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Betreff: AG Gesundheit
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- From: "Dr. A. Cavicchioli" <cavicchioli AT t-online.de>
- To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Der Landarzt
- Date: Sun, 06 May 2012 18:16:08 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Ciao, ich bin der Meinung, dass wir zunächst präventiv tätig werden müssen, um Folgekosten zu verhindern. Dazu haben wir genügend Anhaltspunkte. Aktives und passives Rauchen ist schädlich. Es sind hierzu genügend Belege, meiner Ansicht nach vorhanden. Es hat sehr lange gedauert, bis raucherfreie Kneipen eingerichtet wurden. Das Gleiche gilt für Übergewicht. Es bringt meiner Ansicht nach uns auch nicht viel weiter, wenn wir immer wieder betonen, was nicht geht. Incentives helfen aus meiner Erfahrung besser als Strafen. Es ist ein komplexes, dennoch lösbares Problem. Bereits Faktoren, wie Lärm, Ergonomie, Befriedigung von Grundbedürfnisse (Wohnung, Einkommen, Essen usw.) können zur Gesundheit beitragen. Forschung muss gefördert werden, jedoch unbhängig von der Pharmaindustrie. Die Qualität der Behandlung muss gefördert werden, die Bürokratie dabei abgebaut...usw. Werden wir krank, brauchen wir eine maßgeschneiderte, wirkungsvolle Behandlung. Diese muss für jeden Menschen zugänglich und bezahlbar sein (Verfassungsrang). Viele Grüße Alessandro Am 06.05.2012 17:51, schrieb Bernd Kasperidus: Es ist ein Gesamtpaket ... der 300 Kilo-Mann muss
genauso unter die Lupe genommen werden, wie der Bodybuilder,
der vor lauter Kraft nicht mehr laufen kann ... wir leben in
einer Gesellschaft der Extreme und viele der Extreme ist
auch nicht gerade gesund. Warum haben genausoviel
Nicht-Raucher Lungekrebs wie Raucher? Warum hängen die
angeblich so gesunden "Sportler" mitm Six-Pack häufiger an
der Dialyse als der "Normalgewichtige" ... Warum haben
genauso viele Menschen, die nie einen Kaffee angerührt haben
genauso häufig ein Magengeschwür wie Menschen die 5 Liter
pro Tag trinken?
Wir müssen uns von dem Bild verabschieden, dass es
DIE gesunde Lebensweise gibt und DIE gesunde Medizin. Es
muss wieder von der extremen Verallgemeinerung zurück
gegangen werden zum Betrachten des Einzelnen.
Einzelfallbeispiel: Ich denke, wir sind uns alle
einig, dass die landläufige Meinung ist "Rauchen ist des
Teufels" ... in seinem Fall stimmt das z. B. überhaupt
nicht. Nur durch Rauchen hält er seinen Blutdruck unter
Kontrolle. Durch einen Herzfehler, der nur schwer zu
operieren ist, schlägt sein Herz zu schnell und der
Blutdruck ist zu hoch. Bei Ihm z. B. bewirkt das Nikotin in
der Zigarette keinerlei Pulsbeschleunigung mehr dafür aber
durch das Zusammenziehen der Adern eine intensivere
Auslösung des Brorezeptoren-Reflexes und eine Senkung des
Blutdrucks. Besser als jedes Medikament.
Zweites Einzelfallbeispiel: In einem Test wurde die
Auswirkung unterschiedlicher "Küchen" getestet. Sog.
Fast-Food, mediterran und "gut-Deutsch" ... unter der
Prämisse, dass jede Mahlzeit selber zubereitet war ohne das
exzessiv auf Fertigprodukte zurück gegriffen wurde, waren am
Ende der Testzeit keinerlei unterschiede in den klinischen
Parametern fest zu stellen.
Sprich man kann darüber aufklären, dass es nicht
besonders gut ist täglich zu McDonalds zu rennen, aber die
Aussage "Hamburger" sind schädlich ist wiederum falsch.
Man kann sagen, ohne regelmäßigen Sport wirst Du
wahrscheinlicher krank, muss aber genauso dazu sagen, wenn
Du Dir en Six-Pack anhungerst (Bodyfat < 10%) ist das
noch schädlicher als 10kg zuviel auf den Hüften.
Wir müssen aus der Vorstellung raus, das eine
Systematisierung das Allheilmittel ist. Dafür spricht ja
schon allein die Historie. Wenn man die Tatsache
rausrechnet, dass heute z. B. wesentlich weniger Leute an
einem offenen Knochenbruch oder einem Abszess sterben, dann
haben wir heutzutage immer noch genau dieselben Krankheiten
wie vor 100 Jahren, 200 Jahre, 1000 Jahren. Der Bauer im
mittelalter lebte auch nciht gesünder nur weil er weniger
Nahrung im Allgemeinen und weniger Fleisch im besonderen zu
essen hatte.
