Re: [SG Bundes-PR] Flyer Migration/ Intergration

[Niels-Arne Münch <Niels-Arne.Muench@web.de>]

Hi,

"..., das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen und Weltanschauungen zu verbessern, Vorurteile abzubauen und das Miteinander zu fördern."

Ich weiß, es wird vielen nach Haarspalterei aussehen, aber: Es gibt Weltanschauungen, für die ich kein Verständnis habe - und das ist gut so. Ich will zum Beispiel nicht das "Miteinander" mit Nazis oder Islamisten fördern: "Weltanschaungen" ist daher viel zu pauschal. Grundlage jedes "Miteinander" sind Demokratie, Gleichberechtigung etc. - allgemeiner die "offene Gesellschaft".

Ähnliches gilt auch für "Kulturen". Zum einen gibt es eine Menge kultureller Praktiken, die ich ablehne, Stichworte: Gleichberechtigung, Vorstellungen von Ehre, Magieglauben vieler Naturreligionen etc. 
Zum anderen beginnt das Problem aber schon mit der Frage, warum man in einem Text, in dem es um Integration geht, überhaupt so umstandslos auf "Kultur" zu sprechen kommt. Dass Menschen heute immer stärker sofort Kulturen zugeordnet werden, liegt am zunehmenden Kulturalismus und ist Teil des Problems. Dass Integration so schwer geworden ist, liegt nicht zuletzt daran, dass immer mehr Menschen zuerst an das (eventuell) Trennende denken und nicht an das Verbindende. Die Menschen, die zu uns kommen, sind nicht nur Angehörige irgendwelcher Kulturen - sie sind Arbeiter, Ärzte, Sportler, usw.. Manche sind konservativ, andere sind Liberale oder Sozialisten. Manche sind Religiös, andere säkular, wieder andere Atheisten. Manche sind Briefmarkensammler, manche Alkoholiker, manche beides. Manche haben Familien, andere sind Singles. Manche sind hetero-, andere homosexuell.

All diese Dinge prägen unsere Identität und es ist gefährlich falsch, Menschen immer sofort "ihren" Kulturen oder Religion zuzuordnen. - Auch Initiativen, die Integration voranbringen wollen, indem sie  "Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen" fördern wollen, begehen diesen Fehler. (Zum Beispiel führt diese Politik immer wieder dazu, dass die konservativsten Vertreter der jeweiligen Gruppen sich als besonders "authentische" Stimmen inszenieren können und so - meist ohne jedes demokratische Mandat - Einfluss gewinnen).
"Verständnis" kann sich nur zwischen individuellen Menschen entwickeln - und diese Menschen haben meinetwegen "verschiedene kulturelle Hintergründe". Aber letztlich ist auch dieser Kulturverweis überflüssig. Warum stattdessen nicht gleich so:
"... zum Ziel gesetzt haben, Verständnis zwischen Zugewanderten und Einheimischen zu verbessern, Vorurteile abzubauen und das Miteinander zu fördern".

Allgemein finde ich den Flyer etwas einseitig: Natürlich muss "Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit jeder Form .. entschieden entgegengetreten werden". Aber Sexismus, Islamismus, Antisemitismus eben auch - alles Haltungen, die unter den derzeit nach Deutschland einwandernden Menschen mehr oder weniger weit verbreitet sind. Integrationsbereitschaft ist nicht nur Aufgabe der Einheimischen, sondern auch der Einwanderer. Soll Zusammenleben gelingen, müssen beide Seiten das wollen. Hilfreicher, als so eine Antirassismus-Floskel wäre ein Absatz, der nach vorne schaut und den Blick auf unsere Vision des Zusammenlebens in einer bunten, demokratischen, offenen Gesellschaft lenkt, in der "Dazugehören" eine Frage der Haltung ist und nicht der Abstammung.
 
LG, Niels



Am 21.08.2018 um 12:02 schrieb Sandra Leurs:

Hallo SG Presse,
 im Pad findet ihr Texte für einen Flyer Migration Intergration, ihr wolltet die Texte haben. Als Gegenleistung hätte ich gerne einen Flyer dazu,  brauche ich bis zum 25.08.2018 eine Druckversion, weil ich den Flyer noch drucken lassen muss.

https://olpe.piratenpad.de/FlyerMigration?

Liebe Grüße Sandra Leurs

sg-presse-request@lists.piratenpartei.de hat am 21. August 2018 um 11:46 geschrieben:


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