Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

[syna <syna AT news.piratenpartei.de>]

Piratenlily | LV Sachsen schrieb:
> Wie soll man sich denn sonst versichern? Es gibt derzeit keine 
> Zusatzversicherungen, die beispielsweise kiefernorthopädische Leistungen 
> bieten.
>
> Woher soll man als Patient dann eine Krankenversicherung nehmen, die auch 
> alles zahlt und nicht nur das, was jemand drittes für notwendig hält? 
> Das tut bisher nur die PKV und dafür nimmt sie saftige Beiträge. Es 
> stimmt aber zumindest am Ende das Preis-Leistungs-Verhältnis.
>
> Anmerkung: ich selbst bin nicht privat versichert, aber ich bekomme im 
> familiären Umfeld mit, wie angenehm das ist.

Hallo Lily!

Wenn wir hier Politik machen, dann ja darum, um das was nicht
funktioniert, oder was ungerecht/uneffizient/undemokratisch ist zum
Besseren zu ändern. Und so auch hier:

Piratenlily | LV Sachsen schrieb:
> Wie soll man sich denn sonst versichern? Es gibt derzeit keine 
> Zusatzversicherungen, die beispielsweise kiefernorthopädische Leistungen 
> bieten.

Wir brauchen also eine "neue Krankenversicherung" oder
allgemeiner ein Gesundheitssystem, welches für jeden die medizinisch
notwendigen Leistungen - auch wenn dies kiefernorthopädische Eingriffe
sind - finanzieren - oder?

Piratenlily | LV Sachsen schrieb:
> Woher soll man als Patient dann eine Krankenversicherung nehmen, die auch 
> alles zahlt und nicht nur das, was jemand drittes für notwendig hält? 
> Das tut bisher nur die PKV und dafür nimmt sie saftige Beiträge. Es 
> stimmt aber zumindest am Ende das Preis-Leistungs-Verhältnis.
>
> Anmerkung: ich selbst bin nicht privat versichert, aber ich bekomme im 
> familiären Umfeld mit, wie angenehm das ist.

Dir fällt also auf, dass die PKV-Versicherten großzügig
medizinische Leistungen bekommen - das ist - im Ernstfall jedenfalls -
wichtig.

Aber welcher Mechanismus steckt da hinter?

Wir haben ja bei uns eine seltsame Dualität von GKV und PKV. Du bist in
der GKV versichert ... ich mache mal ein Beispiel:

Ein Arbeitnehmer mit 3800 Euro Einkommen zahlt 550 Euro Beitrag
(einschließlich Arbeitgeberanteil). Von diesen 550 Euro werden etwa 250
Euro verwendet, um damit die medizinische Versorgung von
Einkommensschwachen zu finanzieren. D.h. fast die Hälfte zahlt er für die
Solidargemeinschaft. Dies ist kein kleiner oder mittlerer Punkt bei der
Finanzierung, sondern ein ziemlich großer, der viele Milliarden umfasst: 
Ein
Beitragszahler in der GKV muss ca. 1,4 Personen mitfinanzieren, die keinen
oder nur einen kleinen Beitrag leisten.

(Quelle: Z.B. Bundesministerium für Gesundheit 2000,
Berechnungen von. Eberhard Wille „Basis und Zusatzversorgung in der
gesetzlichen Krankenversicherung“ ISBN 3-934629-53-9“).

Das heißt, dass der GKV-Beitragszahler fast die Hälfte
seines Beitrags für die Solidargemeinschaft zahlt, also für

-- beitragsfrei mitversicherte Familienangehörige
-- Rentner
-- Arbeitslose
-- freiwillig versicherte Mitglieder der GKV

Der PKV-Versicherte zahlt dagegen *nix* an die Solidargemeinschaft.
Stattdessen - und das macht das ganze noch absurd ungerechter -
erkauft er sich bei den Ärzten eine bessere Behandlung. Dieses "erkauft"
mögen manche Ärzte hier nicht gerne hören. Die Realtiät ist aber die, 
dass
Ärzte auch finanziellen Drücken ausgesetzt sind (Kreditaufnahmen für die
Praxis) - und so ganz natürlich dazu tendieren, PKV-Patienten eher an sich
zu binden. Dasselbe gilt natürlich auf für Krankenhäuser: Mit Blick auf 
die
nächste Bilanz arrangiert der kaufmännische Direktor alles - also
Empfehlungen zur Liegedauer, Controlling, Statistiken usw. - alles so, dass
möglichst viele PKV-Patienten behandelt werden können.

*Ergo:* Du als GKV-Versicherte unterstützt - mit fast der Hälfte
Deines Beitrags - die vornehm feudal behantelten PKV-ler.

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Zurück zur Politik: Was sagt die geneigte Piratin - gewöhnt an
so elegant revolutionäre Konzept wie BGE, Creative Commons
usw. - was sagt diese Piratin also zum Gesundheitssystem? Was muss
geändert werden?

Liebe Grüsse,

Syna.