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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: thomas <pazeterno AT web.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] nochmal Heinsohn-Kritik
- Date: Wed, 26 Feb 2014 13:17:31 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
sehr gut,
ich nehme an, du bist "thepracticalguy",
das wäre doch mal etwas für eine Podiumsdiskussion, bisher sind ja noch
nicht so viele echt kontroverse Debatten in unseren
Mumble-Veranstaltungen geführt worden (bis evtl. auf Patrick Bernau, ...)
On 26/02/14 01:18, moneymind wrote:
> Hatte meine Heinsohn-Kritik auch in zwei Repliken zu Stadermanns
> Rezension von Minskys "Instabilität und Kapitalismus" auf amazon
> zusammengefaßt:
>
> http://www.amazon.de/review/R39KD5VJ7RAF9S/ref=cm_cr_dp_cmt/277-4740011-6890809?ie=UTF8&ASIN=3037341440&channel=detail-glance&nodeID=299956&store=books#wasThisHelpful
>
> (mit Replik von Stadermann)
>
thepracticalguy meint (2/3):
Interessant und amüsant sind in der Tat Professoren, die behaupten, eine
angeblich brandneue und erstmals korrekte "allgemeine Theorie der
Wirtschaft" (Stadermann) oder "Grundlegung der Wirtschaftstheorie"
(Heinsohn/Steiger) vorzulegen, und dann nicht einmal in der Lage sind,
mit ihrer "revolutionären" Theorie eine Liquiditätskrise (oder die
darauf zurückgehende Tatsache, daß sich als institutionalisierte
Reaktion darauf Zentralbanken und Geldpolitik entwickelt haben) zu
erklären: In Heinsohn/Steigers "Eigentum, Zins und Geld" gibt es zwar
immerhin ein Kapitel zur "Krise", das aber auf ein aus ein paar
ad-hoc-Beobachtungen zusammengeschustertes Scheinmodell zur
"Bestätigung" der Heinsohn/Steiger'schen Vorannahme, alles sei auf
Eigentum zurückzuführen und Geld spiele dabei letztlich keine Rolle
darstellt. Das, was in der Realität eine Liquiditätskrise ausmacht,
nämlich, daß Schuldner ZAHLUNGSunfähig werden, kommt bei H/S gar nicht
vor, sondern sie landen bei einer nichtmonetären, güterbasierten
Konjunkturtheorie "technologischer Zyklen", für die Geld keine
wesentliche Rolle spielt und Liquiditätskrisen ein Buch mit sieben
Siegeln bleibt. [...]
Hans-Joachim Stadermann meint:
Der zweite Beitrag von thepracticalguy ist nach den sonstigen
erfrischend, die auf mich wie Trotzreaktionen von Kindern, denen man ein
ihnen Schaden zufügendes Spielzeug weggenommen hat, wirken. Natürlich
finde ich mich auch hier missverstanden. So habe ich z. B. nicht zu
einem Totschlagen von Keynesianern aufgerufen, sondern ein Keynes-Zitat
ironisch in der Überschrift meiner Besprechung der Aufsatzsammlung
Minskys gewendet. Vor allem aber irritiert mich der Vorwurf, ich hätte
mich nicht mit Liquiditätskrisen beschäftigt. Denn das ist nur in dem
Sinne richtig, dass ich Liquiditätsprobleme und Zahlungsunfähigkeit
nicht als Krisen des Kapitalismus verstehe, sondern Wirtschaften für
mich gerade in dem unablässigen Bemühen besteht, Illiquidität und
Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden. Daher scheint mir die Kritik das
Ergebnis einer weit verbreiteten, aber deswegen noch nicht guten Art,
Bücher vom Register her in zusammenhanglosen Ausschnitten, statt von
vorn nach hinten zu lesen, zu sein. Andernfalls wäre ja auch
aufgefallen, dass ich das permanente nominale Gleichgewicht nicht als
ein mit dem Optimum der Neoklassik vergleichbaren, sondern eigentlich
ganz belanglosen Zustand betrachtete, würde er nicht auch zeigen, dass
die von Minsky vertretene, sich auf Keynes berufende Vorstellung, der
Staat oder seine Regierung könne von außen mit Geld, die Instabilität
des Kapitalismus reparieren, nicht aufrechtzuerhalten ist. Keynes war in
dem Punkt auch anderer Meinung. Er sah darin ein Instrument der
Überwindung dessen, was er als Rentnerkapitalismus verstand.
Entsprechend hielt er die auf den Sturz der Geldwirtschaft gerichteten
sozialen Revolutionen auf fast dem ganzen europäischen Kontinent, in
Asien, Afrika und Lateinamerika konsequent für „den sanften Tod des
Rentners“, den er als Ergebnis der Vollendung von dessen historischer
Aufgabe, erwartet hatte. Dem NS-Staat, der sich selten direkt auf ihn
berief, aber seine Grundsätze in praktische Politik umsetzte,
betrachtete er entsprechend als eine folgerichtige Entwicklung. Nach der
Reintegration zumindest des westlichen Europas in die Geldwirtschaft
durch den Zweiten Weltkrieg sind die keynesianischen Versuche, die Lehre
zur Verbesserung oder Reparatur der Geldwirtschaft zu nutzen, statt Wege
zu seiner Verdrängung zu zeigen, mehrfach verfolgt worden und konsequent
gescheitert. Konsequent, weil sie weder Keynes noch der dem Wirken der
Steuerungskräfte der Wirtschaft gerecht werden.
Hier ist nicht der Platz, um diese Diskussion ausreichend breit und tief
zu führen. Sie kennen meinen Namen, ich den Ihren nicht. Wenn Sie Lust
auf Mehr haben, bin ich leicht zu finden.
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Thomas Weiß, 28.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Thomas Irmer / ID Concept, 28.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Axel Grimm, 28.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Thomas Irmer / ID Concept, 28.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Axel Grimm, 28.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Thomas Irmer / ID Concept, 28.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Axel Grimm, 28.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Thomas Irmer / ID Concept, 28.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Vielen Dank für Eure Antworten, moneymind, 20.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Frank Giebel, 25.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, eurokrise, 25.02.2014
- [AG-GOuFP] Heinsohns "Eigentumsökonomik", moneymind, 26.02.2014
- [AG-GOuFP] nochmal Heinsohn-Kritik, moneymind, 26.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] nochmal Heinsohn-Kritik, thomas, 26.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, moneymind, 27.02.2014
- Re: [AG-GOuFP] Euroabwicklung?, Thomas Weiß, 28.02.2014
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