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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Pad

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Pad


Chronologisch Thread 
  • From: LeChuck <LeChuck AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Energetische Gebäudesanierung Pad
  • Date: Mon, 09 Jul 2012 18:33:30 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Käptn Nemo schrieb:
Irgendwas ist immer ;-)

Käptn Nemo

PS: Übrigens werden bei der ganzen Diskussion die Gebäudeeigentümer
vergessen, die selbst in der Immobilie wohnen (Einfamilienhäuser,
Eigentumswohnungen)
Die haben keinerlei Motivation, an der Situation etwas zu ändern.

Ich habe gestern einen Beitrag (im anderen Thread geschrieben) und heute zusätzlich auch schon im Pad herumgeschmiert und hoffe, es war nicht zu unstrukturiert - ich wurde leider dauernd unterbrochen. Aber irgendwann habe ich ganz aufgegeben, denn mir wurde klar, daß das, was ich meine, in diesem Pad wohl ohnehin an der falschen Stelle steht. Ich bin nämlich der Meinung, daß die Anträge einerseits vom einzelnen Adressaten zu viel verlangen und andererseits das Falsche, weil damit nämlich letztlich viel zu wenig bewirkt würde. Ich bin außerdem der Meinung, daß das Instrument der gesetzlich vorgeschriebenen Zwangsmaßnahmen im privaten Bereich nur dann zum Einsatz kommen sollte, wenn es gar kein anderes Mittel gibt, um ein wichtiges und notwendiges Ziel zu erreichen. Dieses Mittel würde ich aber unter keinen Umständen anwenden, wenn es berechtigte Zweifel daran gibt, daß die geforderten Maßnahmen wirklich zu dem Ziel führen.

An dem Ziel, den Energieverbrauch in Privathaushalten zu reduzieren, finde ich dabei eigentlich gar nichts auszusetzen. Aber meiner Meinung nach sollte die Energieeinsparung des jeweils einzelnen Privathaushalts in einem größeren Zusammenhang gesehen werden, der seinen Energieaufwand als Ganzes enthält, und eine Gesamtplanung darauf aufgebaut werden, die als Einzelbaustein dann natürlich wieder die Frage der Heizenergie in Wohngebäuden mitenthalten sollte. Man sollte die Prioritäten der einzelnen Maßnahmen dabei nach möglicher Einsparung setzen (unter Berücksichtigung des Aufwands der Maßnahme, der ja ebenfalls mit einem Energieverbrauch zu Buche schlägt). Vor einiger Zeit las ich mit Interesse in einem Text, in denen es um nachhaltige Stadtplanung ging (leider finde ich ihn gerade nicht mehr auf der Festplatte), daß der Energiebedarf eines Stadthaushalts in einem Mehrfamilienhaus, alles bis hin zum Energieverbrauchs zur Bereitstellung von Gütern und Infrastruktur mit einbezogen, wesentlich niedriger liegt als der Energiebedarf eines Vorstadthaushalts im Einfamilienhaus. Dieses Verhältnis läßt sich auch nicht großartig verändern, indem dieses Vorstadthaus eine Wärmedämmung bekommt, denn ein großer Teil dieses Gesamtenergieverbrauchs entsteht durch Transport von bereitgestellten Gütern etc. Das sollte bedacht und in die Planung einbezogen werden.

Mir kommen diese Debatten, die immer aufs Neue nur um den Einzelpunkt der Wärmedämmung von Wohngebäuden kreisen, wie ein typischer Fall von Symbolpolitik vor, mit der das eigentliche Ziel verfehlt wird, weil es eigentlich nur nach einem bequemen Schuldigen und dessen medienwirksam inszenierter Bestrafung geht, nicht um die Suche nach einer Lösung, mit der wirklich der Energiebedarf verringert wird.

Darüber hinaus sollte man den Fokus aber auch nicht zu starr ausschließlich auf die maximal mögliche Energieeinsparung richten, sondern neben der gewünschten Wirkung auch unerwünschte Nebenwirkungen nicht aus dem Auge verlieren. Ich beobachte im Moment bei mir am Ort ziemliches Entsetzen in Mieterkreisen, deren Vermieter Wohnbaugesellschaften sind, denn im Gegensatz zu WEGs wird bei denen in letzter Zeit bereits sehr ausgiebig energetisch saniert. Nun ist aber das Problem entstanden, daß sich ein Teil der Mieter diese Wohnungen beim besten Willen nicht mehr leisten kann, und im Fall von Hartz-IV-Bezug werden manche wohl sogar zum Auszug gezwungen, weil es ja Obergrenzen für die Kaltmiete gibt. Da sind unsanierte Wohnungen paradoxerweise auf einmal ein sehr begehrtes Gut geworden.

Tatsächlich lassen sich die größten Energieeinsparungen aber sowieso bei Einfamilienhäusern bewirken, die in der Regel freilich nicht vermietet, sondern eigengenutzt sind. Aber da sitzt der Teufel wieder in einem anderen Detail: Je ländlicher die Gegend, desto höher der Anteil der Einfamilienhäuser - und viele dieser Einfamilienhäuser, ob energetisch saniert oder nicht, werden wegen des demographischen Wandels in zwanzig, dreißig Jahren unverkäuflich geworden sein und leerstehen, es wird alleine schon aus demographischen Gründen einen Sog in die Städte geben. Ich fände es grausam, angesichts solcher Perspektiven den Leuten, die diese Häuser jetzt bewohnen - vor allem, wenn es ältere Leute sind -, noch schnell einen Haufen Geld für Zwangs-Sanierungen abzuknöpfen, die sich für sie nie im Leben rechnen können.

Stattdessen wäre es aber vermutlich sehr sinnvoll, die Städte so zukunftsfit wie möglich zu machen und dabei vor allem den Gesamt-Energieverbrauch ihrer Bewohner im Auge zu haben, ohne sich dabei so ausschließlich wie bisher auf deren Wohngebäude zu verbiestern. Dafür bräuchte man aber für den Anfang vor allem realistische Zahlen des Ist-Verbrauchs, und die haben wir im Moment nicht. Mit den Zahlen, die so in der Öffentlichkeit verbreitet werden, ist dabei nämlich nicht viel anzufangen.

In meinem Fall liegt den Anteil der Heizenergie am Gesamtenergieverbrauch beispielsweise nicht bei 72, sondern bei ca. 50 Prozent, aber ich verbrauche von allen Energiearten überdurchschnittlich viel, weil ich mein Büro in der Wohnung habe. Allerdings verbrauche ich unter dem Strich dennoch weniger Energie, als wenn ich mir ein räumlich getrenntes Büro zulegen und dort arbeiten würde, ganz zu schweigen von dem Szenario, daß ich täglich mit dem Auto in jenes Büro fahren würde.

Diese Energieverbrauchsströme durch Wohnen, durch Wege zur Arbeit, Schule, Sport und zu Freizeitbeschäftigungen, durch Einkäufe, aber auch durch Bereitstellung der zugehörigen Infrastruktur - all dies müßte man irgendwie abbilden, dann hätte man eine Grundlage, auf der man planen könnte.




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