ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: "Arne Pfeilsticker" <Arne.Pfeilsticker AT pfeilsticker.de>
- To: "'Anton Tranelis'" <antontranelis AT gmail.com>, 'Eckhard Rülke' <ERuelke AT gmx.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG
- Date: Sat, 13 Oct 2012 16:56:07 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Anton, auf den ersten Blick gesehen haben wir hier ein Problem und ich glaube, das ist sogar der Kern des Problems, an dem die meisten Zinskritiker scheitern.
Der entscheidende Punkt im Verständnis ist, dass man Geld in der Form und Funktion von Transaktionskasse von Geld in der Form und Funktion der Wertaufbewahrung unterscheidet. Bargeld und Sichteinlagen (M1) sind Geld zum Zahlen von Schulden (=Transaktionskasse). Dieses Geld sind zwar auch Forderungen gegen Banken, aber es ist nicht gedacht, dass diese Forderungen geltend gemacht werden. Dieses Geld benötigen die Nichtbanken für den Zahlungsverkehr. Damit dieses Geld seine Zahlungsfunktion erfüllen kann ist es jederzeit fällt. Solange hierfür Zahlungen zwischen Nichtbanken getätigt werden, verschwindet dieses Geld nicht, sondern wechselt lediglich den Eigentümer.
Schuldverschreibungen dagegen haben ein Fälligkeitsdatum und sind Geld in der Form zur Wertaufbewahrung. Hier kommt es darauf an, dass der Schuldner zum Zeitpunkt der Fälligkeit, genügend Transaktionskasse (M1) hat um die fälligen Schuldenverschreibungen zu bezahlen. Mit der Zahlung verschwindet die bezahlte Schuldverschreibung aber - und das ist der entscheidende Punkt - das Geld mit dem bezahlt wurde (= Bargeld oder Giralgeld) verschwindet nicht, sondern wechselt lediglich den Eigentümer. Das ist die Situation für Schuldverschreibungen, bei denen der Gläubiger eine Nichtbank ist.
Wenn der Gläubiger eine Bank ist, dann haben wir eine Geldvernichtung, d.h. die Geldmenge sinkt. Wenn es sich um eine Zinszahlung handelt, dann wird dieses Geld über die Ausgaben der Bank oder die Gewinnausschüttung zeitversetzt wieder geschöpft (= neu geschaffen).
Aus den Bankstatistiken geht zwar nicht hervor, wie genau sich Schuldner und Gläubiger bei den 15 Bill. Euro Schuldverschreibungen zusammensetzten. Darüber hinaus muss müssen im Grunde alle Bilanzpositionen aller Beteiligten betrachtet werden, um den genauen Ablauf zu schildern, wie man mit 9,7 Bill. Euro die 15 Bill. Euro Schulden bezahlen kann und am Ende sogar noch einige Mrd. Euro übrig bleiben.
Mit folgendem kleinen Beispiel soll die Idee verständlich gemacht werden. 1. Angenommen ein Hotel A schuldet seinem Lieferant B 1.000 Euro. 2. Angenommen B schuldet C ebenfalls 1.000 Euro. 3. Angenommen C schuldet A ebenfalls 1.000 Euro. Jetzt haben wir eine Situation mit 3.000 Euro Schulden und keinem einzigen Cent Geld, mit dem die Schulden getilgt werden könnten.
Da das Hotel A seine Schulden bezahlen möchte nimmt es bei der Bank D einen Kredit von 1000 Euro auf und bezahlt damit B. In der Zwischenzeit hat der Bankmanager auf Kosten der Bank im Hotel A übernachtet und hierfür 100 Euro bezahlt. Ebenfalls bezahlt B seine Schulden bei C und C bezahlt seine Schulden bei A. Am Ende dieser Transaktionen wurden alle Schulden von A, B und C über 3.000 Euro bezahlt und das Hotel hat Schulden bei der Bank in Höhe von 1.000 Euro und einen Girokontostand von 1.100 Euro. Mit diesen 1.100 Euro bezahlt das Hotel die Schulden bei der Bank nebst Zinsen von 10 Euro und hat zum Schluss noch ein Guthaben bei der Bank von 90 Euro.
Hier ist in der Zwischenzeit kein Wunder passiert, sondern so ähnlich funktioniert unser Währungssystem. Anstatt einer Schlange, die sich in Schwanz beißt haben wir in der Realität ein Netz von Leistungen und Gegenleistungen zwischen den Wirtschaftssubjekten. Solange mittel und langfristig Leistungen und Gegenleistungen ausgeglichen sind, kommt es an keiner Stelle zu einer dauerhaften Verschuldung.
Der wichtige Punkt, den es zu verstehen gilt, ist, dass es nicht so sehr darauf ankommt, wie groß die Geldmenge M1 ist, um eine viel größere Menge an Schulden zu bezahlen, sondern auf die Leistungsbilanz der Wirtschaftssubjekte und der Fälligkeit der Schulden.
Bitte gib mir Rückmeldung, ob damit deine Frage beantwortet wurde.
Viele Grüße Arne
Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Anton Tranelis
"Eine Grundthese der Zinskritiker lautet: In unserem Geldsystem können die Schulden nicht vollständig getilgt werden, weil die Zinsen bei der Geldschöpfung nicht mit geschaffen werden, aber genauso wie die Tilgung an die Banken gezahlt werden müssen. Dadurch kommt es zu einer stetig steigenden Verschuldung" |
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Keox, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Anton Tranelis, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Eckhard Rülke, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Anton Tranelis, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Piratos, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Anton Tranelis, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Piratos, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Marion Traegner, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Stephan Schwarz, 11.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Bodo Thiesen, 12.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Arne Pfeilsticker, 13.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, tugrisu, 13.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, Arne Pfeilsticker, 13.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, tugrisu, 13.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, alex, 13.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, tugrisu, 13.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, alex, 13.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, tugrisu, 14.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, alex, 14.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, tugrisu, 14.10.2012
- Re: [AG-GOuFP] ABSTIMMUNG: Kritik an der Zinskritik als Konsens der AG, alex, 14.10.2012
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