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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung P ad

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung P ad


Chronologisch Thread 
  • From: "Käptn Nemo" <kaeptn-nemo AT de-postfach.net>
  • To: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung P ad
  • Date: Mon, 9 Jul 2012 21:08:42 +0200 (CEST)
  • Importance: Medium
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

+1 für den gesamten Beitrag

Käptn Nemo

 


LeChuck <LeChuck AT news.piratenpartei.de> hat am 9. Juli 2012 um 20:33 geschrieben:

>
> Käptn Nemo schrieb:
> > Irgendwas ist immer ;-)
> >
> > Käptn Nemo
> >
> > PS: Übrigens werden bei der ganzen Diskussion die Gebäudeeigentümer
> > vergessen, die selbst in der Immobilie wohnen (Einfamilienhäuser,
> > Eigentumswohnungen)
> > Die haben keinerlei Motivation, an der Situation etwas zu ändern.
>
> Ich habe gestern einen Beitrag (im anderen Thread geschrieben) und heute
> zusätzlich auch schon im Pad herumgeschmiert und hoffe, es war nicht zu
> unstrukturiert - ich wurde leider dauernd unterbrochen. Aber irgendwann
> habe ich ganz aufgegeben, denn mir wurde klar, daß das, was ich meine, in
> diesem Pad wohl ohnehin an der falschen Stelle steht. Ich bin nämlich der
> Meinung, daß die Anträge einerseits vom einzelnen Adressaten zu viel
> verlangen und andererseits das Falsche, weil damit nämlich letztlich viel
> zu wenig bewirkt würde. Ich bin außerdem der Meinung, daß das
> Instrument der gesetzlich vorgeschriebenen Zwangsmaßnahmen im privaten
> Bereich nur dann zum Einsatz kommen sollte, wenn es gar kein anderes
> Mittel gibt, um ein wichtiges und notwendiges Ziel zu erreichen. Dieses
> Mittel würde ich aber unter keinen Umständen anwenden, wenn es
> berechtigte Zweifel daran gibt, daß die geforderten Maßnahmen wirklich
> zu dem Ziel führen.
>
> An dem Ziel, den Energieverbrauch in Privathaushalten zu reduzieren, finde
> ich dabei eigentlich gar nichts auszusetzen. Aber meiner Meinung nach
> sollte die Energieeinsparung des jeweils einzelnen Privathaushalts in
> einem größeren Zusammenhang gesehen werden, der seinen Energieaufwand
> als Ganzes enthält, und eine Gesamtplanung darauf aufgebaut werden, die
> als Einzelbaustein dann natürlich wieder die Frage der Heizenergie in
> Wohngebäuden mitenthalten sollte. Man sollte die Prioritäten der
> einzelnen Maßnahmen dabei nach möglicher Einsparung setzen (unter
> Berücksichtigung des Aufwands der Maßnahme, der ja ebenfalls mit einem
> Energieverbrauch zu Buche schlägt). Vor einiger Zeit las ich mit
> Interesse in einem Text, in denen es um nachhaltige Stadtplanung ging
> (leider finde ich ihn gerade nicht mehr auf der Festplatte), daß der
> Energiebedarf eines Stadthaushalts in einem Mehrfamilienhaus, alles bis
> hin zum Energieverbrauchs zur Bereitstellung von Gütern und Infrastruktur
> mit einbezogen, wesentlich niedriger liegt als der Energiebedarf eines
> Vorstadthaushalts im Einfamilienhaus. Dieses Verhältnis läßt sich auch
> nicht großartig verändern, indem dieses Vorstadthaus eine Wärmedämmung
> bekommt, denn ein großer Teil dieses Gesamtenergieverbrauchs entsteht
> durch Transport von bereitgestellten Gütern etc. Das sollte bedacht und
> in die Planung einbezogen werden.
>
> Mir kommen diese Debatten, die immer aufs Neue nur um den Einzelpunkt der
> Wärmedämmung von Wohngebäuden kreisen, wie ein typischer Fall von
