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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Argumentationskette Peak Oil Anmerkung LWL

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Argumentationskette Peak Oil Anmerkung LWL


Chronologisch Thread 
  • From: Johannes Nix <Johannes.Nix AT gmx.net>
  • To: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: Antiautor AT news.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Argumentationskette Peak Oil Anmerkung LWL
  • Date: Mon, 12 Nov 2012 23:53:29 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

On Mon, 08 Oct 2012 08:40:17 +0000
Antiautor <Antiautor AT news.piratenpartei.de> wrote:

> Ich sehe aber, dass unsere Wirtschaft (wie auch die der meisten
> anderen Staaten) so sehr von billigem Öl abhängig ist wie der Junkie
> vom nächsten Schuss.

Da ist was Wahres dran. Im Moment geht mal wieder durch die
merk-, fakten- und wahrheitsbefreite Klatschpresse, das es
.oO*überhaupt gar kein Problem gibt*Oo. und die USA demnächst sogar Öl
exportieren. Das ist eines der Probleme bei schwerer Abhängigkeit: Die
komplette Leugnung der wirklichen Lage. Und das ist, Entschuldigung,
extremer Bullshit. Allein um die gegenwärtige globale Ölproduktion
aufrecht zu erhalten, müsste man in der nächsten Dekade
die Ressourcen von zweieinhalb neuen Saudi-Arabien auffinden und
an die Pipelines bringen. Schon das ist nicht realistisch.

Um den wachsenden Bedarf der Schwellenländer zu decken, müssten weitere
zwei Saudi-Arabien hinzukommen. Die es aber nicht gibt. Und
Saudi-Arabien _hätte_, nach Bekunden der IEA selbst, in den letzten
Jahren massiv in Produktionsausweitung investieren müssen
- die Investitionen wurden statt dessen massiv gekürzt. Wir bewegen
uns objektiv gesehen auf einen Wort Case zu.

Die IEA hat bis etwa 2010 geleugnet, dass ein Peak bei
der konventionellen Ölproduktion überhaupt eintreten kann.
Nun sieht alles danach aus, dass der schon etwa 2006 war
- was auch die IEA inzwischen zugegeben musste, nachdem die
Mitglieder der ASPO vorgerechnet haben, dass Effizienzgewinne bei der
Förderung nicht als Neufunde gebucht werden dürfen.
Dafür prognostiziert die IEA nun, dass die nicht-konventionelle
Produktion massiv ansteigt - allein basierend auf Shale Gas in den
Staaten. Wenn man aber den vorherigen totalen Fail der IEA in ihrer
Aufgabe als Wachhund als Maßstab nimmt, soll man allein auf diese Karte
mehr oder weniger das Schicksal der Menschheit wetten?

(Übrigens frag ich mich auch, wie man sich als Chefredakteur
eines solchen Blatts wie Spiegel Online so fühlt. Ich stehe ja
eigentlich nicht auf so religiöses Zeugs, aber ich persönlich würde eher
schlecht schlafen, wenn ich mir jeden Abend bildhaft vorstellen müsste,
dass sich um mein Bett die Knochen von 100 Millionen Menschen stapeln,
Männer, Frauen und Kinder, die auch wegen der Worte, die ich habe
publizieren lassen, elend verhungert sind).

Und kann die IEA, politisch gesehen, überhaupt was anderes
prognostizieren? Nur in Grenzen, denn zu den wahrscheinlichen
Konsequenzen eines zu schnellen Abfalls gehört unter anderem
ein Crash der von praktisch zinsfreien Krediten getriebenen
US-Ökonomie. Die Höhe der Kredite liegt, ganz nebenbei,
in der selben Größenordnung wie die zusätzlichen Energiekosten
durch Ölpreissteigerungen. Und die IEA ist keine von der US-Regierung
unabhängige Organisation.

Noch mal mehr hierzu hier:

http://www.postpeakliving.com/peak-oil-primer

Sicherlich eine der pessimistischeren Darstellungen.
Aber es deckt sich mit offizielleren Einschätzungen wie
dieser hier:

http://www.parliament.nz/en-NZ/ParlSupport/ResearchPapers/4/6/a/00PLEco10041-The-next-oil-shock.htm

Ich sträube mich auch dagegen, langfristig zu
extrapolieren, weil das mich persönlich in die Depression
drückt und darüber hinaus die Möglichkeiten politischen Handelns
verleugnet (By the way, auch diese Art Leugnung ist
ein Symptom von kollektiver Abhängigkeit).

Aber leider: Wenn man alle Fakten zusammen nimmt und von
langfristiger Glaskugelei absieht, ist so eine Einschätzung
in vielem durchaus realistisch.

Gruss,

Johannes



On Mon, 08 Oct 2012 08:40:17 +0000
Antiautor <Antiautor AT news.piratenpartei.de> wrote:

>
> Michael Blödow schrieb:
> > Ich bin da, im Gegensatz zu Antiautor, auch sehr entspannt,
> > spätestens bei 5.- € / Liter werden es einige Leute auch merken das
> > 1,X Tonnen Stahl 1 Tonne zu viel sind um (im Schnitt) 75kg Mensch
> > zu transportieren.
>
> Ich persönlich bin viel entspannter als Du glaubst.
>
> Ich sehe aber, dass unsere Wirtschaft (wie auch die der meisten
> anderen Staaten) so sehr von billigem Öl abhängig ist wie der Junkie
> vom nächsten Schuss.
> Wenn der Sprit 'nen Heiermann kostet, brechen ganze Wirtschaftszweige
> zusammen, nicht nur ein paar Speditionen und Raffinerien. Diese
> Zusammenbrüche würden derart gehäuft und schnell stattfinden, dass
> den übrigen Gewerken ebenfalls die Beine weggesichelt werden.
>
> Wenn so ein kollektiver Kollaps erst mal um sich greift ist es zu
> spät irgendwas zu ändern. Ich behaupte, dass die 5 Euro/l innerhalb
> der nächsten 10 Jahre wahr werden können. Bis dahin müsste auch der
> Letzte kapiert haben, dass sein Auto besser einem elektrisch
> unterstützten Velomobil gleichen sollte als einem SUV. Wer erst dann
> zum Händler geht wird vielleicht feststellen, dass es kein Angebot
> gibt und/oder dass sein Geld nichts mehr Wert ist.
>
> Wenn ich die aktuelle Diskussion zur Grundlage nehme, steuern wir imo
> mit Vollgas auf einen Totalcrash zu. Da kann man schon die Frage
> stellen, ob der Aufruf zur Vorsorge unberechtigte Panikmache ist oder
> ob der entspannte Typ nur zu bräsig ist und den Schuss nicht gehört
> hat.





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