Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner

["Albert Karschti" <akarschti AT web.de>]

Als Patientenvertreter verfolge ich diese Debatte aktiv seit vielen Jahren.
Das Geschäft mit dem eGK ist für viele mehr als lukrativ. Die Höhe der
bereits verbratenen Gelder ist nicht öffentlich! 
1. Die durch die EU-Verordnung anvisierte Zeitspanne vom 2006 ist längst
überschritten! Jedes Land "kocht" weiter für sich nach eigenen "Geschmack".
Die jetzige Variante ohne die dazugehörigen Erweiterungen (ePA, eRezept
usw.) bringt kein Vorteil! 
2. Wir haben durch unterschiedliche Stellungnahmen auf die "Datenhoheit" der
Patienten hingewiesen. Die Justitiabilität der Einträge ist nicht gegeben!
3. Patietensouveränität und damit verbundenen Vorteilen für das ganze
Gesundheitssystem werden contrakariert. 
4. Gesundheitsdaten (Gesundheitsberichte) sind mit einfacheren Mittel zu
erreichen. Murphy lässt grüßen.
5. Es ist weniger eine Frage der technischen Machbarkeit, der Erkennung und
Mobilisierung von Rationalisierungspotentiale im System oder des
Datenschutzes sondern eher eine gesamtgesellschaftliche,
gesundheitspolitische Frage. Gesundheitsfragen/Krankheitsfragen
(Multimorbidität) sind nicht so einfach in linearen Formeln zu übersetzen.

Die Patientenverbände waren anfänglich in der Entwicklung eingebunden aber
ab 2006 vor allem die Kritischeren sind über diverse Hürden ausgeschaltet
worden. Diese Debatte ist eine reine Anbieterdebatte geworden.

Schöne Grüße

Albert Karschti


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
haarbrandt
Gesendet: Mittwoch, 12. Oktober 2011 16:07
An: AG Gesundheit
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] +++Urgent+++ Massenrollout eGK (elektronische
Gesundheitskarte) / Staats-Gesundheitstrojaner

So ist es. Mit der zentralen Datenhaltung hast du jedoch, vielleicht
haben wir da auch unterschiedliche Vorstellungen von zentral und
dezentral, meines Erachtens nicht recht. Ich verstehe darunter den
Verbleib im Informationssystem des zuständigen Klinikums oder in einem
lokalen Repositorium. Ich finde diesbezüglich die IHE-Spezifikationen
zu XDS Affinity Domains sehr interessant. Möglicherweise findet man
auch dort Probleme, wenn man lange genug sucht, ich bringe diesem
Prinzip (ungefähr wie P2P mittels Super-Peers) jedoch mehr Vertrauen
entgegen. Ich halte zudem das Prinzip von Gesundheitsdatenbanken als
Analogon zu Geldbanken für diskussionswürdig, das mag aber auch daran
liegen, dass wir uns im Institut in Braunschweig damit
auseinandersetzen.

Birger

Am 12. Oktober 2011 15:53 schrieb Thorsten Wagner <wagner.thorsten AT gmx.de>:
> Am 12.10.2011 15:25, schrieb haarbrandt:
>> ich halte es auch nicht für sinnvoll an dieser Stelle populistisch zu
>> argumentieren. Hinsichtlich der eGK ist das alles nicht Schwarz oder
>> Weiß.
>
> Ack! Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Datenschutz in der eGK
> Debatte von Ärzten und anderen instrumentalisiert wird, um etwas
> abzulehnen, was evtl. gewohnte Arbeitsprozesse verändern könnte.
>
> Gruß
> Thorsten
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
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