Wir müssen wieder zurück zu einem Gesundheitssystem und
einer gesundheitlichen Aufklärung, die Verallgemeinerungen
meidet und wieder das Individuum als einzelnes ganzes
betrachtet.
My two cents
LG
Bernd
Von: Dr. Holger Scholz <praxis AT dr-scholz.de> An: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de> Gesendet: 15:50 Sonntag, 6.Mai 2012 Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Der Landarzt was
zu beweisen wäre :-)
die
starke Zunahme degenerativer Erkrankungen in
den letzten 40 Jahren ist nicht durch eine
geringfügig zunehmende Lebenserwartung (die
ich bezweifle, im Wesentlichen kommt die
Zunahme bei uns und z.B. die drastische
Abnahme in RUS durch andere Effekte zu Stande)
zu erklären.
VG HS Am 06.05.2012 14:47, schrieb Bernd Kasperidus:
Ahoi,
(…) Genauso, Patienten werden
immer älter, degenerative Erkrankungen
verhindert man nicht mit noch eine
Aufklärungstunde in der Schule ^^
LG
Bernd
An: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de> Gesendet: 14:32 Sonntag, 6.Mai 2012 Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Der Landarzt
Hi,
das ist genau der richtige Ansatz, ein ganzheitliches, auf Gesunderhaltung zielendes System. Der Weg ist aber im Vergleich zum „Chips auf der Couch futtern und daily soaps konsumieren“ eher anstrengend. Da wirst du ganz sicher nicht alle mitnehmen können. Deshalb schrieb ich ja bereits an anderer Stelle, dass Menschen, die diesen Weg gehen in so einem System belohnt werden sollten. Von Strafe halte ich nicht so viel, weil das keine Motivation darstellt. Wenn man Menschen beeinflussen möchte, dann reicht es nicht zu drohen (siehe Zigarettenpackungen), sondern man muss ihnen (positive) Alternativen bieten, die sie reizen. Mit ganzheitlich meine ich hier nicht „Bachblüten fressen“, sondern auf die Idee zu kommen, dass unser gesamtes Leben, also Ernährung, Bewegung, soziales und berufliches Umfeld was mit unserer Gesundheit zu tun haben könnte ;-)). VG HS
Von:
ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de]
Im Auftrag von Dr.
A. Cavicchioli
Gesendet: Sonntag, 6. Mai 2012 14:25 An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Der Landarzt
Ciao,
meine grundsätzlichen Überlegungen: Was ist das Ziel: Gesundheit zu etablieren (was nicht selbstverständlich ist) und Krankheit zu verhindern. Dadurch greift die wichtige Diskussion über Lobby, Interessen, Kostensteuerung usw. usf. noch zu kurz. Wenn wir dieses Ziel größer fassen, frage ich mich, weshalb wir ständig das Kind aus dem Brunnen holen wollen und nicht vorher verhindern, dass es in den brunnen fällt = Prävention. Bringe ich faire Erziehungsmethoden bei, Konfliktlösung in der Schule, wie ich mit depressive Anzeichen umgehen kann, genauso, wie die Interessen der Konzerne, uns Frass zum Essen vorzusetzen usw., haben wir bereits viel erreicht. Viele Grüße Alessandro Am 06.05.2012 14:00, schrieb Bernd Kasperidus:
Ahoi,
heute im ZDf war ein sehr
interessantes Gespräch
über Landarztversorgung.
Okay, der Typ von der
CDu hätte man beliebig
austauschen können, da
hier nicht mehr als "wir
haben"-blablabla kam.
Was sehr interessant war, was Ich
auch immer wieder
mitbekomme bei meinen
zwei befreundeten
Ärzten, es geht noch
nicht mal so sehr ums
Geld. Es ist mehr die
Infra-Struktur, die
Landärzte langsam aber
sicher ausbluten läßt.
Keine Kinderbetreuung.
Keine Schulen. Keine
Arbeitsmöglichkeit für
die Lebenspartner außer
in der Praxis selber.
Schlechte Straßen. Auch
so kleine Dinge, wie z.
b. Kino erst in der
nächsten größeren Stadt
(soziale Kontakte über
Internet sind nicht
alles ;-) ). Arztpraxis
muss viel mehr
medizynische Geräte
vorhalten als in der
Stadt, wo man den
Patienten schneller zu
einem Facharzt schicken
kann, und diese Geräte
müssen über
Privatpatienten
querfinanziert werden
etc.
Vielleicht, für die
Nicht-Medizyniker hier,
ein Anstoß zur
Diskussion.
