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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Geschäftsmodell: Spekulation auf Kredit + Schafschur + bailout

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Geschäftsmodell: Spekulation auf Kredit + Schafschur + bailout


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Geschäftsmodell: Spekulation auf Kredit + Schafschur + bailout
  • Date: Fri, 28 Feb 2014 21:57:16 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi Axel,

nur kurz hierzu (zum Rest später):

Die Ausführungen von biligen Krediten für die Finanzwirtschaft zur Erzeugung von Kursschwankungen für die Profis gefallen mir gut.

Die Strategie liegt doch auf der Hand. Große Marktteilnehmer, die in großen Volumen am Finanzmarkt Vermögenswerte kaufen und verkaufen können, haben ein systematisches Interesse nicht nur daran, Kursschwankungen zu PROGNOSTIZIEREN, um daran verdienen zu können (denn nur daran verdienen sie überhaupt).

Sie haben auch die Möglichkeit, solche Kursschwankungen - notfalls im Geheimkartell mit anderen großen Marktteilnehmern - selbst anzustoßen und voranzutreiben - sie also erst zu ERZEUGEN.

Ich sag Dir, wie ich das anstellen würde: ich würde ein Geheimkartell zusammenrufen, und mit diesem kollektiv einen bestimmten Vermögenswert kaufen - bezahlt wird mit billig bei der ZB geliehenem Geld.

Das löst schon mal eine Kursbewegung nach oben aus.

Jetzt muß natürlich das Ziel sein, bis kurz vor Laufzeitende des Kredits den Kurs möglichst hochzutreiben, um dann durch den Verkauf des vorher gekauften Vermögenswerts einen Gewinn einstreichen zu können, der es nicht nur erlaubt, die (eh niedrigen) ZB-Zinsen zu bezahlen, sondern darüberhinaus noch einen Profit einzustreichen.

Wie wird dies getan? Nun, der bereits durch den Kreditkauf in die Höhe gepushte Vermögenswert wird nun unwissenden Kleinanlegern als "Top-Anlage" angepriesen, um die Nachfrage nach diesem Wert hochzutreiben, und damit natürlich auch den Preis. Hier ist natürlich Rhetorik, Marketing usw. gefragt - hier müssen Kunden systematisch getäuscht werden.

Das ist die "Suche nach den greater fools" - es ist das ERZEUGEN der "greater Fools", der Schafe, die anschließend geschoren werden, wenn das Kartell kollektiv den Vermögenswert wieder abstößt und damit den Preis wieder nach unten drückt. Natürlich ist es wunderbar, wenn man dafür die Rentenversicherung teilprivatisieren kann - hier hat man wunderbare weitere "greater fools" erzeugt, an deren ökonomischen Illusionen und deren ökonomischem Unverständnis man hervorragend verdienen kann.

Es ist das "System Madoff" par excellance - Minsky mit seiner Ponzi Finance läßt grüßen.

Verkauft nun das Geheim-Kartell wieder, hat es von der über Kreditkauf und anschließend erzeugtes Herdenverhalten der "naiven Schafe" der Kleinanleger Megaprofite einstreichen können und braucht sich nun um das wieder abgestoßene Papier (und die geprellten Kleinanleger, die als letzte eingestiegen sind und nicht mehr verkaufen konnten, bevor sie Verluste gemacht haben, nicht mehr groß zu kümmern.

DAS ist Umverteilung von den Kleinen zu den Großen in großem Maßstab - ohne jegliche reale Produktion oder Dienstleistung. Spekulation ist ein Nullsummenspiel - also Schafschur pur.

Nun läßt sich dieses Geschäftsmodell natürlich wunderbar erweitern, sodaß man solche Geschäfte auch problemlos bei eigentlich großem Risiko tätigen kann. Dieses Risiko läßt sich reduzieren, indem man den verantwortlichen Politikern weismacht, man sei als "big player" natürlich "too big to fail". "Wenn mal was schiefgehen sollte", so sagen die big players dann zu Politikern und der Öffentlichkeit, "würden wir Euch alle in den Abgrund reißen - deflationäre Depression. Das könnt ihr doch nicht wollen, oder?"

Auch hierbei sind vor allem rhetorische Fähigkeiten gefragt, um makroökonomisch inkompetente Politker überreden zu können. Natürlich sind makroökonomisch inkompetente Politiker leichter zu überreden als makroökonomische Durchblicker, also fördert man lobbyistisch die Nullblicker enorm und lanciert sie in die Entscheiderpositionen.

Auch hier wieder das "Modell Schafschur". Selbstverständlich braucht die entsprechende Rhetorik ökonomische Theorien, in denen gar keine Finanzmärkte vorkommen (Neoklassik), den mit diesen läßt sich alles mögliche wunderbar "begründen" (ideologisch legitimieren), ohne jemals ein realistisches Verständnis des Geld- und Bankensystems im Politikerkopf zustandekäme.

Über SPD-Marxisten und CDU-Anhänger der katholischen Soziallehre, deren Modell nur "Kapital" und "Arbeit" vorkommen und "Finanzkapital" überhaupt nicht auftaucht, geschweige denn verstanden würde, kann man sich seitens solcher Banken-, Versicherungs- und sonstigen Finanzgesellschaften natürlich nur kaputtlachen. Die bedanken sich noch bei Karl Marx und dem Papst für deren ökonomische Inkompetenz und fördern deren Lehren sogar womöglich noch, da dies die Hirne mit irrelevantem Schwachsinn vollpumpt und beschäftigt hält.
*
So ... für wie realistisch haltet ihr diese Überlegungen, gibt es solche Kartelle an den Finanzmärkten, die systematisch Preisbewegungen erzeugen und dann per Schafschur Kasse machen? Gibt es dafür reale, belegbare Beispiele? *

Rein theoretisch klingt das logisch, da ich aber kein Finanzmarktpraktiker bin, da ich auf Finanzmärkte scheisse, kann ich nicht einschätzen, wie leicht oder schwer sowas zu realisieren wäre.




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