Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung


Chronologisch Thread 
  • From: Alexander Raiola <a.raiola AT bzv-fr.piratenpartei-bw.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] laufende Diskussion zur Geldordnung
  • Date: Wed, 3 Feb 2016 19:43:14 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Also ich hätte nichts dagegen, wenn der laufende Diskurs politische
Relevanz bekommen würde, ist ja schließlich ganz schön was bei
rumgekommen. Es hat nichts mit "Fix-Packs" zu tun, wenn man nach
monatelanger Diskussion ab und zu auch mal ein wenig Zeit damit
verbringt, sein Wissen in die Praxis umzusetzen.

Hat hier jemand einen Überblick darüber, was bei der bisherigen
Diskussion so alles an konsensfähigen Ergebnissen zusammengekommen ist?
Insb. zu den Fragen:
- Welche Probleme wurden identifiziert?
- Wie kann man sie lösen?
Dann könnte man daraus einen Programmantrag erstellen.

Hat jemand eigentlich die wesentlichen Teile der Diskussion irgendwo
protokolliert, damit all die Dinge, denen ihr auf den Grund gegangen
seid, auch für die Nachwelt erhalten bleiben? Andernfalls könnt ihr
nämlich in 1-2 Jahren wieder von vorne beginnen.

Viele Grüße
Alexander

Am 03.02.2016 um 02:29 schrieb Arne Pfeilsticker:
>
>> Am 02.02.2016 um 23:47 schrieb Hans-Joachim Dietrich
>> <hajo.dietrich AT t-online.de>:
>>
>>
>> Liebe Diskutanten einer neuen Geldordnung,
>>
>> mit Interesse verfolge ich die Diskussion und den Diskurs über eine
>> möglich neue Geldordnung.
>> Wenn ich aber die Zielsetzung des Diskurses zu verstehen versuche, so
>> komme ich für mich zu dem Ergebnis: Es geht um die theoretische
>> Beschreibung einer neuen Geldordnung.
>
> Ja. - Nichts ist praktischer, als eine gute Theorie. :-)
>
>> Als Mitglied einer politischen Partei frage ich mich auch, wo ist das
>> Politische im Diskurs und besitzt der aktuell laufende Diskurs überhaupt
>> eine politische Relevanz?
>
> Politische Relevant sicherlich nicht. Allein schon aufgrund der Stellung
> der Piratenpartei in der politischen Landschaft.
>
> Das Politische liegt darin zu erkennen, dass über die Geldordnung und den
> dadurch ermöglichten Finanzsektor eine globale Ausbeutung unvorstellbaren
> Ausmasses stattfindet.
>
> Aus diesem Grund halte ich es für sinnvoll und notwendig sich darüber
> Gedanken zu machen und Ideen zu entwickeln, wie eine Geldordnung aussehen
> müsste, die den Menschen, der Realwirtschaft und dem Gemeinwohl dient.
>
> Politische Fix-Packs und „Best in Show“-Lösungen sind was für etablierte
> Parteien. - Wir Piraten können uns es Leisten den Dingen auf den Grund zu
> gehen. :-)
>
>> Heißt, ist die Formulierung einer neuen
>> Geldordnung gesellschaftspolitisch relevant und wenn ja, anhand welcher
>> Faktoren (Erklärungsvariablen z.B. Akteure, Institutionen etc) wird die
>> gesellschaftspolitische Relevanz erklärt.
>
>>
>> Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen:
>> 1. Ihr sprecht u.a. von einer bargeldlosen Bank als mögliche Voraussetzung
>> für eine neue Geldordnung
>> 2. Parallel erfolg z.Z. in der Öffentlichkeit (EU, BRD) das Agenda Setting
>> zum Thema - Abschaffung des Bargeldes
>>
>> Wenn ich nun die Frage nach dem Warum stelle, so interessiert mich u.a.:
>> - Wer hat ein Interesse an einer bargeldlosen Welt und warum,
>> - Was bedeutet dies für die Bürger (werden grundsätzliche Freiheitsrechte
>> eingeschränkt, entsteht ein neuer Leviathan - geldwirtschaftlicher
>> Absolutismus?)
>> - entstehen neue Akteure im Geldmarkt - zum Paypal, ApplePay etc. und
>> agieren diese Unternehmen als Consumer-Banken und verdrängen die
>> etablierten Banken aus diesem Markt?