> Symbolpolitik vor, mit der das eigentliche Ziel verfehlt wird, weil es
> eigentlich nur nach einem bequemen Schuldigen und dessen medienwirksam
> inszenierter Bestrafung geht, nicht um die Suche nach einer Lösung, mit
> der wirklich der Energiebedarf verringert wird.
>
> Darüber hinaus sollte man den Fokus aber auch nicht zu starr
> ausschließlich auf die maximal mögliche Energieeinsparung richten,
> sondern neben der gewünschten Wirkung auch unerwünschte Nebenwirkungen
> nicht aus dem Auge verlieren. Ich beobachte im Moment bei mir am Ort
> ziemliches Entsetzen in Mieterkreisen, deren Vermieter
> Wohnbaugesellschaften sind, denn im Gegensatz zu WEGs wird bei denen in
> letzter Zeit bereits sehr ausgiebig energetisch saniert. Nun ist aber das
> Problem entstanden, daß sich ein Teil der Mieter diese Wohnungen beim
> besten Willen nicht mehr leisten kann, und im Fall von Hartz-IV-Bezug
> werden manche wohl sogar zum Auszug gezwungen, weil es ja Obergrenzen für
> die Kaltmiete gibt. Da sind unsanierte Wohnungen paradoxerweise auf einmal
> ein sehr begehrtes Gut geworden.
>
> Tatsächlich lassen sich die größten Energieeinsparungen aber sowieso
> bei Einfamilienhäusern bewirken, die in der Regel freilich nicht
> vermietet, sondern eigengenutzt sind. Aber da sitzt der Teufel wieder in
> einem anderen Detail: Je ländlicher die Gegend, desto höher der Anteil
> der Einfamilienhäuser - und viele dieser Einfamilienhäuser, ob
> energetisch saniert oder nicht, werden wegen des demographischen Wandels
> in zwanzig, dreißig Jahren unverkäuflich geworden sein und leerstehen,
> es wird alleine schon aus demographischen Gründen einen Sog in die
> Städte geben. Ich fände es grausam, angesichts solcher Perspektiven den
> Leuten, die diese Häuser jetzt bewohnen - vor allem, wenn es ältere
> Leute sind -, noch schnell einen Haufen Geld für Zwangs-Sanierungen
> abzuknöpfen, die sich für sie nie im Leben rechnen können.
>
> Stattdessen wäre es aber vermutlich sehr sinnvoll, die Städte so
> zukunftsfit wie möglich zu machen und dabei vor allem den
> Gesamt-Energieverbrauch ihrer Bewohner im Auge zu haben, ohne sich dabei
> so ausschließlich wie bisher auf deren Wohngebäude zu verbiestern.
> Dafür bräuchte man aber für den Anfang vor allem realistische Zahlen
> des Ist-Verbrauchs, und die haben wir im Moment nicht. Mit den Zahlen, die
> so in der Öffentlichkeit verbreitet werden, ist dabei nämlich nicht viel
> anzufangen.
>
> In meinem Fall liegt den Anteil der Heizenergie am Gesamtenergieverbrauch
> beispielsweise nicht bei 72, sondern bei ca. 50 Prozent, aber ich
> verbrauche von allen Energiearten überdurchschnittlich viel, weil ich
> mein Büro in der Wohnung habe. Allerdings verbrauche ich unter dem Strich
> dennoch weniger Energie, als wenn ich mir ein räumlich getrenntes Büro
> zulegen und dort arbeiten würde, ganz zu schweigen von dem Szenario, daß
> ich täglich mit dem Auto in jenes Büro fahren würde.
>
> Diese Energieverbrauchsströme durch Wohnen, durch Wege zur Arbeit,
> Schule, Sport und zu Freizeitbeschäftigungen, durch Einkäufe, aber auch
> durch Bereitstellung der zugehörigen Infrastruktur - all dies müßte man
> irgendwie abbilden, dann hätte man eine Grundlage, auf der man planen
> könnte.
> --
> AG-Bauen-Verkehr mailing list
> AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-bauen-verkehr



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