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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Landärzte und Zugangsquoten für Unis

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Landärzte und Zugangsquoten für Unis


Chronologisch Thread 
  • From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Landärzte und Zugangsquoten für Unis
  • Date: Thu, 08 Apr 2010 14:24:25 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Am 08.04.2010 13:39, schrieb Privacy:
schrieb Morgan le Fay:

Nein. Absolventen der Medizin werden in vielen Berufen und Bereichen
benötigt - und haben dort durchaus ihre Berechtigung. In anderen
Studiengängen interessiert es übrigens auch niemanden.

Abgesehen davon: Gerade als Pirat sollte man das Recht auf Bildung
einsehen ;)
Allerdings - und keine "Zwangsarbeit" zu diktierten Bedingungen daran
knüpfen

Dieser Absatz ist nicht von mir!

Was soll auch ein NC, wenn man hier mehr und mehr ausländische Ärzte hat
(vorzugsweise aus Osteuropa, wo diese oft für 400 Euro schuften), wenn
die Anforderungen an eine rumänische Ärztin derart minimal sind, dass
nicht einmal verlangt wird, dass diese Deutsch versteht. Eine solche
Kapazität sollte unlängst meine Frau betreuen und wurde inzwischen
wieder entlassen.
Sorry - was ist denn das für ein arrogantes Geschwätz. Die rumänische
Ärztin hat (wenn sie jung ist) nach international anerkannten
Ausbildungsrichtlinien ihr Medizinstudium abgeschlossen - von da an
interessieren Abi-Noten nicht mehr.

Und wie gut kannst Du Rumänisch?
Ich kann nicht rumänisch, bilde mir aber auch nicht ein, in Rumänien einen Optikerladen führen zu können.
Rede ich eigentlich chinesisch oder was? Eine Ärztin, egal woher sie stammen und wie qualifiziert sie sein mag, hat hier solange nicht zu praktizieren, bis sie ein Anamnese-Formular richtig ausfüllen kann! Das hat tatsächlich mit Abi-Noten nichts zu tun.
Es ist nur grotesk, über einen Notenschnitt ein (Pseudo-)Qualitätsniveau halten zu wollen aber gleichzeitig scheint es egal zu sein, ob im Krankenblatt ein Schmarren steht.
Jetzt verstanden?
Mit welchen Anforderungen kann man denn in D als ausländischer Arzt
praktizieren? Ich gehe mal fest davon aus, dass in Rumänien keine 1,4
als NC verlangt wird, um Medizin studieren zu können. Es ist ja auch
nicht nötig, auch wenn ich immer wieder in Foren Ärzte(?) begegne, die
die Qualität der Versorgung in Frage stellen, nur weil man vielleicht in
Deutsch eine Drei hatte. Die rumänische Ärztin schaffte noch nicht
einmal ein Mangelhaft.
In einer Fremdsprache!

Integration junger ausländischer Ärzte ist nötig und auch möglich -
hierzu müssen Voraussetzungen geschaffen werden:

1. Es kommt natürlich auf das Fach an - in der Psychiatrie oder der Reha
sind die sprachlichen Anforderungen (mündlich wie schriftlich) ganz
anders als in der Radiologie oder chrirugischen Fächern.

2. Vielleicht sollte die Deutschprüfung nicht vom Chef, sondern einer
staatlichen Behörde abgenommen werden ...
Wer immer diese Kriterien bislang festgelegt hat..., es ist gehörig in die Binsen gegangen.

3. An unserer KLinik haben wir ein erfolgreiches Modell gestartet:
Anfangs erlebten wir mit den schnell rekrutierten ausländischen Ärzten
viel Misserfolg und etliche Arbeitsverhälnisse zerbrachen nach kurzen -
was für alle Seiten auch eine menschliche Katastrophe ist

Ich habe dann bei der GF gebeten, eine halbe Arztstelle umwidmen zu
dürfen - und habe dafür eine "klinische Lektorin" eingstellt - eine
Germanistin, die lange in der Erwachsenenbildung im Goetheinsitut ttig
war. Ich bin damals von meinen Chafarztkollegen belächelt worden - sie
können doch Arztbriefe nicht von einem Germanisten schreiben lassen ..

Das Modell sah so aus:

Bereits bei der Bewerbung war die Lektorin dabei und hat eine
Sprachprognose abgegeben - die sich als sehr valide erwiesen hat.

Die neuen Kollegen wurden von ihr systematisch trainiert im mündlichen
wie schriftlichen Ausdruck.

Und für mich und meine Oberärzte war es ein Freude zu erleben, wie die
jungen Kollegen, die anfangs mit meist schweigend und mit Stenosätzen
bei der Visite anwesend waren, etwa im Laufe eines Jahres soweit kamen,
dass sie sprachlichen Witz hatten und jeder Debatte im Deutschen
gewachsen waren - und wir haben uns nicht mehr darüber geärgert, dass
wir allein an der sprachlichen Korrektur der Briefe Stunden verbrachten.

Dies erfordert halt Engagement und die Bereitschaft mal andere Wege zu
gehen (dies war nur bei einem privaten Arbeitgeber möglich - bei
öffentlichen Trägern hätte ich keine Chance gehabt)

Übrigens - das Manko im Deutschen bei den Ärzten liegt nicht nur an der
Deutschnote im Abi - sondern daran, dass man als Arzt bis zur
Approbation (sofern man nicht promoviert) nie auch nur einen
zusammenhängenden Satz schreiben muss ....

d.h. man wird geradezu "entsprachlicht" - da ist mit den verstärkten
mündlichen Prüfungen wieder etwas besser gewarden.
Das Engagement ist sehr lobenswert und das mag ja alles so sein, aber wir verfehlen hier leicht das Thema.

Grüße

Morgan le Fay






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