ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: thomas <pazeterno AT web.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [AG-GOuFP] Plurale Ökonomik
- Date: Fri, 14 Nov 2014 12:49:31 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Die Debatte nimmt Fahrt auf ...
http://www.capital.de/meinungen/fuer-eine-fundamental-andere-oekonomik-3028.html
On 12/11/14 19:57, Rolf Müller wrote:
> Hallo Thomas,
>
> wie Du weißt halte ich die Werttheorie für den 'Missing Link' der
> Politischen Ökonomie. Solange diese nicht identifiziert ist, hängen
> unmittelbar die Preistheorie, die Verteilungstheorie und mittelbar alle
> anderen Bereiche der Ökonomie unverbunden in der Luft - verwendete
> Kategorien (Preis, Geld) bleiben metaphysisch. Auf meiner Suche nach
> einer validen Werttheorie bin ich insofern fündig geworden, als ich in
> Form der 'Monetären Werttheorie' eine Theorie entdeckt habe, die nach
> meiner Überzeugung valide beschreibt wie *innerhalb kapitalistischer
> gesellschaftlicher Reproduktion* Wert entsteht. Damit ist man aber noch
> weit entfernt davon eine Theorie zu haben die geeignet ist in
> "vernünftiger" Weise die Grundlage für die gesellschaftliche
> Reproduktion zu bilden; Gleichwohl halte ich die Marxsche Analyse für
> *den* Hebel um den inhärenten Widersprüchen des Kapitalismus auf den
> Grund zu gehen und eine damit eine Basis für eine Bewertung von
> Reparaturvorschlägen (Postwachstumsökonomie, Gemeinwohlökonomie ...) zu
> erarbeiten.
> "Vernünftig" meine ich das hierbei relativ zu dem größten gemeinsamen
> Nenner auf den wir uns verständigen können, denn mit den Worten von
> Precht stehen hinter jeder Wirtschaftstheorie eine Weltanschauung, ein
> Menschenbild und ein gesellschaftliches Ideal.
>
> Am 10.11.2014 um 12:47 schrieb thomas:
>
>> ...
>> Die Marx'sche Kritik der Arbeistwerttheorie halte ich für seine
>> bedeutendste theoretische Errungenschaft.
> Ich würde den Begriff Arbeitswerttheorie nicht verwenden. Dieser ist
> durch die substantialistische Interpretation des orthodoxen
> marxistischen Mainstreams und deren eher peinlichen Versuchen sie gegen
> die gelungene Falsifizierung durch Sraffa zu verteidigen diskreditiert.
> Auch die ebenfalls substatialistische Verwendung dieses Begriffes durch
> klassiche Ökonomen fordert falsche Assoziationen heraus.
> vgl. Michael Heinrich: Was ist die Werttheorie noch wert? Zur neueren
> Debatte um das Transformationsproblem und die Marxsche Werttheorie.
> http://www.oekonomiekritik.de/302Transformationsproblem.rtf
> Falls Du AWT im Sinne einer monetären Werttheorie meinst, hast Du meine
> volle Zustimmung hinsichtlich der Betonung der Bedeutung.
>> „Ein Arbeitsprodukt, für sich isoliert betrachtet, ist also nicht
>> Werth, so wenig wie es Waare ist. Es wird nur Werth, in seiner Einheit
>> mit andrem Arbeitsprodukt, oder in dem Verhältniß, worin die
>> verschiedenen Arbeitsprodukte, als Krystalle derselben Einheit, der
>> menschlichen Arbeit, einander gleichgesetzt sind.“ – [Karl Marx]
>>
>> Der Wert hat selbstverständlich etwas mit Bewertung zu tun und dieser
>> ist ein kultureller "Prozess". Natürlich beinhaltet kapitalistische
>> Kulturprägung ein Präferenz der Bewertung in Marktpreisen.
