Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier


Chronologisch Thread 
  • From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
  • To: tobego <tobego AT web.de>
  • Cc: AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Wirtschaftssystem und Gier
  • Date: Sun, 5 Feb 2012 12:58:12 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Tobego,

2012/2/5 tobego <tobego AT web.de>:
> okay gut
> Wettbewerb als Wirtschaftsmotor, Wirtschaft als Versorger der Leute und
> stabile Steuereinnahme - nehme ich an.
>
> Ich gehs mal rückwärts durch.
> Die wachsende Wirtschaft brauchen wir heute nur, um über die Steuereinnahmen
> den wachsenden Schuldenberg zu begleichen.

Das ist so nicht richtig. Eine wachsende Wirtschaft braucht man auch,
damit genügend Arbeitsplätze existieren, so dass es für jeden Menschen
eine sinnvolle Arbeit gibt, mit der er zur Gemeinschaft beitragen
kann.

Die Rechnung ist ganz einfach: dank technischen Entwicklungen und
Investitionen steigt ständig die Produktivität, also die pro
Arbeitsstunde produzierten Güter und Dienstleistungen.

Wenn die Produktivität jährlich zum Beispiel um 2% ansteigt, und die
Anzahl der potentiell arbeitenden Bevölkerung (also Erwachsene
unterhalb des Rentenalters) konstant bleibt, dann muss auch die
Wirtschaft real um 2% jährlich wachsen - ansonsten fallen
Arbeitsplätze weg.

Man kann statt Wachstum natürlich auch mit anderen Methoden
gegensteuern, z.B. mit einer Senkung des Rentenalters, oder mit einer
Reduzierung der Wochenarbeitszeit, oder mit mehr Urlaubstagen -
solange das Einkommen der Angestellten dabei nicht zurückgeht ist das
in Ordnung. Aber die Problematik Arbeitsplätze ist wichtig, lang bevor
man in philosophische Zinsdiskussionen abschweift.


Was die Zinsen auf Staatsschulden angeht: da gibt es bessere Mittel
und Wege. Durch eine leichte Korrektur des aktuellen Systems könnte
man dafür sorgen, dass die Staaten gar keine Zinsen auf ihre Schulden
mehr bezahlen müssen. Dann könnten die Staaten auch aufhören, Anleihen
auszugeben: man müsste den Staaten einfach ein Konto bei der EZB
einräumen, das sie beliebig zinslos überziehen können.

Eine Einschränkung des Defizits auf einen vernünftigen Rahmen könnte
man über die Maastricht-Mechanismen trotzdem noch gewährleisten.
Jedenfalls wäre der Einfluss der Finanzmärkte dann weg, und der Zins
würde keine Probleme mehr schaffen.

> Jetzt mal nur eine grundlegende Systemüberlegung. Technisch gesehen können
> wir alle Leute gut versorgen, also wieso nicht den Turbomotor abschalten und
> laufen lassen. Also schafft man den Gewinn ab,
(...)
> Der gesunde Ehrgeiz wird dafür sorgen, daß nicht alle nur noch Bier saufen
> und man gar nix mehr zu essen bekommt.

Das wirkt auf mich doch widersprüchlich. Entweder, es gibt noch
Gewinn, und dann lassen sich die Leute natürlich alles mögliche
einfallen, um auch einen Gewinn zu erzielen; oder aber, es gibt keinen
Gewinn mehr, aber worauf richtet sich dann der Ehrgeiz?

Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang