ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
- To: Hans-Joachim Dietrich <hajo.dietrich AT t-online.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung
- Date: Wed, 3 Feb 2016 11:06:22 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hi Hans-Joachim,
zu:
Nebenbei sei angemerkt, dass schon die Gründer der „sozialen“
Marktwirtschaft (u.a. Euken) keine ausgewiesenen Verfechter der Demokratie
waren - die „Soziale Marktwirtschaft“ deutscher Prägung ist eine
Umschreibung für Neoliberalismus.
das stimmt nicht. Die „Neue soziale Marktwirtschaft“, die z.B. ein Riesenpalkat in Berlin aufhängen ließ, ist eine neoliberale Lobbyeinheit. Sie missbraucht den Begriff für ihre Ziele und deren Programm hat mit sozialer Marktwirtschaft so viel zu tun wie ein Stein mit einem Apfel.
Die ursprüngliche soziale Marktwirtschaft, besser gesagt die Ordoliberalität, hatte sehr wohl Demokratie im Sinn und war auch sozial.
Ein wichtiger Punkt der ordoliberalen Theorie ist, dass man Marktteilehmer nicht zu groß werden lassen darf, weil sie sonst die Freiheit der anderen bedrohen. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt und da kann man auch so unterschreiben. Daraus abgeleitet wurde z.B. das Kartellrecht.
Bargeldabschaffung
zum Thema Bargeldabschaffung steht das Wesentliche bereits hier:
über die Unsinnigkeit:
Über die Hintergründe hier mehr:
Die Bargeldabschaffung ist ein weiterer Angriff auf die Bürger. Dem Souverän soll ein weiteres Recht zur Selbst- und Mitbestimmung geraubt werden. Das ist definitiv unakzeptabel.
Am 02.02.2016 um 23:47 schrieb Hans-Joachim Dietrich <hajo.dietrich AT t-online.de>:
Liebe Diskutanten einer neuen Geldordnung,
mit Interesse verfolge ich die Diskussion und den Diskurs über eine
möglich neue Geldordnung.
Wenn ich aber die Zielsetzung des Diskurses zu verstehen versuche, so
komme ich für mich zu dem Ergebnis: Es geht um die theoretische
Beschreibung einer neuen Geldordnung.
Als Mitglied einer politischen Partei frage ich mich auch, wo ist das
Politische im Diskurs und besitzt der aktuell laufende Diskurs überhaupt
eine politische Relevanz? Heißt, ist die Formulierung einer neuen
Geldordnung gesellschaftspolitisch relevant und wenn ja, anhand welcher
Faktoren (Erklärungsvariablen z.B. Akteure, Institutionen etc) wird die
gesellschaftspolitische Relevanz erklärt.
Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen:
1. Ihr sprecht u.a. von einer bargeldlosen Bank als mögliche Voraussetzung
für eine neue Geldordnung
2. Parallel erfolg z.Z. in der Öffentlichkeit (EU, BRD) das Agenda Setting
zum Thema - Abschaffung des Bargeldes
Wenn ich nun die Frage nach dem Warum stelle, so interessiert mich u.a.:
- Wer hat ein Interesse an einer bargeldlosen Welt und warum,
- Was bedeutet dies für die Bürger (werden grundsätzliche Freiheitsrechte
eingeschränkt, entsteht ein neuer Leviathan - geldwirtschaftlicher
Absolutismus?)
- entstehen neue Akteure im Geldmarkt - zum Paypal, ApplePay etc. und
agieren diese Unternehmen als Consumer-Banken und verdrängen die
etablierten Banken aus diesem Markt?
- welche gesellschaftlichen Konsequenzen hätte dies und welcher
Schutzbedarf (Regelungsbedarf) entsteht, um die Bürger vor einer
Totalüberwachung ihrer Geldtransaktionen zu schützen?
In Verbindung mit dem Anspruch der Piratenpartei „Die Partei des digitalen
Wandels“ zu sein, welche politischen Handlungsfelder sollten aus eurer
Sicht bearbeitet werden und warum?
Zum Abschluss ein kleiner Hinweis:
- bedenkt bitte, dass alle mathematischen Modelle zur Erklärung von
Systemverhalten, im Kontext des realen Verhaltens von Individuen und
Gesellschaften bisher gescheitert sind.
