Re: [AG-Gesundheit] Ärzteeinkommen ;-)

[Julitschka <julia AT lobstick.org>]

Hallo Christian,

Das ist ja der Hammer. Vielleicht bin ich da jetzt ein bisschen naiv. Aber wäre das nicht genau ein Ansatz für uns, das zu fordern, das transparent zu machen?
Wenn ich das richtig überblicke haben da doch alle was davon. Die Patienten und die Ärzte, richtig?

Grüße,

Julitschka

Am 07.04.2012 10:01, schrieb Dr. Christian Haffner:

Soweit ich informiert bin, ist es den Ärzte nicht freigestellt, das anders zu handhaben als nach der GOÄ abzurechnen. Was den 2,3-fachen Satz angeht, so weiß ich das ehrlich gesagt nicht. Ich weiß, dass wir das in den Allgemeinmedizin-Praxen diskutiert haben und auch gerne nach dem Kassensatz abgerechnet hätten uns das aber verboten wurde. Daher reicht der gesunde Menschenverstand der Ärzte hier leider nicht aus. Die Frage für mich ist eher, wer hier ein Interesse daran hat, die Ärzte zu zwingen nach der GOÄ abzurechnen, wenn eine Rechnung für GKV-Patienten erstellt werden soll. Für mich klingt das erst einmal danach, als wenn es politisch nicht gewollt ist, dass Rechnungen/Patientenquittungen erstellt werden und damit Transparenz herrscht.

Ein Kollege hatte mal eine Anfrage an die Kassenärztliche Vereinigung (in diesem Fall: Hessen) gestellt, weil er Kurse anbieten wollte, um die Abrechnung und die Budgetierung ("Regelleistungsvolumen") für junge Ärzte transparent zu machen. Er bekam eine Absage, man habe keine Interesse das transparent zu machen. Hinter vorgehaltener Hand wurde ihm dann mitgeteilt, der Ersteller des "Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM)", nach dem Kassenleistungen abgerechnet werden, habe den staatlichen Auftrag gehabt, Rechtssicherheit für die staatlichen Stellen (d.h. Kassen, Kassenärztliche Vereinigungen) zu garantieren. Er habe geäußert, diese Garantie könne es nur geben, wenn das System für die Ärzte intransparent sei, sprich: Es gibt eine Fülle an undurchschaubaren Regelungen und die Kassenärztlichen Vereinigungen haben immer noch ein Ass im Ärmel mit Verordnungen und Beschlüssen, die niemand kennt. Das ist das, worunter die gesamte niedergelassene Ärzteschaft massiv leidet.

Soviel dazu…

Viele Grüße

Christian

Von: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
Antworten an: 'AG Gesundheit' <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Datum: Sat, 07 Apr 2012 09:42:12 +0200
An: 'AG Gesundheit' <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Ärzteeinkommen ;-)

Das ist richtig.
Nicht nur, dass man nach GOÄ-Sätzen abgerechnet hat, man hat diese Patienten oft mit dem 2,3fachen Satz (also wie Privatpatienten) belastet.
Auch dafür fehlt mir jedes Verständnis. Gut, Ärzte müssen nicht unbedingt gute Kaufleute sein, aber ein bisschen gesunder Menschenverstand reicht eigentlich auch aus.
Zwischen den ca. 20 Euro/Quartal, die ein Augenarzt für einen GKV-Patienten bekommt und dem 2,3fachen Gebührensatz für genau diesselbe Leistungen hätte es die Möglichkeit für die Ärzte gegeben, sich abzuheben, zu profilieren.
So manchem Patienten wäre es nicht darauf angekommen, z.B. für eine gescheite(=komplette) Augenglasbestimmung 20-25 Euro zu zahlen (12-25 Euro verlangen auch die Optiker), aber nicht 60 Euro und noch mehr.

Gruß
Harry


Am 07.04.2012 09:33, schrieb Dr. Christian Haffner:

Moin,

Ich hatte das Gesetz so verstanden, dass die Ärzte damit gar nichts zu tun haben, sondern die Kassen die Auskünfte geben. Oder habe ich das falsch verstanden?

Aus einer Praxis, in der ich bis vor einem Jahr mitgearbeitet habe, weiß ich, dass es auch die Möglichkeit gab (oder gibt?), sich generell für Rechnungen als GKV-Patient zu entscheiden. Soweit ich mich erinnere war der Haken aber dabei, dass dann GKV-Patienten von den Ärzten nach der GOÄ (privatärztliche Gebührenordnung) abgerechnet werden müssen und der Patient auf dem Unterschied Kassenerstattung-GOÄ-Gebühr sitzen bleibt. Das wurde mir von meinem damaligen Chef als Begründung genannt, dass sich nur wenige Patienten dafür entscheiden würden.

Das nur, um das "Man will seinem Arzt ja nichts aufbürden", ein wenig differenzierter zu sehen…

Viele Grüße

Christian (post 24-Stunden-Notdienst)

Von: haarbrandt <haarbrandt AT googlemail.com>
Antworten an: 'AG Gesundheit' <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Datum: Fri, 6 Apr 2012 22:44:40 +0200
An: 'AG Gesundheit' <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Ärzteeinkommen ;-)

Weils nicht pflicht ist. Man will seinem arzt ja nichts aufbürden ;)

Am Freitag, 6. April 2012 schrieb Martin E. Waelsch :
Diese Patientenquittungen spielen in der Arztpraxis irgendwie keine Rolle.

Dr. med. Martin E. Waelsch
Häfnergasse 14
73207 Plochingen
Tel: 07153 921931
Fax:07153 921932
Mobil: 0151 52 503 458
Skype: marell1317
dr.m.e.waelsch AT t-online.de



> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Jens
> Müller
> Gesendet: Freitag, 6. April 2012 21:24
> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Ärzteeinkommen ;-)
>
> Am 06.04.2012 20:44, schrieb Martin E. Waelsch:
> > Wie wirksam ist diese Patientenquittung?
>
> Keine Ahnung. Ich habe mir bisher einmal dieselbe Auskunft nach § 305
> Abs. 1 von der Krankenkasse schicken lassen. Ich finde es ganz
> interessant, wie wenig Kosten ich da verursacht habe ...
>
> In Bezug auf aufwendigere Behandlungen liegen mir allerdings noch keine
> Auskünfte vor ...
>
> Gruß Jens
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