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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Einladung zur 2. Bildungsveranstaltung 'Theorie Ökonomischer Globalmengengefüge'

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Einladung zur 2. Bildungsveranstaltung 'Theorie Ökonomischer Globalmengengefüge'


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Einladung zur 2. Bildungsveranstaltung 'Theorie Ökonomischer Globalmengengefüge'
  • Date: Tue, 03 Mar 2015 12:49:50 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Um nochmal ans letzte Treffen anzuknüpfen: Stützel definiert ja als Partialsatz ein "Urteil, das immer nur für Teilmengen, nie aber für die Menge selbst gelten kann" (Paradoxa...., S.18).

Die Negation des Partialsatzes gilt dann wiederum nur für die Gesamtheit, ist also Globalsatz:

Partialsatz: "Alle Wirtschafter (als einzelne oder beliebige Teilmenge) können mit anderen Wirtschaftern in Beziehung treten".

Globalsatz (Negation): "Alle Wirtschafter (Globalmenge, also GESAMTHEIT aller W.) können NICHT mit anderen Wirtschaftern in Beziehung treten." (Weil es nämlich definitionsgemäß keine anderen gibt - die Globalmenge beinhaltet ja schon alle, gäbe es noch andere, würden wir eben wiederum nur über eine Teilmenge reden).

Er definiert dann:

"Partialbegriffe ... wollen wir solche Begriffe nennen, die nur durch Partialsätze definiert sind. Im Beispiel wäre etwa "Wirtschaftsbeziehung" ein sehr allgemeiner solcher Partialbegriff". (S.18)

Allein das finde ich schon revolutionär, obwohl einfach nur logisch. Denn wenn man sich fragt, welche ökonomischen Begriffe eigentlich Partialbegriffe darstellen, kommt man drauf:

- Vertrag
- Forderung
- Verbindlichkeit
- Geldvermögen
- Profit

- all das sind Partialbegriffe.

Aber noch hammerhärter und wesentlicher - und ABSOLUT ZENTRAL für die Werttheorie - finde ich folgende Einsicht: auch VERMÖGEN ist eindeutig und ganz klar nur ein Partialbegriff!!! Der einzige Ökonom, der mir einfällt, der das ansatzweise begriffen hat, ist MARX.

Wir waren im letzten Mumbletreff zu Stützel kurz in die angewandte Theorie ök. Globalmengengefüge eingestiegen und hatten uns Satzpaare zum Verschuldungssaldo, zum Preis, zum Realwert des Geldes und zum Profit angeschaut.

Partialsatz: Alle Wirtschafter (als einzelne oder Teilgruppe) können einen Verschuldungssaldo haben.

Globalsatz: Alle Wirtschafter können NIEMALS einen Verschuldungssaldo haben.

Soll heißen: schaut man auf eine beliebige einzelne Bilanz und zieht die Summe aller Verbindlichkeiten (Passivseite) von der Summe aller Forderungen (Aktivseite ohne forderungslose Vermögenswerte wie Sacheigentumstitel etc.) ab, erhält man den "Verschuldungssaldo" (oder das Netto-Finanzvermögen des bilanzierenden Einzelsubjekts (oder der Teilgruppe -dann aggregierte Bilanz, wie in der VGR üblich).

Größenmechanik:

Ist dieser Saldo positiv, ist die betreffende Teilgruppe Netto-Gläubiger gegenüber der Komplemenetärgruppe (Rest der Welt). Das bedeutet, die Komplementärgruppe ist Netto-Schuldner in gleicher Höhe gegenüber der Teilgruppe.

Ist dieser Saldo negativ, ist die betreffende Teilgruppe Netto-Schuldner gegenüber der Komplementärgruppe (Rest der Welt). Das bedeutet, die Komplementärgruppe ist Netto-Gläubiger in gleicher Höhe gegenüber der Teilgruppe.

Satz zur Größenmechanik ("Relationalsatz") also:

Eine Teilgruppe kann einen positiven Verschuldungssaldo (oder besser: Netto-Finanzvermögen) nur in dem Maß erzielen oder erleiden, indem die Komplementärgruppe einen gleich hohen negativen Verschuldungssaldo erzielt, erleidet oder hinnimmt.

Globalsatz: siehe oben.

Wenn im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung über diesen Zusammenhang geredet wird, wird das meist wie folgt dargestellt (ich orientiere mich an der Darstellung bei Alfred Stobbe: Volkswirtschaftliches Rechnungswesen, Heidelberg/Berlin 1967):

/"In einer geschlossenen Volkswirtschaft, in der es keine ökonomischen Beziehungen zum Ausland gibt, ist die Summe aller Nettogläubigerpositionen gleich der Summe aller Nettoschuldnerpositionen, und die Summe aller Reinvermögen ist gleich dem Wert des gesamten Realvermögens." (Stobbe: a.a.O., S. 47)/

Einfacher ausgedrückt: weil jeder Forderung eines Gläubigers eine gleich hohe Verbindlichkeit eines Schuldners entspricht, ist in der aggregierten Bilanz einer geschlossenen Volkswirtschaft das Netto-Finanzvermögen (Forderungen minus Verbindlichkeiten) immer gleich Null, sodaß (in der aggregierten Bilanz der gesamten geschlossenen Volkswirtschaft) das Reinvermögen (Eigenkapital) dem Realvermögen (forderungslose Vermögenswerte - wie Eigentumstitel etc.) entspricht.