- dass die Modelle der Vertragstheorie (Hobbes, Locke, Rousseau et.) und
des neuen Konstitutionalismus (Buchanan etc) den Aspekt der Demokratie als
nicht voranging betrachtet haben
- das die modernen Wirtschaftstheoretiker mehr daran interessiert sind die
Wirtschaftspolitik dem allgemeinen politischen Entscheidungsprozess zu
entziehen. Aktuell bei TTIP erkennbar (Stichwort: Regulatorische
Koordination / EU Wirtschaftsregierung)
Nebenbei sei angemerkt, dass schon die Gründer der „sozialen“
Marktwirtschaft (u.a. Euken) keine ausgewiesenen Verfechter der Demokratie
waren - die „Soziale Marktwirtschaft“ deutscher Prägung ist eine
Umschreibung für Neoliberalismus.
Es wäre schön, wenn ihr das Poltische in der eurer Diskussion stärker
hervorhebt, um so die Diskussion eures Themas einem größerem Forum in der
Piratenpartei zu ermöglichen.
Beste Grüße
Hajo
Am 02.02.16, 21:21 schrieb
"ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de on behalf
of ag-geldordnung-und-finanzpolitik-request AT lists.piratenpartei.de" unter
<ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de on behalf
of ag-geldordnung-und-finanzpolitik-request AT lists.piratenpartei.de>:Um E-Mails an die Liste AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik zu schicken,
nutzen Sie bitte die Adresse
ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Um sich via Web von der Liste zu entfernen oder draufzusetzen:
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpoliti
k
oder, via E-Mail, schicken Sie eine E-Mail mit dem Wort 'help' in
Subject/Betreff oder im Text an
ag-geldordnung-und-finanzpolitik-request AT lists.piratenpartei.de
Sie können den Listenverwalter dieser Liste unter der Adresse
ag-geldordnung-und-finanzpolitik-owner AT lists.piratenpartei.de
erreichen
Wenn Sie antworten, bitte editieren Sie die Subject/Betreff auf einen
sinnvollen Inhalt der spezifischer ist als "Re: Contents of
AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik digest..."
Meldungen des Tages:
1. Re: NGO_Gudehus (Arne Pfeilsticker)
2. Re: Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016 (Rudolf Müller)
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Message: 1
Date: Tue, 2 Feb 2016 19:06:40 +0100
From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
To: Hajo Köhn Neue Geldordnung <hajo.koehn AT neuegeldordnung.de>
Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik@lists piratenpartei. de"
<ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
Subject: Re: [AG-GOuFP] NGO_Gudehus
Message-ID:
<C31B922A-740A-4D69-9ADA-7958390ADCDB AT piratenpartei-hessen.de>
Content-Type: text/plain; charset="utf-8"
Hallo Hajo,
ich habe mit großem Interesse das Kapitel 19 Neue Geldordnung von Gudehus
gelesen.
Seine Einschätzungen teile ich in hohem Maße. Teilweise sehe ich die
Dinge noch kritischer als er:
M.E. schränkt die Mindesreservequote die Geldschöpfung der
Geschäftsbanken nicht ein, weil die Mindestreserver zum gleichen Zinssatz
verzinst wird, wie deren Finanzierung. Im Endeffekt führt die
Mindestreserve lediglich dazu, dass ein Teil der Sicherheiten der
Geschäftsbanken bei der Zentralbank landen.
Münzen sind wie Banknoten verbriefte Inhaberschuldverschreibungen und
damit „Passivgeld“. Die Passivposition müsste allerdings in der Bilanz
des Bundes stehen, weil Münzen zinslose Inhaberschuldverschreibungen des
Bundes sind, die an die Zentralbank verkauft werden und von dort über die
Geschäftsbanken an die Nichtbanken weiterverkauft werden. Die
Vorstellung, dass Münzgeld ein Eigentumsrecht an einer Sache ist, beißt
sich mit dem Recht Münzen jederzeit in Banknoten oder Giralgeld umwandeln
zu können.