>> - welche gesellschaftlichen Konsequenzen hätte dies und welcher
>> Schutzbedarf (Regelungsbedarf) entsteht, um die Bürger vor einer
>> Totalüberwachung ihrer Geldtransaktionen zu schützen?
>>
>> In Verbindung mit dem Anspruch der Piratenpartei „Die Partei des digitalen
>> Wandels“ zu sein, welche politischen Handlungsfelder sollten aus eurer
>> Sicht bearbeitet werden und warum?
>>
>> Zum Abschluss ein kleiner Hinweis:
>> - bedenkt bitte, dass alle mathematischen Modelle zur Erklärung von
>> Systemverhalten, im Kontext des realen Verhaltens von Individuen und
>> Gesellschaften bisher gescheitert sind.
>
> Ich würde den Erfolg von z.B. Google nicht als Scheitern bezeichnen. Es
> geht bei den Modellen auch nicht um die Erklärung des Verhaltens eines
> bestimmten Individuums, sondern um das Verhalten von Gruppen.
>
> Die Modelle, auf die du dich vermutlich beziehst, sind nach meiner
> Einschätzung ideologische Modelle zur Verschleierung gesellschaftlicher
> Interessen und nicht zur Aufklärung. Die Annahmen, die z.B. hinter einem
> „Homo Oeconomicus“ stehen, sind genau die, die für reale Menschen nicht
> zutreffen. Und wer von falschen Annahmen ausgeht, kann auf alles schließen,
> nur nicht für sich in Anspruch nehmen, über die Realität zu sprechen.
>
> Gruß
> Arne
>
>
>> - dass die Modelle der Vertragstheorie (Hobbes, Locke, Rousseau et.) und
>> des neuen Konstitutionalismus (Buchanan etc) den Aspekt der Demokratie als
>> nicht voranging betrachtet haben
>> - das die modernen Wirtschaftstheoretiker mehr daran interessiert sind die
>> Wirtschaftspolitik dem allgemeinen politischen Entscheidungsprozess zu
>> entziehen. Aktuell bei TTIP erkennbar (Stichwort: Regulatorische
>> Koordination / EU Wirtschaftsregierung)
>>
>> Nebenbei sei angemerkt, dass schon die Gründer der „sozialen“
>> Marktwirtschaft (u.a. Euken) keine ausgewiesenen Verfechter der Demokratie
>> waren - die „Soziale Marktwirtschaft“ deutscher Prägung ist eine
>> Umschreibung für Neoliberalismus.
>>
>> Es wäre schön, wenn ihr das Poltische in der eurer Diskussion stärker
>> hervorhebt, um so die Diskussion eures Themas einem größerem Forum in der
>> Piratenpartei zu ermöglichen.
>>
>> Beste Grüße
>> Hajo
>>
>>
>>
>>
>>
>> Am 02.02.16, 21:21 schrieb
>> "ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de on behalf
>> of ag-geldordnung-und-finanzpolitik-request AT lists.piratenpartei.de" unter
>> <ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de on behalf
>> of ag-geldordnung-und-finanzpolitik-request AT lists.piratenpartei.de>:
>>
>>> Um E-Mails an die Liste AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik zu schicken,
>>> nutzen Sie bitte die Adresse
>>>
>>> ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>>>
>>> Um sich via Web von der Liste zu entfernen oder draufzusetzen:
>>>
>>>
>>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpoliti
>>> k
>>>
>>>
>>> oder, via E-Mail, schicken Sie eine E-Mail mit dem Wort 'help' in
>>> Subject/Betreff oder im Text an
>>>
>>> ag-geldordnung-und-finanzpolitik-request AT lists.piratenpartei.de
>>>
>>> Sie können den Listenverwalter dieser Liste unter der Adresse
>>>
>>> ag-geldordnung-und-finanzpolitik-owner AT lists.piratenpartei.de
>>>
>>> erreichen
>>>
>>> Wenn Sie antworten, bitte editieren Sie die Subject/Betreff auf einen
>>> sinnvollen Inhalt der spezifischer ist als "Re: Contents of
>>> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik digest..."
