ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
- Cc: AG AG-Geld <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan
- Date: Mon, 2 Mar 2015 10:16:57 +0100
- Importance: Normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
> Date: Sun, 1 Mar 2015 17:35:14 +0100
> From: mschmidt.mailbox AT web.de
> To: patrik.pekrul AT hotmail.de
> CC: axel.grimm AT baig.de; ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Subject: Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan
>
> Falsch verstanden. Du erschaffst doch zentrale Abhängigkeiten, wenn
> einer für den Rest produziert. Das IST Zentralisierung... Der Empfänger
> ist auf Gedeih und Verderb auf den Produzenten angewiesen. Eine
> funktionierende Logistik ist ebenfalls zentral notwendiger Bestandteil.
> Alles hochgradig abhängig vom Öl.
> Du warst sonst vielmehr für den dezentralen Ansatz, daher der Widerspruch.
> From: mschmidt.mailbox AT web.de
> To: patrik.pekrul AT hotmail.de
> CC: axel.grimm AT baig.de; ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Subject: Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan
>
> Falsch verstanden. Du erschaffst doch zentrale Abhängigkeiten, wenn
> einer für den Rest produziert. Das IST Zentralisierung... Der Empfänger
> ist auf Gedeih und Verderb auf den Produzenten angewiesen. Eine
> funktionierende Logistik ist ebenfalls zentral notwendiger Bestandteil.
> Alles hochgradig abhängig vom Öl.
> Du warst sonst vielmehr für den dezentralen Ansatz, daher der Widerspruch.
Es gibt nun einmal "Facts of life", wenn Länder wie bspw. Japan auf Erdöl angewiesen sind, aber selbst keines haben, dann sind sie "auf Gedeih und Verderb" auf die Produzenten angewiesen. Das ist nun mal so. Es gibt aber einen Ausweg. Wenn es gegenseitig "Gedeih und Verderb"-Abhängigkeiten gibt, dann neutralisieren sie sich, weil keiner mehr ohne den anderen kann - es wäre also unsinnig, dieses Machtmittel einzusetzen, weil man sich damit ins eigene Fleisch schneidet. Im Kalten Krieg hieß das "Gleichgewicht des Schreckens". Das ist sicher nicht der Idealfall, aber man kann in Tokio halt kein Öl pumpen. Alternativ kann man sicher neue Technologien entwickeln, um sich aus diesen Abhängigkeiten zu lösen (Hinweis: Die Sonne scheint auf alle gleich), aber das hat nun wirklich nichts mehr mit dem Geldsystem zu tun.
> >> Bevor die hochproduktive Region anfängt Überschüsse einzufahren, sollte dort produktionstechnisch auf die Bremse getreten und besser FReizeit genossen werden.
> > Mit der Konsequenz, dass die Güterausstattung in den anderen Regionen abnimmt. Was soll das?
> Was soll was? Wenn wir eine funktionale Weltregierung hätten, könntest
> Du das als Argument bringen. Selbst die müsste dann aber irgendwie den
> Leuten in der Industrieregion verklickern, dass nicht sie selbst,
> sondern andere von ihrer geleisteten Arbeit profitieren. Wie wird das
> verrechnet? Im jetzigen System verdammst du damit souveräne Regionen
> z.B. zu Rohstofflieferanten.
Das geht eben nur, wenn man ein entsprechendes Bewusstsein schafft. Auf nationaler Ebene wird es mittlerweile auch nicht mehr in Frage gestellt, dass es einen Sozial gibt, und die leistungsfähigen einfach abgeben - ohne Kompensation. Ist so. Auf internationaler Ebene gilt das selbe - nur mangelt es da noch am Bewusstsein. Außerdem ist es selten so, dass eine Gegend produktiver ist als eine andere, weil die einen fleißig sind und die anderen nicht, sondern zumeist gibt es regionale Besonderheiten (Klima, Landschaft, Rohstoffvorkommen), die dazu führen, dass sich bestimmte Gegenden entwickeln, und andere nicht in gleichem Maße. Hinzu kommt die historisch gewachsene Infrastruktur (öffentlich wie privat) - was auch kein Verdienst der aktuellen Generation ist. Will man Ausgleich schaffen, kann man zumindest am letzten Parameter aktiv drehen, sprich Investition in die weniger produktiven Regionen.
