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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Sicherheit und Freiheit

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Sicherheit und Freiheit


Chronologisch Thread 
  • From: Arnold Schiller <schiller AT babsi.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Sicherheit und Freiheit
  • Date: Thu, 26 Aug 2010 16:16:59 +0000 (UTC)
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver

Am Wed, 25 Aug 2010 22:16:59 +0200 schrieb Enrico Weigelt:

> * Arnold Schiller <schiller AT babsi.de> schrieb:
>
>> > Hier brauchen wir _dringend_ eine Begrenzung oder zumindest starke
>> > Besteuerung von renditebringenden Kapital (nicht verwechseln mit
>> > Geldvermögen).
>>
>> Beträgt derzeit 40 Prozent auf die Zinsen und nennt sich
>> Kapitalertragssteuer und ist hierbei aber nicht die entgültige
>> Steuererhebung auf die später zu zahlende Einkommenssteuer, wenn du
>> denn einkommenssteuerpflichtig in Deutschland bist.
>
> Abgeltungssteuer vergessen ?
>
Die nur Privatpersonen gilt und nicht für Firmen und sonstige
Konzernkonglomerate, die du angeführt hast.

> Kapital- und Gelderträge werden seit der Abgeltungssteuer mit pauschal
> 25% plus Soli besteuert und sind dann nicht mehr dem (steuerpflichtigem)
> Einkommen zuzurechnen.

Und es gibt fälle, bei denen es günstiger kommt und du tatsächlich wählen
darfst. Weiterhin wurde das Halbeinkünfteverfahren für Dividenden
abgeschafft, so dass alle Beträge zu 100 Prozent steuerpflichtig sind.


> Ein großes Geschenk vorallem an die wirklich
> Reichen, die ihr Einkommen praktisch ausschließlich aus Kapital- und
> Gelderträgen beziehen - diese zahlen dann eben _nicht_ mehr den
> Spitzensteuersatz, sondern nur noch die viel, viel niedrigere
> Abgeltungssteuer.

Vorausgesetzt die Kriterien sind erfüllt und sie müssen dies dann mit
ihrem Privatkapital und nicht versteckt in einer VermögensverwaltungsGmbH
oder einer Stiftung tun. Gerade die Superreichen zum Beispiel die
Albrechts ziehen aber gesellschaftliche Schachtelkonstruktionen vor und
für diese Schachtelkonstruktionen gilt die Abgeltungssteuer nicht.
Sollten Unternehmensteile verkauft werden schlägt aber die
Abgeltungssteuer zu - früher wurde nur die Rendite besteuert jetzt auch
der Gewinn aus der Wertsteigerung von Vermögensteilen.
> Dieses Reichen- Geschenk kostet den Staat mal locker
> anderthalb Mrd. pro Jahr.
>
>
> Abgesehen davon gings mir nicht um eine Einkommens- sondern
> Vermögensbesteuerung. Und auch nicht die KMU, sondern die ganz großen
> Brocken. Ich rede hier von Milliardären - die sollen progressiv auf ihr
> renditebringendes Vermögen belastet werden, damit die
> Besitzkonzentration abnimmt bzw. erstmal nicht mehr zunimmt. Parallel
> dazu wäre noch eine Reform der Geldordnung dringend notwendig.
>