>>>
>>>
>>> Meldungen des Tages:
>>>
>>> 1. Re: NGO_Gudehus (Arne Pfeilsticker)
>>> 2. Re: Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016 (Rudolf Müller)
>>>
>>>
>>> ----------------------------------------------------------------------
>>>
>>> Message: 1
>>> Date: Tue, 2 Feb 2016 19:06:40 +0100
>>> From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
>>> To: Hajo Köhn Neue Geldordnung <hajo.koehn AT neuegeldordnung.de>
>>> Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik@lists piratenpartei. de"
>>> <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
>>> Subject: Re: [AG-GOuFP] NGO_Gudehus
>>> Message-ID:
>>> <C31B922A-740A-4D69-9ADA-7958390ADCDB AT piratenpartei-hessen.de>
>>> Content-Type: text/plain; charset="utf-8"
>>>
>>> Hallo Hajo,
>>>
>>> ich habe mit großem Interesse das Kapitel 19 Neue Geldordnung von Gudehus
>>> gelesen.
>>>
>>> Seine Einschätzungen teile ich in hohem Maße. Teilweise sehe ich die
>>> Dinge noch kritischer als er:
>>>
>>> M.E. schränkt die Mindesreservequote die Geldschöpfung der
>>> Geschäftsbanken nicht ein, weil die Mindestreserver zum gleichen Zinssatz
>>> verzinst wird, wie deren Finanzierung. Im Endeffekt führt die
>>> Mindestreserve lediglich dazu, dass ein Teil der Sicherheiten der
>>> Geschäftsbanken bei der Zentralbank landen.
>>>
>>> Münzen sind wie Banknoten verbriefte Inhaberschuldverschreibungen und
>>> damit „Passivgeld“. Die Passivposition müsste allerdings in der Bilanz
>>> des Bundes stehen, weil Münzen zinslose Inhaberschuldverschreibungen des
>>> Bundes sind, die an die Zentralbank verkauft werden und von dort über die
>>> Geschäftsbanken an die Nichtbanken weiterverkauft werden. Die
>>> Vorstellung, dass Münzgeld ein Eigentumsrecht an einer Sache ist, beißt
>>> sich mit dem Recht Münzen jederzeit in Banknoten oder Giralgeld umwandeln
>>> zu können.
>>>
>>> Die Position Münzgeld stellt lediglich den Bestand an Münzen bei der
>>> Zentralbank dar und nicht die Umlaufmenge wie bei Banknoten. (Gudehus
>>> sieht das genau so.)
>>>
>>> Primäre Geldschöpfungsgewinn entsteht bei der Zentralbank und
>>> Geschäftsbank bei der Giralgeldschöpfung auch dadurch, dass
>>> aktivierungsfähige Aktive erworben werden. Beispielsweise der Bau oder
>>> Kauf eines Bürogebäudes. Das Bürogebäude ist in diesem Fall der primäre
>>> Geldschöpfungsgewinn. Der kann allerdings wieder verloren gehen, wenn die
>>> Erträge aus der Nutzung des Gebäudes kleiner sind als der Aufwand
>>> einschließlich Abschreibung.
>>>
>>> Aktiv-Geld im Sinne Gutehus wäre ein Eigentumsrecht an einer Sache. Die
>>> Konsequenz wäre, dass die Zentralbank nicht mehr für die Pflege des
>>> Bargeldes zuständig wäre und es auch keine Veranlassung gäbe einmal
>>> verkauftes Bargeld wieder zurückzunehmen.
>>>
>>> Die besser Konstruktion scheint mir die zu sein, dass Bargeld als
>>> verbrieftes und Giralgeld als verbuchte Ansprüche auf Geld geführt werden.
>>>
>>> Eine einmalige Realisierung des Geldschöpfungsgewinns (= primärer
>>> Geldschöpfungsgewinn) wäre auch bei „Passiv-Geld“ möglich, indem auf der
>>> Aktiv-Seite der Bilanz eine Position geschaffen wird mit dem Titel: Geld
>>> zum dauerhaften Verbleib im Geldsystem (GdV). Der Buchungssatz würde
>>> lauten: GdV an Girokonto Staat.
>>>
>>> QE kann, wenn überhaupt nur einen sehr geringen Effekt auf die
>>> realwirtschaftliche Konjunktur haben, weil dadurch lediglich die
>>> Interbankenverschuldung in eine Zentralbank-Geschäftsbankenverschuldung
>>> verlagert werden kann.
>>>
>>> Um einen Effekt zu erzielen müsste die Zentralbank direkt Kredite an
>>> Unternehmen und Haushalte geben, d.h. Haushalte und Unternehmen müssten
>>> Konten bei der Zentralbank haben.
>>>
>>> Daher sehe ich die Wirkungskette der Abb. 19.4 so nicht und sie wird m.E.
