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ostwestfalen-lippe - Re: [OWL] Nationalpark Teutoburger Wald

ostwestfalen-lippe AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionale Liste für OWL (im Nordosten von NRW)

Listenarchiv

Re: [OWL] Nationalpark Teutoburger Wald


Chronologisch Thread 
  • From: Claudia <cewelists AT googlemail.com>
  • To: florian.meier AT piratenpartei-nrw.de
  • Cc: Ostwestfalen-Lippe AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [OWL] Nationalpark Teutoburger Wald
  • Date: Tue, 10 Jan 2012 15:33:06 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ostwestfalen-lippe>
  • List-id: Regionale Liste für OWL (im Nordosten von NRW) <ostwestfalen-lippe.lists.piratenpartei.de>
  • Openpgp: id=79A75315

Danke, Florian, das ist eine Antwort, mit der ich etwas anfangen kann
:-) (Wäre die gleich gekommen, hätten wir uns meine launische erspart...
;-) )

Und keine Sorge, ich neige eher nicht zu "romantisierte[r] Darstellung
von "unberührter" Natur", ich bin Jägerin, ich komme jetzt nicht mit
"aber die süßen Bambis" oder so ;-) Wildschwein schmeckt übrigens mMn
sehr gut und ist gar nicht sooo schwierig zu jagen. Angeln ist da, glaub
ich, viel mühseliger...

Alles in allem denke ich, dass das, gerade auch wg. deiner genannten
Punkte, ein gutes und wichtiges Thema für Piraten in OWL ist.

Bin leider auf dem Sprung, werde deine Arbeit aber später entsprechend
würdigen ;-)

Liebe Grüße
Claudia




Am 10.01.2012 03:38, schrieb Florian Meier:
> Hallo!
> Ich bin mal so frei und antworte an die Liste. Transparenz und nicht
> doppelt erzählen und so... ;-D
>
>>> Aufgrund der unklaren Situation bezüglich des Nationalparks ist wohl
>>> auch die Kaserne in Augustdorf von den Einsparungs- und
>>> Umstrukturierungsmaßnahmen in der Bundeswehr betroffen. [1]
>> Den Artikel finde ich leider nicht mehr beim WB. Aber einen anderen
>> (http://www.westfalen-blatt.de/nachricht/2011-10-27-freude-ueber-den-erhalt-des-standortes/),
>>
>> worin es heißt: "Dass die Verringerung der Stellen in Augustdorf in
>> Zusammenhang mit den Plänen der Landesregierung für einen Nationalpark
>> in der Senne stehen könnte, verneint der Bürgermeister."
> Und auch dazu von Andreas Rohrmann:
>> Der Abzug von Militär hat nix mit dem Nationalpark zu tun. Solche
>> Entscheidungen obliegen nicht dem Land oder der Region, sondern
>> einzig dem
>> Militär!
> Dann glauben wir dem Bürgermeister. Der kann schließlich auch nur
> weitergeben, was ihm erzählt wurde.
> Irgendwer bei der Bundeswehr hat sich also Gedanken darum gemacht, an
> welchem Standort man Plätze abbaut. Ich glaube kaum, dass dabei der
> "Streit" um den Nationalpark außen vor gelassen wurde. Es wäre
> unrealistisch das zu glauben. Das man dem Bürgermeister nicht gesagt
> hat, dass das auch Einfluss darauf hatte ist eine andere Sache.
> Aber hätte ich das entscheiden müssen, dann hätte ich wahrscheinlich
> ähnlich gehandelt. Warum sollte ich einen Standort stärken, der
> "bedroht" wird, bzw. bei dem unklar ist, wie sich
> Nutzungsmöglichkeiten in der Zukunft entwickeln? Das wäre nicht
> logisch oder rational.
>
>>> 1.500 Soldaten, die wohl einen guten Teil ihres Geldes in Augustdorf
>>> und Umgebung gelassen haben, werden abziehen. Was das für
>>> Umsatzeinbußen für die örtlichen Geschäfte hat, vermag ich nicht zu
>>> sagen.
>> Also künftig alle BW-Standorte um jeden Preis erhalten, gar möglichst
>> aufstocken, um die örtliche Wirtschaft zu fördern? Hm, da siehst du
>> keine anderen Möglichkeiten? Alternativlos? ;-)
> Absolut alternativlos! ... Nein, natürlich nicht. Aber da können wir
> auch überlegen, warum wir überhaupt ein stehendes Heer haben. Würde
> man dem THW das Geld der Bundeswehr geben, dann könnte man besser
> Schulen bauen und Brunnen bohren. Und was die Bundeswehr sonst so macht.
>
> Aber wenn man einen guten, bekannten Standort hat (und das ist
> Augustdorf, bzw. die ganze Gegend - nahezu jeder britische Soldat
> kennt die Gegend), dann sollte man den vielleicht doch stärken oder
> nach Möglichkeit so lange wie möglich bzw. sinnvoll erhalten.
>
> Von Andreas Rohrmann dazu:
>> Das nun mit dem Nationalpark (außer dem Militär) Arbeitsplätze ohne Ende
>> verloren gehen, ist mir neu. Woher hast Du diese und welche Belege
>> gibt es
>> dazu, wieviele Arbeitsplätze verloren gehen werden?!
>>
>> Dem gegenüber braucht ein Nationalpark auch Leute, die diesen Betreuen.
>> Auch wären die Touristen förderlich für den Arbeitsmarkt. Ich bin mir
>> also
>> nicht so sicher, ob das nicht eher eine Jobmaschine sein wird...
> Wenn man das Gutachten von Berger nimmt [0] (Seite 6), dann gehen die
> davon aus, dass 68 Arbeitsplätze im Bereich Tourismus entstehen und
> die Entlassungen im Bereich Forstwirtschaft durch die Einstellungen im
> Bereich Nationalpark aufgefangen werden. Ob diese 68 Arbeitsplätze
> tatsächlich entstehen ist fraglich, so steht ja schon in der Grafik,
> dass dies "auf der Annahme [beruht], dass der Nationalpark das
> Tourismusaufkommen um 2% erhöht". Passiert das nicht, dann gibts keine
> Arbeitsplätze.
> Dann noch 28 weitere Arbeitsplätze herbeizumogeln, indem man
> Versetzungen innerhalb der Forstverwaltung NRW als neue Arbeitsplätze
> ausgibt ist dreist und Augenwischerei.
>
> Das in Augustdorf Arbeitsplätze verloren gehen ist eine Annahme, die
> ich aber für nicht unwahrscheinlich halte. Augustdorf hat knapp 10.000
> Einwohner, dazu momentan noch 4.000 Soldaten. Runden wir das auf
> 15.000 Personen auf, so sehen wir, dass mit der Verkleinerung des
