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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner


Chronologisch Thread 
  • From: DS Lawfox <dslawfox AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner
  • Date: Thu, 13 Oct 2011 17:24:43 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Das Gute, Thorsten, ist:

Wann es reicht, bestimmst du? Nun ja ... lassen wir das einfach mal so im Raume stehen. Und wenn dir die Diskussion nicht gefällt, steht es dir völlig frei, sich aus ihr auszuklinken.

Was "die Piraten hervorragend aufgreifen könnten", wird hier gerade aufgegriffen.

Es geht um viele Aspekte der eGK; da gebe ich dir Recht. Natürlich geht es nicht nur um Datenschutz. Aber Datenschutz, Thorsten, beginnt dort, wo die zentrale Sammlung und Speicherung persönlicher, privater Daten erst gar nicht stattfindet (: Datensammelwut). Datenschutz beginnt selbstverständlich bei der Eingabe von Daten und auch bei der Verwendung/Nutzung jeglicher Art an jedem Point Of Use.

Und die Piratenpartei lehnt die eGK aus vielerlei Gründen ab. Dies kann ohne Wenn und Aber als eine Grundsatzprogramatische Haltung angesehen werden und ist im Wiki nachzulesen "Suche-Stichworte im Piraten-Wiki: eGK, elektronische Gesundheitskarte". So viel zum Grundsätzlichen und selbstverstänlich nicht nur aus Gründen des Datenschutzes.

Gerne aber auch weiter zu deinen Ausführungen, wenngleich mich die Vehemenz deiner Argumentation doch stark verwundert.
Ich gehe einmal im Interesse der Aufrechterhaltung der Debatte (auch auf dieser ML ... zumindest vorläufig) nicht davon aus, dass du Mitarbeiter der Gematik oder eines der ca. 12 von der Gematik unter Vertrag gehaltenen externen Software-Unternehmen oder eines der Spitzenverbände des Konsortiums um die GKV bist. Und niemand will dich bei den technologischen oder sonstigen IT-Hammelbeinen packen.

Also etwas Contenance wäre vielleicht angebracht, denn auf Bashing, Shitstorm, Trolling hat hier niemand Bock.
Persönlich polemisieren könnte ich auch, aber ich möchte im Interesse der Sachlichkeit nicht antesten, wer da den Kürzeren ziehen würde.

Also zum Thema (2) und vorab auf deine Anmerkungen zu meinen Ausführungen und denjenigen von @Albert eingehend (1):

(1)

Mit Verlaub, die Beschränkung des Zugriffs des Daten-Subjekts (Patienten) auf seine Daten mit der Begründung, die Daten müssten "integer" bleiben, ist ein Widerspruch in sich. Niemand ist integerer als derjenige, um dessen persönliche Daten und Fakten es geht.

Was die "Quelle" für Offline-Szenarien angeht, so handelt es sich um deine, Thorsten, eigene Quelle -> die Seite der Gematik. Steht in den Versions-Spezifikationen, dass WEB-Applikationen zurückgestellt sind.

Warum das so ist, ist bekannt: Weil sämtliche bisherigen Tests gescheitert sind.

Die Daten sind nicht ausreichend geschützt. Steht fest. Und auch zur Verschlüsselung wie auch im übrigen vgl. weiter unten zu 2.

Ein wesentlicher Punkt ist jedoch die zentrale Speicherung. An ihr ist NICHTS logisch. Denn wenn der Partient bei jedem Auslese- und also Nutzungsvorgang persönlich anwesend sein muss (2-Karten-Prinzip = Eingabe PIN .. und das auch noch mehrfach während nur eines Arztbesuchs, d.h. bei fast jedem Arbeitsschritt zur notwendigen Dokumentation seitens des Arztes (vgl. - auch hierzu später eingehend - eGK-Effizienz-Gutachten von Booz, Allen, Hammilton im Auftrag von Gematik aus dem Jahr 2006), sondern stattdessen eine Speicherung auf, vor Ort der Präsenz des Patienten codiertem und verschlüsseltem Stick die - zudem konstengünstigere - effektivere und sicherere Alternative darstellt, dann ist die zentrale Speicherung abzulehnen und keineswegs logisch. Logisch ist sie nur in Ansehung der Struktur der in die Telematik-Struktur eingebundenen e-Karte. Nur kann ich kein System mit Logik erklären, dessen logische Struktur sich aus völlig anderen Gesichtspunkten heraus als zweifelhaft darstellt.

Hinsichtlich z.B. der Notfalltauglichkeit - auch ein gerne bemühtes Argument - wird jedes PIN-System ohnehin durch sich selbst ad absurdum geführt. Der im Notfall bewusstlose Patient kann keine PIN eingeben!! Damit ist das vielfach bemühte Argument, die Notärzte könnten auf wichtige Gesundheitsdaten des Patienten zugreifen, obsolet.

Das "Blutgruppenargument" ist schon deshalb kaputt, weil in Notfällen Blutersatzmittel (ich erspare euch einen Ausflug in die Chemie pp.) herangezogen werden und geeignetes Spenderblut zunächst nicht am Ort des Geschehens greifbar ist. Kein Arzt wird aus den PIN-freien Daten der Karte die Blutgruppenspezifität ohne Laborbestimmung im Notfall übernehmen !

Neuerlich wird die eGK besonders von Herrn Bahr sogar damit beworben, dass auf der Karte die Organspendebereitschaft gespeichert werden könne. Ein - in diesem Fall durchaus populistisch zu bezeichnendes Argument -, falls die Organspendebereitschaft im statischen Stammdatenbereich des RFID-Chips erfasst ist, der ohne Eingabe der PIN auslesbar ist. Nur ist dieses Feature weder durchdacht, noch bislang vorgesehen. Außerdem fehlt hierfür jedwede gesetzliche Grundlage.

Mit Verlaub, sämtliche Argumente nahezu sämtlicher Befürworter sind für mich gerade in der Sicherheitsfrage eine Farce, da die Sicherheitsfrage stets mit angeblichen Vorteilsargumenten erschlagen oder zugeschüttet wird.

Einige System-Häuser (Quelle wird nachgereicht) haben die Stick-Lösung (die im übrigen noch im Verlauf des letzten Jahres sogar zeitweise von der FDP präferiert wurde)  die Entwicklungskosten incl. der Hardware-Kosten pro Versichertem auf rd. 20 EUR kalkuliert. Hätte 1,4 Mrd. insgesamt gekostet und das System würde stehen. Übrigens genauso viel, wie ursprünglich für die eGK kalkuliert war (incl. Entwicklungskosten und Hardware - Stand 2004). Die Kosten belaufen sich derzeit - und nichts funktioniert - auf über 7 Mrd EUR.

Und was das "wenn die Daten angemessen geschützt sind" angeht ... kann ich nur  sagen: Ja, wenn!
Frage: Was ist angemessen angesichts des Encryptions-Standards nach RFC 2898? RSA 2048?

Und was ist mit der RFID-Eigenschaft der eGK?

Was ist mit der berührungs- und PIN-losen Erfassung von Bewegungsdaten mittels eGK?

Weiß dann die Versicherung (und für die RFID-Erfassung braucht´s keine PIN-Eingabe) vermittels stationärer Leseterminals, wo ich mich befinde?

Auch ein Aspekt, hinsichtlich dessen ich kein Argument PRO eGK vernehmen kann. Allerdings wird dieser Aspekt auch in der bisherigen medialen Berichterstattung mehr oder weniger unter den Tisch gekehrt, totgeschwiegen oder schlicht ignoriert.

Es wäre wirklich angesichts der natürlich immer erst im Nachhinein auffliegenden Sicherheitslücken fatal, eines Tages feststellen zu müssen, dass doch alles nicht so sicher war, wie man angenommen hat, wie man aus Ignoranz überging oder bewusst verschwieg.

Banken und vor allem Millionen von Bankkunden können in Zusammenhang mit Online-Banking und Kartenautomaten von den angeblich "top-sicheren" Systemen ein Lied singen. Und nicht zuletzt z.B. das Pentagon, der BND, weltweit Hunderte, Tausende staatliche Institutionen und private Unternehmen stimmen in das Lied der doch nicht so sicheren Sicherheit ein. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auch an das Auftachen Tausender Dokumente bei Wikileaks und weise darauf hin, dass überall dort, wo Menschen arbeiten, jedes noch so kleine Leck geeignet ist, den Daten-Super-Gau auszulösen.

