wochen bedeuten. Ist aber in 
Deutschland auch so (eigene Erfahrung).

- Interessant dabei ist dann aber, und das wird gern in Deutschland unter 
den Tisch gekehrt, dass dann auch der Termin zu genau dieser Uhrzeit 
stattfindet und bei Bedarf gleich ein neuer Termin vereinbart wird.

Sprich wenn man einen Chroniker hat, bspw. einen Diabetiker ist der dann 
automatisch in den Rhythmus drin, der für ihn eben der passende ist.

Finnland ist da noch einen Schritt weiter. Dort kannst du online einen 
Termin vereinbaren und dieser wird per SMS bestätigt. Erscheint der 
Patient grundlos nicht zum Termin, hat er mit Sanktionen zu rechnen.

Dies führt wie in Schweden dazu, dass der Arzt respektive Therapeut dann 
auch an diesem Termin entsprechend Zeit hat.

Interessant weiterhin. Untersuchungen wie MRT, CT o.ä. wo entsprechende 
Gerätschaften notwendig sind, finden auch an Wochenenden statt. Man 
stelle sich einmal vor, der Patient käme auf die Idee seinem Arzt am 
Sonnabend nachmittag einen MRT Termin vorzuschlagen.

Damit wird rundum die Uhr die Auslastung der Geräte und des Personals 
erreicht. Denn wer am Sonnabend nachmittag Dienst hat, der hat ja dann 
auch Zeit, das MRT zu tun.

Dies führt zu der vergleichsweise interessanten Situation, dass Schweden 
als auch Finnland trotz der Tatsache, das beide Länder wesentlich 
größer und weniger als Deutschland besiedelt sind mit wesentlich weniger 
medizinischen Einrichtungen auskommt.

D.h. die Polemik, die gern in Deutschland bezüglich Wartezeiten geführt 
wird, ist real nicht existent. Denn wenn ich in Deutschland zum MRT bspw. 
wegen eines Problems mit dem Knie muss, dann warte ich als GKV Patient 
auch einige Wochen.