ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Frauke Mattfeldt <mattfeldt AT karten-verlag.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Stand halten / Sättigung
- Date: Thu, 21 Jun 2012 12:26:41 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 21.06.2012 04:02, schrieb Keox:
Hallo,
Am 21.06.2012 03:20, schrieb ukw:
Hallo Frauke, hallo Comenuis und alle anderen Interessierten in dieser
Liste
Frauke stellt die Frage nach dem Wachstumszwang. Ich habe dazu eine
interessante Untersuchung gefunden aus der ich zitiere:
"Zur Zeit wächst das Bruttoinlandsprodukt Y kaum
noch, aber die Vermögen der Haushalte wachsen auf
Grund der durch den Zinseszinseffekt wachsenden
Zinserträge R stark an. Daraus schließen wir aber
unmittelbar, dass die Einkommen W sinken müssen.
Wir haben somit eine fundamentale Begründung
für sinkende Löhne bzw. für Arbeitslosigkeit gefun-
den. Und wir verstehen auch, warum die Wirtschaft
wachsen muss — nicht etwa, damit es allen Haushal-
ten „besser geht”, sondern damit die Lohnzahlungen
gegenüber den Zinszahlungen ausreichend hoch
gehalten werden können, damit also die Zinszahlungen
nicht zuviel vom Bruttoinlandsprodukt „wegfressen”
und die unteren Haushaltsgruppen ihren Kon-
sum noch finanzieren können.
Es sollte sich halt mal jemand die Mühe machen auszurechnen wie sich die Kapitalquote, die Nettoeinkommensquote und die Staatsquote im Verhältnis zum Sozialprodukt entwickelt haben. Dazu lückenlose leicht verständliche Definitionen, damit jeder weiß was damit gemeint ist. Soweit ich weiss, hat sich die Kapitalquote in der Vergangenheit immer weiter auf Kosten der Nettoarbeitseinkommensquote erhöht. Sobald so ein Schaubild und dazugehörige Definitionen und Erklärungen zu den Berechnungen verfügbar sind, könnte man dann anfangen darüber zu diskutieren. CU Mayer hat ja so etwas schon gemacht:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaWertsch%C3%B6pfungsentgelt#Abbildung_1
Aber das müsste einen längeren Entwicklungsverlauf darstellen und vorallem sollte die Kapitalquote noch in ihre einzelnen Grundbestandteile zerlegt werden, damit man erkennt, welchen Anteil der Zins auf Kredite wirklich ausmacht.
Vielleicht gründet sich ja ein Projektsquad oder ihr schreibt weiter nur Emails. Vielleicht gibt es solch eine Ausarbeitung auch schon.
Gruß Keox
Ich denke auch, dass man das genauer untersuchen müsste. Ich hab gestern mal versucht Datenreihe über die Entwicklung der Zinslast (in realen Zahlen) in Deutschland zu bekommen. Hab dazu aber noch nichts gefunden.
Vielleicht kann man es in etwa selber ausrechnen, wenn man die Entwicklung der Zinssätze zugrunde legt und sich die Verschuldungskurve anguckt.
Letztendlich ist aber ja eigentlich schon klar, dass sich bei exponentiell ansteigender Verschuldung auch die Zinslast entsprechend entwickelt. Die Geldmengenkurve kennt man ja.
Auf den NachDenkSeiten http://www.nachdenkseiten.de/?p=10530 versucht Jens Berger die Zinskritik zu widerlegen. Für mich sind seine Argumente aber nicht stichhaltig, weil er die Argumente der Zinskritiker nicht wirklich verstanden hat.
Er führt die Vermögensschere, die sich seiner Aussage nach zwischen 1945 und 1980 immer weiter geschlossen hat und die Tatsache, dass sie danach wieder anfing immer weiter auseinander zu gehen ausschließlich auf die neoliberale Politik von Reagen, Thatcher etc. zurück.
Wenn man sich aber die Entwicklung der Staatsverschuldung in diesem Zeitraum ansieht, so kann man feststellen, dass sie bis zur Mitte der 70er Jahre nicht sehr stark angewachsen ist. Von da an hat die Verschuldung rapide zugenommen.
Es ist also nicht gesagt, dass das Auseinanderklaffen der Vermögensverteilung allein an der neoliberalen Politik liegt und nichts mit der Staatsverschuldung und den damit verbundenen Zinslasten, die derzeit in Deutschland etwa 35,4 Milliarden Euro jährlich betragen (reine Verzinsung) - also z.B. höher liegen als die reinen Ausgaben für Hartz4.
Was die Spareinlagen (von Nichtbanken) bei Banken insgesamt angeht, so sind diese bis zur Euroeinführung exponentiell angewachsen. Seit der Euroumstellung sind sie jedoch nicht gravierend gewachsen (keine Ahnung wieso - Grafik im Anhang), sondern fast gleich geblieben. Die Spareinlagen der öffentlichen Haushalte bei Banken sind in diesem Zeitraum geschrumpft.
Dennoch ist die Geldmenge weiter gewachsen...
Ich hänge mal ein paar Grafiken an (Quelle: Deutsche Bundesbank)
Die Einbrüche um 1998/1999 hängen jeweils mit der Euroumstellung zusammen. Eigentlich ist es immer eine kontinuierliche Kurve.
lG, Frauke
Dieser Wachstumszwang ist ein schwerwiegendes
Problem unserer Geldordnung."
"Während Zinserträge auf angesparte Vermögen in
einer Volkswirtschaft eine Umverteilung der Geldver-
mögen hin zu der Gruppe der sehr Vermögenden ver-
ursachen, besteht zwischen unterschiedlichen Natio-
nen zunächst kein derartiger Umverteilungsmechanis-
mus. Dieser kann jedoch durch das Gewähren von ho-
hen Kreditsummen mit der anschließenden Verpflichtung
zur verzinsten Rückzahlung geschaffen werden.
Damit kann das Prinzip der Kapitalverzinsung als
globaler Mechanismus zur Umverteilung interpretiert
werden. Dabei werden falsche Wirtschaftstheorien
bewusst verwendet, um wirtschaftliche und strategi-
sche Interessen durchzusetzen. Durch Zinsen wach-
sende Vermögen und Schulden sollten als schwer-
wiegendes volkswirtschaftliches Problem wahrgenom-
men werden. Dies gilt sowohl auf nationaler Ebene im
Rahmen der bestehenden Geldordnung als auch in-
ternational, wo durch Kredite und Verschuldung eine
als Entwicklungshilfe getarnte Kolonialisierung statt-
findet. Langfristig aber führt die Kapitalverzinsung
allein schon wegen des auf lange Sicht nicht reali-
sierbaren Zwangs zu ständigem Wachstum zu einer
Zerstörung jedes betreffenden Wirtschaftssystems."
Aus Jürgen Kremer http://www.deweles.de/files/mathematik.pdf
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