ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
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- From: kp <info AT pater.net>
- To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Vorgehensweise Arbeitsgruppe
- Date: Wed, 28 Mar 2012 16:51:25 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Hallo & guten Tag, grundsätzlich stimme ich zu, dass freie Arztwahl wie von dir beschrieben größtenteils unsinnig ist. Ein Erstvorstellung beim "Generalisten" ist sicherlich sehr sachgerecht. Bei der Wahl des Generalisten sollte der Patient aber frei sein. Und da wäre ich bei einem anderen Punkt: Generalisten sollten nie als Einzelkämpfer praktizieren. Das könnte die Qualität auch verbessern... Gruß Klaus Am 28.03.2012 16:34, schrieb Dr. Christian Haffner: Hallo Mitpiraten,
den Vorschlag finde ich gut, alles was gut läuft
hervorzuheben und eine Vision für ein neues Gesundheitssystem zu
entwickeln.
Was die freie Arztwahl angeht, so diskutieren wir
hier auf verschiedenen Ebenen und sollten erst einmal
definieren, was wir jeweils darunter verstehen. Klar sollte die
Möglichkeit bestehen, einen Arzt frei auszusuchen, wenn ein
anderer nicht weiterkommt und sich z.B. weiterhin die
Spezialisten selbst aussuchen zu können und kann dann natürlich
Ärzte mit einer hohen Kunstfehlerquote meiden. Das ist die eine
Ebene.
Die andere Ebene aber ist der meines Erachtens
politisch verbogene Begriff einer sogenannten freien Arztwahl,
der jegliche sinnvolle Steuerungsfunktion im Gesundheitssystem
unterbindet und damit unnötig Kosten verursacht. Hat ein Patient
zum Beispiel Schwindel und kann selbst entscheiden, welche
Fachrichtung er zuerst aufsucht, ohne je einen Generalisten
gesehen zu haben, passiert gewöhnlich folgendes:
Der Patient entscheidet sich nach Gutdünken z.B. Zu einem
Hals-Nasen-Ohrenarzt zu gehen, der die gesamte Palette SEINES
Fachgebietes durchzieht, das Gleichgewichtsorgan überprüft,
Hörtests macht usw. Er findet nichts, was den Schwindel erklärt,
was häufig ist. Er empfiehlt dem Patienten zum Neurologen zu
gehen und schreibt eine Überweisung. Der Neurologe zieht nun
wiederum seine Diagnostik durch:
Nervenleitgeschwindigkeitsmessung zum Ausschluss einer
Polyneuropathie, verschiedene evozierte Potentiale zum
Ausschluss einer entzündlichen Erkrankung des zentralen
Nervensystems, wie z.B. Multiple Sklerose. Da er auch noch einen
Hirntumor und eine Entzündung definitiv ausschließen will
empfiehlt er entweder ein Computertomogramm des Schädels oder
gleich eine Kernspintomographie. Dummerweise ist auch hier oft
alles in Ordnung. Dann erhält der Patient eine Überweisung zum
Kardiologen, der eine Herzerkrankung als Schwindelursache
ausschließen will und nun sein Programm fährt vom Belastungs-EKG
über Langzeit-EKG und Langzeit-Blutdruck, Herzultraschall. Wenn
es wieder kein verwertbares Ergebnis gibt bleibt noch der
Orthopäde: Es könnte ja die Halswirbelsäule schuld sein. Nicht
selten wird in diesem Zusammenhang dann auch die Halswirbelsäule
geröntgt, selten gibt es Ergebnisse, die weiterbringen. Hier
werden vier Pauschalen plus Zusatzleistungen plus zweimal
Radiologie ausgelöst.
Ein verpflichtender anfänglicher Besuch bei einem
Generalisten hätte womöglich die richtige Richtung gleich bahnen
können, da hier der Fokus patientenzentriert und nicht
fachgebiets- und damit krankheitszentriert ist, sprich: eine
allgemeine, fachgebietsübergreifende Untersuchung und ein
Gespräch mit dem Patienten stattfindet. Bei Verdacht hätten
mehrere Untersuchungen, wie Belastungs-EKG, Langzeit-EKG,
Langzeit-Blutdruck und normale Schwindeltests auch in einer
Hausarztpraxis stattfinden können. Und das für (je nach
Bundesland unterschiedlich) Pauschalen von 33-40 Euro pro
Quartal plus z.B. 7 Euro für das Langzeit-EKG. HIER können
Kosten gespart werden, wir uns die Niederlande vormachen.
HIERVON können wir lernen, da dort 96% der Patienten zu 4% der
Gesamtbudgets des Gesundheitssystems behandelt werden. Davon
sind wir weit entfernt.
Daher mein Vorschlag: Gutes aus unserem und dem
Gesundheitssystem unserer europäischen Nachbarn übernehmen und
in unsere eigene Vision integrieren. Meiner Meinung nach kommen
wir ohne eine mehr oder minder starke steuernde
Primärarztfunktion hoher Qualität nicht aus.
Viele Grüße aus dem Bereitschaftsdienst in Bad Münster am
Stein in Rheinland-Pfalz
Christian
Antworten an: 'AG Gesundheit' <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de> Datum: Wed, 28 Mar 2012 14:19:43 +0200 An: 'AG Gesundheit' <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de> Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Vorgehensweise Arbeitsgruppe
Eine Vision zu haben (b) ist gut. Da dies jedoch lange Zeit in ansprucht nimmt und über die momentanen Möglichkeiten (%te) der Piraten (noch) hinausgeht, bin ich dafür auch auf Korrekturen zu setzen. Die Sicht (nur) auf Probleme, bringt Schwerigkeiten. Es geht nicht um die Kosten sondern um die Effektivität des Gesundheitssystems (Kosten vs. Nutzen). Alles was gut läuft im Gesundheitsystem gehört hervorgehoben Alles was kurzfrißtig Kosten verursacht, langfrißtig aber einen hohen Nutzen bewirkt, gilt es zu bewaren. Z. B. die Möglichkeit der freien Arztwahl bei der, wenn ein Arzt nicht weiterkommt ein anderer das Problem löst und damit Kosten durch den anderern erpart. Meiden Patienten Ärzte die unnatürlich viele Kunstfehler fabrizieren führt das auch zu einem hohen Nutzten für die Gesundheit der Bürger. -- NEU: FreePhone 3-fach-Flat mit kostenlosem Smartphone! Jetzt informieren: http://mobile.1und1.de/?ac=OM.PW.PW003K20328T7073a |
- [AG-Gesundheit] Vorgehensweise Arbeitsgruppe, Bernhard Huber, 28.03.2012
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