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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] EZB mit negativem Eigenkapital? kein Problem

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] EZB mit negativem Eigenkapital? kein Problem


Chronologisch Thread 
  • From: George <geoorgge AT gmail.com>
  • To: Patrik Pekrul <Patrik.pekrul AT hotmail.de>, Benedikt Weihmayr <benedikt AT weihmayr.de>, <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] EZB mit negativem Eigenkapital? kein Problem
  • Date: Sat, 20 Oct 2012 06:46:48 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>


Hallo,

Ich werde mich doch jetzt mal einmischen, wenn ich sehe, wenn solche Aussagen wie 
"a) eine Zentralbank nicht pleite gehen kann (wirklich nicht!)"

die Meinung der Piratenpartei prägen könnten. 



Meine Webseite ist http://snbchf.com, ich bin Pirat. http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:GeorgeDorgan

Wie Ihr auf meiner Twitter-Seite https://twitter.com/dorgang seht, folgen mir die Schweizer Zeitungen, viele Vermögensverwalter und Hedgefund-Manager.

Ich schreibe häufiger auch auf http://Zerohedge.com und http://www.testosteronepit.com
http://www.zerohedge.com/news/guest-post-big-swiss-faustian-bargain     (mehr über maine Beiträge hier: http://www.zerohedge.com/category/tags/dorgan)

Die wesentlichen Punkte der Frage ob Zentralbank pleite gehen können, werden in diesem Artikel besprochen. Die längere Version ist hier:
http://snbchf.com/2012/09/the-big-swiss-faustian-bargain/


Fakt 1) Eine Zentralbank kann negatives Eigenkapital haben. Wenn sie es hat, kann sie ihrer Hauptaufgabe, der Inflationsbekämpfung nicht mehr nachgehen. Dies kann solange gut gehen, wie wir uns in einem deflationären Environment oder niedrigem Inflationsszenario befinden.  Das ist zum Glück für Zentralbanken von Chile, Tschechien oder auch der Schweiz momentan der Fall. 

Sollte es zu Inflation kommen, haben Zentralbanken die Möglichkeit sie durch eine stärkere Währung zu bekämpfen. Im Falle der Schweiz würde das bedeuten, dass sie viele ihrer Euros/USD-Reserven verkauft und Verluste in Höhe von 93 Milliarden Franken (15% des Schweizer BIP) bei einem aktuellen Eigenkapital von 60 Mrd. realisiert. 
Sollte sie die Aufwertung des Franken auf EUR/CHF = 1.00 erlauben, wird sie minus 31 Milliarden Eigenkapital haben und im Gegensatz zu Privatfirmen theoretisch weiter wirtschaften können. 

Die Berechnung ist hier:
http://snbchf.snbchfcom.netdna-cdn.com/wp-content/uploads/2012/09/Loss-in-case-EURCHF-1.00.png

Meiner Meinung nach wird sie dann aus Glaubwürdigkeitsgründen mit mehr Kapital ausgestattet, d.h. vom Steuerzahler "(vor der Pleite) gerettet". 


Wie hier im Thread schon angesprochen: Ziel des Wirtschaftens ist die Mehrung des Gemeinwohls, nicht des
Finanzkapitals." (Christian Felber)

Das wird von Präsidiumsmitglied Danthine gerade wieder bestätigt (siehe unterer Teil des Interviews). Inflation zu verhindern ist wichtiger als SNB-Gewinne.
http://www.fuw.ch/article/das-too-big-to-fail-problem-ist-alles-andere-als-gelost/

Fakt 2) Die Europäischen Zentralbank ist im Unterschied  ein ziemlich eigenkapitalloses Ungetüm, während die Bundesbank und andere NZB sehr grosse (Gold)-Reserven haben (ich weiss leider nicht, wie viel davon Kursgewinne und wie viel vom Staat finanzierte "Grundausstattung" ist).

http://www.bruegel.org/uploads/RTEmagicC_120903_p2.jpg.jpg

Eine globale Rezession hätte aber zur Folge, dass einerseits Italien und Spanien pleite gehen würden, andererseits auch Gold an Wert verlieren würde (warum Gold dann fällt auf Anfrage). Die Pleite bedeutet genau wie im Fall Griechenlands, dass Bondholder einen Haircut ("Typ1" z.B. 30%) abschreiben müssen. Bisher haben sich das Establishment geweigert Verluste hinzunehmen, es sind im Falle Griechenland nur private Investoren betroffen gewesen. Dies geht im Falle einer globalen Rezession aber nicht mehr. 

Im Falle eines Euro-Austrittes (was für viele die beste Lösung für die Südländer wäre), würde die Lira, Peseta um mind. 30% fallen ("Haircut Typ 2") und die Banca d'Italia/Banco de Espana würde ebenfalls einen solchen oder höheren Haircut der Forderungen des Eurosystem durchsetzen können. Klar ist, dass diese Länder mit 30% abgewerteter Währung mehr Probleme haben, die €-Forderungen zu zahlen.
Übrigens: Die "cinque stelle" Partei in Italien bekäme aktuell 20% der Stimmen. Ihr Vorsitzender Beppe Grillo will, dass Italien komplett pleite geht.

Da die EZB nur ein Durchlauferhitzer ist, würde die Bundesbank bei "30% Haircut Typ2" und 700 Mia. Target2-Guthaben einen Verlust von 210 Milliarden € schreiben und damit 70 Mia negatives EK haben. 


Der ESM gibt Deutschland auch eine Verpflichtung von 193 Mia. €.. Möglicherweise auch 30% Verlust im Falle eines Haircut ("Typ 1"), allerdings bekommen Deutschland auch Zinsen von ca. 4% pro Jahr von den Südländern.

Wohl gemerkt sind 200 Mia. € Verlust "nur 5%" des deutschen BIP. Aufgrund der aktuell niedrigen oder negativen deutschen Zinsen, bekommt der deutsche Staat über Finanzrepression auf dem Rücken der Sparer dieses Geld  schnell wieder rein.  Er könnte dann die Bundesbank wieder mit mehr Eigenkapital ausstatten. Die Bundesbank könnte aber auch weiter mit negativem EK wirtschaften. 

Im Falle einer globalen Rezession würden aber die deutschen Zinsen aber steigen, Gold im Preis fallen, der Verlust wäre viel höher.

Fakt 3) Die Federal Reserve hat nur US-Staatsanleihen im Portfolio, daher ein wesentlich niedrigeres Risiko als die SNB oder die Bundesbank. Die SNB hat ein Fremdwährungsrisiko, was bei der Volatiliät der Devisenkurse sehr hoch ist, die Bundesbank ein Default-Risko der Peripherie.

Das Risiko der Fed ist nur Inflation, nämlich dass die US-Anleihen an Wert verlieren. Sie kann in diesem Fall relativ früh aussteigen und die Anleihen (mit mässigem Verlust) verkaufen.

P.S.


Was häufig im Target2-System vergessen wird, ist aber, dass die Salden (auch) entstanden sind, weil z.B. griechische (reiche) Privatbürger ihr Geld nun auf deutsche Banken legen und nicht mehr auf griechische.

Der Pro-Euro Bruegel Think Tank spricht an, dass, wenn Griechenland endlich den Euro verlässt, dieses Geld wieder auf griechische Banken käme und die griechischen Target2-Schulden reduziert würden. Was er aber nicht konkret berechnet ist, ist wie stark die Währung fallen würde und diesen Effekt wieder wettmacht. Auch hat er nicht berechnet, wie viele reiche Griechen dem Land endgültig den Rücken kehren und das Geld nie mehr nach Hellas zurückbringen.

http://www.bruegel.org/nc/blog/detail/article/879-should-we-worry-about-target2-imbalances-why-central-bank-negative-equity-does-and-doesnt-matter/reply/94/


Ahoi George


From: Patrik Pekrul <Patrik.pekrul AT hotmail.de>
Date: Thu, 18 Oct 2012 17:02:02 +0200
To: Benedikt Weihmayr <benedikt AT weihmayr.de>
Cc: <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
Subject: Re: [AG-GOuFP] EZB mit negativem Eigenkapital? kein Problem

Na wenigstens EINER hat's begriffen!!!
 
"So kommt es, dass eine Reihe von Zentralbanken mit negativem Eigenkapital in der Lage sind, für Preisstabilität zu sorgen. Zum Beispiel operierten die Notenbanken von Chile und der Tschechischen Republik über viele Jahre mit negativem Eigenkapital, ohne dass deshalb die Inflation gestiegen wäre. In beiden Fällen war die finanzielle Unterstützung des heimischen Bankensektors Ursache für den Verlust des Eigenkapitals. Im Falle Tschechiens kamen auch noch Verluste aus Abschreibungen auf Devisenreserven hinzu.
...
Natürlich darf aus den hier angeführten Gründen kein Freibrief für die unbegrenzte monetäre Finanzierung von Staatsschuld abgeleitet werden. "

Danke, danke, danke!

Darüber rede ich mir ja seit Wochen den Mund fuselig und schreibe mir die Finger wund. Das EINZIGE, das man verstehen muss, ist die Tatsache, dass eine Zentralbankbilanz zwar SO ÄHNLICH AUSSIEHT wie eine Unternehmensbilanz, aber die dahinterliegende Rechtssturktur eine ganz andere ist. Der wesentliche Unterschied zwischen einer Unternahmensbilanz und einer Zentralbankbilanz ist die Tatsache, dass im Falle einer Unternehmenspleite die Kapitalgeber sich gemäß ihres Anteils (und Ranges) an den Aktiva bedienen können, während

a) eine Zentralbank nicht pleite gehen kann (wirklich nicht!)

b) die Halter von Zentralbankgeld NIE, NEVER, UNTER HAR KEINEN UMSTÄNDEN Zugriff auf die Aktiva haben werden (selbst wenn die ZB pleite gehen sollte, was sie faktisch nicht kann)

Man muss einfach nur verstehen, was UNGEDECKT bedeutet: Geld ist ein Anspruch auf Geld - ist komisch, ist aber so.

PS: Wir haben ungedecktes Geld.
 
Das einzige, worauf es tatsächlich ankommt, ist das VERHALTEN der ZB - man nennt es Geldpolitik. Solange die Geldmenge VERNÜNFTIG kontrolliert wird, ist es völlig nebensächlich, was in der Bilanz steht oder wie die Qualität der Sicherheiten ist; das sind alles nur Krücken, um die Zentralbank am unbegrenzten Gelddrucken zu hindern. Systematisch notwendig sind sie streng genommen nicht.
 
Ahoi,
 
Patrik
 

 
2012/10/18 Benedikt Weihmayr <benedikt AT weihmayr.de>
Ist es ein Problem wenn das EK der EZB negativ wird? Nein.



http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mayers-weltwirtschaft/mayers-weltwirts
chaft-inflationsangst-11916005.html






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