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nds-kv-grafschaft-bentheim - Re: [Nds-kv-grafschaft-bentheim] Sparschwein BGE und der ganze Rest :)

nds-kv-grafschaft-bentheim AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ortsgruppe Gr. Bentheim / Nordhorn

Listenarchiv

Re: [Nds-kv-grafschaft-bentheim] Sparschwein BGE und der ganze Rest :)


Chronologisch Thread 
  • From: "Sascha Mertens" <sascha AT mertens-finke.de>
  • To: "'Ortsgruppe Gr. Bentheim / Nordhorn'" <nds-kv-grafschaft-bentheim AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Nds-kv-grafschaft-bentheim] Sparschwein BGE und der ganze Rest :)
  • Date: Mon, 14 May 2012 12:15:29 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nds-kv-grafschaft-bentheim>
  • List-id: "Ortsgruppe Gr. Bentheim / Nordhorn" <nds-kv-grafschaft-bentheim.lists.piratenpartei.de>

Mahlzeit,

Richtig.
Die Thesen, Studien und Ausführungen sind mir bekannt.
Es geht aber hier und heute nicht darum, sofort etwas zu ändern, da wir erst
am Anfang einer automatisierten Welt stehen - nicht in jedem Land ist der
Stand so hoch wie bereits in unserer BRD. Aber wer heute schon die Augen
aufmacht, wird sehen, dass die Unternehmen zunehmend auf "flexible"
Arbeitnehmer setzen (Zeit- und Teilzeitarbeit etc.). Des Weiteren, dass schon
heute die Großunternehmen auf die Automatisierung und Fachkräfte setzen - das
ist gleichzusetzen mit dem Wegfall der "Hilfsarbeiter". Der
Gesellschaftswandel mit den niedrigeren Geburtenraten kommt dem zugute und
natürlich wird es kein "Ende der Arbeit" geben. Allerdings muss es einen
sozialen Ausgleich geben, für den immer stärker werdenden Umsatz und
Gewinnanstieg der Industrie und dem gleichzeitigen Anstieg der Empfänger von
Sozial- und Hilfsleistungen.

Ich bin sicher kein Wirtschaftsfachmann - aber auch nicht blind ;)
Und schließlich ist das auch nur meine bescheidenen eigene Meinung.

LG

Sascha

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: nds-kv-grafschaft-bentheim-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:nds-kv-grafschaft-bentheim-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag
von aloa5
Gesendet: Montag, 14. Mai 2012 11:50
An: nds-kv-grafschaft-bentheim AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Nds-kv-grafschaft-bentheim] Sparschwein BGE und der ganze Rest
:)


Sascha Mertens schrieb:
> bis langfristig wird sich eine Situation einstellen, die Johanne kurz
> in Ihrem Text erwähnt hat. Was früher die Industrialisierung war, ist
> heute die Automatisierung (Ich weiß wovon ich rede, ich komme aus
> dieser Branche – wenn unser Job erledigt war, waren viele Ihren los –
> traurig aber wahr.). Damit bricht das Prinzip von Lohnsteuer und
> Mehrheits- wenn nicht sogar Vollbeschäftigung zusammen. Einige wenige
> Unternehmen erzielen astronomische Gewinne ohne entsprechende
> Beschäftigungen zu erbringen. Das bedeutet für mich, dass die
> steigenden Unternehmensgewinne in Relation mit den auf lange Sicht
> sinkenden Angestelltenzahlen gebracht werden muss. ....

Vielleicht einmal diese Links durchlesen:

/Mannheim research instutites for the economics of aging Wider die Mär, das
der techn. Fortschritt unaufhaltsam Arbeitsplätze zerstört/:
http://mea.mpisoc.mpg.de/fileadmin/files/polstudies/jb3njr15xxwyq1zq_policy_brief_2.pdf

dies hier:
http://wiki.piratenpartei.de/Bedingungsloses_Grundeinkommen/Gegenrede#Die_Arbeit_verschwindet_-_Mythos_oder_Wahrheit.3F

Und das hier:
http://logicorum.wordpress.com/2012/02/01/so-viel-haben-wir-2011-gearbeitet/
http://logicorum.wordpress.com/2010/11/23/die-entwicklung-der-arbeitszeit-stuttgart-21-und-das-bge/

Da bleibt dann in etwa in der Tat so viel von dem "Ende der Arbeit" übrig als
ob man si zu Beginn der Industriellen Revolution ausgelobt hätte. ;)

Das ist ein Märchen.

Richtig ist: man kann dieses Ende jederzeit ausloben. Das funktioniert
womöglich dann wenn diejenigen welche das BGE erhalten (aktiv) auf einem
Standpunkt an Wohlstand stehen bleiben und nicht mehr erhalten möchten.
Sprich: mit einem BGE hätten wir HartzIVer auf dem Niveau von 1980 oder
1960 mit 3% in der Gesundheitsbranche Beschäftigten (also ohne Pflegeheime
etc.).

Das ist theoretisch denkbar. Wahrscheinlicher ist dies (gut gemeint -
Resultat bescheiden) :

http://www.thur.de/philo/gast/polanyi.htm

/ Doch im Jahre 1795 kam es mit dem Speenhamland-Gesetz zu einem scharfen
Systemwechsel, der das Elisabethanische Prinzip aufhob, indem nun -
unabhängig vom Nachweis der Bedürftigkeit - Armenunterstützung und
Lohnausgleichszuschüsse f ü r a 1 1 e vorgesehen waren. Praktisch war dies
ein Existenzgeld. Die eben zuvor erst mühsam wieder erarbeitete
Unterscheidung zwischen Arbeitshaus und Armenhaus wurde bedeutungslos: Das
Arbeitshaus verschmolz mit dem Armenhaus, und das Armenhaus selbst begann
mehr und mehr zu verschwinden.....
Die Wirkungen des Speenhamland-Gesetzes waren verheerend: Wegen der
Lohnzuschüsse sanken die Löhne unter das Existenzminimum, die Pauperisierung
wurde allgemein. Auch, weil sich der verhaßten Arbeit in den Fabriken nun
durch Entgegennahme von Armenunterstützung entkommen ließ, damit aber eine
tiefe Abhängigkeit von gemeindepaternaler Leistung entstand, was
psychologisch zu Passivität, Ergebenheit und Demoralisierung führte. Um 1830
etwa wurden die Kinder der Pauper, so wie später erst afrikanische Sklaven
und noch später KZ-Häftlinge, als "Stücke" tituliert - so sehr war alles
bekannt Menschliche aus den Paupern gewichen; die soziale und kulturelle
Entwurzelung wurde erst mit dem Speenhamland-Gesetz total.

Obwohl dies sicher nicht in der Absicht und im Interesse der Erfinder dieses
Gesetzes gelegen hatte - schließlich sank mit der Pauperisierung die
Arbeitsproduktivität dramatisch -, waren mit der sozio-kulturellen
Entwurzelungskatastrophe aber vielmehr erst die Voraussetzungen gegeben, die
menschliche Arbeitskraft vollends zu einer unumschränkt disponiblen Ware zu
machen. Nun erst konnte - so Polanyi - Industriekapitalismus wirklich
beginnen. Dessen Geburtstermin legt Polanyi so auf das Jahr 1834, in dem das
Speenhamland-Gesetz aufgehoben und überall im Lande wieder Arbeitshäuser
errichtet wurden, deren unvorstellbar radikalen Verfahrensweisen bei der
Prüfung der Arbeitswilligkeit der Unterstützungsempfänger erstmals nacktem
und brutalem Terror gleichkamen; Industriekapitalismus begann mit der
Zurichtung des Menschen zum dressierten Arbeitsaffen..../

Also Vorsicht mit dem was Du an Annahmen tätigst und an Maßnahmen vorschlägst.
Ihr wärt nicht die ersten welche mit empirisch nicht belegten Annahmen und
durch falsche Versprechen etwas initiiert was mit äußerst unschönen
Resultaten Endet.

- die Behauptung das die Arbeit verschwindet ist tendenziell falsch
- es ist tendenziell anzunehmen das es mindestens einen HartzIVer in
Deutschland gibt der mehr konsumieren möchte (=mehr Arbeitskraftnachfrage)
- bei einem Ziel welches bessere Ausstattung für diesen einen HartzIVer
vorsieht ist eine Reduktion des Arbeitsangebotes auf maximal [status quo +
strukturell wie regional benötigte zusätzliche Arbeitskraft] möglich, aber
nicht mehr

Unter diesen Prämissen und Aussichten ein BGE auf diese Weise zu initiieren
wie es sich manche vorstellen bedeutet ein Zielkonflikt (entweder mehr - oder
weniger) und ist in der Folgenabwägung mehr als fraglich.

Also: gut überlegen - Zahlen lesen, fragen, Studien ansehen.
Wundermitteln aus Planwagen würde ich misstrauen.

Grüße
Otmar
--
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https://service.piratenpartei.de/listinfo/nds-kv-grafschaft-bentheim





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