Re: [Ag-bauen-verkehr] (kein Betreff)

[Andreas Witte <andreas AT witte-holzkirchen.de>]

Am 06.10.2010 13:47, schrieb Nicolai Fleckenstein:

Der Bericht führt zu Recht an, dass die neueren Modelle deutlich mehr Masse haben. Wobei das als Riesenvorwurf an die Autofirmen gerichtet zu sein scheint. Man darf aber nicht vergessen, dass die höhere Masse auch durch die bessere Sicherheitstechnik bedingt ist - ich möchte nicht in besagtem alten Daimler oder gar 1er-Golf bei einem Crash sitzen. Autofahrer, Politik und Verkehrsverbände legen so viel Wert auf aktive und passive Sicherheit eines Autos, da ist so ein Bericht eher kontraproduktiv. Bin von Frontal21 Besseres gewöhnt. Zudem - wie auch bereits gesagt wurde: Geht mal auf die Autobahn mit den Dingern.

Das Sicherheit = Gewicht bedeutet möchte ich bestreiten (letztendlich hab ich ja sowas wie KFZ-Mechatroniker gelernt und damit genug geschraubt).

Begründung:
Die Karosserie muss sich bei einem Crash an bestimmten Gebieten verformen. Da ist man heute durch moderne Blechpfalzung zu Blechstärken übergegangen, die man bei einem Golf 1 als bestenfalls "nicht-tragende" Bauteile einsetzt. Wollen wir uns noch über Alukarosserien unterhalten?
Sorry, an der Sicherheit der Karosserie kann man kein Gramm Mehrgewicht begründen, sondern eher eine Gewichtsreduzierung.

Dann haben wir noch nen ABS usw... bringt vielleicht zusätzliche 50 kg... Achso, und der erste Passat wurde ja mit einem "Selbstlenk- bzw. Stabilisierungsverhalten" durch die spezielle Lenkgeometrie beworben... Auch schon öfters auf nassen Trambahnschienen ausprobiert... Mein Gott, muss ich, wenn die Karre sich selber fangen kann, ein ESP haben? Bei neuen Auto's ja, weil das Gewicht im Verhältnis zu den wirkenden Hebelarmen in der Lenkgeometrie das "selbst fangen" sehr stark verzögert...

Die nötigen Airbags (Fahrer+Beifahrer) vielleicht auch.
Aber bei Airbags ist a noch ein ganz anderes Problem: Mit dem altern der Sensoren lösen die hin und wieder beim Fahren ohne Unfall aus... Letztes Jahr hatten wir rund 2000 zum Teil schwere Verletzte (Berufsunfähigkeit, Behinderungen,...)durch Airbags ohne Unfall oder durch fehlerhafte Bedienung des Airbagschalters. (Deswegen fahr ich auch einen PKW ohne Airbags!) -> Deswegen muss man auch nochmal diskutieren ob Airbags die Sicherheit erhöhen, aber anderes Thema...

Dann haben wir sowas wie Gurte... die sind aber in meinen 780 kg auch schon drin (ok, hinten die nicht, aber die sind nachträglich drinnen)...

Meine Lenksäule ist auch schon kein "Bratenspieß" mehr (vermutlich nachträglicher Umbau), also auch hier gibt es keinen Grund, irgendwelche Gewichte durch Sicherheit aufzuaddieren...

Dann sollten wir mal über die Ablenkung des Fahrers reden... Mein Auto hat 6 Knöpfe (Licht, Warnblinker, Nebenschlussleuchte, Nebenlicht vorne, Heckscheibenheizung und die Innenbeleuchtung) sowie ein Radio mit 2 Drehreglern und 6 Sendertasten.
In Deutschland werden jedes Jahr rund 40k kleinere Unfälle mit "Ablenkung" begründet. Oft nur an der Ampel zurückgerollt und durch den Hintermann gestopt, einige Hundert Euro... Aber diese kleinen Unfälle haben 2-stellige Zuwachsraten, seit dem es "Bordcomputer" gibt. Wofür braucht ein Mercedes bitte eine Menüführung im Tacho - die man dann auch noch mit nur einem Knopf regeln muss? Raus mit dem Krempel, spart den Versicherten einige Mio. Euro Selbstbeteiligungen und trägt somit zur Sicherheit des Straßenverkehrs bei.

Nehmt es mir nicht krumm, aber nur durch eine entsprechende Werbekampagne nimmt der Durchschnittsbürger Head-up-Displays als Lösung des Problems mit dem Menü war... Wenn ich danach suchen soll, sagt es mir, aber ich hab mal ne Studie von der TU gelesen, wonach durch geringste Anomalitäten (z.Bsp. Baulicht an Autobahnbaustellen, Verdreckung des Sensors, ...) die Selbstregelung der Projektion gefährliche Einstellungen vornimmt und zum Teil auch den Fahrern die Sicht nehmen kann - so führen Sicherheitssysteme zu Unsicherheit.

Im Grunde genommen, ist es genau das gleiche Problem, was wir Piraten mit Überwachungskameras, Polizeistaatlichkeit, etc. haben:
ES KANN KEINE TOTALE SICHERHEIT GEBEN,
- WENN DER VERKEHR WEITERHIN FREI SEIN SOLL (Individualverkehr!),
- WENN DER VERKEHR WEITERHIN STATTFINDEN SOLL!
Und an dem Punkt ist der ADAC verlogen wie Sau, wenn nicht genauso schlimm, wie die Lobbyisten rund um ACTA. Denn der ADAC huldigt, wie ein kleines Kind das das erste mal das Wort Fortschritt gehöhrt hat, jeder technischen Spielerei, wenn man Sie unter dem Tag "Sicherheit" unterbringen kann. Dass zu viel Sicherheit auch wieder gefährdet, sieht man zum Beispiel daran, dass seit jeder immer mit Licht fährt, dass seitdem die Motorradfahrer nicht mehr so toll wahrgenommen werden und deren Unfallzahlen mit PKWs wieder steigen.
Gewisse Sicherheitsmaßnahmen in Neufahrzeugen vorzuschreiben, bzw. der permanente Versuch der Automobilindustrie, den Kunden in Sachen Sicherheitssysteme zu entmündigen, empfinde ich wie den Zwang, dass man sich in der ELENA-Datenbank registrieren muss, wenn man arbeitet. Mit welchem Recht / Begründung überlässt man Chips das denken für den Fahrer bzw. womit begründet man, dass der Fahrer nicht selber denken darf?

Achso:
Das Gewicht von 800kg -> 1600kg ist größtenteils komfortbedigt.

Trotzdem gestehe ich einem ordentlichem 4-Sitzer als Kombi ne Tonne Gewicht zu. Und meinetwegen darf der auch 70 PS haben. Was PS-Feti's in Bildredaktionen drüber denken ist mir wurscht.

Achso: §30 Abs (3) STVZO würde ich mal gerne bei VW einklagen... Schon mal wer nen Ölwechsel bei den neuen Fahrzeugen gemacht? Oder bei den Drecks Elektrischen Feststellbremsen Klötze gewechselt?
"Für die Verkehrs- oder Betriebssicherheit wichtige Fahrzeugteile, die besonders leicht abgenutzt oder beschädigt werden können, müssen einfach zu überprüfen und leicht auswechselbar sein."

Gruß
Andreas