> Standortes gute 10% der "Bevölkerung" verschwinden. Das dies keine
> Auswirkungen auf vor Ort ansässige Unternehmen haben soll, kann ich
> mir schwerlich vorstellen.
>
> Die dem gegenüberstehenden fiktiven 68 Arbeitsplätze plus die
> Versetzungen, von denen die Gegend wohl nichts hat, scheinen mir für
> den betriebenen Aufwand marginal.
>
> Hinzu kommen immense Kosten (z.B. auch für Ersatzflächen der
> bisherigen Inhaber), die dem Gutachten zufolge das Land NRW tragen
> will. Das Land hat ja auch sooooooooo viel Geld, das für sonst nichts
> ausgegeben werden könnte. Ich werde das Gefühl nicht los, das sich
> hier einige Politiker ein Denkmal setzen wollen, ohne das es ein
> wirkliches Plus für die Gegend gibt.
>
>> Also ich bin schon in so manche Gegend gerade wg. des Nationalparks dort
>> gereist und habe diese dann auch ganz offiziell betreten dürfen. War
>> immer schön und interessant.
> Von Andreas Rohrmann dazu:
>> Wenn die aber nun abziehen, ist es ggf. sinnvoll, eine erhaltenswerte
>> Natur in der Region, die durch Militäraktivitäten zerstört wurde, wieder
>> der Natur zurück zu geben.
>>
>> Nun das Thema der Besucher wegen schöner Landschaft, Erholung und einer
>> interessanten Tierwelt kann man sicher schlecht einschätzen. Aber viele
>> Regionen und Länder leben sehr gut von solchen Besuchern.
>>
>> Lippe ist eine tolle Region und auch OWL hat vieles zu bieten. Trotzdem
>> haben wir nicht viele Besucher.
>>
>> Warum haben Orte den Titel "Bad" oder Regionen irgendwelche zusätzliche
>> Bezeichnungen. Na, damit diese damit Besucher anlocken.
>> So ist es auch für eine Region, die Nationalpark ist!
> Natürlich ist die Senne zerfurcht, wo die mit ihren Panzern herdonnern
> und die Schießbahnen sind auch gerodet, damit man vernünftigen zielen
> kann etc. pp.
> Aber die Probleme die OWL hat, auf einen nicht vorhandenen
> Nationalpark zu schieben bzw. darauf zu hoffen, dass es aufwärts geht,
> wenn ein Nationalpark ausgewiesen wurde ist blauäugig.
>
> Und ob zwingend ein Nationalpark notwendig ist, um die Senne zu
> renaturieren, bezweifle ich auch. Würde es da nicht auch ein einfaches
> Naturschutzgebiet tun? Oder auch einfach nur ordentliche
> Renaturierungsmaßnahmen?
>
> Geht es um den Titel des Nationalparks oder geht es um
> Naturschutz/-wiederaufbau?
>
>>> Der Fischbestand in dem, unter
>>> Naturschutz stehenden und deshalb nicht vernünftig befischten,
>>> Gewässer ist unglaublich unnatürlich.
>> Inwiefern ist das denn "unglaublich unnatürlich"?
> Die Tiere verbutten [1]. Über Jahre hinweg haben alle möglichen Leute
> Fische aus ihrem Gartenteich und sonstwo in diesen kleinen See
> eingebracht. Die konnten sich, dank eines eher geringen Bestandes an
> Raubfischen, hervorragend vermehren und sind dort mittlerweile in so
> hoher Zahl anzutreffen, dass einzelne Arten schon verbutten.
> Die wenigen eingebrachten Raubfische sind/waren natürlich auch
> interessante Ziele für Schwarzangler, die die Abgeschiedenheit des
> Gewässers "zu schätzen wissen" und kein Interesse an den
> vergleichsweise modrig schmeckenden Friedfischen haben.
> Das "reguliert" sich etwas, wenn alle paar Jahre der Teich soweit
> zufriert, dass sich Leute darauf trauen. Die machen dann genügend
> Lärm, so dass die Fische aus dem Winterschlaf erwachen und dann unter
> der geschlossenen Eisdecke ersticken. Keine tolle Lösung.
> Würde man das Gewässer ordentlich an einen Angelverein verpachten,
> dann könnten die Raubfische einsetzen oder Friedfische gezielt
> rausfangen, um das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen.
>
>>> Ich bin kein Forstfachmann, aber ich kann mir gut vorstellen, dass
>>> Wälder ähnliche Probleme haben können. Bei Schädlingsbefall zum
>>> Beispiel. Oder nach Sturmschäden.
>> Wie kam die Natur denn vor der Erfindung des Forstfachmanns damit
>> zurecht?
> Das ist eine rhetorische Frage. Ich könnte auch fragen, wie die Natur
> vor uns Menschen zurecht kam. Das ist aber zu rückwärts gewandt.
>
> Wenn ich nicht möchte, dass riesige Heerscharen von Wildschweinen die
> Ernte auf meinen Feldern vernichten, dann muss ich diese (auch in
> Rückzugsgebieten wie der Senne) bejagen. Früher hätte man die alle
