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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Rechtliche Fundamente der Geldordnung & saldenmechanisch fundierte Konjunkturtheorie

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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Rechtliche Fundamente der Geldordnung & saldenmechanisch fundierte Konjunkturtheorie


Chronologisch Thread 
  • From: Gerhard Rinnberger <listmember AT rinnberger.de>
  • To: moneymind <moneymind AT gmx.de>, ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Rechtliche Fundamente der Geldordnung & saldenmechanisch fundierte Konjunkturtheorie
  • Date: Wed, 2 May 2018 11:39:41 +0200

Am 17.04.18 um 16:56 schrieb moneymind:
> vielleicht interessant für einige von Euch: der erste Vortrag unseres
> Seminars an der BI Norwegian Business School in Oslo ist online:
>
> https://www.youtube.com/watch?v=s_dVqEqsFPk&list=PLyRk2yIHSNKl68kve8CufAgNc5cCOvKiy

Vielen Dank für diesen Vortrag!

Ich hatte ja anfangs die Befürchtung, dass der Fokus mit dem Verweis auf
das römische Recht zu sehr auf ein westlichen Verständnis liegt, aber im
Ergebnis kommst du exakt zu den Achsen, an denen die gesellschaftlichen
Diskurse ablaufen müssen (bei 44:20).

Besonders spannend find ich ja, wie die dialektische Philosophie von
Marx neu interpretiert werden kann. Auch Steve Keen hat hier unter
Einbeziehung der Thermodynamik das dialektische Spannungsfeld der
Werttheorie illustriert:
Value theory, thermodynamics and dialectics
<https://www.youtube.com/watch?v=f8KhlejNwyU>

Von daher interessiert mich insbesondere der Vortrag von Thomas Weiss.
Er hat im Rahmen des AK Plurale Ökonomik an der LMU die Arbeit von
Lindenberger und Kümmel vorgestellt. Sie haben einen physikalischen
Hintergrund und haben die Energieabhängigkeit der neoklassischen
Produktionsfunktion untersucht. In ihrem Modell erklärt der
Primärenergiebedarf einen Großteil des sog. Solow-Residuals. Steve Keen
geht noch einen Schritt weiter[1]. Er skizziert, unter Bezug auf die
Arbeit von Lindenberger/Kümmel, wie das Solow-Ramsey-Wachstumsmodell
weiterentwickelt werden kann, damit es auch mit den Naturgesetzen
insbesondere der Thermodynamik kompatibel wird. Er greift dabei auf die
Schule der Physiokraten zurück, die in der Landwirtschaft den einzig
produktiven Faktor sahen (Energie als Verallgemeinerung des Faktors Boden).

Bernard Beaudrieu hatte ich ja schon in einem anderen Post erwähnt. Auch
Norbert Häring ging in einem Blogpost[2] neulich auf ein unzureichendes
Verständnis industrieller Produktionsprozesse in der Ökonomie ein und
bezog sich auf eine andere Arbeit[3] von Beaudrieu. Wenn aber weder
Arbeit noch Kapital im physikalischen Sinne 'produktiv' sind, dann ist
auch das Konzept 'Produktivität' insgesamt in Frage gestellt.

Wie Beaudrieu betont auch Cencini den instrumentellen Charakter der
Fixkapitalgüter als reine Werkzeuge. Der überwachende Charakter der
Arbeit gilt bei Cencini als einzig wertschöpfend.

Es zeichnet sich ein Pfad ab, wie sich Ökonomie weiterentwickeln könnte:
Konjunktur- und Wachstumsheorie können unter einem vereinheitlichten
nichtlinearen dynamischen Modell unter dem Gesichtspunkt 'Entropie'
betrachtet werden, wie es schon Georgescu Roegen angedacht hat.
Physische Prozesse müssten in einem Leontief Modell abgebildet werden.

gerhard

=============
[1] Keen, Steve. „Incorporating energy into production functions“. Steve
Keen's Debtwatch (blog). Zugegriffen 19. August 2016.
<http://www.debtdeflation.com/blogs/2016/08/19/incorporating-energy-into-production-functions/>.

[2] Häring, Norbert. „Energie: Der Blinde Fleck der
Wirtschaftswissenschaft - norberthaering.de“, 13. April 2018.
<http://norberthaering.de/de/27-german/news/971-energie>.

[3] Beaudreau, Bernard C. „The Trouble with Production Theory“. Real
World Economics Review, Nr. 77 (10. Dezember 2016): 18.
<http://www.paecon.net/PAEReview/issue77/Beaudreau77.pdf>



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