>>> auch von Gudehus selbst relativiert:
>>>
>>> Zitat Seite 429: "Geschäftsbanken verleihen an Nichtbanken kein
>>> Zentralbankbuchgeld sondern Giralgeld. Dazu sind sie jedoch nur bereit
>>> und in der Lage, solange kreditwürdige Kunden zusätzlichen Geldbedarf
>>> haben."
>>> In der Frage, was Geld sein sollte unterscheiden wir uns:
>>>
>>> Gudehus schreibt auf Seite 436: Rechtlich ist das gesetzliche Geld eine
>>> unbefristete, jederzeit übertragbare staatliche Lizenz zur Nutzung als
>>> Zahlungsmittel. Münzen, Banknoten, Kontostandangaben, elektronisches
>>> Geld und andere Erscheinungsformen des Geldes sind gesetzlich
>>> autorisierte Informationsträger, die angeben, über welchen Nennwert der
>>> Besitzer einer Münze oder Banknote bzw. über welche Geldmenge ein
>>> Kontoinhaber verfügen kann.
>>>
>>> Da eine Lizenz auch ein subjektives Recht ist, besteht zumindest hierüber
>>> Einigkeit, dass Geld ein subjektives Recht ist und sein sollte.
>>>
>>> Die Frage ist nur, aus welchen subjektiven Rechten macht man das beste
>>> Geld. Und hier scheiden sich vermutlich die Geister, aber diese Frage
>>> sollte im Detail diskutiert werden. Es ergeben sich m.E.
>>> Ungereimtheiten. Beispiel: Eine Kontostandsangabe ist kein
>>> Informationsträger, sondern eine Information und die Festplatte auf der
>>> diese Information steht ist der Informationsträger. Eine Lizenz ist ein
>>> Nutzungsrecht an einem anderen Recht. Dieses andere Recht, auf das sich
>>> die Lizenz bezieht, wäre demnach das Geld. Und nun stellt sich die Frage:
>>> „Was genau sollte dieses andere Recht sein?"
>>>
>>> Viele Grüße
>>>
>>> Arne
>>>
>>>
>>>
>>>
>>>> Am 01.02.2016 um 23:55 schrieb Hajo Köhn Neue Geldordnung
>>>> <hajo.koehn AT neuegeldordnung.de>:
>>>>
>>>>
>>>> Mit aktiven Grüssen
>>>>
>>>> Hajo Köhn
>>>> Neue Geldordnung
>>>>
>>>> hajo.koehn AT neuegeldordnung.de
>>>> +49 170 3486649<Gudehus 2015 Kapitel 19 Neue Geldordnung.pdf>
>>>
>>> -------------- nächster Teil --------------
>>> Ein Dateianhang mit HTML-Daten wurde abgetrennt...
>>> URL:
>>> <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolit
>>> ik/attachments/20160202/8a43223f/attachment-0001.html>
>>>
>>> ------------------------------
>>>
>>> Message: 2
>>> Date: Tue, 2 Feb 2016 21:21:33 +0100
>>> From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
>>> To: Jürgen <jack_r AT arcor.de>
>>> Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>>> Subject: Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016
>>> Message-ID: <56B10FCD.9040409 AT on22.de>
>>> Content-Type: text/plain; charset=utf-8; format=flowed
>>>
>>> Hallo Jürgen,
>>>
>>> mit deinen Formulierungen triffst Du in etwa auch meine Vorstellungen.
>>> Mein grobes Modell würde mit der Menge aller Forderungen und
>>> Verbindlichkeiten in der Wirtschaft beginnen. Eine Teilmenge hiervon
>>> wären die Forderungen, welche allgemein als so wertvoll angesehen
>>> werden, das jeder Wirtschaftsteilnehmer sie als universelles
>>> Tauschmittel ansieht. Auf eine genaue juristische Definition lege ich an
>>> dieser Stelle keinen Wert, da zuerst eine nachvollziehbare Logik im
>>> Vordergrund steht. Nun könnte man formulieren, dass Forderungen, welche
>>> eine allgemeine Akzeptanz in der Bevölkerung besitzen, eventuell noch
>>> vom Staat als "gesetzliches Zahlungsmittel" definiert sind und auch vom
>>> Staat zur Begleichung von Steuerschulden akzeptiert werden, zu den
>>> Zahlungsmitteln zählen, die wir Geld nennen. Aber schon verstricken wir
>>> uns in Widersprüche. Der Staat akzeptiert zur Begleichung von
>>> Steuerschulden nur noch Buchgeld der Geschäftsbanken, welches eindeutig
>>> kein gesetzliches Zahlungsmittel ist.
