ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
[AG-GOuFP] Missing Link Was: Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie
Chronologisch Thread
- From: Gerhard <listmember AT rinnberger.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [AG-GOuFP] Missing Link Was: Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie
- Date: Tue, 18 Nov 2014 11:06:15 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
- Newsgroups: pirates.de.talk.politik.geldordnung-finanzpolitik.ag-bereich
- Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver
Am 12.11.14 um 19:57 schrieb Rolf Müller:
> Hallo Thomas,
>
> wie Du weißt halte ich die Werttheorie für den 'Missing Link' der
> Politischen Ökonomie. Solange diese nicht identifiziert ist, hängen
> unmittelbar die Preistheorie, die Verteilungstheorie und mittelbar alle
> anderen Bereiche der Ökonomie unverbunden in der Luft - verwendete
> Kategorien (Preis, Geld) bleiben metaphysisch.
Soweit d`accord
> Gleichwohl halte ich die Marxsche Analyse für
> *den* Hebel um den inhärenten Widersprüchen des Kapitalismus auf den
> Grund zu gehen und eine damit eine Basis für eine Bewertung von
> Reparaturvorschlägen (Postwachstumsökonomie, Gemeinwohlökonomie ...) zu
> erarbeiten.
Den Rauschebart aus Trier zu vernachlässigen, wäre in der Tat töricht.
Die Gewichtung sehe etwas anders aber die Richtung stimmt.
> vgl. Michael Heinrich: Was ist die Werttheorie noch wert? Zur neueren
> Debatte um das Transformationsproblem und die Marxsche Werttheorie.
> http://www.oekonomiekritik.de/302Transformationsproblem.rtf
Habe mir den Artikel angesehen und möchte zu folgendem Zitat anmerken:
> Besonders hervorzuheben ist dabei die Arbeit von Böhm-Bawerk (1896),
> der nicht nur einen "Widerspruch" zwischen der Werttheorie des ersten
> und der Theorie der Produktionspreise im dritten Band konstatierte,
> sondern sich auch bemühte, nachzuweisen, daß der Marxsche Schluß auf
> (abstrakte) Arbeit als gemeinsame Wertsubstanz der Waren lediglich
> "dialektischer Hokuspokus" sei. Schließlich hatte die bürgerliche
> Ökonomie aber auch solche sich noch detailliert auf den Marxschen
> Text einlassende Kritik nicht mehr nötig. Mit dem gegen Ende des
> letzten Jahrhunderts einsetzenden Paradigmenwechsel erhielt die
> politische Ökonomie nicht nur ihre mathematischen Weihen; mit dem
> Marginalismus verabschiedete sie sich von jeder Form der
> Arbeitswerttheorie, die von nun an bestenfalls als
> vorwissenschaftlich galt. Erst mit Marshall und Walras schien die
> politische Ökonomie zur wirklichen Wissenschaft geworden zu sein.
Dem wäre entgegenzuhalten, dass die Weiterentwicklung des Marginalismus
durch Walras die politische Ökonomie zu einem "mathematischen
Hokuspokus" degradiert hat. Rufen wir uns in Erinnerung, wie in der
walrasianischen Totalanalyse Geld hergeleitet wird:
Im Gleichgewicht werden die relativen Preise der Güter einem fiktiven
Geld'gut' mit dem Wert 1 gleichgesetzt. Nun ist es gute
wissenschaftliche Praxis, wenn man anwendungsbezogene mathematische
Zusammenhänge (hier als Gleichheit) plausibel machen will, zuerst eine
formale Überprüfung durchzuführen, ob auch die Einheiten stimmen. Machen
wir die Probe:
Im Gleichgewicht sei ein Gut A
7 [€/m] = 1 [€]
Wie man sofort erkennt, kürzt sich das Maß für Wert heraus und es bleibt
eine physikalische Einheit übrig. Das soll aber für beliebige Güter
gelten, wie etwa ein Gut B, für das folgende Beziehung gelte:
5 [€/kg] = 1 [€]
Wir können beide Beziehungen zwar formal gleichsetzen, dann sind aber
nur noch Aussagen der Art 7 [kg] von Gut B *entspricht* 5 [m] von Gut A.
Das walrasianische Modell ist auf eine Barterökonomie reduziert. Wenn
nun, wie in der Neoklassik, Geld als 'Schleier' interpretiert wird, so
führt das sofort zu einem Widerspruch zur axiomatischen Annahme eines
Geld'gutes'.
Zum Unsinn der Marshallschen Formalisierung in der
Cobb-Douglas-Produktionsfunktion habe ich mich schon anderweitig
geäusssert. Man darf also mit Fug und Recht behaupten, die auf dem
Gleichgewichtsaxiom beruhende Ökonomie als unwissenschaftlich zu verwerfen.
In gleicher Weise ist etwa die Herleitung von v.Bortkiewicz in einem
Gleichungssystem auf formale Konsistenz zu hinterfragen.