> Der Schlüssel zum Verständnis ist die Unterscheidung zwischen konkreter
> und abstrakter Arbeit:
> "Der Unterschied zur Wert- und Geldtheorie von Klassik und Neoklassik
> (wie auch der „Arbeitsmengentheorie“ des traditionellen Marxismus) ist
> also ein doppelter. Zum einen läßt sich Wert gerade nicht als
> substanzialistische Eigenschaft an der einzelnen Ware festmachen,[10]
> Wert existiert nur in der Beziehung von Ware auf Ware und diese
> Beziehung ist in ihrer Allgemeinheit nur möglich durch die Beziehung von
> Ware auf Geld. Zum anderen ist aber auch Geld weit mehr als eine bloße
> Recheneinheit. Der Formunterschied von Ware und Geld ist fundamental:
> Waren sind Gebrauchswerte, die auch Wert besitzen. Das Ding, das als
> Geld fungiert, gilt hingegen als unmittelbare Verkörperung von Wert, es
> ist in seiner Besonderheit Wert. In der Erstauflage des Kapital hatte
> Marx dafür einen anschaulichen Vergleich gewählt:
>
> „Es ist als ob neben und außer Löwen, Tigern, Hasen und allen andern
> wirklichen Thieren, die gruppirt die verschiednen Geschlechter, Arten,
> Unterarten, Familien u.s.w. des Thierreichs bilden, auch noch das Thier
> existirte, die individuelle Incarnation des ganzen Thierreichs.“ (MEGA
> II.5: 37, Herv. im Original)
>
> Müssen sich die Waren, insofern sie als Wertgegenstände gelten sollen,
> auf Geld beziehen, dann heißt dies für die Waren produzierende Arbeit:
> sie kann nur dann wertbildende „abstrakte“ Arbeit sein, wenn sie sich,
> wie Marx gegen Ricardo hervorhebt, „in Geld darstellt“. Geld ist für
> Marx daher die „unmittelbare Existenzform“ der abstrakten Arbeit (MEW
> 13: 42), anders als in Geld läßt sich abstrakte Arbeit gar nicht
> ausdrücken. Dies ist auch der Grund, warum die unmittelbare
> Arbeitszeitrechnung der verschiedenen „Stundenzettler“, gegen die Marx
> sich wendet, unmöglich ist.[11]
>
> Geld ist für Marx also weit mehr als nur das Rechen- und
> Zirkulationsmittel, als das es von Klassik und Neoklassik aufgefaßt
> wird. Es ist das notwendige Medium der Vergesellschaftung atomisierter
> Warenproduzenten: nur mittels der sachlichen Gestalt des Geldes können
> sie sich auf einander beziehen. Diesen von Marx herausgestellten Zwang
> der ökonomischen Verhältnisse sich in einer bestimmten Weise zu
> verhalten, wird von Klassik und Neoklassik in der Tradition der
> bürgerlichen Vertragstheorien zum Resultat intentionalen und rationalen
> Handelns umgedeutet: die Warenbesitzer tauschen ihre Waren in bestimmten
> Relationen, weil diese Waren für sie bestimmte Arbeits- bzw.
> Nutzenmengen verkörpern, sie verwenden Geld, weil es den Tausch
> erleichtert („die Transaktionskosten senkt“) etc. Da Geld somit keine
> eigenständige Bedeutung hat, sondern lediglich als eine technische
> Erleichterung des Tausches gilt, betrachten Klassik und Neoklassik
> monetäre Größen daher auch nur als „Schleier“, der über der „Realsphäre“
> von Arbeitsmengen und Kapitalgütern liegt, und von dem auf einer
> grundsätzlichen theoretischen Ebene abstrahiert werden kann."
>
> Zitat aus Michael Heinrich, Monetäre Werttheorie
> http://www.oekonomiekritik.de/306Monetaere-Werttheorie.htm
>
> Sowenig wie es *die* bürgerliche Ökonomie gibt und es für uns
> selbstverständlich absurd wäre Neoklassik und Heterodoxe Ökonomien über
> einen Kamm scheeren zu wollen, gibt es *den* Marxismus.
> Vom Mainstream des orthodoxen, weltanschaulichen Vulgärmarxismus werden,
> wie Steve Keen es imho in 'Debunking Economy' treffend bemerkt,
> keinerlei Impulse für eine valide Ökonomische Theorie des 21.
> Jahrhunderts ausgehen. Neoklassik und orthodoxen Marximus eint die
> Vorstellung der Neutralität des Geldes.
>
> Bene hat mich übrigens daraufhingewiesen, daß der Arbeitskreis Plurale
> Ökonomik Hamburg in dem er aktiv ist Michael Heinrich zu einer
> Ringvorlesung eingeladen hat:
> http://www.plurale-oekonomik-hamburg.de/index.php/ringvorlesung/
>
> Vielleicht ist ja für den einen oder anderen die Tatsache dass der
> Arbeitskreis, ganz unabhängig von meinen Bemühungen den 'Missing Link'
> zu finden, ebenfalls auf ihn gestoßen sind, ein Anhaltspunkt dafür dass
> eine Beschäftigung mit der monetären Werttheorie und der Marxschen
> Kritik der Politischen Ökonomie fruchtbar sein könnte.
> Die verlinkten Texte sind wohl für ein tieferes Verständnis zu wenig.
> Literaturtipp von mir: Michael Heinrich, Kritik der politischen Ökonomie
> - Eine Einführung; Michael Heinrich, Kommentierte Literaturliste
> www.oekonomiekritik.de/110KommLitverzeichnis.rtf und natürlich Karl
> Marx, Das Kapital :) (in dieser Reihenfolge).
>
> Beste Grüße
>
> Rolf
>
>
>
>
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 03.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Thomas Weiß, 05.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, thomas, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Thomas Weiß, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Rolf Müller, 12.11.2014
- [AG-GOuFP] Plurale Ökonomik, thomas, 14.11.2014
- [AG-GOuFP] Missing Link Was: Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 18.11.2014
- [AG-GOuFP] Minsky Software, thomas, 18.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Minsky Software, Gerhard, 18.11.2014
- [AG-GOuFP] Minsky Software, thomas, 18.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, thomas, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Gerhard, 10.11.2014
- Re: [AG-GOuFP] Das Konzept 'Absoluter Tausch' in Schmitts' Quantum Makroökonomie, Thomas Weiß, 05.11.2014
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.