>>>
>>> Wo fängt jetzt Geld an und wo hört es auf? Was ist Buchgeld? Wozu zählen
>>> geldähnliche Derivate? Aus der Volkswirtschaft kommen dann noch Fragen
>>> nach der kaufkraftwirksamen Geldmenge in der Wirtschaft. Ein kaum
>>> aufzulösendes Gemenge.
>>>
>>> Du hast jetzt dargelegt, das Forderung (Du sprichst von
>>> Rechtsansprüchen) dem "Geld" gleichzustellen sind, wenn sie handelbar
>>> und verbrieft sind. Unter handelbar verstehst Du wohl, dass sie
>>> allgemein anerkannt sind und weitergegeben werden könne. Verbrieft
>>> schließt für Dich auch die Buchgeldforderung an die Bank mit ein.
>>>
>>> Wenn Du das "Geld" jetzt nach Deinem Modell definiert hast stellt sich
>>> die Frage, wozu Du diese Gelddefinition benutzen willst. Möchtest Du
>>> sie als volkswirtschaftliche Größe zur Bestimmung eines
>>> Marktgleichgewichts einsetzen? Oder möchtest Du über die
>>> Geldschöpfungskapazität der Banken sprechen? Da der Geldbegriff dermaßen
>>> konfus ist, sollte eine jede Untersuchung am Anfang klarstellen, welche
>>> Geldmengendefinition sie zugrunde legt und weshalb. Darüber zu streiten,
>>> welche Definition "richtig" oder "falsch" sei, ist sinnlos, wenn nicht
>>> die Aufgabe, in welcher diese Definition verwendet werden soll, klar
>>> definiert ist. Erst dann gewinnt die Definition an Kontur.
>>> Die Definition als Werkzeug betrachtet muss ich vor Beginn der Arbeit
>>> entscheiden, welches Werkzeug für den Erfolg meiner Arbeit geeignet ist.
>>>
>>> Etwas schwierig, die Gedanken über ein derart komplexes Gebiet
>>> nachvollziehbar darzustellen.
>>>
>>> Beste Grüße
>>> Rudi Müller
>>>
>>>
>>>
>>> Am 31.01.2016 um 21:55 schrieb Jürgen:
>>>> Moin,
>>>>
>>>>> die geführte Diskussion über die Art eines Rekursionsankers usw. halte
>>>>> ich
>>>>> für sehr verwirrend. Was soll damit gezeigt werden?
>>>> Die Saxhe mit dem *Rekursionsankers* ist rein der Definition und
>>>> Beschreibung von Arne geschuldet, die letztendlich auf alles *Geld* auf
>>>> *Zentralbankgeld* zurückführt und dieses als a priori gegeben darstellt.
>>>>
>>>>> Weshalb also das Zentralbankgeld als den Mittelpunkt unseres
>>>>> Geldsystems
>>>>> ansehen?
>>>> Das ist eben so ein Problem, das ich mit Arnes Definition habe. Zwar
>>>> ist das
>>>> Zentralbankgeld de facto die Basis für *alle möglichen* Finanzprodukte
>>>> und
>>>> diese - da stimme ich mit Arne und seiner Defintion überein - sind
>>>> letztlich
>>>> von *Geld* nicht mehr zu unterscheiden. Nur kann eben m.E. nicht
>>>> ausschliesslich Zentralbankgeld am Anfang stehen, sofern auch alle
>>>> möglichen
>>>> Rechtsanspruche sofern sie bestimmte Eigenschaften erfüllen. Das soll
>>>> mein
>>>> Definititionsversuch beeinhalten.
>>>> In Arnes Ansatz ist Zentralbankgeld per Definition der Urprung von
>>>> *allem,
>>>> was als Geld betrachtet werden kann* und das greift m.E. zu kurz.
>>>> Deswegen den alternativen Definitionsvorschlag, der die Basis(Arnes
>>>> Rekursionsankers) für *Geld* verbreitert.
>>>> Es geht mir eben darum, dass es m.E. nicht einer Zentralbankbedarf
>>>> sondern
>>>> nahezu beliebige Rechtsansprüche zu *Geld* äquívalent sind, sofern
>>>> wenige
>>>> Eigenschaften (verbrieft,handelbar) gegeben sind.
>>>>
>>>>
>>>> bye
>>>> Jürgen
>>>>
>>>>
>>>> On 2016-01-29 10:39:21, Rudolf Müller wrote:
>>>>> Hallo Jürgen,
>>>>>
>>>>> die geführte Diskussion über die Art eines Rekursionsankers usw. halte
>>>>> ich
>>>>> für sehr verwirrend. Was soll damit gezeigt werden?
>>>>>
>>>>> Meine Sichtweise:
>>>>> Die Zusammenführung verschiedenster Formen und Funktionen von
>>>>> Zahlungsmitteln unter dem Oberbegriff „Geld“ und dieses dann zu
>>>>> definieren
>>>>> als:+
>>>>> „Geld ist ein verbriefter, handelbarer Rechtstitel (z.B. Anspruch auf
>>>>> Güter
>>>>> und Leistungen)“
>>>>> halte ich für sehr problematisch.
>>>>> Um klarzustellen, worüber ich spreche erscheint mir eine
>>>>> Unterscheidung von
>>>>> Geld in
>>>>> o Warengeld,
>>>>> o Kreditgeld und
>>>>> o Willkürgeld
>>>>>
>>>>> sinnvoll, da sie mir erste Erkenntnisse erlaubt, wovon wir heute
>>>>> sprechen
>>>>> wenn wir über Geld diskutieren.
>>>>> Warengeld gehört mit wenigen, kaum noch in Erscheinung tretenden
>>>>> Ausnahmen,
>>>>> der Vergangenheit an. Die aus dem Warengeld resultierende
>>>>> „Ding-Geld-Welt“
>>>>> haben wir damit endgültig verlassen und doch ist sie noch nachhaltig in
>>>>> unserer Gedankenwelt über das Geldwesen verankert. So in der direkten
>>>>> Übertragung der Funktion werthaltiger Münzen auf unser heutiges
>>>>> gesetzliches
>>>>> Zahlungsmittel, unser Bargeld. Desto mehr Zutaten man in einen Topf
>>>>> gibt,
>>>>> desto größer die mögliche Vielfalt an Interpretationsmöglichkeiten was
>>>>> denn
>>>>> nun grundlegend sei.
>>>>> Ein Blick in die Geschichte erhellt einiges. Wie Du, Jürgen, zutreffend
>>>>> erwähnt hast, sind Zentralbanken eine ziemlich neue Erfindung. Auch
>>>>> die Bank
>>>>> of England, welche als Mutter unserer Zentralbanken angesehen wird,
>>>>> hatte in
>>>>> ihren Anfängen (gegr. 1694) noch keine Zentralbankfunktionen. Sie war
>>>>> eher
>>>>> ein Anleihenfond zur Staatsfinanzierung und betrieb, neben anderen
>>>>> Banken in
>>>>> London auch Bankgeschäfte. Durch Einfluss der Anteilseigner auf die
>>>>> Gesetzgebung eignete sie sich Privilegien an, welche dazu führten,
>>>>> dass sie
>>>>> zu einer Institution wurde, die wir heute als Zentralbank bezeichnen.
>>>>> So
>>>>> begann sie schon sehr früh, sich das Bargeldmonopol zu sichern. Andere
>>>>> Banken wurden dazu gesetzlich in ihrer Bargeldproduktion massiv
>>>>> eingeschränkt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts klinkte sie sich in das
>>>>> seit
>>>>> 1770 bestehende Clearing- und Settlementsystem der Londoner Banken ein.
>>>>> Das Bargeldmonopol wie auch die Möglichkeit die Währung durch Annahme
>>>>> an
>>>>> öffentlichen Kassen zu festigen, führte F. Knapp 1905 zu seiner
>>>>> „Staatlichen
>>>>> Theorie des Geldes“.
>>>>> Knapp in seinem Vorwort:
>>>>> „Die Herleitung aus einer staatslosen Betrachtungsweise halte ich für
>>>>> ganz
>>>>> veraltet, ja sogar ganz verkehrt, so verbreitet diese Anschauungen noch
>>>>> immer sein mögen.“
>>>>> Nach seiner Theorie ist also die staatliche Setzung des Geldes der
>>>>> Dreh- und
>>>>> Angelpunkt unseres Geldsystems. Knapp wollte das „Zahlungswesen als
>>>>> Zweig
>>>>> der Staatswissenschaft“ ansehen.
