ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: "Uwe Krüger Winands" <ukw AT berlin.com>
- To: Ag Geldordnung Und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Börsen als gigantische Geldwäschwereien
- Date: Sat, 11 Feb 2012 14:19:36 -0500
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
1+
> ----- Original Message -----
> From: Stephan Schwarz
> Sent: 02/11/12 01:46 PM
> To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Subject: Re: [AG-GOuFP] Börsen als gigantische Geldwäschwereien
>
> Am 10.02.2012 22:02, schrieb Piratos aka. Tobias:
> > @ Stephan
> > Was ich überhaupt nicht verstehe, was hat das mit Geldwäsche zu tun??
> > Warum sollen da Aktien besser geeignet sein, als Staatsanleihen?
> > Ohne das ich mich da besonders auskenne, ich denke, über
> > Produktivkapital lässt sich am ehesten "Geld waschen",
> > die Mafia kauft sich sicherlich nicht ohne Grund z.B. Wasserwerke...
>
> ->Stephan: Können wir uns darauf einigen, dass die Börsen quasi als
> *gigantische Geldwäscherei* fungieren?
> Da wertbesichertes Schuldgeld aus Krediten oder Geld aus der
> Real-Wirtschaft (M1) doch immer nur als Einstieg gilt, um diese realen
> Vermögen auf den Finanzmärkten mit wertunbesicherten Ansprüchen auf Geld
> (Giralgeld) zu vermengen und zu verfielfachen.
>
> (Was dann in Form von Konsumption oder Bezahlung von Lohn-Kosten..
> zurück in die Real-Wirtschaft fließt, lässt sich nicht mehr
> unterscheiden. Jedenfalls kann so mit den oft leistungslosen Einkommen
> an nun wert-unbesichertem (weil durchmischten) Giralgeld weiter
> spekuliert und/oder konsumiert werden. Könnt ihr mir weitgehend zustimmen?)
>
>
> was ich damit zum Ausdruck bringen wollte, Tobias - ist folgender
> Sachverhalt:
> Wenn börslich gehandelte Werte - sagen wir Unternehmenswerte, genauer
> nehmen wir den Kurs des Pharma-Riesen 'Bayer AG' - durch eine bestimmte
> Information, nehmen wir ein 'kursierendes' - schönes Wort - Gerücht
> (dessen Wahrheitsgehalt zunächst offen ist) neu bewertet werden. Also
> z.B. eine neue Schweinegrippe geht um, ist auf den Menschen übertragbar
> usw. - du kennst das sicherlich. Dann bewerten die Märkte die Aktie der
> Bayer AG neu, mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr viel höher, insbesondere
> wenn die Bayer AG nun ankündigt Grippe-Tabletten oder ein Grippe-Serum
> genau gegen den verursachenden Virus 'exklusiv' und in großer Stückzahl
> herzustellen.
> Es wird also eine Menge Spekulanten dazu verlocken, in die Bayer AG zu
> investieren und in der Folge wird der Kurs gewaltig in die Höhe
> schnellen, noch bevor das erste Grippe-Mittel verkauft wurde.
>
> *Kann man jetzt sagen, dass der Kurswert zum Zeitpunkt des Aktien-Hochs
> gedeckt ist - also ein entsprechender Gegenwert hinter der Kurs-Erhöhung
> steckt?*
> (sagen wir das Hoch wird vor der Bekanntmachung des Betriebsergebnisses
> am 1.1. - Bilanzstichtag - erreicht)
>
> *Nein*, kann man nicht. Denn der Kursanstieg ist nur aufgrund positiver
> Erwartungen - Wahrscheinlichkeits-Prognosen - an die zukünftige
> Unternehmens-Entwicklung entstanden.
> Also hat das Gerücht einen Boom ausgelöst, welcher zur Folge hatte, dass
> die Märkte / die Anleger-Erwartungen kollektiv 'verrückt' spielten
> (Herdentrieb), und sollte es sich tatsächlich nur um ein Gerücht
> gehandelt haben - an dem letztendlich nichts dran wa(h)r, auch einen
> entsprechenden Bust zur Folge haben wird.