> gegessen, heute ist man da ja eher nicht so für und so toll zu jagen
> sind die auch nicht, hab ich gehört. Fakt ist, dass die Ernten
> vernichten bzw. erheblich mindern können.
>
> Wenn ich nicht mit Erdöl heizen möchte, dann kann ich mit Holz heizen.
> Das will aber irgendwo geschlagen werden. Idealerweise vor Ort und
> nicht so weit entfernt, dass ich es unter Einsatz großer Mengen an
> Erdöl durch die Gegend transportieren muss.
>
> Überhaupt: Will ich auf zur Neige gehendes Erdöl verzichten, dann muss
> ich regenerative Treibstoffe, Baumaterialen, Heizmaterialien etc.
> verwenden. Dazu kann ich zum Beispiel auf riesige Monokulturen setzen
> und Biogasanlagen nutzen. Das die Monokulturen anstelle von
> Nahrungsmitteln angebaut werden, dürfte man auch schon gehört haben.
> (Dafür gibts dann irgendwo anders Monokulturen mit Nahrungsmitteln,
> die dann her transportiert werden...)
> Oder ich nutze, was vor Ort verfügbar ist. Zum Beispiel Wälder, die
> ich nachhaltig (ich will die ja auch noch in 100 Jahren nutzen)
> bewirtschafte. Ich weiss nicht, was an nachhaltiger Bewirtschaftung
> nicht vernünftig sein soll.
>
> Für mich wäre es sogar überaus löblich und "piratig", sich für eine
> nachhaltige Nutzung bestehender Ressourcen vor Ort einzusetzen, statt
> diese mehr oder minder fraglos unter Schutz zu stellen.
>
>>> Gerade die Piraten dürfen nicht auf Öko-Nazis und deren Terror
>>> reinfallen.
>> Also, wer Pro Nationalpark ist, ist Öko-Nazi und übt Terror aus? Was für
>> einen Terror denn? Und wer dagegen ist, ist? Wirtschafts-Nazi? Oder?
>> Habe ich das so richtig verstanden? ;-)
> Nein, das hast du falsch verstanden, daran bin aber auch ich Schuld.
> "Öko-Nazis" bzw. "-Nazis" sind für mich Personen, die ihr Handeln als
> alternativlos (da haben wir es wieder) ansehen, sich selbst "aus
> Prinzip" im Recht wähnen und abweichende Meinungen nicht tolerieren.
> (Es gibt natürlich auch Wirtschaft-Nazis... ;-D)
>
> Im Zusammenhang mit dem Nationalpark Senne trifft diese Bezeichnung
> insofern zu, als das z.B. der BUND der sonst jederzeit _FÜR_ mehr
> Bürgerbeteiligung ist [2] [3] [4], hier gegen eine Befragung der
> Bürger ist [5]. Dieser Seite [6] entnehme ich, dass der BUND zu den
> angesprochenen "OWL-Umweltverbände[n]" gehört.
>
> Das stinkt bis zum Himmel. Und zwar danach, dass der BUND seine Felle,
> im Falle einer Befragung der örtlichen Bevölkerung, wegschwimmen sieht
> und deshalb die oft geforderte Bürgerbeteiligung hier ablehnt. Dazu
> die abenteuerliche Meinung das müsse (im Falle von Bürgerbeteiligung)
> auf Landesebene entschieden werden. Mehr Demokratie also bitte nur,
> wenn es dem BUND ins Programm passt.
>
> Terror wird hier insofern ausgeführt, als das der BUND bzw. andere
> Naturschützer sich als Meinungsführer aufführen und andere Meinungen
> nicht dulden. Als Totschlagargument wird eine romantisierte
> Darstellung von "unberührter" Natur genutzt, bei der eine nachhaltige
> Nutzung der Natur komplett außen vor bleibt. Dieser Terror würde,
> mediale Nutzung entsprechend vorausgesetzt, auf Landesebene vermutlich
> sogar Früchte tragen. Vor Ort schockt uns das eher wenig, weil wir in
> einer schönen grünen Gegend leben und deshalb würde eine entsprechende
> Abstimmung nicht für BUND o.ä. ausfallen.
>
> Gruß,
> Florian
>
>
> [0]
> http://landesverband-lippe.de/fileadmin/user_upload/files/Forst/Berger_Vertiefungsgutachten_NLP_Teutoburger_Wald_Text_lang.pdf
> [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Verbuttung
> [2] http://www.bund.net/aktiv_werden/aktionen/mehr_buergerbeteiligung/
> [3]
> http://www.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/bund-will-energiewende-beschleunigen-und-buergerbeteiligung-ausbauen-bund-bundesdelegiertenversamml/
> [4]
> http://www.bund.net/nc/bund_intern/news_aktivenewsletter/news_des_bundesverbandes/detail/artikel/weiterbildung-neue-aktive-gewinnen-und-alte-hasen-motivieren/
> [5] http://www.nw-news.de/owl/5760685_Streit_um_Nationalpark-Umfrage.html
> [6] http://www.infonetz-owl.de/index.php?id=228


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