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nds-kv-grafschaft-bentheim - Re: [Nds-kv-grafschaft-bentheim] Sparschwein BGE und der ganze Rest :)

nds-kv-grafschaft-bentheim AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ortsgruppe Gr. Bentheim / Nordhorn

Listenarchiv

Re: [Nds-kv-grafschaft-bentheim] Sparschwein BGE und der ganze Rest :)


Chronologisch Thread 
  • From: aloa5 <aloa5 AT news.piratenpartei.de>
  • To: nds-kv-grafschaft-bentheim AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Nds-kv-grafschaft-bentheim] Sparschwein BGE und der ganze Rest :)
  • Date: Mon, 14 May 2012 09:49:30 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nds-kv-grafschaft-bentheim>
  • List-id: "Ortsgruppe Gr. Bentheim / Nordhorn" <nds-kv-grafschaft-bentheim.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Sascha Mertens schrieb:
bis langfristig wird sich eine Situation einstellen, die Johanne kurz in Ihrem Text erwähnt hat. Was früher die Industrialisierung war, ist heute die Automatisierung (Ich weiß wovon ich rede, ich komme aus dieser Branche – wenn unser Job erledigt war, waren viele Ihren los – traurig aber wahr.). Damit bricht das Prinzip von Lohnsteuer und Mehrheits- wenn nicht sogar Vollbeschäftigung zusammen. Einige wenige Unternehmen erzielen astronomische Gewinne ohne entsprechende Beschäftigungen zu erbringen. Das bedeutet für mich, dass die steigenden Unternehmensgewinne in Relation mit den auf lange Sicht sinkenden Angestelltenzahlen gebracht werden muss. ....

Vielleicht einmal diese Links durchlesen:

/Mannheim research instutites for the economics of aging Wider die Mär, das der techn. Fortschritt unaufhaltsam Arbeitsplätze zerstört/:
http://mea.mpisoc.mpg.de/fileadmin/files/polstudies/jb3njr15xxwyq1zq_policy_brief_2.pdf

dies hier:
http://wiki.piratenpartei.de/Bedingungsloses_Grundeinkommen/Gegenrede#Die_Arbeit_verschwindet_-_Mythos_oder_Wahrheit.3F

Und das hier:
http://logicorum.wordpress.com/2012/02/01/so-viel-haben-wir-2011-gearbeitet/
http://logicorum.wordpress.com/2010/11/23/die-entwicklung-der-arbeitszeit-stuttgart-21-und-das-bge/

Da bleibt dann in etwa in der Tat so viel von dem "Ende der Arbeit" übrig als ob man si zu Beginn der Industriellen Revolution ausgelobt hätte. ;)

Das ist ein Märchen.

Richtig ist: man kann dieses Ende jederzeit ausloben. Das funktioniert womöglich dann wenn diejenigen welche das BGE erhalten (aktiv) auf einem Standpunkt an Wohlstand stehen bleiben und nicht mehr erhalten möchten. Sprich: mit einem BGE hätten wir HartzIVer auf dem Niveau von 1980 oder 1960 mit 3% in der Gesundheitsbranche Beschäftigten (also ohne Pflegeheime etc.).

Das ist theoretisch denkbar. Wahrscheinlicher ist dies (gut gemeint - Resultat bescheiden) :

http://www.thur.de/philo/gast/polanyi.htm

/ Doch im Jahre 1795 kam es mit dem Speenhamland-Gesetz zu einem scharfen Systemwechsel, der das Elisabethanische Prinzip aufhob, indem nun - unabhängig vom Nachweis der Bedürftigkeit - Armenunterstützung und Lohnausgleichszuschüsse f ü r a 1 1 e vorgesehen waren. Praktisch war dies ein Existenzgeld. Die eben zuvor erst mühsam wieder erarbeitete Unterscheidung zwischen Arbeitshaus und Armenhaus wurde bedeutungslos: Das Arbeitshaus verschmolz mit dem Armenhaus, und das Armenhaus selbst begann mehr und mehr zu verschwinden.....
Die Wirkungen des Speenhamland-Gesetzes waren verheerend: Wegen der Lohnzuschüsse sanken die Löhne unter das Existenzminimum, die Pauperisierung wurde allgemein. Auch, weil sich der verhaßten Arbeit in den Fabriken nun durch Entgegennahme von Armenunterstützung entkommen ließ, damit aber eine tiefe Abhängigkeit von gemeindepaternaler Leistung entstand, was psychologisch zu Passivität, Ergebenheit und Demoralisierung führte. Um 1830 etwa wurden die Kinder der Pauper, so wie später erst afrikanische Sklaven und noch später KZ-Häftlinge, als "Stücke" tituliert - so sehr war alles bekannt Menschliche aus den Paupern gewichen; die soziale und kulturelle Entwurzelung wurde erst mit dem Speenhamland-Gesetz total.

Obwohl dies sicher nicht in der Absicht und im Interesse der Erfinder dieses Gesetzes gelegen hatte - schließlich sank mit der Pauperisierung die Arbeitsproduktivität dramatisch -, waren mit der sozio-kulturellen Entwurzelungskatastrophe aber vielmehr erst die Voraussetzungen gegeben, die menschliche Arbeitskraft vollends zu einer unumschränkt disponiblen Ware zu machen. Nun erst konnte - so Polanyi - Industriekapitalismus wirklich beginnen. Dessen Geburtstermin legt Polanyi so auf das Jahr 1834, in dem das Speenhamland-Gesetz aufgehoben und überall im Lande wieder Arbeitshäuser errichtet wurden, deren unvorstellbar radikalen Verfahrensweisen bei der Prüfung der Arbeitswilligkeit der Unterstützungsempfänger erstmals nacktem und brutalem Terror gleichkamen; Industriekapitalismus begann mit der Zurichtung des Menschen zum dressierten Arbeitsaffen..../

Also Vorsicht mit dem was Du an Annahmen tätigst und an Maßnahmen vorschlägst.
Ihr wärt nicht die ersten welche mit empirisch nicht belegten Annahmen und durch falsche Versprechen etwas initiiert was mit äußerst unschönen Resultaten Endet.

- die Behauptung das die Arbeit verschwindet ist tendenziell falsch
- es ist tendenziell anzunehmen das es mindestens einen HartzIVer in Deutschland gibt der mehr konsumieren möchte (=mehr Arbeitskraftnachfrage)
- bei einem Ziel welches bessere Ausstattung für diesen einen HartzIVer vorsieht ist eine Reduktion des Arbeitsangebotes auf maximal [status quo + strukturell wie regional benötigte zusätzliche Arbeitskraft] möglich, aber nicht mehr

Unter diesen Prämissen und Aussichten ein BGE auf diese Weise zu initiieren wie es sich manche vorstellen bedeutet ein Zielkonflikt (entweder mehr - oder weniger) und ist in der Folgenabwägung mehr als fraglich.

Also: gut überlegen - Zahlen lesen, fragen, Studien ansehen. Wundermitteln aus Planwagen würde ich misstrauen.

Grüße
Otmar




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