Mit der Quantumanalyse steht mittlerweile eine Lösung des
Transformationsproblems zur Verfügung, das Geld und Kredit integriert.
>> Der Wert hat selbstverständlich etwas mit Bewertung zu tun und dieser
>> ist ein kultureller "Prozess". Natürlich beinhaltet kapitalistische
>> Kulturprägung ein Präferenz der Bewertung in Marktpreisen.
> Der Schlüssel zum Verständnis ist die Unterscheidung zwischen konkreter
> und abstrakter Arbeit:
> "Der Unterschied zur Wert- und Geldtheorie von Klassik und Neoklassik
> (wie auch der „Arbeitsmengentheorie“ des traditionellen Marxismus) ist
> also ein doppelter. Zum einen läßt sich Wert gerade nicht als
> substanzialistische Eigenschaft an der einzelnen Ware festmachen,[10]
> Wert existiert nur in der Beziehung von Ware auf Ware und diese
> Beziehung ist in ihrer Allgemeinheit nur möglich durch die Beziehung von
> Ware auf Geld. Zum anderen ist aber auch Geld weit mehr als eine bloße
> Recheneinheit. Der Formunterschied von Ware und Geld ist fundamental:
> Waren sind Gebrauchswerte, die auch Wert besitzen. Das Ding, das als
Jetzt verstehe ich auch besser, wenn Schmitt beim (Geld-)Einkommen als
monetäre Form von Wert spricht.
> Geld fungiert, gilt hingegen als unmittelbare Verkörperung von Wert, es
> ist in seiner Besonderheit Wert. In der Erstauflage des Kapital hatte
> Marx dafür einen anschaulichen Vergleich gewählt:
>
> „Es ist als ob neben und außer Löwen, Tigern, Hasen und allen andern
> wirklichen Thieren, die gruppirt die verschiednen Geschlechter, Arten,
> Unterarten, Familien u.s.w. des Thierreichs bilden, auch noch das Thier
> existirte, die individuelle Incarnation des ganzen Thierreichs.“ (MEGA
> II.5: 37, Herv. im Original)
Implizit bestätigt Marx hier die Vorstellung von Geld als einem Wert an
sich, der *zusätzlich* zu den produzierten Waren existiert und auch der
neoklassischen Interpretation zu Grunde liegt.
Den Klassikern, wie auch den Neoklassikern ist daraus imho noch kein
Vorwurf zu machen. Sie sind noch einem mechanistischen Weltbild mit
einem ungetrübten Fortschrittsglauben verhaftet. Komplexeres Verhalten
von dynamischen Systemen wurde erst im 20. Jhdt. näher untersucht:
* Räuber-Beute-Dynamik der Lotke-Volterra-Modelle ~1915
* in der Meteorologie durch Lorenz ~1963
* Breitere Aufmerksamkeit für dynamische Systeme als 'Chaostheorie' in
den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Eine Weiterentwicklung im ökonomischen Kontext ist imho nur in einer
konsequent dynamischen Modellierung möglich, wie sie etwa Steve Keen
anwendet.
> Sowenig wie es *die* bürgerliche Ökonomie gibt und es für uns
> selbstverständlich absurd wäre Neoklassik und Heterodoxe Ökonomien über
> einen Kamm scheeren zu wollen, gibt es *den* Marxismus.
> Vom Mainstream des orthodoxen, weltanschaulichen Vulgärmarxismus werden,
> wie Steve Keen es imho in 'Debunking Economy' treffend bemerkt,
> keinerlei Impulse für eine valide Ökonomische Theorie des 21.
> Jahrhunderts ausgehen. Neoklassik und orthodoxen Marximus eint die
> Vorstellung der Neutralität des Geldes.
Diese 'Neutralität des Geldes' kommt auch in der quantumökonomischen
Interpretation wieder zur Geltung. Allerdings in einer
institutionalisierten Form, die sich jenseits des Vorstellungshorizonts
der 'alten Säcke' bewegt: Der Bankensektor (GB und ZB) wird, wie in den
anderen circuitistischen Schulen, als reiner Treuhänder betrachtet, der
substantiell von Unternehmen zu trennen ist. Auch wenn ich konkret nicht
zur Rechtsform bei den Quantumökonomen gefunden habe, so scheint mir
eine kooperative Rechtsform (Genossenschaft oder Körperschaft
öffentlichen Rechts) als die gesellschaftlich sinnvollste zu sein.
gerhard(ivl1705)
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 03.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Thomas Weiß, 05.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, thomas, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Thomas Weiß, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Rolf Müller, 12.11.2014
- [AG-GOuFP] Plurale Ökonomik, thomas, 14.11.2014
- [AG-GOuFP] Missing Link Was: Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 18.11.2014
- [AG-GOuFP] Minsky Software, thomas, 18.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Minsky Software, Gerhard, 18.11.2014
- [AG-GOuFP] Minsky Software, thomas, 18.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, thomas, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Thomas Weiß, 05.11.2014
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.