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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Howto "moderner" Bahnhof

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Howto "moderner" Bahnhof


Chronologisch Thread 
  • From: Valentin Brückel <val AT gmx.com>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Howto "moderner" Bahnhof
  • Date: Sat, 02 Jun 2012 10:19:14 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver

Andreas Witte wrote:

> Ich hab mir außerdem letzte Woche die Zeit in der S-Bahn genommen, einen
> Text zum Zugangskonzept zu Bahnhöfen zu schreiben und Bilder zu erstellen.
> Den hab ich grade mal veröffentlicht.
>
> Anbei der Link:
>
> http://www.awi.me/2012/06/howto-moderner-bahnhof/

Für mich klingt das eher nach dem Planungskonzept der 1960er Jahre: Alles in
eine eigene Ebene, dem MIV gehört die 0-Ebene.

Bahnen unter die Erde zu verlegen - egal ob mit oder ohne Deckel - ist ein
Riesenaufwand, unter rollendem Rad noch mehr. Sofern es sich nicht um eine
reine S-Bahn-Strecke handelt, dürfen die Rampen maximal 1,25% Steigung
haben. Um die Strecke also 6 Meter tieferzulegen (für 4,65 m Lichtraum +
Oberleitung + Brückenträger eher knapp veranschlagt) brauchst Du Rampen von
knapp 500 Metern Länge, also musst Du selbst ohne Berücksichtigung der
typischen 200 m Bahnsteiglänge über einen Kilometer Strecke umbauen. Das
wird schon ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag werden. Einen
Einfach-Bahnsteig mit ebenerdigem Zugang stellen Dir einige Unternehmen für
unter einer Million an die Strecke, ein Haltepunkt an zweigleisiger Strecke
kostet mit Unterführung größenordnungsmäßig 3-5 Mio.

Um diesen Aufwand zu rechtfertigen, sollte dem eine großer Verbesserung des
Status Quo gegenüberstehen - die sehe ich aber nicht: Durch den
Ebenenwechsel ist weiterhin ein Aufzug notwendig, außerdem wird durch die
Tieferlegung die Sichtbeziehung von der Straße zum Bahnsteig unterbrochen.
Das bedeutet zum einen, dass ein Busfahrer nicht mehr nach eigenem Ermessen
warten kann, wenn er gerade eine verspätete Bahn ankommen sieht, Anschlüsse
generell benutzerunfreundlicher werden, weil die Halteposition des anderen
Verkehrsmittels nicht mehr einsehbar ist. Zum anderen ist die Sichtbarkeit
für öffentliche Verkehrsmittel psychologisch extrem wichtig: Aus den Augen,
aus dem Sinn. Sobald die Bahn unter der Erde ist, wird sie fast nur noch als
Teil geplanter Fahrten benutzt, bei Spontanfahrten gar nicht mehr in
Erwägung gezogen. Sichtbare Bahnen implizieren ein attraktives
Bedienungsangebot - daher kommt ein Teil des Schienenbonus gegenüber
Busverkehren.

Man kann also zumindest darüber streiten, ob mit der Tieferlegung eine
Verbesserung eintritt. Dafür dann aber viel Geld in die Hand zu nehmen, ist
in meinen Augen nicht zu rechtfertigen. Lieber sollte man über kleine
Verbesserungen der Situation nachdenken. Beispielsweise könnte man aus Sicht
der Barrierefreiheit den Effekt, nur noch einen Aufzug zu brauchen, auch
dadurch erreichen, dass man am Zugang zum Bahnsteigtunnel eine Rampe baut.

Gruß,

Val
--
Valentin Brückel
https://twitter.com/#!/bridgerdier
http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Val
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