Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Target und Clearing

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Target und Clearing


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: Axel Grimm <axel.grimm AT baig.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Target und Clearing
  • Date: Mon, 2 Apr 2012 18:53:07 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Axel,

On Sun, Apr 1, 2012 at 10:58 PM, Axel Grimm <axel.grimm AT baig.de> wrote:
> nha schrieb:
>
>> Bei Geschäftsbanken sieht das alles ganz anders aus. Solange private
>> GB erlaubt sein sollen, müssen die GB in Sachen Eigenkapital, Haftung
>> und Gewinn-/Verlustrechnung getrennt behandelt werden. Dann wird es
>> aber auf einmal doch relevant, ob eine Bank hohe
>> Clearing-Verbindlichkeiten aufbaut oder nicht.
>
>
> Target ist für die europäische VWLs ein Anzeigeinstrument für Defizite und
> Überschüsse. Analog ist es dann bei den Geschäftsbanken, jedoch ist nicht
> die absolute Höhe entscheidend, sondern die relative Höhe zur Bilanzsumme,
> alternativ zu einer anderen geeigneten Bezugsgröße.
> Die GBs sind jetzt vom Charakter alles Zentralbanken und somit habe ich erst
> mal kein Problem mit diesem Teil des Geschäfts (Es entspricht dem
> Hubermodell ohne 100% Mindestreserve).
> Das reine operative Geschäft mit Mitarbeitern, Kosten, Einnahmen muss sogar
> davon abgetrennt sein. Ich vermute, hier sind wir deckungsgleich.

Ja.

> nha schrieb:
>
>> Welcher Mechanismus schwebt dir da vor, um das zu dämpfen? Soll es
>> irgendwo eine Grenze geben, ab der eine Bank zahlungsunfähig wird?
>
>
> Zahlungsunfähig geht nicht, da alles Geld (das auf der Passivseite steht) in
> einer Bank nur in drei Positionen auftauchen kann: Als Giralgeld, als
> „Bargeld im Umlauf“ und als „Verbindlichkeit gegenüber Target“.
> Entscheidend ist aber nicht die Passivseite wo das Geld steht, sondern die
> Aktivseite. Hier stehen die „Sicherheiten“ aus denen das Geld entstanden ist
> Staatsanleihen ohne Ablaufdatum
> Unternehmensschuldverschreibungen
> Sicherheiten der Kreditforderungen
>
> Fließt einer Bank außergewöhnlich viel Geld zu oder bei einer Bank
> außergewöhnlich viel Geld ab, ruft das die Aufsichtsbehörde auf das
> Spielfeld.
> Bei zu hohen Abflüssen (Position: Verbindlichkeiten an Target) wird die
> Aktivseite unter die Lupe genommen. Ist das alles in Ordnung = die
> Absicherung ist möglicherweise sogar sehr gut, ist alles in Ordnung.
> Werden bei der Sichtung „Unregelmäßigkeiten“ festgestellt, greifen passende
> Maßnahmen, die erste ist, das erst mal keine weiteren Kredite vergeben
> werden können.

Gut, ich verstehe das jetzt glaube ich deutlich besser. Das ist ein
ganz schön radikales Konzept, das du da vorschlägst, aber letztlich
wird die Pleite einer Bank sowieso über die Bilanz definiert. Im
Grunde sagst du mit deinem Konzept nur, dass wir diesen Fakt jetzt
auch wirklich ernst nehmen sollten. Also ungefähr so:

Uralt-Modell (vor Zentralbanken als Lender of Last Resort):
Es zählte nur die Zahlungsfähigkeit der Bank.

Heutiges Modell:
Das System ist so aufgebaut, dass es theoretisch eine
Zahlungsunfähigkeit von Banken geben kann, aber Zentralbanken
verhindern, dass dieser Fall tatsächlich eintritt. Um Missbrauch zu
verhindern wird die Bankbilanz überwacht.

Modell Axel:
Das System ist so aufgebaut, dass auch eine theoretische
Zahlungsunfähigkeit von Banken nicht mehr möglich ist. Um Missbrauch
zu verhindern wird die Bankbilanz überwacht.

Du denkst also im Grunde das heutige Modell eigentlich "nur" logisch
weiter. Aber weil du eben ganz an der Wurzel ansetzt ist der Vorschlag
(im ursprünglichen Sinn des Wortes) radikal. Diese Denkweise ist mir
grundlegend sehr sympathisch - aber ich halte mir noch das Türchen
offen, darüber nachzudenken, ob es an dem Vorschlag nicht doch
irgendwo einen Haken gibt ;)


> Sollte dennoch mal eine Bank den „Betrug“ erfolgreich zustande gebracht
> haben, dann steht das Gesamtsystem dafür gerade. Das sollte bei einem echtem
> Wettbewerb mit vielen Banken kein ernsthaftes Problem sein. Das „Loch“ im
> System kann dann gestopft werden.

Mit anderen Worten: es braucht eine solide, selbstbewusste und auch
schlagkräftige staatliche Kontrolle. Aber die braucht es sowieso.

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang