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Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!
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- From: Karlsruher <otto AT ootoo.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!
- Date: Sat, 07 Apr 2012 22:28:11 +0000
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Hallo,
falls ich der Diskussion richtig gefolgt bin, dann sehe ich große Parallelen zu den Ansätzen von Prof. Binswanger bzgl. der Begründung und Herleitung des Wachstumszwangs, anbei ein Link zu einem seiner Vorträge der das ganz relativ kompakt zusammenfasst: http://www.ivwl.uni-kassel.de/forschungskolloquium/binswanger-vortrag-0607.pdf
_Auszüge (Hervorhebungen von mir):_
Die diesem Prozess zugrunde liegende Magie – so können wir durchaus die dauernde Verwandlung von Schulden in Geld und von Geld in Produkte bezeichnen – hat
allerdings den Nachteil, dass sie mit einem Risiko behaftet ist, weil die Wertschöpfung ja erst nach der Geldschöpfung erfolgt, und sich daher für *die Unternehmung*
die Produktion bzw. Weiterproduktion *nur lohnt, wenn sie einen Gewinn macht, aus dem sie die Zinsen für die Kredite, d.h. für das Fremdkapital bezahlen kann*, und zusätzlich ein Reingewinn für das Eigenkapital übrig bleibt, das den Aktionären bzw. allgemein den Eigenkapitalgebern zugute kommt. Aus dem Reingewinn wird ein Teil als Dividende ausgeschüttet, ein grösserer Teil aber reinvestiert, so dass auch das Eigenkapital entsprechend den Krediten, also dem Fremdkapital, anwächst. Aber *die Unternehmungen werden nur dann mit der Wertschöpfung weiterfahren*, also das neue Geld in neue reale Werte verwandeln, *wenn sie auch wachsende Gewinne erwarten können*, aus dem sie sowohl ständig wachsende Zinssummen für die wachsenden Kredite bezahlen können als auch wachsende Reingewinne für den wachsenden Einsatz von Eigenkapital übrig bleiben.
...
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf die spezielle Rolle des Zinses eingehen. Diese hat sich durch die Papiergeld- und Bankgeldschöpfung ohne Goldbindung
völlig gewandelt. *Der Zins* ist nicht mehr ein Mittel, um die Geldbesitzer zu veranlassen, das Geld, das sie besitzen, für Investitionen freizugeben, es also zu kapitalisieren
statt zu horten. Es* ist heute vielmehr zur Einnahmequelle der Banken geworden*. Diese bezahlen daraus - nach Abzug der Zinsen, die sie für die Spareinlagen bezahlen - die Produktionskosten des Geldes, nämlich die Kosten des Bankenapparats, auf dem der ganze Kredit- und Geldschöpfungsprozess beruht. Darüber hinaus zweigen sie einen Gewinn für sich ab. *Einen Teil des Gewinns müssen sie in Eigenkapital verwandeln. Dies führt zu einem gewissen Geldschwund, der das Ausmass der Geldschöpfung mindert.*
...
Die Grundlage der Geldschöpfung ist ein doppelter Verschuldungsprozess, indem sich die Schulden in Geld und damit in Guthaben verwandeln. Wie geht das zu? Der Kredit der Bank an die Unternehmung ist eine Schuld der Unternehmung. Das Buchgeld der Bank, das in Form von Sichteinlagen auf den Kontokorrent- und Girokonten der Bank gebucht wird, ist aber ebenfalls eine Schuld, nämlich eine Schuld der Bank, die sie in Banknoten der Zentralbank einlösen müsste, aber es zum grössten Teil nicht zu tun braucht. Sie braucht es nicht tun, weil man ja mit dem Bank- oder Buchgeld, mit den Sichteinlagen durch Zahlungsanweisung zahlen kann, weil die Sichteinlagen Geld sind. *Soweit man aber die Sichteinlagen zu einem kleinen Teil doch in Banknoten einlöst, stellt man fest, dass die Banknoten der Zentralbank ebenfalls eine Schuld sind, nämlich eine Schuld der Zentralbank, die diese ursprünglich auf Verlangen in Gold einlösen musste. Diese Einlösungspflicht wurde aber aufgehoben. Sie ist eine nichteinlösbare Schuld geworden. Damit ist das Buchgeld der Banken und das Papiergeld der Zentralbank insgesamt zu einer Schuld geworden, die vom ganzen Bankensystem – d.h. also von den Banken und der Zentralbank zusammen – nicht mehr eingelöst werden muss, also zu einer ewigen Schuld. So wurden und werden Schulden zu Geld. So vermehrt sich das Geld durch vermehrte Verschuldung. Es vermehrt sich unablässig, da zurückgezahlte Kredite durch neue ersetzt und ergänzt werden. Die Bankbilanzen verlängern sich von Jahr zu Jahr.*
...
Heute beträgt die effektive globale Wachstumsrate unter der Wirkung des Wachstumsdrangs 4-5%. Sie ist also wesentlich höher als die von mir geschätzte minimale Wachstumsrate von 1,8%.
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, ZweiPi, 04.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, Thomas Irmer / ID Concept, 04.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, alex, 05.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, Piratos, 04.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, Systemfrager, 04.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, Rudi, 04.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, Thomas Irmer / ID Concept, 04.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, Axel Grimm, 04.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, Karlsruher, 08.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, Thomas Irmer / ID Concept, 04.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Zinskritik: Erfordert ein System mit Zinsen eine ständige Geldmengenexpansion? Nein!, ZweiPi, 04.04.2012
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