> >> Jede Gesellschaft muss das mit sich ausmachen, wie sie den Produktivitätszuwachs verwenden will. "Sparen" im Ausland ist zum Scheitern verurteilt, da dort zunehmend die industrielle Basis schwindet. Von dem Geld(überschuss) hat man im Endeffekt nichts - nur Mehraufwand.
Investieren im Ausland ist die sinnvollere Alternative. Dann verschwindet dort die Basis nicht, sondern wird dort aufgebaut.
> > Das ist richtig, aber so lange in Summe mehr produziert wird, ist die Güterausstattung eben am höchsten.
> Ist eine möglichst hohe Güterausstattung ein sinnvolles Ziel? Es ist
> illusorisch, dass alle Menschen auf Industrieland-Standard "gehoben"
> werden können. Das hat nur vordergründig was mit Geld, sondern vielmehr
> mit nicht nachwachsenden Ressourcen zu tun.
Das ist keineswegs illusorisch, man muss nur den Weg von der "End of the pipe"-Wirtschaft in die Kreislaufwirtschaft organisieren - aber auch hier verlassen wir die "Gelddiskussion".
> >> Damit wird die Frage aufgeworfen, wie die Industrieländer überhaupt ihren Produktivitätsvorsprung erlangt haben. Und warum gilt nicht generell "gleicher Lohn für gleiche Arbeit"? - "weil das Preisniveau ja ein ganz anderes ist" - Ja, aber hat das nicht was mit den Löhnen zu tun?!
Ja, und die (Real-)Löhne mit der Produktivität, und die (u.a.) mit der Kapitalausstattung, und jene mit (Real)Investitionen.
> > Natürlich. Ausgleich kann nur auf realwirtschaftlicher Ebene erreicht werden, durch Investitionen in weniger produktive Regionen. Im allgemeinen steigt damit dort auch das (Real-)Lohnniveau. Die ganzen „Geldspielereien“ helfen fundamental nicht.
> Für Investitionen braucht es doch aber steigende Nachfrage -> höhere
> Arbeitseinkommen der Masse. Wie sollen die so andernorts entstehen?
> Schon vergessen - die industrialisierten Regionen produzieren ja für die
> anderen mit, die hochproduktiven Kapazitäten sind ja schon vorhanden...
Du gehst von idealisierten Bedingungen aus, die in der Realität so nicht vorliegen:
1. Es gibt nicht den einen idealen Ort für eine bestimmte Produktion, sondern regelmäßig mehrere vergleichbare (evtl. aus unterschiedlichen Gründen)
2. Selbst wenn es den einen höchstproduktiven Ort gäbe, ist noch lange nicht gesagt, dass er tatsächlich den Gesamtbedarf decken kann. Man kann in der realen Welt eben nicht beliebig viel an einem produzieren, sondern unterliegt den Begrenzungen des Produktionspotentials
3. Gibt es ein Optimum (ganz grob gesagt) zwischen Produktions- und Transportkosten, dass nahelegt, die Produktionsstätten zu teilen, selbst wenn alle Orte gleich produktiv wären
4. Gibt es noch weitere Gründe (bspw. politische, Währungsräume), warum es notwendig sein könnte mehrere Produktionsstätten zu unterhalten
Der fundamental entscheidende ist aber 2. Holland kann noch so produktiv in der Herstellung von Tulpen sein, aber selbst, wenn die ihr ganzes Land ausschließlich mit Tulpenfeldern pflastern würden, könnten sie den Weltbedarf alleine wahrscheinlich trotzdem nicht decken.
> >> Die Aufstiegschancen von Entwicklungs- und Schwellenländern sind nicht gegeben, erst recht, wenn die Platzhirsche Arbeitsplätze absaugen indem sie für einen mitproduzieren.
> > Die Realität zeigt das Gegenteil, siehe Asien.
> Vor allem der große Riese China. Was ist mit Afrika?
> > Die Realität zeigt das Gegenteil, siehe Asien.
> Vor allem der große Riese China. Was ist mit Afrika?
Die Probleme Afrikas sind meines Ansicht nach politischer Natur (Kleptokratien) - natürlich gefördert und unterstützt durch die industrialisierten Länder, über das altbewährte Mittel der Verschuldung (neben Waffenlieferungen).
> > Auf realwirtschaftlicher Ebene funktioniert die Marktwirtschaft noch - wenig verwunderlich, da ja die ganze VWL im Prinzip realwirtschaftliche Vorgänge beschriebt, die langfristig wirken. „The fundamental things apply as time goes by.“
> Ah, zur Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit müssen wir also nur noch eine Weile mehr warten?
Nein, man kann lokal viel tun, bspw. besagte Umverteilung von den großen Vermögen und Einkommen zu den kleinen und Investitionsförderung. Komischerweise wird das Konzept auf nationaler Ebene verstanden. Ab der Staatsgrenze scheint aber einer andere Logik zu gelten. Echt interessant dieses Phänomen der Staatsgrenze... ;-)
> >> Dass es immer Ungleichgewichte geben wird, bestreitet doch niemand, sonst wäre Wirtschaft rein statisch. Es geht um den mittel- und langfristigen Abbau.
> > Wie gesagt, der Schlüssel liegt in (realen) Investitionen, aber dadurch wird qualitativ das Problem nur reduziert und nicht endgültig gelöst. Am Ende bleibt Transfer oder Limitierung der Güterausstattung in den weniger produktiven Regionen.
> Wie gesagt, es investiert keiner wo es sich "nicht lohnt". Und erst recht nicht, wenn die vorhandenen Kapazitäten anderswo (globaler Akteur) nicht ausgelastet sind.
Richtig, die Realität zeigt aber, dass die Grundannahme zu gelten scheint, dass es sich in weniger entwickelten Regionen eher zu "lohnen" scheint, als in hoch entwickelten.
Investitionen werden nämlich nicht dort getätigt, wo es ohnehin schon am produktivsten ist, sondern wo es am RENTABELSTEN ist, sprich die Gesamtkosten im VERHÄLTNIS zur Produktivität am niedrigsten sind. Und wenn man davon ausgeht, dass die Kapitalkosten (Kapitaldienst + Betriebskosten) überall mehr oder weniger gleich hoch sind, dann ergibt sich die Differenz hauptsächlich aus den Arbeitskosten - und schon ist man wieder bei den berühmten Lohnstückkosten.
Es hat sich immer wieder gezeigt, dass mit steigender Produktivität letztlich auch die Löhne steigen - und damit die Nachfrage, und in Folge die Investitionen, damit wiederum die Produktivität, etc.
Das ist aber kein "Henne und Ei"-Problem, sondern man kann es an einem Punkt bewusst starten: den Realinvestitionen.
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Patrik Pekrul, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Marco Schmidt, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Patrik Pekrul, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Marco Schmidt, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Patrik Pekrul, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Marco Schmidt, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Patrik Pekrul, 02.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan und der neue Währungskrieg, moneymind, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Marco Schmidt, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Patrik Pekrul, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan und der neue Währungskrieg, moneymind, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan und der neue Währungskrieg, moneymind, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, moneymind, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Marco Schmidt, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Patrik Pekrul, 01.03.2015
- Re: [AG-GOuFP] Wurzeln des global. Minotaurus: Lautenbach zum Bancor-Plan, Marco Schmidt, 01.03.2015
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