Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Draghis QE

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Draghis QE


Chronologisch Thread 
  • From: Marco Schmidt <mschmidt.mailbox AT web.de>
  • To: Malte MCS <mcspipa AT yahoo.de>
  • Cc: AG AG-Geld <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Draghis QE
  • Date: Sun, 25 Jan 2015 20:57:23 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am Sonntag, den 25.01.2015, 17:37 +0100 schrieb Malte MCS:
Anmerkungen, bzw. Fragen dazu:

1. Etwas zu wenig beantwortet ist mir die Frage die auch im Pad auftauchte: Wenn es gar keine Verbindung zwischen Zentralbankgeld und "richtigem" Geld gibt, ist dann die Handlung der EZB nicht "egal", also kann weder gelobt noch kritisiert werden?
Es wird ja so getan, als würde es was bringen, oder am anderen Ende, dass damit der Untergang des Abendlandes bevorstünde...
2. Dass das Handeln der EZB nur die MÖGLICHKEIT gibt Kredite an die Realwirtschaft zu geben wurde m.M.n. durchaus "in den Medien" erwähnt, zumindest stellenweise. Unter anderem deshalb weiß ja wahrscheinlich auch niemand ob die Maßnahme das beabsichtigte bewirkt. Aber auch hier eine zum Verständnis m.M.n. wichtige Nachfrage: Sind durch das Mehr an Zentralbankgeld bei den Banken (Durch Anleihenankäufe von Banken durch die EZB) MEHR MÖGLICHKEITEN da um Kredite an Nichtbanken zu vergeben oder nicht?? Bleiben die Möglichkeiten gleich oder erhöhen sie sich? Ich find das eine durchaus wichtige Frage. 

Das Geldsystem ist hierarchisch strukturiert. Auf der unteren Ebene Nichtbanken + Geschäftsbanken, die mit GB-Giralgeld hantieren - welches nachfragegesteuert über Kreditvergabe und -tilgung entsteht und vergeht. Auf der Ebene darüber die GBn + ZB on top, die mit Zentralbankgeld operieren. Die ZBGeld-Ebene ist grob gesagt nur zur Verrechnung der Salden auf der unteren Ebene notwendig. Da die GBn (jede für sich genommen) so viel Geld schaffen könnten wie sie wollten, müssen sie bei Giralgeld-Abfluss Zentralbankgeld liefern. Das ist eine wirkungsvolle Kontrollinstanz, dass keine einzelne Bank über die Stränge schlägt. Bargeld habe ich noch unterschlagen, ist aber um die Wirkung zu verdeutlichen gar nicht notwendig. Giralgeld kann in Bargeld verwandelt werden und zurück. Das eine ist GB-Giralgeld, das andere Zentralbankgeld, frei konvertierbar (Krisen ausgenommen, ansonsten mehr oder weniger ein logistisches Problem).
 
Die Wirkrichtung ist immer: Nichtbanken fragen Kredite nach, neues Giral-Geld entsteht, wird ausgegeben (abgehoben/überwiesen). Erst hier wird ZBGeld notwendig, was sich die GBn problemlos auch kurzfristig von der ZB oder anderen Banken organisieren können. Klar werden sollte, dass ZBGeld nur "Spielsteine" sind, die zum Ausgleich (Saldenverrechnung) des Verschiebebahnhofs auf der Giralgeldebene verwendet wird. Damit werden Ungleichgewichte sichtbar, siehe Target2 in der Eurozone auf nationaler ZB-Ebene.
Durch die Negativzinsen sind die ZBGeld-Konten der GBn in der Vergangenheit stark runtergefahren worden. Gerade noch 200Mrd. € liegen derzeit darauf (Eurozone). Wenn die zum Ausgleich der täglich anfallenden Salden aktuell anscheinend ausreichen, wozu dann mehr davon?
Man könnte jetzt denken, dass Draghi über Minuszinsen das Halten von ZBG erst unattraktiv gemacht hat und nun mit dem Aufkaufprogramm quasi nach dem Prinzip "heiße Kartoffel" ein rumreichen provoziert. Macht keinen rechten Sinn.
Die BoE hat in ihrem QE-Programm daher auch die GBn angewiesen, Anleihen von Nichtbanken (Fonds o.ä.) aufzukaufen. Dabei entsteht nunmal frisches Giralgeld. Aber in Händen solcher Fonds kann man sicher sein, dass damit dann ganz viele tolle Sachen angestellt werden - in der Finanzmarktsphäre. Nur nicht da, wo es sinnvoll wäre, in der Realwirtschaft. Wo keine rechte Nachfrage ist, wird auch nicht einfach so welche neu entstehen.

3. Kann die EZB die Löhne in der Eurozone erhöhen? Kann sie Investitionsprogramme für bestimmte Branchen anleiern? Kann sie Infrastrukturprojekte machen? Kann sie Abwrackprämien für alte Autos machen? Kann sie die Höhe der Renten oder die Höhe des Kindergeldes beeinflussen? Kann sie Reformen erzwingen oder Sparpolitik beenden? Oder kann das, wie der Name von letzterem impliziert, nur die Politik? Falls es nur die Politik kann, dann halte ich dieses ganze "Es müsste besser xyz getan werden" (seien es Forderungen von "linker" oder von "konservativer" Seite) etwas am Thema vorbei, weil man schlecht von der EZB etwas fordern das nicht in ihrer, sondern in der Macht der (europäischen?) Politik steht. Oder?

Jo, die Löhne ihrer Angestellten ;-)  Ansonsten lautet das Stichwort "Kreditlenkung", d.h. an Vorgaben geknüpfte Vergabe. Und ja, das meiste sind in der Tat politische Entscheidungen. Man schiebt nur sehr gern Gründe vor, warum etwas -nicht geht-, denn es fehle ja Geld und daher ist der eingeschlagene Weg alternativlos. Aber das entspricht vielleicht der eigentlichen Agenda...
Malte
MCS







Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang