ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: ukw <ukw AT berlin.com>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so...
- Date: Mon, 18 Jun 2012 12:38:25 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 18.06.2012 10:07, schrieb Patrik Pekrul:
Am 17. Juni 2012 08:52 schrieb Christoph
Ulrich Mayer <CU_Mayer AT menschen-gerechte-gesellschaft.de>:
Ja schade, das die Zinsen nicht ständig steigen, patrik, das wissen
hier eigentlich alle. Leute, da werden ständig Unterstellungen an eine Zinssatztheorie gerichtet, die nichts mit der Vernunft jender Leute zu tun hat.
Die Zinsformel ist mathematisch und sie beschreibt ein exponentielles Wachstum, das kann wohl niemand bestreiten. Nein, das allein ist aber keine Theorie und schon gar kein
Beweis für irgendetwas. Y=exp(2X) definiere ich jetzt mal so,
und weiter?
Würde diese intakt sein können, bräuchten wir keine Zinskritik. Die Zinskritiker sagen ja gerade, dass diese Mathematik von der Realität NICHT erfüllt werden kann! 1) Richtig! Und was faktisch nicht stattfinden kann, findet
faktisch nicht statt, sonst könnte es ja faktisch stattfinden.
Affen fliegen nicht! Warum? Weil sie es nicht können!
Zinsen steigen steigen nicht ständig! Warum? Weil sie es
nicht können!
Nur warum begegnet uns immer die Exponentialförmige Kurve im Diagramm? Egal ob Geldmenge, Zinsertrag, sonst. Erträge und Renditen, Verschuldung ... immer die Exponentialfunktion. Und wie erlärst Du uns das? Deshalb schau Dir die Geldmengenentwicklung halt mal an: Exponentielle Entwicklung bis zum Crash 2008. Was zu beweisen war. 2) Nur, dass es sich 2008 nicht um einen "Crash" handelte.
Bei einem "Crash" bricht etwas zusammen. Wir hatten allenfalls
einen kurzfristigen Börsencrash, OK. Von einem Systemcrash -
und so verstehe ich die Zinskritik - sind wir aber meilenweit
entfernt. Ich sehe den Börsencrash 2008 als DIE notwenige
MarktKORREKTUR an, die die Assetblase endlich zum Platzen
gebracht hat. Es wurde fälschlicherweise über Jahrzehnte viel
zu viel und immer mehr Geld in den Markt gespült, um
notwendige Marktkorrekturen zu unterdrücken - und das sogar
erfolgreich. Aber irgendwann kommt der Tag der Abrechnung, und
das war 2008.
Deine mathematische Ausarbeitung erfolgte auf gleichem Niveau wie diese Mail. Beginnend mit einer ungeraden Zahl von Würfen (nämlich 5) und weiteren Taschenspielertricks.... - weißt Du warum beim Roulette neben rot und schwarz auch ein grünes Feld - die null - auf dem Glücksrad ist? soviel zum Thema Gleichverteilung bei Kopf oder Zahl... Deine Schlussfolgerung in Deinem Umverteilungs Pamphlet lautet: "Der Zins ist nichts weiter als ein Katalysator bei der Umverteilung des wachsenden Geldvermögens. Letztlich bedeutet er nichts weiter, als dass der Schuldner zur Tilgung mehr leisten muss als er geliehen bekommen hat - und dieses beschleunigt die Vermögenskonzentration." Da stimme ich Dir vollständig /vollumfänglich zu. Die automatische ungleiche Umverteilung aufgrund einer n! / (k! x (n-k)!) Wahrscheinlichkeit und den unlogischen Schlussfolgerungen - entsprechend in Deiner Umverteilungs Ausarbeitung zu finden - sind auf Vererbung und ungleichen Voraussetzungen zurückzuführen. In diesem Zusammenhang von einer mathematischen Notwendigkeit oder gar Gesetzmäßigkeit zu sprechen ist kein Bravourstück sondern eine offensichtlich falsche Conclusio . Im weiteren sagst Du selbst, es seien die ungleichen Voraussetzungen, die zu einer Umverteilung führen. Ungleiche Voraussetzungen haben wir auch in der Natur und dort wird dann selektiert. Praktisch seit Milliarden von Jahren (vergleiche dagegen die Laufzeit des Josephspfennig) Nur steigen die Populationen in der Natur nicht exponentiell an. Das schaffen nur Bakterien in speziellen Nährlösungen und optimalen Temperaturen, denen innerhalb kürzester Zeit die Lebensbedingungen im Reagenzglas so schlecht werden, das es zum Exodus der Kultur kommt. Ebenso wie beim Krebsgeschwür, dessen exponentielles Wachstum immer nur von relativ kurzer Dauer ist... der Krebs kann sich nicht selbst versorgen und der betroffene Organismus wird in kürzester Zeit zerstört. Gleiches gilt für krebsartig wuchernde Finanzprodukte und den betroffenen Staaten, in denen sich diese verbreiten. mfg ukw Statt aber auf Grundlage dieser Korrektur auch eine
Korrektur der Geschäftspolitik zu entwerfen, hat man sich
entschlossen weiterzumachen, nach dem Motto: Eine
Marktkorrektur ist ein Fehler und muss korrigiert werden, also
kippen wir jetzt wieder Geld ins Kasino, und zwar mehr als je
zuvor.
Ich sehe da keinen systematischen Zwang, allenfalls
politischen Opportunismus einerseits und andererseits
Lobbyarbeit derjenigen, die zuvor in Finanztitel invesitert
haben.
Patrik schrieb: „All dies dürfte gemäß der Zinseszins-Theorie nie passieren, denn die behauptet: Die Geldmenge wächst exponentiell, immer, bis zum unausweichlichen Crash. Mathematisch stringent, zwingend und unabhängig von den realen wirtschaftlichen Verhältnissen.“ -> Genau das ist das komplette Gegenteil von dem, was Zinskritiker sagen.
Eine bekannte Argumentationstechnik ist, seinen Gegnern Aussagen zu unterstellen, die sie nie getätigt haben. Nur dadurch kann eine Aussage wie Deine entstehen und nur dadurch kann z.B. jemand das Jesuspfennig-Beispiel kritisieren. Niemand der Zinskritiker hat je behauptet, dass die Zinseszinsformel in der Realität langfristig auftritt. Sie stellen die These auf, dass sie in der Realität langfristig nicht intakt sein kann! 3) Gut, darauf kann man sich verständigen, aber ich
verweise auf 1.
Es
wird der Widerspruch zwischen mathematischem Anspruch durch
Zins und realer Wirtschaftsleistung kritisiert!
Dass der Zinssatz schwankt, ist dafür vollkommen irrelevant, solange er nicht unter Null fällt. Und unter Null fällt er nicht – warum, das ist doch die entscheidende Frage. Und da sind wir bei den Verzerrungen des Geldmarktes. 4) Gut auch darauf kann man sich verständigen. Ich hatte ja
bereits den folgenden Kompromissvorschlag gemacht:
1. Es gibt einen Zinseszins-Effekt gemäß der mathematischen
Formal (wer wollte das leugnen?)
2: Der Zinssatz ist aber über die Zeit variabel und kann
auch negativ sein
Die entscheidende Frage - da hast du recht - ist, warum er
de facto so gut wie nie negativ wird. Mein Tipp: siehe 2)
SELBSTVERSTÄNDLICH müsste es so sein, dass Zinsansprüche,
die von der Realwirtschaft nicht bedient werden können,
einfach abgeschrieben werden MÜSSEN! Das ist wie bei jeder
Realinvestition so; man investiert, hofft auf das beste, und
dann gibt es genau zwei Möglichkeiten: Es klappt, oder eben
nicht. Das nennt man RISIKO.
Unser Problem ist, dass für Geldanleger, der
Zinsanspruch vom Anlagerisiko getrennt wird. DAS ist meines
Erachtens der Urfehler!