Und was die Sicherheit durch Encryption betrifft, so entspricht RSA 2048 halt nur einem sehr hohen Standard, aber eben nicht dem Höchsten.

Und mich wundert ehrlich gesagt sehr, Thorsten, dass du auf diese Punkte der "technischen Spezifikationen" in deinen kritischen Äußerungen überhaupt nicht mehr eingehst.

Nur derjenige, der keine PIN generieren kann, hat auch keine Möglichkeit, die Daten entschlüsselt auszulesen.

Wie sonst sollen die einmal gespeicherten Daten jemals wieder zugänglich sein, wenn Oma Änne ihre PIN vergessen hat???

RFC 2898 ist nach meinem Kenntnisstand derzeit der einzige Encryptionsstandard, der das gewährleistet.

Ansonsten ist auch hier - menschliche Schwäche (Gier, kriminelle Energie ... what ever) unterstellt und genau um diese Fälle geht es - Missbrauch Tür und Tor geöffnet; "Missbrauch" ist selbstverständlich nie die Regel, aber um diese Fälle geht es hier angesichts der schützenswerten Daten einer Gesamtbevölkerung.

Deine Nachfragen bzgl. Konkretisierung lassen mich zu der Auffassung gelangen, dass dein Informationsstand hinsichtlich der Diskussion, die seit rd. 6 Jahren geführt wird, möglicherweise einige Lücken aufweist. Häufig ist es so, dass in langwierigen Diskussionen später hinzu kommende Diskutanten die Entwicklung der Debatte nicht verfolgen konnten. Diese Lücken hier zu schließen, würde aber m.E. den Rahmen sprengen.

Übrigens: Populismus (was nichts anderes meint als "Nähe zum Volk") ist für eine Partei wie die Piratenpartei, deren vorderste Anliegen Basis-Demokratie und die Bürgerrechte sind, nicht das Schlechteste. Findest du nicht auch?


Sei´s drum: (2.)

Nochmals ... Hallo Thorsten :)

keine Frage ... Wikipedia ist in der Tat keine belastbare Quelle; genauowenig wie diese ML geeignet ist, anzunehmen, dass hier ausschließlich Piraten am Werke sind.

Und so zeigt Wikipedia gerade im letzten Teil des Links zur eGK bezogen auf die Zeit nach Abbruch der Tests und Übergang in die aktuelle Legislaturperiode erhebliche Lücken auf. Ein Schelm, der Böses dabei denkt ;-)

Aber befassen wir uns vielleicht einfach einmal mit den Trojaner-Spezialisten und ihrer Meinung zur eGK (soviel auch - nicht abschließend aber garantiert "belastbar" - zu den Quellen hinsichtlich "Sicherheit") ...  dem "CCC" (im Übrigen sicher nicht ohne Grund "Partner der Aktion "Stoppt-die-e-Card"):

Zitat:
.Die Sicherheits- und Zuverlässigkeitsauslegung der Software-Architektur der elektronischen Gesundheitskarte genügt den Anforderungen an ein bundesweit ganztägig im Einsatz befindliches System in keiner Weise....

Das bedarf meiner Ansicht nach keines weiteren Kommentars.

Abgesehen von diesem Aspekt ist aber anzumerken - neben den noch auszuführenden gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen und denjenigen auf die Finanzlage in der GKV - dass seit 2009 die technische Sicherheit der zu speichernden bzw. gespeicherten Daten durch die Industrie nachzuweisen IST. Einen solchen Nachweis gibt es bis heute nicht ! Insbesondere keinen - wie noch im Koalitionsvertrag von 2009 gefordert - gutachterlich.

Allerdings hat die Projektgesellschaft Gematik GmbH im Jahre 2006 ein Gutachten zur elektronischen Gesundheitskarte anfertigen lassen (auf wessen Veranlassung der an dem Projekt Beteiligten auch immer und immer wieder gerne bemüht), welches sich jedoch mit Fragen der wirtschaftlichen Effizienz und der Belastungen der Anwender auf Leistungserbringerseite befasst. Meines Wissens das einzige "Gutachten". Eine Stellungnahme von Datenschutzbeauftragten ist kein solches Gutachten.

Dieses erwähnte Gutachten ist von der US-amerikanischen Firma Booz Allen Hamilton verfasst worden. Es ist insbesondere für die Mediziner unter den Piraten besonders lesenswert, zeigt es doch jedenfalls den viele Betriebsabläufe in praktischer Hinsicht BEHINDERNDEN bis verhindernden Missstände auf, die per se mit der eGK verbunden sind.

Die Firma Booz Allen Hamilton ist nachweislich dasjenige Unternehmen, welches - neben der Firma Halliburton - zweifelsohne als eines von 2 maßgeblichen, dezentralen Dienstleistungsunternehmen des US-amerikanischen Geheimdienstes bezeichnet werden kann.

Colorandi Causa muss man wissen, dass Booz Allen Hamilton bei der Weiterleitung von Bankdaten gemäß SWIFT-Abkommen als "Kontrollorgan" diente, einem von den Piraten im übrigen auch nachhaltig abgelehnten Prozess. Ich erinnere in diesem Zusammenhang allzu gerne an die SWIFT-Petition der Piraten aus dem Jahre 2009.

Herzlichen Glückwunsch: Heißt das etwa, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, ein US-Geheimdienst-Nahes Unternehmen ist Inhaber von Quellcodes etc. der Datenspeicherbasis für die eGK ? Auch das mag wiederum populistisch wirken, aber sorry, ich habe keinen Bock drauf, dass der US-Geheimdienst irgendwas über mein Intimleben, meine Krankheiten, meine Depressionen, meine Sorgen etc (alles in der Patientenakte vermerkt und in einem weiteren Schritt elektronisch zentral gespeichert) weiß.

Ob im Zuge der Tätigkeit des genannten Unternehmens zumindest nicht unwesenentliche, sicherheitsrelevante Strukturdaten zur eGK in deren Besitz und damit in den Besitz des US-amerikanischen Geheimdienstes gelangt sind, ist nicht bekannt und auch nicht evaluiert. Ich persönlich halte es aber für ausgeschlossen, dass das von Booz, Allen, Hamilton verfasste Gutachten ohne Zugang zu sämtlichen - auch sicherheitsrelevanten - Strukturdaten und zumindest die Zugangsermöglichung zu Quellcodes etc. möglich war. Nur auf diese Weise wäre das Gutachten seriös erstellbar gewesen.

Nicht nur das. Es darf als besonders pikant bezeichnet werden, dass ein im Zuge der Regierungs-Auflage zur Klärung und Ausräumung u.a. vor allem auch der Sicherheitsrisiken der eGK ein Unternehmen (zudem ein Geheimdienst-Dienstleister) unter Ausweis von Expertise und als Gutachter beigezogen wurde, dem Hacker aus dem Kreis von "Anonymous" noch im Juli 2011 einen ca. 90.000 Stück umfassenden Datensatz US-amerikanischer Angehöriger der Streitkräfte vom Server klauen konnte. Außerdem befasst sich dieses viel zitierte Gutachten schlicht nicht mit Sicherheitsfragen. Auch hier muss man sagen: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Letzter Stand - politisch - war dann, dass die Kartenausgabe erst dann erfolgen soll, wenn alle Ärzte die für die Telematikstruktur geeigneten Lesegeräte besitzen. Von Sicherheit keine Rede mehr. Die Zahl derjenigen Ärzte, die NICHT über ein solches Lesegerät verfügt, dürfte bundesweit bei deutlich über 50 % liegen. Dies hat eine - nicht repräsentative - Nachfrage bei mir bekannten Ärzten in den Städten Moers und Düsseldorf ergeben. Und dennoch werden die Karten ausgegeben. Man muss sich fragen sich, warum? Man könnte auch antworten, es kommt nicht drauf an, denn diejenigen Kartenlesegeräte, die in die Telematik-Infrastruktur eingebunden werden können, braucht´s zur Zeit deshalb nicht, weil bislang kein einziges Feature dieser Architektur (telematrisch) funktioniert.

Und sodann sind die Krankenkassen nun trotzdem verpflichtet, bis Ende 2011 mindestens 10 Prozent ihrer Mitglieder mit einer eGK auszustatten, welche die alten Versichertenkarten ersetzt. Bei Unterschreiten soll eine Vertragsstrafe bzw. Kürzung der Verwaltungskostenpauschalen drohen (so u.a. Wikipedia zur "elektronischen Gesundheitskarte" und nach letzten Presseberichten).

