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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Thomas Weiß <Weiss-Tom AT gmx.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung
- Date: Fri, 28 Nov 2014 12:13:16 +0100
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 28.11.2014 um 11:50 schrieb moneymind:
Hallo Thomas,
Danke!
Ausbeutung von Menschen:
Es gibt am Produktionsprozess beteiligte Menschen, die unter Bedingungen arbeiten und leben, die nicht den westlichen (gewünschten) Standards entsprechen.
Kannst Du diese Standards genauer definieren? Wo ist die Grenze?
Die Grenze kann man natürlich objektiv nicht ziehen. Für mich persönlich liegen ca die unteren 5% in D darunter.
Wohl eher nein. Inwieweit Ausbeutung in importierter Form vorlag, weiß ich nicht, vermutlich weniger als heute, aber bestimmt auch nicht 0. Rein innerdeutsch betrachtet war es nicht ausbeuterisch, da ja die Lohnarbeiter angemessen an dem Produkt der Wertschöpfung beteiligt wurden.
Um ein Beispiel zu geben, würdest Du den BRD-Kapitalismus der 60er Jahre (Vollbeschäftigung etc.), also während einer längerfristigen Aufschwungphase, als ausbeuterisch gegenüber den Lohnabhängigen begreifen oder nicht?
Wie würdest Du die DDR-Werktätigen im selben Zeitraum`einordnen (soweit ich verstehe, war der geringe Anteil, den der Konsum der Lohnabhängigen am gesellschaftlichen Gesamtprodukt haben sollte und hatte, dort nicht als "Ausbeutung" definiert, weil ja die "Mehrarbeit ohne Gegenleistung" der "Gemeinschaft" (also dem Aufbau des Sozialismus, verstanden als Produktivkraftentwicklung etc.) verstanden wurde.
Hm, das könnte schon in Richtung Ausbeutung gehen, wobei ich mich hier nicht wirklich auskenne. Grundsätzlich geht es mir aber um kapitalistische Systeme.
Dass ich Schulmeisters Vorschlag sehr gut finde, habe ich ja bereits geschrieben.
Beispiel 1, Textilindustrie:
Die Baumwollproduzenten arbeiten 12 Stunden täglich, und erhalten dafür einen Lohn, für den sie sich gerade einmal ein paar Schalen Reis am Tag leisten können. (http://www.zeit.de/2010/51/Billige-T-Shirts)
Beispiel 2, Deutschland:
U.a. die Hartz IV Gesetzgebung hat auch in D dazu geführt, dass es Ausbeutung gibt. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Leiharbeiter, 1-€-Jobber etc. sind im Vergleich zum Lebensstandard der oberen 50% Deutschen für mich nicht akzeptabel.
Ja, da würden wohl die meisten zustimmen - verdrängt wird das ja nur durch die ideologischen Scheinargumente, nur so könnten Arbeitsplätze geschaffen werden.
Ausbeutung von Ressourcen:
Nutzung der Natur in derartigem Maße, dass das natürliche Ökosystem zerstört wird und Ressourcen (u.a. Bodenschätze) in naher Zukunft nicht mehr ausreichend vorhanden sein werden.
Beispiele: Abholzung des Regenwalds, Mülldumping in Entwicklungsländern (http://www.geo.de/GEO/reisen/reiseinformationen/Giftmuelltransporte-nach-West-und-Zentralafrika.html), Peak oil
Ok, verstehe. Wäre dann nicht ökologischer Umbau eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, über die sich ein breiter Konsens erzielen ließe - und eine Aufgabe, die die Staaten angehen und finanzieren müßten, und so ggf. eine "Wachstumsphase" des ökologischen Umbaus einleiten könnten, in der sich auch vergleichbar "niedrige Ausbeutungsraten" umsetzen ließen wie in der realkapitistischen Aufschwungphase der 50er/60er, in der übrigens auch den privaten Guthaben keine Staatsschulden oder Auslandsschulden gegenüberstanden, sondern Schulden der investierenden Unternehmen? Wären das nicht mehrere mit einer Klappe erledigte Fliegen?
Das ist ja genau Schulmeisters Vorschlag mit seinem "green" New Deal für Europa https://de.scribd.com/doc/218788496/Stephan-Schulmeister-Ein-New-Deal-fur-Europa.
Ich weiß, ich nerve mit dem ständigen Hinweis darauf. Habe aber den Eindruck, daß dieses New Deal-Konzept (das zu diskutieren und zu modifizieren wäre) bisher noch gar nicht zur Kenntnis genommen wurde, da es bisher hier gar nicht diskutiert wurde.
Es ist ein integriertes Gesamtkonzept, das viele der hier diskutierten Einzelvorschläge (incl. Staatsschulden etc.) integriert und mit einem weiteren Maßnahmenbündel verbindet.
Es würde ja schon reichen, wenn man es als Modell nimmt, an dem man sich reibt, um dann sein "eigenes" Maßnahmenbündel zu entwerfen.
Kernproblem derzeit ist ja der Mangel an einer konkreten, differenzierten alternativen politischen Strategie. Es herrscht totale Verwirrung und Handlungsunfähigkeit. Ohne ein alternatives differenziertes und konkretes politisches GESAMT-ENTWICKLUNGSKONZEPT (primär für Europa, dann aber für die Welt) wird es keine Wende geben, sondern nur weitere Verschärfungen der Situation mit situationsbedingten zwischenzeitlichen Kurzzeitbremsungen bei unveränderter Gesamtrichtung.
Gruß
Wolfgang
Interessanterweise ist meine Frage genau dabei aufgetreten, Schulmeisters Konzept zu vertreten (bzw. allgemeiner: einen Kapitalismus mit strengen, anderen Regeln). Mir wurde entgegnet, dass Kapitalismus nur mit Ausbeutung funktioniert, und man alternative Systeme suchen muss. Letztendlich stand dann Aussage gegen Aussage ohne gute Argumente in die eine oder andere Richtung.
- [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, Thomas Weiß, 27.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, moneymind, 27.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, Thomas Weiß, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, Rolf Müller, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, Thomas Weiß, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, moneymind, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, moneymind, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, thomas, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, moneymind, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, Thomas Weiß, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, moneymind, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, moneymind, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, thomas, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, Rolf Müller, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, Thomas Weiß, 28.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Kapitalismus ohne Ausbeutung, moneymind, 27.11.2014
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