> Es kann also bei fehlerhaften / teil-validen bzw. komplett ungesicherten
> (Gerüchten) Informationen recht schnell zu Irritationen &
> Markt-Verwerfungen kommen. Hinzu kommt noch das Problem des moral hazards!
> Dies alles sorgt für eine enorme Wert-Instabilität.
> Gut, zumindeßt bei den gehandelten Konzernen sorgt die Ausweisung des
> Betriebs-Ergebnisses (sofern nicht geschönt) für einen gewissen Grad an
> Sicherheit & Vertrauen (was heutzutage nicht immer gerechtfertigt ist..).
> Besonders eine transparente Bilanzierung wirkt hier positiv regulierend
> und trägt dem dringenden Bedürfnis der Anleger nach Gewissheit Rechnung.
>
> *Anders* sieht es denke ich bei anderen Indizes wie currency oder
> commodity indices aus. Fehlt hier doch ein effektiv nachprüfbares,
> valentes 'Betriebs-Ergebnis' , das als Korrektiv dienen könnte. Oder
> seht ihr das anders?
> Wenn auf Rohstoffe oder gegen Markt-Räume, gar Währungs-Räume & deren
> Regierungen spekuliert wird - wer beruhigt hier die Anleger, die
> Finanz-Märkte?
> Die (US-) Rating-Agenturen schüren ja bisher eher immer die Irritationen
> und befeuern wilde Spekulationen und Investments weit unter eigentlichem
> Wert noch. Hier gibts es meiner Meinung nach keine regulierende,
> objektive Instanz - die wirklich ausweist, was Sache ist.
> Die kann es denke ich momentan auch nicht geben, weil einfach die
> Informationen fehlen (BIP als Wert-Maßstab etc.), gar nicht erhoben
> werden und erst recht nirgendswo zusammenlaufen - jedenfalls nicht bei
> einer anerkannten Institution, auf die geachtet wird.
>
>
> *Also*, um auf die _Geldwäsche_ zurück zu kommen:
> Was an den Börsen dieser Welt abgeht, das ist oft reine Spekulation
> alleine auf der Basis - der Annahme einer vorhandenen Validität
> (Gültigkeit) von fragwürdigen Informationen! Wie gesagt, die
> Informationen können sogar (teil-)gültig sein, jedoch bei Häufung
> gleichartiger Informationen ein sehr einseitiges Bild von den jeweiligen
> Indizes zeichnen und so immer nur in die selbe Richtung stoßen und daher
> zu einer *unqualifizierten Bewertung* beitragen. Oft ist genau dieses ja
> gewollt, im Sinne der shareholder - oder denjenigen, die's werden
> wollen. --> *Bewusstes Streuen von Falschinformationen durch moral
> hazard* (moralisches Risiko)
>
> *In der Börsenwelt ist also die Streuung von unvollständigen oder gar
> nicht-validierten Informationen genauso wie die Hinzunahme **von
> **bezüglich der Hebelwirkung entscheidenden und in puncto der
> Haftungs-Kriterien betrachtet wesentlich risiko-ärmeren Fremdkapitals
> anstelle des Eigenkapitals eher der Normalfall als die Ausnahme und Teil
> des Geschäfts-Modells.* (korrekt?) Wohlgemerkt trifft das nur speziell
> bei den Professionellen - den gelernten Finanz-Managern, economic hitman
> & Co - und deren Auftraggebern zu.
> Hinzu kommt in diesen Kreisen ein für gewöhnlich hoher Grad an
> 'leistungslos' erwirtschaftetem Vermögen (das keinen real anrechenbaren
> Gegenwert zum Wohle der kollektiven Gesellschaft geschaffen hat..),
> welches dem Kapital- und Bonitäts-Aufbau dient und somit der
> Einstiegs-Hürde für das effiziente, profit-trächtige Börsen-Geschäft
> darstellt .
