ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Frauke Mattfeldt <mattfeldt AT karten-verlag.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [AG-GOuFP] zum Zins
- Date: Thu, 06 Sep 2012 02:30:33 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Zum Zins:
Ihr (Widerleger der Zinskritiker) sagt: Das Zinsgeld fehlt nicht, solange es ausgegeben wird und zurück in den Kreislauf fließt. Ich würde ergänzen: Das Zinsgeld fehlt nicht, solange es dort ausgegeben wird (dorthin zurück fließt), wo Kredite aufgenommen werden (müssen). So ist ja eure Grafik auch aufgebaut. Aber das ist im derzeitigen System unrealistisch.
Was nützt es z.B., wenn das Zinsgeld in einen "Reichenkreislauf" hineinfließt, an immer die gleichen Leute, die es nicht nötig haben Kredite aufzunehmen? Dann eben sammelt sich der Gewinn aus Zins immer mehr bei denen an, die es für die Tilgung von Krediten nicht benötigen - und bei denjenigen fehlt es, die es für die Tilgung von Krediten benötigen.
Außerdem bedeutet es, dass, selbst wenn der Zinsgewinn wieder ausgegeben wird, indem die Bank zum Beispiel etwas kauft, die Bank dadurch immer mehr Eigentum ansammelt. Sie kauft es von irgend jemandem, der dann das Zinsgeld besitzt. Das ist wohl richtig. Aber dennoch mehrt die Bank stetig ihren Besitz.
Was ihr in eurem Modell nicht zu kapieren scheint ist, dass die Zinskritiker ja nicht hauptsächlich kritisieren, dass der Zins fehlt. Es ist schon klar, dass der fehlende Zins durch die Aufnahme neuer Kredite gezahlt werden kann. Nur: es ist ja nicht so, dass der Zins komplett als Ausgabe der Bank zurück in den Kreislauf fließt und diese quasi nur kostendeckend arbeitet. Vielmehr mehrt der Zins das Eigenkapital der Banken, die wiederum hierdurch wieder mehr Kredite vergeben oder für sich selbst Geld schöpfen können, was sie zunächst auch tun werden. Das wiederum bedeutet, dass - solange es nicht zu Masseninsolvenzen kommt - die Bank ihr Eigenkapital stetig vermehren wird. Die Geldmenge wird hierdurch durch eine Zunahme der Kredite (mehr Eigenkapital=mehr Kredite können vergeben werden) wiederum stetig steigen. Die zunehmenden Kredite (= mehr Zinseinnahmen) wiederum führen zu noch mehr Eigenkapital der Bank usw.
Jetzt ist es die Bank, die sich aussucht, worein sie investiert, wofür sie ihr Geld ausgibt - zum Beispiel in Nahrungsmittelspekulationen, Öl, Autoindustrie, Waffensysteme - irgendwo, wo sie sich noch mehr Profit verspricht. Ethische Richtlinien gibt es hierbei nicht.
Von diesen Geschäften wiederum profitieren nicht unbedingt die Arbeiter oder Unternehmen, die einen Kredit bei der Bank aufgenommen haben. Vielmehr wird die Bank in Unternehmen investieren, die z.B. durch Lohndumping oder Rationalisierung von Arbeitsplätzen ihre Gewinne möglichst maximieren. Könnte passieren, dass besagte Arbeiter, die Kredite für ihre Häuser aufgenommen haben, auch davon betroffen ist. Nun sind sie arbeitslos, können die Häuser nicht abbezahlen, die nun der Bank gehören...
Jeder Euro, den wir in der Hand oder auf dem Konto haben ist ein Kredit. Allerdings wird das Geld "an der Basis" immer knapper. Immer weniger Menschen in Europa haben genug davon. Das bedeutet doch wohl, dass es nicht ausreichend dorthin fließt, wo es gebraucht wird. Es muss also irgendwo anders sein.
Wenn wir mal ganz einfach davon ausgehen, dass - sagen wir mal - x% der gesamten Geldmenge als Zins(gewinn) regelmäßig an die Banken fließt, diese damit wiederum in reale Werte und Unternehmen investieren (mittlerweile auch in irreale Werte) und dort zusätzliche Gewinne rausholen, ggf. einen Teil auch zurück halten und die Geldmenge stetig steigt...
Sagen wir mal, wir haben in Europa eine Geldmenge M3 von 9 Billionen Euro. Das bedeutet dann ja auch, dass wir Kredite in Höhe von ca. 9 Billionen Euro haben. Wenn wir einen durchschnittlichen jährlichen Zinsgewinn (Löhne und andere Ausgaben der Bank seien hier schon abgezogen) in Höhe von - sagen wir mal 2% = 180 Milliarden Euro haben und die Banken in dieser Höhe jährlich (auf dem Weltmarkt) einkaufen gehen und/oder spekulieren können...
Sagen wir, sie kaufen damit Anteile von Unternehmen, spekulieren damit ein bisschen an der Börse rum usw...
Dann bedeutet das, dass die Banken von den 9 Milliarden Euro Geldmenge (von der ein großer Teil ja auch nur auf Konten lagert) schonmal jährlich 180 Milliarden abziehen... um es selbst zu investieren. Das wären Investitionen in Höhe von 1,8 Billionen Euro nach 10 Jahren, wenn wir von einer stagnierenden Geldmenge ausgehen würden. Diese Investitionen werden aber nicht einfach so wieder an die Allgemeinheit ausgeschüttet - ein Teil vielleicht in Form von Dividenden (wem gehören die Aktien?) - sondern die Banken kaufen damit etwas, spekulieren, holen noch mehr Gewinne raus.
... wenn sie dabei Verluste machen, zahlt es der Steuerzahler... (da ja ein großer Teil der Kredite auch als Guthaben auf Konten lagert, die bei einer Bankenpleite auch weg wären) ansonsten machen sie noch zusätzliche Gewinne bzw vergeben neue Kredite und kaufen sich hierdurch quasi in immer mehr Unternehmen - und letztendlich auch in ganze Staaten - ein ...
die Staaten wiederum schütten das Geld wieder in den allgemeinen Kreislauf, auch an die "Basis" aus, für Lohnzahlungen, Infrastruktur, Sozialleistungen usw. - damit es keine Hungerstoten gibt - aber immer mehr fließt auch als Zinsen wieder zurück an die Banken...
... so muss sich zwangsläufig die Geldmenge ständig erhöhen, damit die Bevölkerung überhaupt noch was in der Tasche hat... das bedeutet - neue Kredite ...
Versteht ihr, was ich meine?
- [AG-GOuFP] Twitter, Peter Wittfeld, 05.09.2012
- [AG-GOuFP] zum Zins, Frauke Mattfeldt, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Jürgen Niccum, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Keox, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Anton Tranelis, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Axel Grimm, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Anton Tranelis, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Anton Tranelis, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Piratos, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Anton Tranelis, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Piratos, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Anton Tranelis, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Anton Tranelis, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Axel Grimm, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, alex, 06.09.2012
- Re: [AG-GOuFP] zum Zins, Anton Tranelis, 06.09.2012
- [AG-GOuFP] zum Zins, Frauke Mattfeldt, 06.09.2012
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.