Wir können uns die Superreichen gerne mal anschauen, wo der Aufschrei zum
Beispiel mal war als Gloria von Thurn und Taxis die Steuerschulden mit
Kulturgütern bezahlte, die Geier drum herum aber wohl lieber daraus einen
Aktienkonzern gemacht hätten. Oder schau dir die Quelleerbin an, die
deutlich zeigt, dass auch das Vermögen der Superreichen sich in Luft
auflösen kann. Wenn dann Nicolas Berggruen kommt und mit seinen
amerikanischen Milliarden in Karstadt investieren will, dann ist das
seine Holding, die das tut und damit wird ein möglicher Gewinn aus dem
Engagement nicht unter die Abgeltungssteuer fallen, sondern unter die
Kapitalertragssteuer. Das Thomas Middelhof als ehemaliger
Bertelsmannmanager den Schnitt seines Lebens damit gemacht hat, zeigt die
verantwortungslosigkeit eines Neureichen, der als Manager einen Konzern
zum eigenen Vorteil zerschlägt. Wohingegen die Bertelsmannstiftung samt
den angegliederten Konzernen der Familie Mohn jeden Manager mit 60 auf
die Straße setzt und das wahrscheinlich, wenn man sich Middelhofs tun
anschaut zurecht. Gütersloh oder Regensburg ohne Mohn bzw. Thurn und
Taxis, wären andere Städte. Da wird weit mehr unternommen als nur Steuern
gezahlt.
Die Ausbeuter sind nicht die Superreichen sondern eher die Middelhofs
und Ackermanns in den Konzernen, die gerne Superreich werden wollen und
die soziale Verantwortung ganz hinten anstellen. Ja zum eigenen Vorteil
wie Klaus Esser lieber 35 Millionen kassieren und dafür das Unternehmen
und die Sozialstruktur opfern. Andere Superreiche wie Reemtsma-Erben oder
Albrecht-Brüder sind durch Entführungen so geschädigt worden, dass sie
sich aus gutem Grund versteckt halten. Aber auch Superreiche wie Richard-
August Oetker engagieren sich dann nicht zufällig für den Weißen Ring,
weil er Opfer war. Selbst wenn Arend Oetker über die Hero Group in der
Schweiz seine Erträge optimiert, dürfte Bad Schwartau ohne die
Schwartauer
Werke alt ausschauen und alleine schon die anfallenden Lohnsteuern für
Bad Schwartau wichtig genug sein, darauf nicht rumzuhacken. Unilever
produziert dort wo es am günstigsten ist und schliesst Lebensmittelwerke
und eröffnet sie wie es gerade am besten in die Logistik passt. Konzerne
wie Nestle streichen da auch gerne mal Landwirtschaftssubventionen ein.
Familienkonzerne von Superreichen sind irgendwie anders gestrickt. Nicht
nur dass manche von denen sehr standorttreu sind, manche Orte hätten wohl
ein massives wirtschaftliches Problem, wenn diese Superreichen einfach
gehen würden, was immer nur dann auffällt, wenn der Standort von einem
Konzern geschluckt wurde und der Standort dann vom Konzern geschlossen
wird. Die Unternehmen, die seit Jahrhunderten geblieben sind und ortstreu
sind, fallen dabei nicht auf.Selbst wenn Brenninkmeijer niederländisch
ist, sind die Investitionen auf deutschem Gebiet mit Q-Cells nicht zu
verachten auch wenn China auf die Solarindustrie Druck ausübt. Das es
auch anders mit den Vermögen gehen kann, brauchst du ja nur Herrmann
Hettlage mit C&A vergleichen. Benno Hettlage hatte 1965 angefangen das
Vermögen auf die Angestellten übertragen, das Beteiligungsmodell ging
dann 2004 entgültig in Insolvenz. Auch das von Philip Rosenthal 1963
eingeführte Beteiligungssystem endete letztlich über Umwege am 9. Januar
2009 in der Insolvenz. Da mögen die seit dem 17. Jahrhundert geltenden
Regeln der Brenninkmeijer einerseits reformbedürftig sein, andererseits
schaffen diese Superreichen Brenninkmeijers bis zum heutigen Tag mehr
Arbeitsstellen als irgendwelche Konzerne. C&A ist da ja nur die
überlebende Spitze eines Eisberges.

Anders sieht es aus bei NS-Gewinnlern wie das Quandt'sche Vermögen.
Nicht nur dass BMW es fertig bringt an seinem Standort manchmal gar keine
Steuern zu zahlen, wechselt die Familie auch hier und da die Unternehmen
und hat keine wirkliche Standorttreue, mit der Moral haben es die Quandts
nicht so, aber das wirst du auch mit einer x-beliebigen Steuer nicht
ändern können. Aber selbst da ist der Punkt ja, dass BMW ohne die Quandts
einfach nicht mehr existiert. Der Glas V8 mag ein schönes Auto gewesen
sein, aber BMW wäre genauso über den Jordan gegangen. Selbst wenn BMW als
Unternehmen die Finanzen optimiert, bleibt ja trotzdem die gezahlte
Lohnsumme eines solchen Arbeitgebers und von dieser Lohnsumme zahlt jeder
einzelne Einkommenssteuer und Krankenversicherung. Trotzdem sind die
Quandts natürlich kleine Lichter im Vergleich zu Piech/Porsche und
dennoch ist das errechnete Vermögen ja nur zum Teil irgendetwas Wert. Du
müsstest sowohl BMW und VW/Porsche erstmal komplett verkaufen können und
die Frage ist, welchen Preis du für deine Aktien noch erzielen könntest
wenn du sie sofort komplett auf den Markt werfen würdest, da würde
aufgrund des Überangebots der Preis in den Keller gehen, so dass die
errechneten/geschätzten Werte der Superreichen nicht die tatsächlich zu
realisierenden Werte sind. Du willst aber auf diese errechneten Werte
Steuern erheben und das führte höchstens zum Thurn-und-Taxis-Effekt, wenn
der Staat dann motzt, dass sich zur Zahlung der Steuer gerade von den
Kulturgütern getrennt würde oder gerade diese oder jene Wohltat
eingestellt wird, dann darf er sich nicht wundern, denn was der Reiche
verkauft um seine Steuerschuld zu tilgen ist ja immerhin noch seine freie
Entscheidung und warum sollte er die Substanz verkaufen, die ihm auch
noch in Zukunft den Reichtum ermöglicht?

Grüße,
Arnold





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