Ein wirtschaftlicher Super-Unsinn, denn die neuen Karten könnten hinsichtlich der Stammdaten auch weiterhin mit den alten Lesegeräten gelesen werden. Stammdaten. Fertig. ABER die Versicherten werden schonmal VORSORGLICH mit den Karten ausgestattet und wenn das GO der Telematik verkündet wird, haben sich die Versicherten an die Karte gewöhnt und vielleicht vergessen, was damit alles möglich ist ;-)

Damit nicht genug. Außer der Gematik - ohnehin ein privatwirtschaftliches Unternehmen - selbst sind zahlreiche weitere ca. 10 - 12 privatwirtschaftliche Softwareunternehmen in die Entwicklung eingebunden; z.B. Sagem Orga und T-Systems Enterprise Service GmbH. Ein bunter Strauß von, sich letztlich unter Umständen als Daten-Sicherheitslücken erweisenden, gewinnorientierten Unternehmungen.

Das Erschreckendste daran: ALLES VÖLLIG INTRANSPARENT. Die Öffentlichkeit wird auf Informationsseite mit Brosamen versorgt, um die Akzeptanz zu erschleichen und keine Verweigerungshaltung, respektive "zivilen Ungehorsam" zu produzieren. Stattdessen wird mit vorauseilendem Gehorsam gerechnet.

Wäre auch blöd, wenn mittelfristig 14 Mrd Versichertengelder sich als verplempert herausstellen sollten (der Bundesrechnungshof monierte bereits den sprunghaften Anstieg der Anfangs-Kalkulation von 1,4 Mrd EUR im Jahre 2004 auf ca. 7 Mrd EUR im Jahre 2006 (Booz Allen Hamilton), während die GKV jährlich angebliche "Defizite" in Höhe von 2 Mrd EUR remonstriert und die Versicherungsleistungen immer weiter abspeckt werden. Auch die Spitzenverbände der Leistungserbringer sprechen von ähnlichen, fehlenden Beträgen auf ihrer Seite, was insgesamt darauf wird schließen lassen können, dass dies nicht mit irgendwelchem Kostenverhalten von Versicherten und Leistungserbringern zusammenhängt, sondern nicht zuletzt auch mit der Allimentierung des Profit-Centers der Spitzenverbände, der Fima Gematik.

Inzwischen sind aber selbst die GKVen vom Projekt und seiner Umsetzung nicht mehr überzeugt. Die Entwicklung seit 2009 war und ist desaströs und sie wird es bleiben.

Vorerst für den Augenblick abschließend, Piraten und Interessierte: Mit einigem Erstaunen lese ich den einen oder anderen Kommentar in der ML und vergleiche diese u.a. mit einem zentralen Anliegen der PP in Zusammenhang mit "Freiheit statt Angst 2011" und mit Blick auf die Forderung nach "Beendigung der Datensammelwut" in Deutschland. Einige sind etwas davon entfernt, wiewohl das selbstverständlich zur Meinungsvielfalt gehört.

Ich bin daher unter Beachtung der von mir bislang aufgezeigten und des Weiteren bekannten Ungewissheiten und Halbwahrheiten um die eGK nach wie vor der Auffassung, dass die Piraten die vorläufige Beendigung des Projekts gemäß Positionspapier nachhaltig einfordern und für weitere, umfassende Aufklärung der Bevölkerung kämpfen und einstehen sollten, bis ein von insbesondere sämtlichen AUFGEKLÄRTEN Versicherten akzeptiertes, valides Konzept auf dem Tisch liegt.

Bis es so weit ist, ist das Projekt auf Eis zu legen.

To be continued

Piratige Grüße

Dietmar



Am 13. Oktober 2011 01:21 schrieb Thorsten Wagner <wagner.thorsten AT gmx.de>:
Ich möchte an dieser Stelle den Wikipedia Artikel zu Elektronischen
Gesundheitskarte empfehlen - mir ist gerade erst aufgeafallen, wie
ausführlich dieser schon ausgearbeitet wurde. Zur aktuellen Diskussion
der Datenschutz-Teil sehr interessant, insbesondere:
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronische_Gesundheitskarte#Argumente_gegen_die_bestehende_Kritik_am_Datenschutz
und
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronische_Gesundheitskarte#Der_Bundesbeauftragte_f.C3.BCr_den_Datenschutz

Natürlich ist Wikipedia keine belastbare Quelle... dennoch wollte ich
dieser hier kurz einbringen.

GRüße
Thorsten


Hallo,

weiter im Text...

Am 13.10.2011 00:16, schrieb DS Lawfox:
> Bemerkenswert ist dabei, dass der Patient dann auch nur "eingeschränkten
> Zugriff auf seine Daten" hat. Richtig. Was aber soll das für ein Unsinn
> sein, dass selbst der "Herr über die Daten" keinen vollumfänglichen
> Zugriff auf seine Daten hat???????????

Herr über seine Daten ist er deshalb, da er entscheiden kann, ob er
Zugriff gestattet. Eingeschränkter Zugriff deshalb, da die Daten integer
bleiben müssen.

> Hinzu kommt, dass die derzeitigen Verschlüsselungen nicht ansatzweise ausgereift die beabsichtigten WEB-Szenarien abbilden, sondern lediglich OFFLINE-Basis-Versionen.

Irgendwelche Quellen?

> Insbesondere widerlegst du nicht den Aspekt der zentralen Speicherung.

Ich wüsste auch nicht, was ich widerlegen soll. Es ist nunmal eine
logisch zentrale Datenhaltung vorgesehen. Wenn die Daten allerdings
angemessen geschützt sind, sehe ich darin kein Problem.

> Die Datenhoheit hat ausschließlich derjenige, der tatsächlich in der Lage ist, die PIN zu generieren und sich im Besitz der Daten befindet. Der Patient ist allenfalls mittelbarer Besitzer. Unmittelbarer Besitzer ist die Gematik; nicht der Patient und nicht der Arzt.
> Auch ein 2-Karten-system unter Berücksichtigung der nicht zwangsläufig den Zugriff Dritter verhindernder Verschlüsselung nicht den Missbrauch, sondern ermöglicht zunächst einmal die zentrale Speicherung und in einem weiteren Schritt die Nutzung bzw den Zugriff auf diese zentral gespeicherten Daten von außerhalb des Speicherorts.

Siehe letzte E-Mail. Ohne Karte + PIN, kein Zugriff (auch keine
Krankenkasse). Für jede Behauptung, dass dies nicht so wäre, verlange
ich Quellen. Bitte kein blabla mehr, es reicht.

Insgesamt gefällt mir die Diskussion nicht. Viel zu unstrukturiert, zu
unsachlich und zu populistisch. Das muss geändert werden, sonst drehen
wir uns noch ewig im Kreis.

Am 13. Oktober 2011 11:25 schrieb Thorsten Wagner <wagner.thorsten AT gmx.de>
Hallo Albert,

Am 12.10.2011 21:55, schrieb Albert Karschti:
> entschuldige aber kein Paragraph schütz uns von der Praxis.
Deswegen habe ich mich ja auch auf die technische Spezifikation bezogen.

Die Feldversuche
> in NRW haben gezeigt, dass die medizinische Realität durch Projektion in die
> Telematik nicht besser wird!

Konkreter? Das bei Testläufen / Feldversuchen Probleme auftreten, ist
nicht verwunderlich. Wofür sind diese sonst da ?

> Ich habe grundsätzlich nichts gegen die Telematik aber ein fehlerhaftes
> System wird durch sie nicht besser!

Konkreter?

> Welche konkreten Vorteile für den Patienten (sie müssen  übrigens die
> Lichtbilder für die eGK selber kaufen!) mit dem jetzigen eGK siehst?

Keine. Übrigens ein Grund die eGK abzulehnen, aber eben nicht wegen dem
Datenschutz! Dennoch sehe ich viel Potential in den freiweiligen
Anwendungen, insbesondere in (trotz der Gefahr nun einen Feuersturm zu
entfachen) der Elektronischen Patientenakte. Hier gibt es übrigens noch
viele offene Fragen, die die Piratenpartei hervorragend aufgreifen
könnte. Stattdessen wird immer und immer wieder die Datenschutzkeule
gezogen, statt sich mit den wirklichen Problem auseinanderzusetzen.

Gruß
Thorsten




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