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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Robert Misik in Telepolis (Staatsverschuldung ist Privatisierungspolitik)

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Robert Misik in Telepolis (Staatsverschuldung ist Privatisierungspolitik)


Chronologisch Thread 
  • From: "Christoph Ulrich Mayer" <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • To: <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>, "'Frank Dahlendorf'" <frank.dahlendorf AT googlemail.com>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Robert Misik in Telepolis (Staatsverschuldung ist Privatisierungspolitik)
  • Date: Tue, 1 Oct 2013 22:36:22 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Autor

Vollgeld heißt nicht, dass kein neues Geld mehr in Umlauf kommt!

 

Also:

Vollgeld: Da die Fähigkeit zur Geldschöpfung aus dem Bilanzrecht der Banken kommt ist es auch nur da vollständig abzustellen. Also sollen die Kundenkonten getrennt von der Bankbilanz geführt werden. Sparen wäre dann also das, was man heute denkt, dass es ist: Das Geld liegt bei der Bank und kann von dort weiterverliehen werden.

Das allein würde zu deflatorischen Effekten führen. ABER niemand sagt, dass Geld nirgendwo anders entstehen darf, im Gegenteil.

 

Monetative: Geld soll ausschließlich durch eine staatliche Kontrollstelle in Umlauf gebracht werden, die unabhängig von Wirtschaft und Regierung ist.

Die Monetative-Bewegng definiert sehr bewusst nicht genau, wie neues Geld in Umlauf kommen soll. Es sollen verschiedene Wege offen gehalten werden.

Klassische Variante wäre: Die Nachfragelücke (Sparlücke, whatever) wird durch Geldausgabe des Staates gelöst. Dadurch können entweder die staatlichen Konsumausgaben gesteigert, die Sozialgelder erhöht oder die Steuern gesenkt werden. Alle drei wirken einem deflatorischen Effekt entgegen -> im richtigen Maß geht das genau auf.

 

Wertschöpfungsgeld: Geld wird über eine staatliche stelle geschaffen und an Unternehmen bezahlt. Dieses Geld ist Eigentum der Mitarbeiter des Unternehmens, wird zum (quasi Sach-)Eigentum der Mitarbeiter am Unternehmen, während die Firma mit diesem Geld Investitionen tätigen kann -> doppelter Nutzen. Das Unternehmen braucht für normales Wachstum keinen Kredit -> Kreditnachfrage und Zins sinken. Die Mitarbeiter erhalten immer mehr Eigentum am Unternehmen, damit werden die vorher Fremdausschüttungen zu Arbeitseinkommen und die Mitbestimmung wächst.

 

Noch zu den Fakten:

In der deutschen Volkswirtschaft fließen in 2011 420 Mrd. € Zinsen, 470 Mrd. Ausschüttungen = geldliches Vermögenseinkommen.

Dazu kommen, bereinigt von Investition und Abschreibung, nochmal ca. 450 Mrd. € impliziter Sachvermögenszuwachs.

Jährlich gespart (Geld) werden ca. 230 Mrd. €.

Die Geldmenge M3 wuchs bis 2008 im Durchschnitt um gut 8% des Bruttoinlandsprodukts, das sind heute ca. 230 Mrd. €.

 

Ergo: Bringen wir neues Geld nicht über Banken (heute auf M3 bezogen ca. 230 Mrd. € jährlich) sondern über Staat oder Ausschüttungen an Personen in Umlauf, wächst das Arbeitseinkommen oder Staatseinkommen um 230 Mrd. €. Das entspricht ziemlich genau der Sparquote. Da 450Mrd. € durch neue Sachwerte gedeckt sind, gibt es keine Inflation.

Es gibt kein Sparproblem.

 

Ebene 2:

Leider betrachten viele nur einen Teil-Markt. Wenn man das neoklassische Modell verwendet, in dem es nur einen Haushalt gibt, ist im Modell kein Problem zu erkennen, weil alles was in den Haushalt reinfließt auch wieder herausfließt. Das Modell ist aber eine hochgradige Manipulation des Denkens. Es gibt eben verschiedene Haushaltskategorien, die völlig verschiedene Einkommensarten haben: Lohn/Gehalt, Sozialgelder/Rente, Unternehmereinkommen, Vermögenseinkommen. Und es gibt auch Firmen, Banken, Staat und Ausland als Haushaltsarten.

Bezieht man das in’s Modell ein, wird schnell klar, dass Zins und Rendite sehr wohl ein Problem sind, weil sie das Einkommen der reichsten Haushalte mit großem Exponenten vermehren und den Anteil dieser Einkommensart ständig wachsen lassen.

 

Ebene 3:

Im Arbeitsmarkt wird es deutlich: Ursprung für Einkommen ist der Kauf eines Produktes/ einer Dienstleistung, sagen wir mal 100€.

Von den 100€ gehen

-          25€ gehen an den Staat und von dort zu Rentnern, Harz IV und staatlichem Konsum: Straßen, Kindergärten, Schulen, … -> Geht zu 98% in den Kreislauf zurück

-          25€ gehen an Zinszahlungen und Ausschüttungen drauf (einiges davon ist versteckt, z.B. in Pacht). -> Geht zu <<90% in den Kreislauf zurück, Rest wird Spargeld/ Kredit

-          25€ gehen an die Leistungserbringer (Arbeiter, Buchhalter, Management, Verkauf, …)

-          25€ an andere Unternehmen (Vorleistungen).