Die Position Münzgeld stellt lediglich den Bestand an Münzen bei der
Zentralbank dar und nicht die Umlaufmenge wie bei Banknoten. (Gudehus
sieht das genau so.)
Primäre Geldschöpfungsgewinn entsteht bei der Zentralbank und
Geschäftsbank bei der Giralgeldschöpfung auch dadurch, dass
aktivierungsfähige Aktive erworben werden. Beispielsweise der Bau oder
Kauf eines Bürogebäudes. Das Bürogebäude ist in diesem Fall der primäre
Geldschöpfungsgewinn. Der kann allerdings wieder verloren gehen, wenn die
Erträge aus der Nutzung des Gebäudes kleiner sind als der Aufwand
einschließlich Abschreibung.
Aktiv-Geld im Sinne Gutehus wäre ein Eigentumsrecht an einer Sache. Die
Konsequenz wäre, dass die Zentralbank nicht mehr für die Pflege des
Bargeldes zuständig wäre und es auch keine Veranlassung gäbe einmal
verkauftes Bargeld wieder zurückzunehmen.
Die besser Konstruktion scheint mir die zu sein, dass Bargeld als
verbrieftes und Giralgeld als verbuchte Ansprüche auf Geld geführt werden.
Eine einmalige Realisierung des Geldschöpfungsgewinns (= primärer
Geldschöpfungsgewinn) wäre auch bei „Passiv-Geld“ möglich, indem auf der
Aktiv-Seite der Bilanz eine Position geschaffen wird mit dem Titel: Geld
zum dauerhaften Verbleib im Geldsystem (GdV). Der Buchungssatz würde
lauten: GdV an Girokonto Staat.
QE kann, wenn überhaupt nur einen sehr geringen Effekt auf die
realwirtschaftliche Konjunktur haben, weil dadurch lediglich die
Interbankenverschuldung in eine Zentralbank-Geschäftsbankenverschuldung
verlagert werden kann.
Um einen Effekt zu erzielen müsste die Zentralbank direkt Kredite an
Unternehmen und Haushalte geben, d.h. Haushalte und Unternehmen müssten
Konten bei der Zentralbank haben.
Daher sehe ich die Wirkungskette der Abb. 19.4 so nicht und sie wird m.E.
auch von Gudehus selbst relativiert:
Zitat Seite 429: "Geschäftsbanken verleihen an Nichtbanken kein
Zentralbankbuchgeld sondern Giralgeld. Dazu sind sie jedoch nur bereit
und in der Lage, solange kreditwürdige Kunden zusätzlichen Geldbedarf
haben."
In der Frage, was Geld sein sollte unterscheiden wir uns:
Gudehus schreibt auf Seite 436: Rechtlich ist das gesetzliche Geld eine
unbefristete, jederzeit übertragbare staatliche Lizenz zur Nutzung als
Zahlungsmittel. Münzen, Banknoten, Kontostandangaben, elektronisches
Geld und andere Erscheinungsformen des Geldes sind gesetzlich
autorisierte Informationsträger, die angeben, über welchen Nennwert der
Besitzer einer Münze oder Banknote bzw. über welche Geldmenge ein
Kontoinhaber verfügen kann.
Da eine Lizenz auch ein subjektives Recht ist, besteht zumindest hierüber
Einigkeit, dass Geld ein subjektives Recht ist und sein sollte.
Die Frage ist nur, aus welchen subjektiven Rechten macht man das beste
Geld. Und hier scheiden sich vermutlich die Geister, aber diese Frage
sollte im Detail diskutiert werden. Es ergeben sich m.E.
Ungereimtheiten. Beispiel: Eine Kontostandsangabe ist kein
Informationsträger, sondern eine Information und die Festplatte auf der
diese Information steht ist der Informationsträger. Eine Lizenz ist ein
Nutzungsrecht an einem anderen Recht. Dieses andere Recht, auf das sich
die Lizenz bezieht, wäre demnach das Geld. Und nun stellt sich die Frage:
„Was genau sollte dieses andere Recht sein?"
Viele Grüße
ArneAm 01.02.2016 um 23:55 schrieb Hajo Köhn Neue Geldordnung
<hajo.koehn AT neuegeldordnung.de>:
Mit aktiven Grüssen
Hajo Köhn
Neue Geldordnung
hajo.koehn AT neuegeldordnung.de
+49 170 3486649<Gudehus 2015 Kapitel 19 Neue Geldordnung.pdf>
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt...