Wie kann das passieren? Ganz einfach durch
a) Sozialisierung des Risikos (bspw. Bankenrettung,
Staatsrettung, andere "Rettung", aber auch Subvention,
Staatsaufträge, Auffanggesellschaften, etc.)
b) Verlagerung des Risikos (Verbriefung, Verschleierung,
Weiterverkauf)
c) Verschiebung des Risikos in die Zukunft (Bedienung der
Zinses mit immer neuen Krediten) (das ist wohl der Kern der
berechtigten Kritik)
Damit ist das Risiko aber nicht aus der Welt ! Und da es
ein real existierendes Risiko ist, wird es sich auch
irgendwann real manifestieren (siehe Murphy) - denn sonst wäre
es nicht real.
Der Lösungsvorschlag ist eigentlich ganz einfach: Lieber
immer wieder viele kleine Blasen platzen lassen, als eine
große!
Wir müssen uns einfach von der Vorstellung lösen, dass es
so etwas wie risiskolose Anlagen gibt. Das ist Unfug! Und die
Staaten sollten aufhören, so zu tun als seien die de jure
"sicher" und folglich in der Lage, alle Risiken dieser Welt
auf sich zu nehmen und damit zu eliminieren.
JEDE Anlage ist de facto mit einem Verlustrisiko verbunden
- und dieses Risiko muss man zulassen. Gäbe es immer wieder
kleine Korrekturen, würden Zinsanspruch und Realzins immer
wieder in Einklang gebracht werden und es könnte gar nicht zum
"Zinseszinseffekt" kommen.
Meine These: Der "Zinseszinseffekt" exisitiert eigentlich
nicht, er wird nur durch Systemmanipulation hervorgebracht.
Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de]
Im Auftrag von Patrik Pekrul Betreff: Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so...
Es geht kurz gesagt um die Geldmenge M3 im Euroraum.
Wie man sieht, entwickelt sie sich nicht mathematisch zwanghaft als Exponentialfunktion, sondern die Geldmenge ist abhängig von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung.
In Zeiten großer Unsicherheit werden weniger Kredite aufgenommen, die Tilgung läuft aber weiter, also sinkt die Geldmenge. Weiterhin kommt es vermehrt zu Kreditausfällen, also Abschreibung von Forderungen, also sinkt die Geldmenge.
All dies dürfte gemäß der Zinseszins-Theorie nie passieren, denn die behauptet: Die Geldmenge wächst exponentiell, immer, bis zum unausweichlichen Crash. Mathematisch stringent, zwingend und unabhängig von den realen wirtschaftlichen Verhältnissen.
Das dies nicht so ist, zeigt die Entwicklung der Geldmenge M3 anschaulich. Dass Abschreibungen tatsächlich stattfinden, haben wir an Griechenland und Lehman gesehen, und werden wahrscheinlich in naher Zukunft noch in den Genuss vieler weiterer Beispiele kommen.
Am 17.06.2012 um 00:10 schrieb ukw:
Am 16.06.2012 22:53, schrieb Piratos: Am 16.06.2012 18:54,
schrieb Patrik Pekrul: Offensichtlich hat der
Zinssatz seit 2008 irgendwie einen Aussetzer:http://sdw.ecb.europa.eu/quickview.do?SERIES_KEY=117.BSI.M.U2.Y.V.M30.X.1.U2.2300.Z01.E +1
:-D
|
- [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., High-End-Studio Prenk, 16.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Rudi, 16.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 16.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Piratos, 16.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 16.06.2012
- Nachricht nicht verfügbar
- [AG-GOuFP] WG: Mathematik oder so..., Rainer Hotter, 16.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., ukw, 17.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 17.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Christoph Ulrich Mayer, 17.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 18.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., ukw, 18.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 18.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 18.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Keox, 18.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 18.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Keox, 19.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Richtigstellung[was]Mathematik oder so..., ukw, 19.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 18.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Christoph Ulrich Mayer, 17.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 17.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Piratos, 16.06.2012
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., High-End-Studio Prenk, 16.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Mathematik oder so..., Patrik Pekrul, 16.06.2012
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.