>
> Nun, jedenfalls wird nun oft zum wiederholtem Male - nach dem ersteren,
> den Finanz-Händlern definitiv zu Gute kommenden Betrug der privaten
> Schuldgeld-Schöpfung durch die Geschäfts- & Investment-Banken - im
> fortgeschrittenen Prozess erneut ein sehr zwielichtiges Geschäfts-Modell
> forciert, indem man das manipulierte Wett-Geschäft inklusive die mit
> Insider-Wissen beteiligten Akteure freie Hand lässt und sie im Rahmen
> der (außer-)börslichen Wett-Tempel gewähren lässt. Was an Gewinnen und
> Verlusten für die finanz-'wirtschaftenden' Akteure dann rauskommt, soll
> weissgewaschenes, sauberes Geld sein - das das gleiche zählen soll wie
> ehrlich erarbeitetes Geld für real geschaffene Werte. Die Menschen
> sollen sich von diesem Guthaben - diesem 'Weich-Geld' das gleiche kaufen
> können, im selben Maßstab mit konsumieren dürfen, wie das wesentlich
> zeit- und leistungs-intensivere 'Hart-Geld'. Wer den Entstehungs-Prozess
> - diese Kreisläufe des immer wieder reinvestierten, leistungslosen Teile
> des so entstandenen und vermehrten Guthabens erkannt hat, der sollte
> dieses Vorgehen, derartige Geschäfts-Modelle doch nur als unmoralisch
> verurteilen können. Weißgewaschenes, sauber erwirtschaftetes Geld wird
> der breiten Masse doch nur von der Finanz-Lobby - von den Profiteuren
> vorgeheuchelt. Wieder besseren Wissens breiter Teile der Involvierten
> dieses schmutzigen Geschäfts - davon bin ich überzeugt.
>
> *"Tja - das ist menschlich"*, kann man nun argumentieren. *Doch wohin
> kommen 'wir'*, wenn immer mehr leistungslose Einkommen genau hiermit
> erzielt werden - durch die Instrumentalisierung von fragwürdigen
> Informationen. Und wenn zudem noch fuchsige Spekulanten oder gar
> (institutionalisierte) Hedgefonds diese vorhersehbaren /
> prognosizierbaren & sogar recht simpel produzierbaren Schwankungen der
> börslich notierten Indizes eiskalt für die Realisierung von Profiten
> ausnutzen. Und das noch systematisch & zyklisch wiederkehrend.
>
> Dann kommen 'wir' bzw. dann kommt die Leistungs-Gesellschaft und mit ihr
> die gesellschaftliche Hegemonie genau dahin, dann steht eine Nation - ja
> die Vereinten Nationen sogar - sie stehen genau da, wo sie nie stehen
> wollten. Vor dem Abgrund, vor dem Kollaps des gelebten kapitalistischen
> Markt-Systems der letzten Jahrhunderte..
>
> Und das wird deshalb passieren, weil nicht nur das instutionalisierte
> Bankenwesen ungerechtfertigter-weise die öffentliche und private
> Verschuldung und auf der anderen Seite private Vermögens-Akkumulation
> kontinuierlich vorantreibt. Sondern es wird maßgeblich auch dadurch
> passieren, weil die mit blosen Ansprüchen auf (wertgedecktes) Geld
> angereicherten, akkumulierten - nur noch partiell wertgedeckten -
> 'Geld-Vermögen' weiter und immer weiter dazu mißbraucht werden, mit
> Hilfe diverser spitzfindiger Kontrakte, die von Kredit-Instituten und
> monetären Finanzdienstleistern offeriert werden, Schlupflöcher in der
> Reglementierung des Finanz-Verkehrs auszunutzen und.... gegen
> auszuspielen. Der automatisierte Hochfrequenz-Aktienhandel stellt nur
> die Spitze der Perversion dar.
>
> ...to be continued, wollte noch paar Punkte rausarbeiten, jetzt erstmal
> ACTA!
>
> --
> Sonnigen Tag, Stephan Schwarz
- Re: [AG-GOuFP] Börsen als gigantische Geldwäschwereien, Uwe Krüger Winands, 11.02.2012
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-GOuFP] Börsen als gigantische Geldwäschwereien, Uwe Krüger Winands, 11.02.2012
- [AG-GOuFP] Börsen als gigantische Geldwäschwereien, tobego, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Börsen als gigantische Geldwäschwereien, iGoPirat, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Börsen als gigantische Geldwäschwereien, Nicolai Haehnle, 13.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Börsen als gigantische Geldwäschwereien, axel . grimm, 13.02.2012
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.