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ik/attachments/20160202/8a43223f/attachment-0001.html>
------------------------------
Message: 2
Date: Tue, 2 Feb 2016 21:21:33 +0100
From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
To: Jürgen <jack_r AT arcor.de>
Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Subject: Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016
Message-ID: <56B10FCD.9040409 AT on22.de>
Content-Type: text/plain; charset=utf-8; format=flowed
Hallo Jürgen,
mit deinen Formulierungen triffst Du in etwa auch meine Vorstellungen.
Mein grobes Modell würde mit der Menge aller Forderungen und
Verbindlichkeiten in der Wirtschaft beginnen. Eine Teilmenge hiervon
wären die Forderungen, welche allgemein als so wertvoll angesehen
werden, das jeder Wirtschaftsteilnehmer sie als universelles
Tauschmittel ansieht. Auf eine genaue juristische Definition lege ich an
dieser Stelle keinen Wert, da zuerst eine nachvollziehbare Logik im
Vordergrund steht. Nun könnte man formulieren, dass Forderungen, welche
eine allgemeine Akzeptanz in der Bevölkerung besitzen, eventuell noch
vom Staat als "gesetzliches Zahlungsmittel" definiert sind und auch vom
Staat zur Begleichung von Steuerschulden akzeptiert werden, zu den
Zahlungsmitteln zählen, die wir Geld nennen. Aber schon verstricken wir
uns in Widersprüche. Der Staat akzeptiert zur Begleichung von
Steuerschulden nur noch Buchgeld der Geschäftsbanken, welches eindeutig
kein gesetzliches Zahlungsmittel ist.
Wo fängt jetzt Geld an und wo hört es auf? Was ist Buchgeld? Wozu zählen
geldähnliche Derivate? Aus der Volkswirtschaft kommen dann noch Fragen
nach der kaufkraftwirksamen Geldmenge in der Wirtschaft. Ein kaum
aufzulösendes Gemenge.
Du hast jetzt dargelegt, das Forderung (Du sprichst von
Rechtsansprüchen) dem "Geld" gleichzustellen sind, wenn sie handelbar
und verbrieft sind. Unter handelbar verstehst Du wohl, dass sie
allgemein anerkannt sind und weitergegeben werden könne. Verbrieft
schließt für Dich auch die Buchgeldforderung an die Bank mit ein.
Wenn Du das "Geld" jetzt nach Deinem Modell definiert hast stellt sich
die Frage, wozu Du diese Gelddefinition benutzen willst. Möchtest Du
sie als volkswirtschaftliche Größe zur Bestimmung eines
Marktgleichgewichts einsetzen? Oder möchtest Du über die
Geldschöpfungskapazität der Banken sprechen? Da der Geldbegriff dermaßen
konfus ist, sollte eine jede Untersuchung am Anfang klarstellen, welche
Geldmengendefinition sie zugrunde legt und weshalb. Darüber zu streiten,
welche Definition "richtig" oder "falsch" sei, ist sinnlos, wenn nicht
die Aufgabe, in welcher diese Definition verwendet werden soll, klar
definiert ist. Erst dann gewinnt die Definition an Kontur.
Die Definition als Werkzeug betrachtet muss ich vor Beginn der Arbeit
entscheiden, welches Werkzeug für den Erfolg meiner Arbeit geeignet ist.
Etwas schwierig, die Gedanken über ein derart komplexes Gebiet
nachvollziehbar darzustellen.
Beste Grüße
Rudi Müller
Am 31.01.2016 um 21:55 schrieb Jürgen:Moin,die geführte Diskussion über die Art eines Rekursionsankers usw. halteDie Saxhe mit dem *Rekursionsankers* ist rein der Definition und
ich
für sehr verwirrend. Was soll damit gezeigt werden?
