Re: [Oberhausen] Straßenbahn-Linie 105

[AndRo <andro AT piratenfraktion-nrw.de>]

Danke, dass du das Thema aufgreifst. Mich treibt schon seit ein paar Tagen 
die Absicht um , dazu mal ein Pressestatement zu schreiben.
Das war der "Arschtritt" von außen, den ich gebraucht habe. ;-)

Mein Verständnis piratiger Herangehensweise zu diesem Thema ist folgendes:
Grundätzlich ist der Ausbau des ÖPNV auch meiner Meinung nach immer 
wünschens- und förderungswert.
Schon im Kommunalwahlprogramm (das ja leider nicht zum Zug kam ;-b) hatten 
wir die konkrete Forderung nach dem Ausbau der 105.
Diesbezüglich würde ich mich freuen, wenn Marco W. - der sich damit schon 
intensiver auseinandergesetzt hat - vielleicht mal 
seine fachliche Expertise einbringen könnte und ein paar Argumente zusammen 
trägt.

Der wesentlich wichtigere Aspekt aus unserer Sicht ist aber mMn der klägliche 
Versuch der SPD ihre nach der Wahl gewonnene Einsicht
über die Notwendigkeit von mehr Bürgerbeteiligung in die Praxis umzusetzen. 
Dabei ist genau eingetreten, was ich von Anfang an befürchtet habe.
Die verkacken das!
Keine Ahnung, ob da Absicht oder Unfähigkeit hinter steht...

Wenn die Bürger sich über dieses Thema eine sachgerechte Meinung bilden 
sollen, um darüber abstimmen zu können 
(was ich grundsätzlich ja für den richtigen Weg halte), muss man ihnen auch 
alle relevanten Informationen zur Verfügung stellen.
Dies ist bisher nicht der Fall - und somit halte ich es auch nicht für klug - 
wie B.O.B. es aktuell macht - auf dieser uninformierten Basis bereits 
Empfehlungen auszusprechen.
Was jetzt unsere Aufgabe sein sollte, ist diese Informationen einzufordern 
und die relevanten Fragen stellen ("Wir stellen das mal in Frage!").
Voreilige Antworten können wir getrost den anderen überlassen.

Was sind das genau für Kosten, die da kalkuliert wurden? Sind das die, die 
man durch das Fahrgastaufkommen einbringen müsste?
Ich hatte das mal überschlagen und festgestellt, dass sich das bei einem 
Bruchteil der veranschlagten Nutzung bereits amortisieren würde.
Inwieweit sind Einsparungen redundanter Linienführungen da bereits 
herausgerechnet worden?
€ 400.000,- wurden in den Raum geworfen, aber nicht ins Verhältnis gesetzt. 
Genau genommen ist das lediglich ca. 1,- € pro Oberhausener Einwohner.
Bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 15.000km und einem 
Durchschnittsverbrauch von 8 Litern (€ 1,50/ Liter) reichen die € 400.000,-
beispielsweise nur für den Spritverbrauch von 222 PKW (und da sind 
Wertverlust, Verschleiß, Steuern, Versicherung, etc. noch nicht mit 
einkalkuliert...)

Was man gar nicht realistisch beziffern kann - aber eben auch nicht außer 
Acht lassen darf - sind die Bereiche, 
wo die Bürger jenseits der rein betriebswirtschaftlich abgegerenzten 
Kalkulation von dem Ausbau profitieren würden.
- Entlastung der Essener Str. vom Individualverkehr = Wertsteigerung der 
Anliegergrundstücke und Verbesserung der Lebensqualität
                                                    = Einsparungen bei 
Instandhaltung und Sanierung der Fahrbahn
                                                    = Entlastung der Umwelt 
bei Einsparung der Folgekosten
- Vermarktungsvorteile des so nahverkehrstechnisch erschlossenen 
Stahlwerksgeländes
- Die Idee von Oberhausen als Studentenwohnstadt (mit all den damit 
einhergehenden wirtschaftlichen Chancen) gewinnt durch die Uni-Anbindung an 
Attraktivität
- Die Arbeitsplätze durch Bau und Betrieb der Bahnverlängerung sind positive 
volkswirtschaftliche Nebeneffekte

... und ich bin sicher, dass sich die Aufzählung bei näherer Betrachtung 
beliebig fortsetzen ließe.

Von den Vorzügen durch bessere Teilhabe sozial benachteiligter Mensch ohne 
eigenes Auto mag ich angesichts der eher egoistisch ökonomisch geführten 
öffentlichen Diskussion kaum zu sprechen....

Darüber hinaus darf man bei der besseren Vernetzung nicht die eine 
Straßenbahnlinie isoliert betrachten. Sie ist ja auch Anbindung an weitere 
Linien.
Wer sich mal mit Vernetzung auseinandergesetz hat weiß, dass jede einzelne 
Anbindung eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten eröffnet, 
die sich nicht auf die direkten Anknüpfungen reduzieren lässt. 

Diese Diskussionen auf reduzierter Faktenbasis sind einfach nicht 
sachgerecht. Da können wir ein- und nachhaken! 

Und jetzt ihr... ;-)

Mit freundlichen Grüßen,

Andreas Ronig

Büro 
Daniel Düngel, MdL

Landtag Nordrhein-Westfalen
Postfach 10 11 43
40002 Düsseldorf 

Telefon:        (0211) 884 4635
Telefax:        (0211) 884 3704
Twitter:       @PiratAndRo
andreas.ronig AT landtag.nrw.de

----- Ursprüngliche Mail -----
Von: "Ralf Hurnik" <Ralf.Hurnik AT Arcor.de>
An: "oberhausen" <oberhausen AT lists.piratenpartei.de>
Gesendet: Mittwoch, 8. Oktober 2014 09:31:30
Betreff: [Oberhausen] Straßenbahn-Linie 105

Moin,

nachdem ich von Bekannten (bereits am Wochenende) gefragt worden bin,
wie wir dazu stehen und welche Abstimmempfehlung wir im Falle eines
Bürgerentscheid geben würden, hätte ich gerne mal ein Meinungsbild.

Auslöser war dieser Artikel:

>
http://www.derwesten.de/staedte/oberhausen/so-sinnvoll-sind-80-millionen-euro-fuer-drei-kilometer-bahn-id9896482.html

Ich persönlich finde ja jede Verbesserung im ÖPNV grundsätzlich
gut und bin auch der Meinung, dass die Vorteile einer Straßenbahn
die Nachteile gut wegmachen.

In diesem Fall, sehe ich allerdings auch die hohen Kosten und da
wir ja alle wissen, dass es bei den jetzigen Zahlen nicht bleiben
wird, sind die nur 400.000€ "angeblich tatsächliche Kosten"auf
30 Jahre wohl entweder Milchmädchen Rechnung oder Wunschtraum.

Nehmen wir an, Land und Bund zahlen ca. 70 Mio und Oberhausen die
(aktuell) restlichen 10 Mio, wer zahlt die Differenz zur tatsächlichen
Summe, die ich (so aus dem Bauch/Erfahrung) auf mindesten 100 - 120 Mio
schätze.

Alternativ: Wie kann von vornherein verhindert werden, dass es zu einer
Kostenexplosion kommt?

Gruß Ralf
-- 
Oberhausen mailing list
Oberhausen AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/oberhausen