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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Wo bleiben die Reaktionen auf den Geldsytemvortrag

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Re: [AG-GOuFP] Wo bleiben die Reaktionen auf den Geldsytemvortrag


Chronologisch Thread 


Keox schrieb:
Hallo,

ich habe immer noch nicht genau nachvollziehen können, wie diese
multiple Geldschöpfung im Detail ablaufen soll. Soweit ich es verstanden
habe, sollen die Banken doch in der Lage sein Giralgeld, sobald es
gespart wird (wodurch Sparguthaben entstehen, aber das Giralgeld
erhalten bleibt) weiterverleihen zu können. Durch Sparen steigt also die
Menge der Sparguthaben, aber die Giralgeldmenge bleibt gleich hoch.
Bevor dieses Giralgeld als Kredit verliehen wird, muß aber ein Teil
davon als Mindestreserve von der Bank abgezweigt werden. Damit behaupten
doch die Vertreter der multiplen Geldschöpfung, daß Banken Giralgeld auf
ihr Zentralbankkonto überweisen, oder etwa nicht? Dann müßte innerhalb
der Bank dieser Überweisungsvorgang doch irgendwie dokumentiert werden.
Oder was stellen die Banken mit dem Giralgeld sonst an, um es als
Reserve aufzuheben?

Die multiple „Geld“schöpfung hat als Basis, dass allem Giralgeld eine identische Menge Bargeld gegenübersteht. Eigentlich beschreibt es ein System ohne Giralgeld. Es ist somit keine Geldschöpfung, sondern beschreibt nur die Aufschuldung durch Sparen und zwingender Kreditvergabe. Es ist ein Vollgeldsystem mit Geldzuführung von außen oder ein exogenes Geldsystem.

Einzelnen Personen hatte bis ca. 1960 keine Giokonten. Die sind erst danach entstanden. In den ersten Jahren stand auch allen Girokontenständen ein entsprechender Kasssenbestand gegenüber.

Erst mit der Telekommunikation UND der EDV iin Verbindung mit der Mindestreserve UND das die Banken sich direkt bei der Notenbank fehlende Mindestreserve besorgen konnten, ist ein neues Geld geboren worden --> Das Giralgeld. Dieses Geld war kein gesetzliches Zahlungsmittel und ist es heue juristisch immer noch nicht, allerdings ist es faktisch „gesetzliches“ Zahlungsmittel, was sich in der Annahmenverweigerung immer mehr staatlichen Körperschaften zeigt.
Giralgeld konnte erst mit der Zunahme der Konten bei Personen entwickeln und hat die multiple Geldschöpfung (besser: Geld wird wieder ins Spiel gebracht) aufgehoben.

Heute wird ein Kredit über z.B. 10.000 direkt vergeben und ein Mindestreseve bei Bedarf bei der Notenbank eigenständig und unabhängig erschaffen. Es wird nicht mehr hinterlegt.

Keox schrieb:
Beispiel (der Einfachheit halber mit 10% Mindestreserve):

- Also angenommen Person A spart 100 € Giralgeld bei Bank 1. Dadurch
steigen die gesamten Sparguthaben um 100 €. 90 € von den 100 € Giralgeld
verleiht die Bank 1 weiter an Person B. Dadurch ist die Kreditmenge um
90 € gestiegen.
- Person B kauft mit diesen 90 € etwas von Person C. Person C spart
diese 90 € dann bei Bank 2. Dadurch ist das gesamte Sparguthaben um 190
€ angestiegen. 81 € von den 90 € Giralgeld verleiht die Bank 2 dann an
Person D. Dadurch ist die gesamte Kreditmenge um 171 € gestiegen.
- usw.

Durch solche Vorgänge erhöht sich die Giralgeldmenge doch gar nicht. Im
Gegenteil, durch das Einbehalten der Reserve verringert sich die im
Publikum befindliche Giralgeldmenge sogar. Was steigt, also geschöpft
wird, sind bloß die Sparguthaben und die Kreditmengen. Wie soll denn
laut den Vertretern der multiplen Geldschöpfung die sich im Publikum
befindliche Giralgeldmenge steigen. Oder behaupten sie wie Systemfrager,
daß die Giralgeldmenge in den letzten 50 Jahren gleich hoch geblieben ist?

Die „Nur-Bargeld-ist Geld“ Anhängern haben ein paar Glaubensgrundsätze, die unumstößliche Dogmen sind. Ein paar davon lauten:
- Alles Giralgeld entsteht durch Einzahlung von Bargeld
- Mit jeder Überweisung wird ein glich hoher Betrag Bargeld (ZBG) zwischen Banken übertragen
- Erst muss ein Sparer „Bargeld“ bei einer Bank sparen, dann kann ein Kredit vergeben werden.
- Banken können nur Gespartes verleihen.
- Und das Wichtigste Dogma: Die Zentralbank bringt das Geld in den Umlauf.

Mit diesen Postulaten wird die u.a. die multiple Geldschöpfung gerettet. Was den Aussagen wiederspricht wird einfach mit Hinweis auf einer der oben aufgeführten Aussagen als falsch dargestellt.
Zur Rettung des Geldmodells werden ganz abstruse Aussagen/Behauptungen ins Feld geführt:
Original-Aussagen von Top-Referenten der Creutzgarde: „Buchungen sind Zahlenspielereien“ und „Bilanzen sind irrelevant“.
Damit ist jede Diskussion im Kein erstickt und die Dogmen sichern die falschen Vorstellungen.

Keox schrieb:
Oder habe ich hier die multiple Geldschöpfung falsch dargestellt? Wenn
ich es richtig dargestellt habe, sollte man sie in multiple
Sparguthabenschöpfung umbenennen.

So ist es! Man kann es „multiples Sparen“ nennt oder „der multiple Aufschuldungsmechansimus durch Sparen. (Ich hoffe, das einige jetzt hier das Huber-Modell wiedererkennen, der den „wolf“ nur in ein Schafspelz packt).

Keox schrieb:
Helmut Creutz vertritt doch die Ansicht, daß Guthaben auf der
Passivseite durch ständig wiederholte Einzahlung von Bargeld entstanden
sind. Weißt Du wie er sich das genau vorstellt? Und wie werden diese
Guthaben dann als Kredit verliehen?

Creutz hat ein ganz großes Problem die höhere Giralgeldmenge als Bargeldmenge zu erklären. Da er die Giralgeldschöpfung leugnet, die Bundesbankausführungen als Irrtum hinstellt, greift er in seiner Not zu einer Blackbox. Er lässt das Bargeld mehrfach einzahlen.

Dabei wird unterschlagen, das jede Auszahlung die Giralgeldmenge reduziert und eine Einzahlung wieder herstellt. Seine Lösung: Die Zentralbank bringt das Geld in den Umlauf (nicht hinterfragen wie das ablaäuft, das ist nicht erlaubt!) und die Banken geben überschüssiges ZBG an die ZB zurück (nicht hinterfragen, wie das abläuft).

Zu Deiner Frage; ob ich weiß, wie „er“ bzw. seine Anhänger sich das genau vorstellen. Ich kann die Frage nicht beantworten, Creutz übrigens auch nicht, ich kann nur vermuten, das Dogmen gelten. Die Dogmen werden dort eingesetzt, wo eine genaue Ablaufbeschreibung nicht möglich ist. Die ZB bringt das Geld in den Umlauf, basta. Sparer zahlen es ein und Banken können nur Gespartes verleihen, basta. Nur Bargeld ist Geld, basta. Manchmal wird es noch extremer: Mit Giralgeld kann man nicht bezahlen.

Die Giralgeldschöpfung gibt es nicht, da erst ein Sparer Geld bei einer Bank einzahlen muss.

H.Creutz hat mehrere Grafiken angefertigt, in der er eindeutig und vollkommen richtig ein Zweikreissystem mit Interbankengeld und Wirtschaftsgeld darstellt. Doch wegen dem absoluten Dogma, das nur Bargeld Geld sei, will oder kann er nicht erkennen, dass es nicht mehr so ist. Seine eigenen Aussagen stehen der Erkenntnis im Wege. Das kommt von der Zeit, als er seine Schaffenszeit hatte, das was die Zeit, als das Giralgeld erst geboren worden ist und alles mit Bargeld ablief, Lohntüten waren das Normale, Überweisungen gab es nicht.

H.Creutz hat die Aussasge "Sparen erzwingt die Verschuldung" in seinen Schriften mehrfach verankert, dennoch fordert er die langfristige Verschuldung udn die Belohnung des Verschulders mit Zinseszinsen (Stichwort: Zinstreppe).

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Leider ist die aktuelle Gelddiskussion viel zu sehr von dem „Zuerst ist das Bargeld da“ geprägt. Die Rückkehr zum exogenen Geldsystem steht ganz vorne und das wieder mit der Folge der multiplen Verschuldung bzw. des multiplen Sparens. Es ist in seinem Grundprinzip ein geschlossenes System
Das heutige System ist ein endogenes System mit variabler Geldmenge, die steigen und fallen kann. Es ist sehr schade, dass dieses System nicht mal ansatzweise durchdacht wird, ob es nicht das passender und neutraler Geldsystem ist. Das heutige System wird von den orthodoxen gleich als „nicht mal darüber nachdenken“ abgetan und von denen, die etwas weiterdenken mit der Phrase „Geld aus dem Nichts“ gleich in Ecke des Ungeheuerlichen gestellt wird.

Ein Vollgeldsystem, wie z.B. nach Huber, entspricht einer proprietären Software. Das heutige Geldsystem ist dann Open Source.

Ich vertrete das „Open Source“ Prinzip. Allerdings bleibt dabei das risikolose Sparen auf der Strecke oder mit andern Worten: Die langfristige Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes wird eingeschränkt.

Kurzfristig hat Geld auch bei einer hohen Inflation eine Wertaufbewahrung, das ist nun mal so. Es wäre zu untersuchen, ob sich in einem endogenen System ohne Sparen eine Inflation entstehen kann. Ich behaupte nach meine Untersuchungen: Nein, die Inflation ist eliminiert, die Geldwertstabilität stellt sich von alleine ein.




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