Beschreibung von Arne geschuldet, die letztendlich auf alles *Geld* auf
*Zentralbankgeld* zurückführt und dieses als a priori gegeben darstellt.Weshalb also das Zentralbankgeld als den Mittelpunkt unseresDas ist eben so ein Problem, das ich mit Arnes Definition habe. Zwar
Geldsystems
ansehen?
ist das
Zentralbankgeld de facto die Basis für *alle möglichen* Finanzprodukte
und
diese - da stimme ich mit Arne und seiner Defintion überein - sind
letztlich
von *Geld* nicht mehr zu unterscheiden. Nur kann eben m.E. nicht
ausschliesslich Zentralbankgeld am Anfang stehen, sofern auch alle
möglichen
Rechtsanspruche sofern sie bestimmte Eigenschaften erfüllen. Das soll
mein
Definititionsversuch beeinhalten.
In Arnes Ansatz ist Zentralbankgeld per Definition der Urprung von
*allem,
was als Geld betrachtet werden kann* und das greift m.E. zu kurz.
Deswegen den alternativen Definitionsvorschlag, der die Basis(Arnes
Rekursionsankers) für *Geld* verbreitert.
Es geht mir eben darum, dass es m.E. nicht einer Zentralbankbedarf
sondern
nahezu beliebige Rechtsansprüche zu *Geld* äquívalent sind, sofern
wenige
Eigenschaften (verbrieft,handelbar) gegeben sind.
bye
Jürgen
On 2016-01-29 10:39:21, Rudolf Müller wrote:Hallo Jürgen,
die geführte Diskussion über die Art eines Rekursionsankers usw. halte
ich
für sehr verwirrend. Was soll damit gezeigt werden?
Meine Sichtweise:
Die Zusammenführung verschiedenster Formen und Funktionen von
Zahlungsmitteln unter dem Oberbegriff „Geld“ und dieses dann zu
definieren
als:+
„Geld ist ein verbriefter, handelbarer Rechtstitel (z.B. Anspruch auf
Güter
und Leistungen)“
halte ich für sehr problematisch.
Um klarzustellen, worüber ich spreche erscheint mir eine
Unterscheidung von
Geld in
o Warengeld,
o Kreditgeld und
o Willkürgeld
sinnvoll, da sie mir erste Erkenntnisse erlaubt, wovon wir heute
sprechen
wenn wir über Geld diskutieren.
Warengeld gehört mit wenigen, kaum noch in Erscheinung tretenden
Ausnahmen,
der Vergangenheit an. Die aus dem Warengeld resultierende
„Ding-Geld-Welt“
haben wir damit endgültig verlassen und doch ist sie noch nachhaltig in
unserer Gedankenwelt über das Geldwesen verankert. So in der direkten
Übertragung der Funktion werthaltiger Münzen auf unser heutiges
gesetzliches
Zahlungsmittel, unser Bargeld. Desto mehr Zutaten man in einen Topf
gibt,
desto größer die mögliche Vielfalt an Interpretationsmöglichkeiten was
denn
nun grundlegend sei.
Ein Blick in die Geschichte erhellt einiges. Wie Du, Jürgen, zutreffend
erwähnt hast, sind Zentralbanken eine ziemlich neue Erfindung. Auch
die Bank
of England, welche als Mutter unserer Zentralbanken angesehen wird,
hatte in
ihren Anfängen (gegr. 1694) noch keine Zentralbankfunktionen. Sie war
eher
ein Anleihenfond zur Staatsfinanzierung und betrieb, neben anderen
Banken in
London auch Bankgeschäfte. Durch Einfluss der Anteilseigner auf die
Gesetzgebung eignete sie sich Privilegien an, welche dazu führten,
dass sie
zu einer Institution wurde, die wir heute als Zentralbank bezeichnen.
So
begann sie schon sehr früh, sich das Bargeldmonopol zu sichern. Andere
Banken wurden dazu gesetzlich in ihrer Bargeldproduktion massiv
eingeschränkt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts klinkte sie sich in das
seit
1770 bestehende Clearing- und Settlementsystem der Londoner Banken ein.
Das Bargeldmonopol wie auch die Möglichkeit die Währung durch Annahme
an
öffentlichen Kassen zu festigen, führte F. Knapp 1905 zu seiner
„Staatlichen
Theorie des Geldes“.