Aber mit Stützel kann man viel weiter gehen. Da man Eigentumstitel ja nur in Relation zu Finanzvermögen sinnvoll bewerten kann, gilt:

Für die Volkswirtschaft INSGESAMT gibt es kein Vermögen, sondern nur GÜTER - also, mit Marx gesprochen, keine "Tauschwerte", sondern nur "Gebrauchswerte".

In other words: die Begriffe "Wert" und "Vermögen" sind REINE PARTIALBEGRIFFE - RELATIONALBEGRIFFE.

Geahnt hat das meineswissens so nur Marx. Mit ihm könnte man sagen: gesamtwirtschaftlich existieren nur Gebrauchswerte - keine Tauschwerte!

Die Unterscheidung zwischen Partial- und Globalbegriffen ist absolut essentiell.

Beispielsweise ist EIGENTUM notwendigerweise ein Partialbegriff, ebenso wie "VERTRAG".

Diskussionen um Global- und Partialbegriffe werden oft so geführt, als wäre "Staat" ein Globalbegriff und "Einzelbürger" ein Partialbegriff. Dann werden Diskussionen um "Markt vs. Staat" und "Invidivualismus vs. Kollektivismus" oder "Liberalismus vs. Sozialismus" geführt.

"Staat" ist aber nur ein Globalbegriff, wenn er eine geschlossene Volkswirtschaft repräsentiert - und das ist heute so nicht mehr der Fall. Ein Nationalstaat ist gegenüber der Gesamtheit (Weltwirtschaft) nur eine Teilgruppe, und eine über den Nationalstaaten stehende globale staatliche Instanz gibt es nicht - wenn auch nach WK II eine Ahnung bestand, daß diese notwendig sind, und mit dieser Idee im Hinterkopf internationale Institutionen geschaffen wurden (UN, IWF, Weltbank etc.), allerdings zurückgebogen durch die Partialmacht des Hegemons USA.

Will sagen ... Stützels Paradoxa führen uns direkt ins logische Zentrum der Konflikte, die uns auf allen möglichen Ebenen so bewegen ... und da er das ALLGEMEIN tut, liefert er einen unglaublich wertvollen Schlüssel zu einem integrierten Verständnis der Wirtschaft.

Natürlich wäre es auch sehr spannend, Paradoxa NOCH allgemeiner zu betrachten - z.B. aus der Sicht Hegels (David) oder Gotthard Günthers (Rolf Müller).

Usw. ... unheimlich fruchbare Gedanken, allein wenn ich nur ein paar Seiten Stützel lese, kriege ich ganze Kaskaden von Gedankenblitzen und Einsichten.

Nur mal so unsortiert ins Blaue geschrieben.

Rolf_Mueller schrieb:

Hallo zusammen,

am Mittwoch dem 04. März um 20:30 Uhr

werden wir uns im Rahmen der *reinen* TÖG mit der Unterscheidung zwischen der Logik der direkten Größenbeziehungen und der Größenmechanik beschäftigen.

In der vorangegangenen Veranstaltung haben wir uns mit den Darstellungsmitteln, insbesondere mit Mengen, beschäftigt und den Fundamentalsatz der TÖG kennengelernt.
Wir hatten die unbedingte Gültigkeit des Fundamentalsatzes herausgearbeitet und ihn auf eine Tautologie im mathematischen Sinne zurückgeführt.

Audiomitschnitthttps://ia902602.us.archive.org/15/items/Mumble20150211SaldenmechanikVortrag1/Mumble-2015-02-11-Saldenmechanik-Vortrag1.mp3

Um einerseits eine größere Anschaulichkeit zu gewinnen und andererseits einen Eindruck vom besonderen Nutzen im Sinne makroökonomischer Analyse zu erlangen hatten wir uns Beispielen der angewandten TÖG zugewand und in den Folgetagen auf der Mailingliste der AG GOuFP über die Charakterisierung des volkswirtschaftlichen Kreditbedarfs als reines Phänomen von Vorsprungs- und Nachhinkeffekten ausgetauscht. Dieser Vorgriff sollte nicht zu der Annahme verleiten, dass wir uns den Stoff bereits bis zu den Seiten 48-50 der 'Paradoxa' vorgearbeitet hätten.
Ich bitte alle Teilnehmer die Zugang zur Lektüre der 'Paradoxa' haben bis zur Seite 26 zu lesen. - 1. Hauptteil, 4. Logik der direkten Größenbeziehungen und Mechanik der Vorsprungs- und Nachhinkeffekte.

Ausblick:

In den nächsten 2-3 Bildungsveranstaltungen streben Wolfgang (aka Moneymind) und ich den Abschluß der reinen Theorie (Paradoxa S. 48) an. Sehr wichtig wäre hier vorab eine genaue Lektüre der Begriffsdefinitionen (z. B. Preis, Profit).

Daran schließt sich dann die angewandte Theorie an. Die Inhalte der Seiten 52-101 der 'Paradoxa' werden in der 'Volkswirtschaftlichen Saldenmechanik' wesentlich ausführlicher behandelt. Da dies einen thematischen Kern der AG GOuFP - der Geldtheorie - abdeckt, möchten wir den Beteiligten dann auch die Lektüre der VWS empfehlen.

Aufgrund der aufgetretenen technischen Probleme mit Openmeetings werden wir uns auf das Mumble beschränken.

Beste Grüße

Rolf Müller

----------------------------------------------------------------------instead of focusing on our differences,
we should look at what we all have in common...
http://www.youtube.com/watch?v=qLci5DoZqHU




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