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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung
  • Date: Fri, 28 Nov 2014 22:05:44 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Thomas,

moneymind schrieb:
Hallo Thomas,

Danke!

Ausbeutung von Menschen:
Es gibt am Produktionsprozess beteiligte Menschen, die unter Bedingungen arbeiten und leben, die nicht den westlichen (gewünschten) Standards entsprechen.
Kannst Du diese Standards genauer definieren? Wo ist die Grenze?
Die Grenze kann man natürlich objektiv nicht ziehen. Für mich persönlich liegen ca die unteren 5% in D darunter.

Hm, da ziehst Du, wie ich finde, die Grenze ziemlich weit "unten". Vielleicht wäre als Ersatz des Begriffs "nicht-Ausbeutung" ein Begriff wie "relative Verteilungsgerechtigkeit" bedeutungsmäßig passender - wobei auch der natürlich schwer "operationalisierbar" wäre.

Aber man kann ja ggf. auf bestehende Erfahrungen zurückgreifen und historische Vergleichsmaßstäbe nehmen bzw. historisch schon mal erreichte Verteilungsmuster als Ziele nehmen, z.B. die Aufschwungphase der 50er/60er. (Nur als Idee).

Um ein Beispiel zu geben, würdest Du den BRD-Kapitalismus der 60er Jahre (Vollbeschäftigung etc.), also während einer längerfristigen Aufschwungphase, als ausbeuterisch gegenüber den Lohnabhängigen begreifen oder nicht?
Wohl eher nein. Inwieweit Ausbeutung in importierter Form vorlag, weiß ich nicht, vermutlich weniger als heute, aber bestimmt auch nicht 0. Rein innerdeutsch betrachtet war es nicht ausbeuterisch, da ja die Lohnarbeiter angemessen an dem Produkt der Wertschöpfung beteiligt wurden.

Ok, dann scheinst Du sowas wie Verteilungsgerechtigkeit im Hinterkopf zu haben.

Für Marxisten ist "Ausbeutung" glaube ich etwas prinzipielleres, das sich daraus ergibt, daß sich Lohnarbeiter dadurch auszeichnen, daß sie kein Produktionsmitteleigentum haben. Heute allerdings betreibt ja das outgesourcte Prekariat mini-selbständig beständige Selbstausbeutung: die "Ich-AG" ist eigener Chef/Kapitalismus und eigener Arbeiter in Personalunion. D.h. es muß den Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital permanent in der eigenen Person ausfechten - ein besonders perfider Schachzug der Vermögenden gegen die Lohnarbeiterklasse.

Insofern schwebt vielleicht auch Marxisten doch "Verteilungsgerechtigkeit" vor - wenn auch nicht NUR das (sondern die Aufhebung der "Ausbeutung des Menschen durch den Menschen" - was auch immer das dann konkret bedeuten mag. Ohne genau zu wissen, was es bedeuten soll, kann man es allerdings auch nicht verwirklichen/herbeiführen.

Wie würdest Du die DDR-Werktätigen im selben Zeitraum`einordnen (soweit ich verstehe, war der geringe Anteil, den der Konsum der Lohnabhängigen am gesellschaftlichen Gesamtprodukt haben sollte und hatte, dort nicht als "Ausbeutung" definiert, weil ja die "Mehrarbeit ohne Gegenleistung" der "Gemeinschaft" (also dem Aufbau des Sozialismus, verstanden als Produktivkraftentwicklung etc.) verstanden wurde.
Hm, das könnte schon in Richtung Ausbeutung gehen, wobei ich mich hier nicht wirklich auskenne. Grundsätzlich geht es mir aber um kapitalistische Systeme.

Worauf ich hinauswollte, war: geht es um Verteilungsgerechtigkeit? Oder um den Zweck, für den die Arbeiter "Opfer bringen" sollen (Gewinn des Kapitalisten im Kapitalismus vs. "Modernisierung der Gesamtgesellschaft" im Realsozialismus)?

Dass ich Schulmeisters Vorschlag sehr gut finde, habe ich ja bereits geschrieben.

Interessanterweise ist meine Frage genau dabei aufgetreten, Schulmeisters Konzept zu vertreten (bzw. allgemeiner: einen Kapitalismus mit strengen, anderen Regeln). Mir wurde entgegnet, dass Kapitalismus nur mit Ausbeutung funktioniert, und man alternative Systeme suchen muss. Letztendlich stand dann Aussage gegen Aussage ohne gute Argumente in die eine oder andere Richtung.

Du kannst ja mal fragen, ob a) in den 50er/60er Jahre aus ihrer Sicht auch "Ausbeutung" stattgefunden hat (Antwort vermutlich: aber natürlich - Ausbeutung, Unterdrückung etc.), ob in einem Kibbutz "Ausbeutung" stattfindet, ob die Amish "Ausbeuter" haben.

Und anschließend, wie genau "Nicht-Ausbeutung" aussehen soll (positiv definiert, nicht nur negativ; nur tatsächlich definierte Ziele können auch angestrebt werden).

Wie auf Samoa? Wie in Marx' "Wiederkehr der kommunistischen Urgesellschaft auf höherer Ebene"?).




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