Letzteres Geld wird wieder zu leistungsbezogenem Einkommen in gleichen Anteilen wie in diesem Beispiel. Also findet sich in der Volkswirtschaft einer Verteilung ca. zu drei Dritteln wieder.

 

Das bedeutet:

-          Jemand der arbeitet bekommt nur ¼ bis 1/3 dessen, was die Person an Nutzen erarbeitet hat.

-          eine Person muss 3x bis 4x so viel arbeiten, um 1x Leistung zu empfangen.

-          20h oder 30h Arbeit reichen nicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten

-          Also arbeiten viele 40 bis 60h die Woche, was dann auf der anderen Seite wieder Arbeitslosigkeit schafft.

-          Arbeitslosigkeit schafft wiederum höhere Nebenkosten für Arbeit.    usw.

Mit anderen Worten: Wenn 1/3 der Unternehmenseinnahmen ohne Gegenleistung abfließen, funktioniert der Kreislauf im Arbeitsmarkt nicht mehr.

 

Die Einkommen:

Rente+Pension 279 Mrd, ALG+Sozialhilfe 95Mrd. = 374 Mrd. € Sozialeinkommen (ohne Kindergeld, Krankenversicherungsübertrag usw.)

Nettolöhne liegen bei weniger als 800 Mrd. €. Rechnet man noch den hohen Anteil an Verbrauchssteuern weg, landet man bei ca. 600 Mrd. €.

Zinsen + Ausschüttungen Privatpersonen bei 411 Mrd. € + Sachvermögenszuwachs 450 Mrd. = 866 Mrd. € Vermögenszuwachs, aus Besitz, ohne Leistung.

 

In der Volkswirtschaft:

Gesamteinnahmen öffentlicher Haushalte bei ca. 1100 Mrd. € (Staatsquote ca. 44%)

Zinsen 420 Mrd. + Ausschüttungen 470 Mrd. = 890 Mrd. € (36%)

Zusammen mit Sachvermögenszuwachs 450 Mrd. = 1340 Mrd. (Vermögenseinkommenquote volkswirtschaftlich = 54% des BIP)

 

Man erkennt: Zinsen spielen eine wichtige Rolle. Besitz an Sachvermögen, vor allem Unternehmensanteile, macht letztlich doppelt so viel Vermögenszuwachs aus.

Deshalb Wertschöpfungsgeld: Damit werden Kredite weitgehend hinfällig, Zinsen sinken, Unternehmen gehören der Breite der Bevölkerung und damit auch das Einkommen, das heute Vermögenseinkommen ist. Die Steuereinnahmen und Sozialeinkommen steigen automatisch mit.

Für den Lebensunterhalt genügen 20h pro Woche, womit Arbeitseinkommen und Arbeitslast fair verteilt werden. Wohlstand ohne Wachstumszwang und ohne Ausbeutung.

 

Wichtig ist vor allem, den Kreislauf in allen Märkten zu schließen, die Machtzentren zu verkleinern und stattdessen die Ressourcen und die Macht an jeden Bürger zu verteilen.

Nur so ist echte Demokratie möglich: Wenn alle Bürger Macht haben und die hat auch was mit Vermögen und Einkommen zu tun.

 

Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Frank Dahlendorf
Gesendet: Dienstag, 1. Oktober 2013 18:12
An: Axel Grimm
Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-GOuFP] Robert Misik in Telepolis (Staatsverschuldung ist Privatisierungspolitik)

 

Schulden sind immer tilgungspflichtig, sonst wären es keine Schulden.

"UND Geld drucken ohne Ende, jedes Jahr einfach dazu das per Anweisung von H.Huber nicht inflationär wirkt."

Falsch, in einem Vollgeldsystem erhöht die Monetative die Geldmenge entsprechend dem Wirtschaftswachstum. Wächst die Wirtschaft nicht, dann wird die Geldmenge auch nicht vergrößert.

 

Am 1. Oktober 2013 17:07 schrieb Axel Grimm <axel.grimm AT baig.de>:

Patrik74 schrieb:

 

+1

Für die "Goldmünzendenker" ist aber der Geldmarkt auch nichts anderes als ein Gütermarkt. Deshalb ist es so wichtig, dieses Denken zu überwinden. Es führt in die Irre!

 

So wie "Staatsschulden sind ein Problem" in die Irre führt.
Gilt für alle, die nicht zwischen Schulden und tilgungspflichtigen Schulden unterscheiden kann, die sind fast immer identisch mit den Dinggelddenkern.

HumanEconomy schrieb:

 

Hätte der Staat keine Schulden, gäbe es auch kein Erpressungspotenzial. Das erreicht man über Geld-Konzepte wie Monetative oder Wertschöpfungsentgelt ganz einfach und ohne Zinslast für den Staat oder die Realwirtschaft. Staatsverschuldung ist nur die Folge eines falschen volkswirtschaftlichen Finanzierungsmodells.

Es ist nur eine Folge des falschen Verständnisses von Staatsschulden.

Was macht der Sparer, dem als Auswahl der totale Verlust als Alternative zum totalen Vermögenserhalt (ohne Zins) angeboten wird? Der Sparer wählt natürlich den Verlust.

Monetative = totale Verschuldung der Firmen und vieler Personen, die müssen ja das Gesparte als Kredit(=SCHULDEN) wieder ins Spiel bringen.
UND Geld drucken ohne Ende, jedes Jahr einfach dazu das per Anweisung von H.Huber nicht inflationär wirkt.

 




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