>>>>> Aus dieser Betrachtungsweise erwachsen dann die Formeln „Buchgeld ist
>>>>> ein
>>>>> Anspruch auf das gesetzliche Zahlungsmittel, unser Bargeld“ oder sogar
>>>>> die
>>>>> nichtssagende Verkürzung „Geld ist ein Anspruch auf Geld“
>>>>> Welche Erkenntnisse werden gewonnen, wenn man die staatliche
>>>>> Festsetzung,
>>>>> juristische Begriffe von Rechtstiteln und volkswirtschaftliche
>>>>> Sichtweisen
>>>>> beiseite lässt, und sich beispielsweise die Beschaffung von 1.000 €
>>>>> Bargeld
>>>>> durch eine Nichtbank auf der rein betriebswirtschaftlichen Ebene der
>>>>> Banken
>>>>> ansieht?
>>>>> Dabei wird ceteris paribus vorausgesetzt, d.h. die Bank hat nicht
>>>>> zufällig
>>>>> nicht mehr benötigtes Bargeld in ihrem Tresor und auch kein
>>>>> überflüssiges
>>>>> Zentralbank-Buchgeld.
>>>>> Im ersten Schritt muss die Nichtbank einen Kredit über 1.000 € bei der
>>>>> Geschäftsbank aufnehmen und erhält im Gegenzug ein Bankguthaben über
>>>>> 1.000
>>>>> €. Da die Geschäftsbank kein Bargeld herstellen kann, wendet sie sich
>>>>> an die
>>>>> Zentralbank, nimmt einen Kredit über 1.000 € bei der Zentralbank auf
>>>>> und
>>>>> erhält bei dieser ein entsprechendes Guthaben. Dieses Guthaben lässt
>>>>> sie
>>>>> sich mit Bargeld auszahlen und leitet dann das erhaltene Bargeld an die
>>>>> Nichtbank weiter. Nichtbank, Geschäftsbank und Zentralbank haben eine
>>>>> Bilanzmehrung erfahren. Grundlegend für die Beschaffung von den 1.000 €
>>>>> Bargeld war jedoch die Bereitschaft der Nichtbank, sich zu
>>>>> verschulden. Das
>>>>> Bargeld ist also auf dem Kreditwege entstanden.
>>>>> Auch ein Geldsystem ohne Bargeld kann man sich so vorstellen. Es
>>>>> entfällt
>>>>> dann gegebenenfalls die Kreditaufnahme bei der Zentralbank, sofern das
>>>>> entstandene Geschäftsbanken-Buchgeld bei der Geschäftsbank verbleibt,
>>>>> Zahlungen an andere Banken verrechnet werden können oder aber bei der
>>>>> anderen Bank ein Kredit aufgenommen wird.
>>>>> Würde die Zentralbank nicht durch gesetzliche Vorgaben (z.B.
>>>>> Mindestreserve,
>>>>> Bargeldversorgung der Nichtbanken) eine künstliche Abhängigkeit der
>>>>> Geschäftsbanken herbeiführen, würde sie für den Bankbetrieb eigentlich
>>>>> nicht
>>>>> benötigt. Andere Funktionen der Zentralbank wie Durchsetzung
>>>>> staatlicher
>>>>> Vorgaben und Gesetze zur Sicherstellung eines funktionierenden
>>>>> Geldmarktes
>>>>> werden bewusst hier ausgeklammert. Auch die, teils fragwürdige
>>>>> Lenkfunktion
>>>>> der ZB sei hier außen vorgelassen. Die Dienstleistung Zahlungsverkehr
>>>>> incl.
>>>>> Auslandsüberweisungen benötigt ebenfalls nicht wirklich eine
>>>>> Zentralbank.
>>>>>
>>>>> Weshalb also das Zentralbankgeld als den Mittelpunkt unseres
>>>>> Geldsystems
>>>>> ansehen?
>>>>>
>>>>> Beste Grüße
>>>>> Mumken
>>>>>
>>>>> PS: s.a.
>>>>>
>>>>> https://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Das_Gelds
>>>>> ystem
>>>
>>>
>>>
>>> ------------------------------
>>>
>>>
>>> --
>>> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
>>> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
>>>
>>> Ende AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik Nachrichtensammlung, Band 50,
>>> Eintrag 4
>>> **************************************************************************
>>> ***
>>
>>
>>
>> --
>> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
>> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
>
>





Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang