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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!


Chronologisch Thread 
  • From: "Guido Heymann" <guido AT drheymann.de>
  • To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!
  • Date: Thu, 9 Jun 2011 14:43:11 +0200
  • Importance: Normal
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Jürgen J schrieb:
Glaubt hier noch jemand, dass bei dem System da oben die Chefärzte
Private und GKV-Patienten gleich behandeln? Sie werden ja durch ihre
Verträge in eine bestimmte Richtung gezwungen. Und glaubt mir, diese
Verträge machen sie nicht selbst.

Gerade deshalb greift die alleinige Kritik an der PKV zu kurz.
Die über- und nebengeordneten Organisationen sind i.G. das Problem.

Nach Gründung der Krankenversicherung schlossen Kassen mit Einzelärzten "Knebel"-Verträge ab, was Anfang des letzten Jahrhunderts zu massiven Protesten der Ärzteschaft führte. Daraufhin wurden "Kassenärztliche Vereinigungen" (hier kurz KV) geschaffen.
Erst mal segensreich, wurden die KVen bis heute immer mehr zu einem Moloch, mit eigenen Regeln, teilweise auch im Widerspruch zu den Grundrechten.
Der Eindruck, dass die KVen zum Gegner der Ärzteschaft wurden, führte ja zum Versuch, Alternativen zum KV-System zu finden (Bayern). Hier sollte mal programmatisch angesetzt werden.

Ferner ist das Nebeneinander von Abrechnungssystemen katastrophal.
Da gibt es die GOÄ zur Abrechnung privatärztlicher Leistungen. Wenn ich auch das Problem "Surrogatziffern" genannt habe, so ist diese Gebührenordnung m.A.n. noch die punktgenaueste. Nicht umsonst haben früher Krankenhäuser den DKG-NT, eng angelehnt an den GOÄ, gehabt.
Daneben gibt es den EBM zur Abrechnung kassenärztlicher Leistungen. Er wird bestimmt durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung und Vertretern der Kassen. Die Reform des EBM brachte nun statt Einzelleistungsabrechung die Diagnostik- und Therapiekomplexe. Schwer, da Sonderleistungen unterzubringen.
Für Krankenhäuser wird das DRG-Konzept immer wichtiger, das in deutschem, überheblichem Allumfassenheitsanspruch alle (!!) Leistungen ebenfalls in Komplexen abrechnen soll.
Das ist i.G. blanker Irrsinn. Ein Beispiel: wer im Verlauf der Behandlung Thrombozytenkonzentrate erhielt, wurde kurzzeitig abgerechnet (sprich einer Leistung zugeordnet), indem die Gesamtzahl der transfundierten Thrombozyten (!, nicht Beutel!!) gezählt wurde. Stellte sich als unpraktikabel heraus, aber noch immer wird die Transfusion von Apheresekonzentraten besser als die von Poolpräparaten bezahlt.

Will man also Transparenz bewirken, muss das Abrechnungssystem (steckt doch die Arbeit in die GOÄ) und die Abrechnungsstruktur (die KVen ordentlich auf das zurückführen, wofür sie ursprünglich gedacht waren) geändert werden.
Es könnte sogar sein, dass sich bei sehr guten Vorschlägen auf diesen Gebieten das Krankenversicherungsproblem beinahe von selbst regelt.

Guido (MaHe Berlin)




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