ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
- To: tobego <tobego AT web.de>
- Cc: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier
- Date: Sun, 5 Feb 2012 18:36:39 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Tobego,
rein technisch: Irgendwie kommt mein GMail mit deinen Postings nicht
klar. Verschachtelte Zitate sehe ich in deinen Mails zwar richtig,
aber wenn ich antworten will, werden sie nicht ordentlich
beibehalten.. Postest du über das Forum? Hat sonst jemand eine Ahnung,
woran das liegen könnte?
Ich versuche das jetzt erstmal so gut es geht manuell zu reparieren...
2012/2/5 tobego <tobego AT web.de>:
> > Das ist so nicht richtig. Eine wachsende Wirtschaft braucht man auch,
> > damit genügend Arbeitsplätze existieren, so dass es für jeden Menschen
> > eine sinnvolle Arbeit gibt, mit der er zur Gemeinschaft beitragen
> > kann.
>
> Eine sinnvolle Arbeit gibt es für jeden, dazu braucht man kein Wachstum -
> anstatt (wie im Wachstumszwang immer gefordert (sinnlose Billig-) Produkte
> zur Gewinnerzielung zu entwerfen, fehlt es vor allem im sozialen Bereich
> usw. A propos zur Gemeinschaft beitragen ;-)
Das ist aber ein recht einseitiger Wachstumsbegriff, den du da verwendest.
Wenn mehr Arbeitsplätze in sozialen Bereichen geschaffen werden, dann
trägt das auch zum BIP und also zum Wachstum bei. Wachstum heißt für
mich - und übrigens auch für die meisten VWLer - nicht unbedingt mehr
Plastikschrott.
Von daher sind wir in unserer Zielsetzung vermutlich gar nicht so weit
voneinander entfernt, nur die Sprache macht manchmal Schwierigkeiten.
> Zudem, wenn wir technisch für alle sorgen können, wieso dann unbedingt
> arbeiten? Die Vertreter des Bandbreitenmodells kamen deswegen ja auf die
> Idee, daß Arbeitszeiten begrenzt werden sollen - nicht mein Weg, aber sic.
> Automatisation ermöglicht Freizeit - ist doch schön, oder?
Ja, das habe ich nachher ja auch angesprochen.
Ich fürchte aber, dass das Mehr an Freizeit nicht automatisch kommt.
Das geht nur durch kollektive Verhandlungen (z.B. über Gewerkschaften)
oder gesetzliche Vorschriften, wie bei der Wochenarbeitszeit.
Dementsprechend muss man sich dann konsequenterweise auch für
entsprechende gesetzliche Regelungen ins Zeug werfen, wenn man den
Wachstumsstopp fordert.
> > Man kann statt Wachstum natürlich auch mit anderen Methoden
> > gegensteuern, z.B. mit einer Senkung des Rentenalters,
>
> die Höhersetzung des Rentenalters ist sowieso Augenwischerei
> Ab 58 weiß ich aus AgenturFArbeit-Quellen kannst du das mit dem Job sowieso
> vergessen, also ob Hartz4 oder Rente. Böse Zungen könnten sagen, H4 kommt
> wahrscheinlich billiger.
Klar, zumal man ja weniger ins Rentensystem eingezahlt hat und dann
auch langfristig weniger rausbekommt.
> > Was die Zinsen auf Staatsschulden angeht: da gibt es bessere Mittel
> > und Wege. Durch eine leichte Korrektur des aktuellen Systems könnte
> > man dafür sorgen, dass die Staaten gar keine Zinsen auf ihre Schulden
> > mehr bezahlen müssen. Dann könnten die Staaten auch aufhören, Anleihen
> > auszugeben: man müsste den Staaten einfach ein Konto bei der EZB
> > einräumen, das sie beliebig zinslos überziehen können.
>
> Das finde ich auch gut. Ich finde es schön, wenn der Staat endlich aus dem
> Zinsscheiß rauskommt. Aber wenn ich mich bei dieser Aktion beteilige, wieso
> sollte ich mich als Privatmann weiterhin selbst knebeln? Zumal der Staat
> mein Diener ist (res publica), fände ich es unfair, wenn er endlich frei ist
> und ich bin weiter zinszahler. Sorry, das ist nicht mein Evolutionsweg.
Da kann ich nicht folgen. Du kannst Staat nicht mit Privat gleichsetzen.
Die Regierung hat das Mandat, zum Wohl der Gesellschaft zu agieren,
und genießt zu diesem Zwecke bestimmte Vorrechte - ein physisches
Gewaltmonopol, ein wirtschaftliches Gewaltmonopol, und was so alles
damit einhergeht. Man kann versuchen, das möglichst zu beschränken,
aber ohne solche Vorrechte geht es nicht.
Es gibt keinen Grund, weshalb dir oder mir die gleichen Vorrechte
gegeben werden sollten.
> > Das wirkt auf mich doch widersprüchlich. Entweder, es gibt noch
> > Gewinn, und dann lassen sich die Leute natürlich alles mögliche
> > einfallen, um auch einen Gewinn zu erzielen; oder aber, es gibt keinen
> > Gewinn mehr, aber worauf richtet sich dann der Ehrgeiz?
>
> na Porsche zu bauen, Ferrari und Benz, etwas geiles zu Essen zu machen,
> geiles Bier zu brauen, mit Omas Skat spielen, daddeln, wat weiß ich - Alles
> was Freude macht. Freiwillig versteht sich, wenn es keinen Gewinn mehr gibt.
> Aber was tut man nicht alles für einen Porsche oder ..................
> (beliebigen Wunsch einfüllen).
Porsche und Ferrari wird es in dieser Welt wahrscheinlich keine mehr
geben, wenn du mal so vergleichst, wer denn heute solche Autos
*besitzt*, und wer diese Autos *baut*. Da gibt es ziemlich wenig
Überschneidungen.
Man kann das natürlich gut finden.
Die ernstere Frage ist, was mit den wirklich wichtigen Gütern des
Alltags so passiert. Und wer räumt eigentlich den Müll weg? Wer hat am
Müll wegräumen ernsthaft Spaß?
Ich gehe mit, wenn es darum geht, eine Gesellschaft zu bauen, in der
diese unangenehmen Tätigkeiten deutlich besser entlohnt werden als
heutzutage. Aber ganz ohne Anreiz? Das wird einfach nicht
funktionieren.
> Danke für deine Kommentare
> - ich hoffe meine Antworten gingen persönlich nicht zu nah -
> nur philosophische Luftkämpfe-)
Gingen sie nicht, und ich halte einiges aus. Ich hoffe auch, dass
meine Schreibe niemandem zu nahe tritt.
Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
- [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, tobego, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, Nicolai Haehnle, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, tobego, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, Nicolai Haehnle, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, tobego, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, MonikaHerz AT t-online.de, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, tobego, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, Nicolai Haehnle, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, CU_Mayer, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, tobego, 05.02.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier, Nicolai Haehnle, 05.02.2012
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