Re: [AG-GOuFP] Bitcoins

[Gerhard Rinnberger <listmember AT rinnberger.de>]

Am 10.12.17 um 05:22 schrieb ukw:
> Ich bin der Meinung, Bitcoin ist eine gute Idee - aber leider technisch
> nicht gut durchgeführt.
>  
> Anbei meine Links dazu:
>  
> -Bitcoin ist schlecht gecoded, die Blockchain ist voll.
> <https://blog.plan99.net/the-resolution-of-the-bitcoin-experiment-dabb30201f7>
>  
> - Energieverbrauch <http://blog.fefe.de/?ts=a7474ff5> 
>  - China macht Bitcoins platt <http://blog.fefe.de/?ts=a73c61e5>
> - Lustige Durchsage vom Bankhaus JP Morgan
> <https://www.theguardian.com/technology/2017/sep/13/bitcoin-fraud-jp-morgan-cryptocurrency-drug-dealers>
> - Sind Bitcoins sicher? => Banküberfall ~ 60 Mio $
> <https://www.reuters.com/article/bitfinex-hacked/hong-kong-bitcoin-exchange-says-it-was-hacked-trading-suspended-idUSL1N1AJ208>

Schon eine seltsame Argumentation. Du führst einzig Belege auf, die
schon die im Thread geäusserten Zweifel bestätigen, aber kein einziges
warum der Bitcoin 'gut' sein soll.
  
> Die Angst der "etablierten" Geldschöpfer mit "Staatsschutz"  vor den
> Bitcoins (Cryptowährungen) ist groß.

Von den etablierten Währungshütern erwarte ich auch, dass sie dieses
neue Zahlungsmittel abklopfen. Die Bundesbanker Thiele und Diehl haben
die Herausforderungen für ein Währungssystem im ifo Schnelldienst Nr.
22/2017 unter dem Titel 'Kryptowährung Bitcoin: Währungswettbewerb oder
Spekulationsobjekt: Welche Konsequenzen sind für das aktuelle Geldsystem
zu erwarten?' erörtert:
<https://www.cesifo-group.de/DocDL/sd-2017-22-thiele-diehl-etal-bitcoin-2017-11-23.pdf>

Auch wenn sie noch der schwurbeligen Warengeld-Denke verhaftet sind ('Es
gibt Geld als Gut und Geld als Forderung' [S.3]), so haben sie doch die
Anforderungen, die eine Gesellschaft an ihr Geldsystem stellen muss
recht klar formuliert [S.5]:
> Die Gemeinschaft einigt sich auf eine Institution, die […] der 
> stabilitätsorientierten Geldpolitik verpflichtet ist; die Institution und 
> ihre Mitarbeiter dürfen sich durch geldpolitische Entscheidungen nicht 
> bereichern; sie muss unabhängig – besonders vom Staat – entscheiden, darf 
> nicht zur Finanzierung des Staates beitragen und muss gegenüber der 
> Öffentlichkeit transparent sein.

 
> Der Kunde wird bei den Banken mehr beschissen als von dem Bitcoin Miner.

Dann schauen wir uns mal die Transaktionskosten (=Kosten der
Zahlungsabwicklung) der einzelnen Zahlungssysteme an. Berger nennt in
<http://www.nachdenkseiten.de/?p=41366> folgende Zahlen:
Bitcoin: ~20$
Onlinedienste (PayPal & Co): bis 10% des Kaufpreises
klassische Kreditkarten (VISA AmEx): zwischen 0,8% und 5,0% des Kaufpreises
dann haben wir noch
Überweisungen (belegbehaftet): 0.80 € oder pauschal über
Kontoführungsgebühr.

Aber auch die offiziellen Währungshüter schlafen nicht. 2018 wird mit
TIPS von der EZB ein Quasi-Echtzeit Ende-zu-Ende Clearing und
Settlement-System eingeführt
<https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2017/html/ecb.pr170622.en.html>.
Auch wenn damit theoretisch die Geschäftsbanken umgangen werden können,
werden sie die primären Ansprechpartner sein, die eine Schnittstelle für
Endkunden anbieten. Mit den geplanten 0.2¢ pro Transaktion, die die EZB
den Geschäftsbanken in Rechnung stellt, dürften die Kosten für den
Endkunden in der selben Größenordnung wie schon heute liegen.