Knapp in seinem Vorwort:
„Die Herleitung aus einer staatslosen Betrachtungsweise halte ich für
ganz
veraltet, ja sogar ganz verkehrt, so verbreitet diese Anschauungen noch
immer sein mögen.“
Nach seiner Theorie ist also die staatliche Setzung des Geldes der
Dreh- und
Angelpunkt unseres Geldsystems. Knapp wollte das „Zahlungswesen als
Zweig
der Staatswissenschaft“ ansehen.
Aus dieser Betrachtungsweise erwachsen dann die Formeln „Buchgeld ist
ein
Anspruch auf das gesetzliche Zahlungsmittel, unser Bargeld“ oder sogar
die
nichtssagende Verkürzung „Geld ist ein Anspruch auf Geld“
Welche Erkenntnisse werden gewonnen, wenn man die staatliche
Festsetzung,
juristische Begriffe von Rechtstiteln und volkswirtschaftliche
Sichtweisen
beiseite lässt, und sich beispielsweise die Beschaffung von 1.000 €
Bargeld
durch eine Nichtbank auf der rein betriebswirtschaftlichen Ebene der
Banken
ansieht?
Dabei wird ceteris paribus vorausgesetzt, d.h. die Bank hat nicht
zufällig
nicht mehr benötigtes Bargeld in ihrem Tresor und auch kein
überflüssiges
Zentralbank-Buchgeld.
Im ersten Schritt muss die Nichtbank einen Kredit über 1.000 € bei der
Geschäftsbank aufnehmen und erhält im Gegenzug ein Bankguthaben über
1.000
€. Da die Geschäftsbank kein Bargeld herstellen kann, wendet sie sich
an die
Zentralbank, nimmt einen Kredit über 1.000 € bei der Zentralbank auf
und
erhält bei dieser ein entsprechendes Guthaben. Dieses Guthaben lässt
sie
sich mit Bargeld auszahlen und leitet dann das erhaltene Bargeld an die
Nichtbank weiter. Nichtbank, Geschäftsbank und Zentralbank haben eine
Bilanzmehrung erfahren. Grundlegend für die Beschaffung von den 1.000 €
Bargeld war jedoch die Bereitschaft der Nichtbank, sich zu
verschulden. Das
Bargeld ist also auf dem Kreditwege entstanden.
Auch ein Geldsystem ohne Bargeld kann man sich so vorstellen. Es
entfällt
dann gegebenenfalls die Kreditaufnahme bei der Zentralbank, sofern das
entstandene Geschäftsbanken-Buchgeld bei der Geschäftsbank verbleibt,
Zahlungen an andere Banken verrechnet werden können oder aber bei der
anderen Bank ein Kredit aufgenommen wird.
Würde die Zentralbank nicht durch gesetzliche Vorgaben (z.B.
Mindestreserve,
Bargeldversorgung der Nichtbanken) eine künstliche Abhängigkeit der
Geschäftsbanken herbeiführen, würde sie für den Bankbetrieb eigentlich
nicht
benötigt. Andere Funktionen der Zentralbank wie Durchsetzung
staatlicher
Vorgaben und Gesetze zur Sicherstellung eines funktionierenden
Geldmarktes
werden bewusst hier ausgeklammert. Auch die, teils fragwürdige
Lenkfunktion
der ZB sei hier außen vorgelassen. Die Dienstleistung Zahlungsverkehr
incl.
Auslandsüberweisungen benötigt ebenfalls nicht wirklich eine
Zentralbank.
Weshalb also das Zentralbankgeld als den Mittelpunkt unseres
Geldsystems
ansehen?
Beste Grüße
Mumken
PS: s.a.
https://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Das_Gelds
ystem
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https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
Ende AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik Nachrichtensammlung, Band 50,
Eintrag 4
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- Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung, Hans-Joachim Dietrich, 02.02.2016
- Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung, Arne Pfeilsticker, 03.02.2016
- Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung, Alexander Raiola, 03.02.2016
- Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung, Arne Pfeilsticker, 03.02.2016
- Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung, Alexander Raiola, 03.02.2016
- Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung, Rudolf Müller, 03.02.2016
- Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung, Christoph Mayer, 03.02.2016
- Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung, Arne Pfeilsticker, 03.02.2016
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