Lieber Gruß
Bernd
Von: syna <syna AT news.piratenpartei.de>
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de Gesendet: 13:27 Sonntag, 6.Mai 2012 Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen Hallo Martin! Ein kleines Feedback von mir. Martin E. Waelsch schrieb: > Ich nutze Ihre Stellungnahme zu einer grundsätzlichen Aussage. > Die Gesundheit der Bürger ist das Ziel. Darauf muss sich alles und alle ausrichten. +1 Martin E. Waelsch schrieb: > Die Grundvoraussetzungen Freiheit, Transparenz, Gerechtigkeit und Demokratie müssen dabei präsent sein. > Lobbyisten haben ihre Logen und dort können sie sich zum Essen verabreden. In Ministerien usw. haben Lobbyisten nichts zu suchen. Sie werden auch in Hearings eingeladen, um alle Argumente zusammen tragen zu können und dann müssen sie die Ergebnisse ihren Auftraggebern vermitteln, damit diese es umsetzen können. Solange man sein Essen selber bezahlen kann, braucht man keine Abhängigkeit von Lobbyisten. Bei dem „Ändern“ geht es ja auch darum, dass durch Lobbyisten aufgebohrte Interessen sicher nicht die Lösung für die Allgemeinheit sondern nur für die Auftraggeber sind. Ein schwieriges Thema. Stichwort: AWB (=Anwendungsbeobachtungen). Meine Zustimmung! Martin E. Waelsch schrieb: > Interessen von Verbänden usw. können ja offen vertreten werden und dürfen nicht in irgendwelchen versteckten Kreisen entscheidend sein. Die Nachteile der bisherigen Pflege der Lobbyisten in Pflegestufe 3 sind halbherzige Reformen. Wie das aussieht haben wir bei den Banken oder bei den Arzneimitteln vor Augen, immer wenn Lobbyisten am Werk zugelassen werden, ist es für den Versicherten, für den Verbraucher oder für den Steuerzahler mit erheblichen Mehraufwand verbunden. Das Ergebnis ist dann der z. Z. bestehenden Subventionskapitalismus und Aufhebung der sozialen Marktwirtschaft. Dieser Subventionskapitalismus muss beseitigt werden. +1 Martin E. Waelsch schrieb: > Ich bin auch gegen scheibchenweise Probleme anzugehen, Probleme zu lösen. Das ist die bisherige Politik seit Seehofer Gesundheitsminister war. Ergebnis: wird immer teurer und die Qualität immer weiter gefährdet, zum Teil schon erheblich erodiert und nur durch (nicht honorierte) Mehrleistung der Mitarbeiter aufrechterhalten. > Deshalb ist es schon wichtig, dass sich eine neue Bewegung wie die Piraten auch moderner Methoden und Sichtweisen bedienen. Das Gesundheitssystem als System betrachten, systemisch, und nicht mal da und hier an einer Stellschraube (scheibchenweise) drehen. > > Bitte nicht die „altbewährte“ Stammtisch- und Hinterzimmerpolitik. Na, das ist ein hehres Ziel! Aber ich stimme Dir zu. Ich tendiere auch eher dazu, fundamental die Probleme anzugehen - nicht scheibchenweise. Aber das bedingt auch, dass man sich intellektuell mit den verschiedenen Systemvarianten auseinandersetzt, um entscheiden zu können, wohin die Reise gehen soll. Bezüglich des Gesundheitssystems sollte man m.E. folgende große Bereiche unterscheiden (und nicht vermischen): *1. Einnahmeseite* (GKV, PKV, KVen, Gesundheitsfond) *2. Leistungsabrechnung* (Methode Rechnungserstellung mit Leistungs-Erbringern: Khs, Ärzte, Apotheken, Pharma) *3. Leistungskataloge* (Was soll bezahlt werden? Positiv-Liste etc.) *4. Einzelbereiche der Leistung* (Krankenhäuser, Ambulanzen, Hausarzt, Facharzt, MVZ, Reha-Einrichtungen, Pflege-Einrichtungen - Formen der Finanzierung) --------------------------------------------------------------------- Die große Frage, die sich immer wieder stellt ist: Sollen (1) und/oder (4) privatwirtschaftlich oder staatlich organisiert werden? Oder eine Mischform? In welcher Art? Das sind grundsätzliche Überlegungen - mit jeweils weitreichenden Folgen für den Einzelnen Bürger. Grüsse, Syna. -- AG-Gesundheitswesen mailing list AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen -- AG-Gesundheitswesen mailing list AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen -- AG-Gesundheitswesen mailing list AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen |
- Re: [AG-Gesundheit] Neuregelung Gesundheitswesen, syna, 06.05.2012
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